den 80ern
+ unfassbar gute Musik
+ liebevolle Animationen und Pixelgrafik
- viel zu kurze Spielzeit
- viel zu viel verschenktes Gameplay Potenzial
"Crossing Souls" versucht alles, um den Charme der 80er einzufangen und in einer liebevoll gezeichneten Welt dem Spieler zu eröffnen. Hier wird auch allerlei richtig gemacht. Die Musik ist spot-on, Charaktere und Cutscenes wirken wie aus einer Serie geklaut schön und das Setting des 1986er Kaliforniens kommt richtig gut an. Allerdings schmälert der Fokus auf das 80er-Theme den Rest des Spiels doch sehr. Mit runden fünf Stunden Spielzeit, einigen Collectables und einer Vielzahl an Referenzen, lässt "Crossing Souls" gerade in Sachen Gameplay ordentlich Potenzial liegen, sodass die einzigartigen Fähigkeiten der Charaktere wenig ausgespielt werden und auch Kämpfe uninspiriert wirken und nie wirklich eine Herausforderung darstellen. Einzig das Feature, die 80er durch so ein Spiel zu erleben ist wirklich die größte Qualität von "Crossing Souls".
Lesezeit: 4 MinutenNach drei Jahren, einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne und dem Umzug von Entwickler Fourattic ins schöne Sevilla, halten wir mit Crossing Souls eine Ode an die 80er in den Händen. Schon weit vor Release sicherte Publisher Devolver Digital zu, das Spiel zu veröffentlichen, ganz gleich wie gut der Kickstarter laufen würde. Ob sich das Warten gelohnt hat und wie gut sich Crossing Souls anfühlt und anhört, haben wir für euch mal gecheckt.
Ein ganz unschuldiger Beginn
Es ist 1986, wir befinden uns in Kalifornien, die Sommerferien sind angesagt. Chris lebt das Leben eines ganz normalen Teenagers. Mutti macht Stress, weil der kleine Bruder Kevin wieder zu lange unterwegs war und nicht nach Hause gekommen ist. Um Ärger zu vermeiden, begibt sich Chris aus der Wärme seines Zimmers heraus und sucht den kleinen Unruhestifter, vermutlich. Unterwegs sammelt der blauhaarige Baseballfan seine Freunde ein, um gleichzeitig den schönen Sommertag zu genießen. Am Baumhaus, dem gewohnten Ort der Clique, erwartet Kevin die Gruppe mit aufregenden Neuigkeiten. Er hat einen toten Wissenschaftler gefunden.
Als sich die Gruppe das Unvorstellbare ansieht, entdecken sie einen rosafarbenen Stein in Form einer Pyramide, der ihr Leben für immer verändern sollte. Nach einiger Forschung durch das Gruppengenie Math, erweist sich die rosa Pyramide als der Duat-Stein, einem alten Artefakt, welches seinem Träger den Kontakt mit der Welt der Toten ermöglicht. Kevin möchte die neue Kraft nutzen, um seinen treuen Hund Sparky nochmal zu sehen. Allerdings katapultiert der Stein die Freunde in eine furchtbare Regierungsverschwörung, die die ganze Welt bedroht; eine Verschwörung, in welcher sogar die Götter ihre Hände im Spiel haben.
Puzzle, Kämpfe und Gespräche
Das Gameplay von Crossing Souls besteht gleichermaßen aus dem Lösen von Aufgaben und actionreichen Kämpfe mit den Seelen der Toten. Während ihr die Kämpfe mit einem Charakter eurer Wahl bestreiten könnt, seid ihr bei den Rätseln auf alle eure Freunde angewiesen. Chris selber ist einer der Wenigen, die springen können und der Einzige, der klettern kann. Zudem kann er mit seinem Baseballschläger nicht nur ordentlich austeilen, sondern auch Projektile zurückschmettern. Math ist als der Nerd der Gruppe mit einem Blaster ausgestattet. Zwar kann er nicht springen, mit seinem Jetpack aber größere Klüfte überqueren. Charlie, die den einzigen weiblichen Charakter verkörpert, benutzt ihr Springseil nicht nur für den Sport. Mit ihren kurzen Sprints kann sie schnell Hindernisse überwinden. Big Joe ist zwar der Langsamste von allen, trifft seine Gegner dafür aber auch mit der Wucht eines D-Zugs. Kevin ist überhaupt kein Kämpfer, dafür ein guter Springer. Per Knopfdruck lassen sich die Charaktere problemlos und jederzeit durchswitchen. Dazu hat jeder seine eigene HP-Leiste.
Nostalgie, Referenzen und der Sound der 80er
Crossing Souls kann gar nicht mehr Eighties werden, als es schon ist. Schon musikalisch zieht sich der Klang vom Synthesizer durch das ganze Spiel und schafft es, sowohl eine mutige Aufbruchstimmung, als auch Desolation und Frust zu generieren. Aber auch abseits vom Sound-Department strotzt Crossing Souls nur so vor 8oer Jahre-Flair. So ist die Hauptstory hauptsächlich durch Filmklassiker wie Die Goonies und E.T. beeinflusst. Zudem wird der pixelige Artstyle des Spiels hier und da durch eigens animierte Cutscenes abgewechselt, welche viel Inspiration von He-Man and the Masters of the Universe und den Teenage Mutant Ninja Turtles beziehen; Serien, die ebenfalls aus den 80ern stammen.
Um die Ode an 1980er abzurunden, ist Crossing Souls bis zum Rand gefüllt mit Referenzen an Filme, Spiele und Interpreten. So hat beispielsweise das Oberhaupt der lokalen Straßengang, Quincy Queen, hat eine erschreckende Ähnlichkeit mit dem inzwischen verstorbenen Musiker Prince. Ob es an der Gitarre liegt, mit der er angreift oder sein Style allein, passen tut es allemal. Neben den Charakteren, gibt es aber auch reichlich Zeug zu finden. So sind in ganz Kalifornien “alte” Videospiele und Alben zu finden, deren Namen zwar leicht geändert wurden, aber, wie so oft, wenn man solche Referenzen bekommt, reicht die Reaktion von einem kleinen Lächeln bis zu einem “Ohhh ja, ich erinnere mich”.
Aber wenn Nostalgie überwiegt…
…setzt leider ein ganz bitterer Beigeschmack ein. So geht Crossing Souls nach runden fünf Stunden schon zu Ende. Ein Umstand, der besonders schwer wiegt, wenn die erste Stunde davon eher Exposition ist. Auch die Tatsache, dass man gegen den eigentlichen Urheber des ganzen Chaos’ gar nicht kämpft, sondern einfach mit Protagonistenpower über ihn triumphiert, rückt das Spiel etwas aus dem Glanz der Atmosphäre heraus. Aber auch neben der kurzen Story steht sich Crossing Souls viel zu sehr selbst im Weg. Es gibt viel zu wenig Momente, wo die Fähigkeiten der einzelnen Charaktere zum Tragen kommen. Selbst die Kämpfe sind selten eine Herausforderung, dauern nicht lange und erfordern selten eine richtige, andere Strategie, als “Hit and Run”.
Das Fazit
Crossing Souls ist ein einziger Liebesbrief an die 80er. Jede Sekunde des Spiels läuft förmlich über, sei es musikalisch, grafisch, oder gameplaytechnisch. Allerdings ist auch das der größte Schwachpunkt des Kickstarter-Titels, der 2014 an den Start ging. Nostalgie erzählt nur schwerlich eine Geschichte und so kommen sämtliche, wichtigen Faktoren hier leider gänzlich zu kurz. Was mich tatsächlich richtig aus der Bahn geworfen hat, war das ziemlich abrupte Ende. Aber auch das wenig genutzte Potenzial einzelner Charaktere und das Fehlen richtig ernstzunehmender Gegner lässt den Spielspaß nach dem Ende schnell verhallen. Crossing Souls bleibt wenig durch ausdrucksstarke Momente im Gedächtnis und mehr auf der akkustischen Seite im Ohr hängen. Optisch und musikalisch wird hier aber wirklich alles richtig gemacht. Der ikonische Klang der Synthie-Wave-Musik gibt dem Spiel zu jedem Zeitpunkt die richtigen Vibes. Die Abwechslung zwischen der deteilgetreuen Pixelgrafik und den liebevoll animierten Cutscenes erzählt die Story nicht nur gut, sondern bringen den Charme der 80er auch visuell fantastisch rüber.
Aber all’ das wird leider durch die zu kurz geratene Spielzeit und die wenigen Gameplayelemente überschattet.