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Need for Speed – Verbranntes Gummi für Nix

von am 15. Dezember 2015
Pluspunkte

+ geile Cutscenes
+ saubere Einarbeitung der originalen Auto-Optik
+ klassische und moderne Wagen
+ erfrischende Eventtypen

Minuspunkte

- keine immersive Welt oder Story
- plötzlicher Anstieg der Schwierigkeitskurve
- lahmer Soundtrack
- Gefühl des Gewinnens bleibt weitesgehend aus

Editor Rating
 
GAMEPLAY
7.0

 
GRAFIK
10

 
SINGLEPLAYER
7.0

 
MULTIPLAYER
5.0

 
SOUND
8.0

Gesamt-Wertung
7.0

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Zusammenfassung
 

Zum 22. Mal geht Need for Speed an den Start und lässt euch auch dieses mal die Straßenrenn-Szene aufmischen.In den Straßen von Ventura Beach baut ihr eurer Crew mit jedem Sieg einen Namen auf, bis die ganz großen Fische der Szene anklopfen. Neben Klassikern wie Rundenrennen und Drifts stehen dem aufsteigenden Straßenkönig neue Herausforderungen bevor, die unter anderem das künsterlische Fahren gegen die Zeit auf die Probe stellen. Wem die Rennen nicht genügen, kann sich wieder Verfolgungen mit der Staatsgewalt liefern. Mit einer Palette von 50 Autos der letzten 40 Jahre sind Lambo-Fans und Nostalgiker bestens für das Pflaster zum Ruhm ausgerüstet. Wer alles aus seiner Karre holen will, kann mit einiger Feinabstimmungen bei Bremsen und co. noch gut tricksen.
Leider zündet NFS hier nicht den gewünschten Turbo und bleibt mit anfangs lahmen Rennen, einer eher leblosen Stadt und einer durch satte Cutscenes erzählte, aber leider unspektakulären Story schnell auf der Strecke liegen.

 

Lesezeit: 7 MinutenZwei Jahre nach Need For Speed: Rivals schickt das Team von EA in erneuter Zusammenarbeit mit Ghost Games die nächste Next-Gen-Karosse an den Start. Mit Need for Speed ist mittlerweile der 22. Teil der Serie im Rennen und versucht die alten Hasen, sowie die Neueinsteiger in den Bann zu ziehen, wie es mich einst mit NFS: Underground und NFS: Carbon traf. Ob das als Reboot betitelte Spiel hier den vollen Turbo zündet oder schon nach wenigen Metern auf dem Asphalt liegen bleibt… mit dieser Frage im Hinterkopf habe ich mich voller Erwartung hinter’s Gamepad meiner PS4 geklemmt.

 

Story-technisch bewegt sich Need for Speed im gewohnten Rahmen: Ihr tretet einer Crew bei, der ihr im Tutorial-Rennen aufgefallen seid, lernt die Mitglieder kennen, werdet angefunkt hier- und dorthin zu fahren und alle möglichen Events zu bestreiten und die krasseste Crew, bzw. der heftigste Fahrer im fiktiven “Ventura Bay” zu werden. Soweit nichts Neues. Allerdings geht EA hier die Extra-Meile und serviert euch die Story zwischendrin immer mal mit satten Live-Action-Cutscenes aus der Sicht des (einmal mehr schweigsamen) Spielers. Das sieht nicht nur gut aus, sondern bringt uns noch lebhafter in die ausgelassene Crewszene ein. “Die Crew selbst besteht nicht nur aus den einzelnen Charakteren, sondern auch aus den dazugehörigen Affinitäten, wie Schrauberin Amy, den gut aussehenden Mann für’s Driften, Manu und den Geschwindigkeitsjunkie Spike. Das Schöne an diesen Charakterkonstellationen ist, dass sich dadurch immer Mal wieder ein kleines Wortgerangel gibt, wenn die verschiedenen Typen von ihrem Metier schwärmen. Schön anzusehen, unterhaltsam und vor Allem holt es immer wieder die Story zurück.
 

Detailgetreuer kannst du einen Wagen fast schon nicht machen

Wie nicht anders zu erwarten, hört die grafische Meisterklasse nicht in den Cutscenes auf. Die Optik jedes fahrbaren Untersatzes in allen möglichen Lichteinfallswinkeln ist einfach grandios, sei es der Porsche 911 Carrera aus dem Jahr 1973 oder der brandaktuelle Lamborghini Huracán. Jeder der 50 Wagen glänzt auf seine eigene Art und Weise, kann mit gefühlt unendlich vielen Decals und Stickern verziert, in einen Candy- oder Metallic-Lack getaucht werden und bietet noch zusätzliche Teile bei den Felgen, Rückspiegeln, Spoilern und Schürzen. Abstriche muss man allerdings schon hier machen, da nicht jeder Wagen Zugang zu allen Teilen hat. So ist es nicht möglich den Auspuff, der auf eurem Mazda RX-8 rattenscharf aussieht, auf euren BMW M3 zu montieren. Ein kleiner Wermutstropfen, der sich aber irgendwie noch verkraften lässt.

Natürlich fährt ein sexy Auto nur so gut, wie seine Teile sind und in diesem Punkt hat sich NFS nicht lumpen lassen. Neben dem Motor und dem Nitrosystem könnt ihr eure Luftfilter upgraden, Zylinderköpfe und Nockenwelle verbessern und das Elektriksystem austauschen. Mit vielen dieser Einzelteile schraubt ihr euer Baby in höhere PS-Sphären, während euch andere aufwertbare Teile freie Hand in der Feinabstimmung gewähren. So könnt ihr bei einer neuen Handbremse bestimmen, wie hart sie greifen soll. Schönes Ding, nichts Neues, aber defintiv für die absoluten Autoliebhaber ein nettes Häppchen.

Für die Abwechslung auf den Straßen sorgen neue Events wie zum Beispiel “Drift Train”, bei dem ihr mit dem gesamten Teilnehmerfeld um die Kurven driftet und nur für das Synchron-Driften ordentlich punktet. Oder das “Gymkhana”, bei dem euer Fahren auf Zeit mit der Leichtigkeit eurer Drifts auf die gleiche Probe gestellt werden: Fahrt von A nach B in der Zeit und schafft x Punkte. Eine willkommende Erfrischung auf dem Asphalt, die den Spielgenuss neben den Klassikern wie Drifts, Sprints und Rundenrennen ab und an mal etwas verlängert.

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Und plötzlich is das Nitro alle

Es hätte so gut werden können und anfangs sah es fast so aus, dass nach THPS5 der nächste Reboot einer guten Jugenderinnerungen einschlagen könnte, aber schnell macht sich die reinste Routine breit. Ihr habt von jedem Crewmitglied ein Event mit auf den Weg gegeben bekommen, das ihr mit ihm oder ihr fahren sollt. So weit, so gut, alles keine Sünde. Allerdings klingelt nach dem Rennen sofort das Telefon und es meldet sich die Person mit der ihr gerade gefahren seid, denn schon wartet das nächste Event auf euch. Auch das ist kein großes Manko… aber es ist tatsächlich das Einzige, was man in diesem Spiel macht. Es klingelt, “komm da und da hin, ich chille hier grad mit n paar Typen, die wollen sehen, was du drauf hast”, ihr fahrt oder portet euch zum Event, frühstückt es kurz weg, “Rinse and Repeat”. Jetzt kann man natürlich sagen: “Henne, das ist ein Autorennspiel! Da will man doch Rennen fahren, oder nicht?!?” Zugegeben, ja das mag der Sinn dieses Genres sein, aber der Geruch von Verdienst und Sieg bleibt über weite Strecken aus. Es entsteht nie das Gefühl, etwas wirklich geschafft zu haben oder weiter zu kommen. In NFS: Most Wanted seid ihr die Berüchtigten-Liga der Polizei empor geklommen, in Carbon habt ihr euch Stadtteil für Stadtteil zurückgekämpft. Wenn nicht gefühlt alle zehn Rennen oder so eine Cutscene kommen würde, die euch davon berichtet, dass ein ganz krasser Fahrer in der Hood unterwegs ist, dann wäre das Spiel die reinste Stagnation. Wer sich sein potentielles Lieblingsrennspiel des Jahres nicht kaputtmachen lassen will, der überliest die kommenden Absätze und rast gleich weiter zum Fazit (oder darüber hinweg).

05_E3_Crew

Alle Kurven sind geil…bis auf die Schwierigkeitskurve

Wenn du die ersten 100 Events in deinem Anfangsauto erfolgreich bestritten hast, bist du entweder einfach nur ein superguter Fahrer, der sein Auto perfekt vorbereitet hat oder das Game-Design hat einfach gepennt. Ich finde es durchaus gut, wenn man sagt, dass alle Autos ein Stück weit gleich gut sind, aber seine Gegner 40 Sekunden hinten zu lassen und bei Drift-Events 100.000 Punkte mehr zu machen, als erforderlich, verliert auch schnell den Siegesgeschmack. Dazu kommt, dass es dann Rennen gibt, die man nicht mal gewinnen muss, sondern wo es reicht, teilgenommen zu haben. Ich werde Sechster von Sechs. Mein Crew-Homie ruft durch und sagt:”Alter, krasse Vorstellung von dir, Mann. Der Asphalt brennt immer noch” (Sinngemäß wiedergegeben). Ich sitze vor meinem Fernsehr und frage mich, was ich da gerade für einen Anruf bekommen habe. Und dann plötzlich, fährt man Rennen, wo man die Scheinwerfer der Anderen nie zu sehen bekommt, weil diese von Beginn an vor einem sind und man oft zum Himmel beten muss, dass dem Erstplatzierten irgendwie ein Taxi oder ein anderer Real-Player ins Heck ballert.

Und damit kommen wir direkt zum nächsten Punkt: Need for Speed ist ein Spiel der Marke “Du musst dauerhaft online sein”. Auch hier ist in erster Linie kein Problem zu erkennen, außer man hat nicht das beste Internet. Blöd wird es allerdings dann, wenn man gerade in einem schwierigen Event tatsächlich mal führt und dann aus der Seitenstraße “stylermyler96xx” mit seiner Corvette kommt und euch volle Wucht aus dem Verkehr zieht. Wenn man sich an NFS: World orientiert hat, wieso hat man dann die Collision Detection für Fahrzeuge, die nicht im selben Rennen sind auch einfach weggelassen. Es passiert selten, dass ein anderer Mensch euch überhaupt begegnet, aber wenn es soweit ist, dann nervt es einfach.

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Wenn sich abseits der Story nur öde Landstraßen befinden

Wer sich im Vorfeld auf die heißen Verfolgunsjadgen mit den Gesetzeshütern gefreut hat, wird auch an dieser Front schwer enttäuscht. Man muss schon beinahe akribisch suchen, um einen Streifenwagen zu finden und durch zu hohe Geschwindigkeit aufzufallen. Meisten dauern Verfolgungen aber nie wirklich lange, es sei denn man fährt extra schlecht. Aber selbst das Aufstocken der Verfolger lässt lange auf sich warten und wo bei Most Wanted eine gefühlte Hundertschaft aus SUV’s und Corvettes am Heck klebten, sind es hier gerade mal zwei oder drei (Stand nach guten acht Minuten Verfolgung). So erfüllt dieses Feature leider nicht den zu erwartenden Anspruch, was äußerst unverständlich ist, da es in älteren Teilen, wie bereits erwähnt sehr gut eingearbeitet wurde.

So sehr man die Optik der Autos und auch teilweise der Spielwelt loben kann, lässt die Stadt jegliche Dynamik vermissen. Die Tageszeit ist nicht von der Uhrzeit abhängig sondern von eurem Höhenmeter. Je höher ihr auf einem Berg seid, desto schöner ist der Horizont. Nähert ihr euch langsam aber sicher dem Tal, wird es immer dunkler. Darüber hinaus ist die gesamte Karte einfach richtig leblos designed. Natürlich, im graphischen Detaillevel ist die Auflösung fantastisch, aber es gibt Nichts, das das Areal irgendwie lebendig wirken lässt. Fabrikhalle hier, ein Diner da und ansonsten Wohnhäuser ‘ne Tanke und ab und zu mal eine Sehenswürdigkeit. Unter’m Strich leider nichts, was mich dazu veranlasst, zu den jeweiligen Events zu fahren, sondern direkt die Teleportfunktion zu nutzen. Und wenn man denkt, es geht nicht mehr, kommen noch Collectables daher. So kann man Aussichtspunkte, Autoteile und kleine Spezial-Donut-Areale entdecken. Fast könnte man meinen, man spiele The Crew.

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Endlich an der Ziellinie: Das Fazit

Need for Speed ist im Kern kein schlechtes Spiel. Es tauchen nur direkt zwei Gedanken auf:
Entweder haben die Leute bei Ghost Games bei den größten Potenzialanlagen einfach geschlampt oder der Zeitplan von EA war einfach so eng, dass man versucht hat, so viel wie möglich, dafür aber eher halbherzig, reinzubasteln. Ich habe mich nicht auf viele Titel dieses Jahr gefreut, aber NFS gehörte durchaus dazu. Umso enttäuschter bin ich, dass ich ein Game geliefert bekomme, dass alles andere als eine packende Story besitzt und letztendlich daraus besteht, dass ich zwischen der Garage und Teleportationen zu den Events wechsle. Selbst, wenn ich mich auf die Suche nach den Collectables gemacht habe, war es nie ein “Yeah”-Erlebnis. Ich kann mir vorstellen, dass die aufstrebende Gamer-Kultur, die nicht mit den “Old-School”-Titeln unserer Zeit aufgewachsen ist, durchaus Gefallen am 22. Spiel der Reihe findet. Für die Fans, mich einbegriffen, die den Standard von vor zehn Jahren aus Carbon und Most Wanted gewöhnt sind, saust Need for Speed geradewegs am Gamer-Herz vorbei, ins Nichts. Wirklich bedauerlich reiht sich der Auto-Klassiker zu THPS5 in die Liste der gescheiterten Reboots ein.

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