Knapp 3 Stunden
The Stanley Parable, Dystopien, Büroarbeit, Blip Blop
+ Wundervoll deprimierend
+ Umwerfende Traumsequenzen
+ Schöner Soundtrack
+ Blip Blop
+ Sehr Meta
- Nach einer Weile an gewissen Stellen vielleicht repetitiv.
- Vergleichsweise kurz
- Ab und an ist es möglich, an Orte zu gelangen, zu denen man offensichtlich nicht soll (Mimimi)
Wer sich schon immer mal gewünscht hat, ein dystopisches Abenteuer aus den Augen eines insignifikanten Angestellten zu erleben, der hat hier die Möglichkeit. Ein wunderschöner Walking-Simulator, der den Spieler immer wieder dazu bringt, sich Sorgen um den aktuellen Stand der Welt zu machen.
Lesezeit: 3 MinutenSchicksal ist etwas Merkwürdiges. Oft wird man von ineffizienten Mitarbeitern gefragt, ob man an das Schicksal glaubt. Als ob es etwas wäre, das man ignorieren könnte. Als ob es etwas wäre, dem man entfliehen könnte. Was natürlich absurd ist. Zurück an die Arbeit. Und los geht’s mit Mosaic.
Krillbite Studio, die unter anderem auch für Titel wie Among The Sleep verantwortlich waren, haben in Zusammenarbeit mit dem Publisher Raw Fury ein Spiel veröffentlicht, das uns sehr tief in den absolut deprimierenden Alltag eines äußerst ineffizienten Angestellten blicken lässt. Klingt nicht wirklich wünschenswert und doch steckt hinter der grauen Fassade deutlich mehr, als man annehmen würde.
Ich lebe gern für meinen Konzern
Die Welt ist geregelt. Alles ist grau, jedes Haus ist ein Wolkenkratzer. Die gesichtslose Menschheit strömt durch die Straßen der Metropole, immer zum Arbeitsplatz hin oder vom Arbeitsplatz weg. Normalerweise. Denn Inge Nielsen, unser Protagonist, scheint mit diesem Leben nicht zufrieden zu sein. Ihm ist es nicht genug, seinen geregelten Tag zu haben. Er scheint nicht damit zufrieden, seine Funktion zwar zu haben, aber nicht zu kennen. Dabei ist es doch so einfach: Mehr. Mehr. Mehr. Expandieren, Optimieren, Automatisieren. Allesamt sind die Menschen Teil einer Maschine, die sie nicht verstehen müssen. Eigentlich eine perfekte Existenz. Und doch gibt es immer wieder Ausbrüche. Momente, an denen sich Inge nicht an seinen Weg hält und merkwürdig farbigen Tagträumereien nachhängt, die das ruhige Leben aller guten Mitarbeiter gefährden könnte.
Der Konzern, in all’ seinen Facetten
Es ist verblüffend schwierig, Mosaic als Spiel zu bewerten. Denn Mosaic ist, finde ich, weit mehr als nur das Spiel an sich. Zu viel Arbeit wurden in die Elemente abseits der Spielerfahrung gesteckt, als dass diese ungewürdigt bleiben können. Allein schon die fiktive Firmenwebsite der Mosaic Corporation, ist – rein technisch gesehen – ein Paradebeispiel für gutes Marketing, aber auch für exzellentes Worldbuilding. Worldbuilding, welches während des Spiels fehlt. Auch die Employee Satisfaction Survey ist, an und für sich, kein Teil des Spiels. Und doch erlangt man hier ebenfalls einen Teil des Puzzles, welches in dieser Intensität nicht während des Spielgeschehens auftaucht.
Ich könnte hier noch die Posts auf Steam erwähnen, in welchen Krillbite nie mit der Rolle der bösen effizienten Supercorporation bricht, die herrlich merkwürdigen Werbevideos, die auf YouTube erschienen sind, oder eben den Fakt, dass Blip Blop absolut real und spielbar ist.
Klar ist, hier war Leidenschaft am Werk. Überall versteckt sich ein kleiner Teil des großen Ganzen und lässt den Spieler/Konsumenten mit einem leicht mulmigen Gefühl zurück. Denn aus einer zynischen Perspektive heraus ist das alles zwar witzig, nur ist es oft auch verblüffend realistisch, vor allem wenn mit leeren Schlagwörtern um sich geworfen wird. Und am Ende des Tages hat man immernoch keine Ahnung, was die Firma nun eigentlich tut.
Starke, graue Bilder
Mosaic ist eine Geschichte voller Rebellion gegen das System. Über den Ausbruch aus der Maschine. All’ das passiert allerdings nicht durch Worte. Über drei Stunden hinweg, spricht Inge einzig und allein zu einem vermutlich imaginären Fisch. Seine Umwelt registriert ihn nicht, vermeidet ihn sogar richtiggehend. Einerseits trägt dies’ zu der allgemein desolaten Atmosphäre bei, andererseits bedeutet das, dass die Aufgabe des Storytellings komplett auf die visuelle Ebene verschoben wird. Was zu hundert Prozent funktioniert hat. Denn während die Low Poly-Grundästhetik bereits unglaublich gut passt, tauchen im Laufe der Geschichte immer wieder wirklich starke Traumsequenzen auf. Surreale Bilder, die beinahe den Eindruck erwecken, dass man gerade einen Comic spielt. Einen sehr merkwürdigen, ausgesprochen guten Comic.
Erfahrungsbericht
Meine ersten Gedanken zu Mosaic lassen sich hier finden. Seither habe ich ein paar Previews spielen dürfen, die allerdings alle ungefähr vom Gleichen handeln. Weswegen meine Entzückung womöglich allein wegen der Repetition dezent gedämpft wurde. Für Spieler, die sich allerdings zum ersten mal mit Mosaic ausseinandersetzen, handelt es sich hier um ein absolutes Juwel. Wer The Stanley Parable mochte, wird sich sicher zu einem gewissen Teil auch hier wiederfinden, auch wenn die Story ganz klar linear ist, und somit nicht allzu viel Experimentierfreudigkeit belohnt. Die wundervollen Traumsequenzen, und vor allem das Ende machen das allerdings definitiv wieder wett. Eine hundertprozentige Empfehlung meinerseits.
Das Spiel ist bereits für die Apple Arcade und den PC veröffentlicht worden. Der Release für Konsolen wie die PS4, Xbox One und die Nintendo Switch ist auf 2020 angelegt.