Lesezeit: 5 MinutenAls ich vor Kurzem den Store meines Smartphones nach interessanten Spielen durchforstet habe, traute ich meinen Augen kaum: Ein neues Metal Slug ist diesen Monat erschienen! Vielleicht hat das noch gar nicht jeder Fan der Reihe gemerkt. Noch verwunderter war ich aber, als mir klar wurde, dass hier kein brachial-satirisches Run and Gun auf mich wartete, sondern ein Free-to-Play Defensegame. Daher auch der treffende Name Metal Slug Defense.
Tja, das klingt ja schon mal gar nicht gut. Schließlich ist der letzte große Versuch eine renommierte Marke für den Free-to-Play/Mobile-Bereich fit zu machen mit Dungeon Keeper mal so richtig in die Hose gegangen. Aber zumindest bei der Story schien das Spiel der Serie schon mal treu zu bleiben. Serientypisch geht’s auch in Metal Slug Defense um den fiesen General Morden, der mal wieder seine Rebellenarmee für einen Militärputsch benutzt hat. Und natürlich treten ihm, wie üblich, die Elitesoldaten um Marco Rossi entgegen, um ihn aufzuhalten. Aber diesmal lauft ihr eben nicht mit einem einzelnen Soldaten durch die Level und ballert auf alles was sich bewegt, stattdessen wird alles etwas strategischer.
Vorwärts marsch!
Zwar sind die Level immer noch zweidimensional und werden euch in einer wunderschönen Pixeloptik und mit fettem Sound präsentiert, aber in Metal Slug Defense besitzt ihr eine Basis am linken Ende der Karte, der Gegner eine am rechten. Am unteren Bildschirmrand tickert eine Zahl hoch. Das sind eure Aktionspunkte und mit denen könnt ihr Einheiten kaufen, ähnlich wie in einem Echtzeit-Strategiespiel. Eure Soldaten und Fahrzeuge laufen und fahren dann einfach nach rechts und bekämpfen automatisch alles, was ihnen in die Quere kommt. So lange, bis sie den gegnerischen Stützpunkt erreicht und zerstört haben. Von dort strömen ihnen aber natürlich feindliche Soldaten entgegen. Und die einzige Möglichkeit euren Jungs Befehle zu geben ist ein Antippen der Einheit. Dadurch wird ihr Spezialangriff ausgeführt (vorausgesetzt, er ist voll aufgeladen).
Zusätzlich könnt ihr die Aktionspunkte auch in eure Versorgung stecken. Quasi ein Einkommensupgrade. Ihr bezahlt einmal AP um danach noch schneller AP zu bekommen. Doch der Zeitpunkt dafür muss gut überlegt sein, sonst fehlen euch vielleicht Einheiten am Beginn eines Kampfes, weil ihr erst mal alles in die Wirtschaft geballert habt. Doch selbst wenn genug AP vorhanden sind, könnt ihr nicht einfach eure liebsten Einheiten rausspammen. Nach jedem Kauf dauert es eine Weile, bis ihr diesen Truppentyp erneut einsetzen könnt. Das ganze Konzept erinnert also ziemlich an Swords & Soldiers.
Fette Wummen, fette Panzer, fetter Tiefgang
Der Clou ist dabei, dass ihr eure Einheiten richtig zusammenstellen müsst, damit sie effektiv sind. Und die Jungs und Mädels bei SNK Playmore haben richtig gute Arbeit geleistet, was die taktische Möglichkeiten dabei angeht. Panzer fangen viel Schaden ab, sind aber teuer. Billige Truppen hingegen sterben ohne Deckung durch schwere Einheiten ratzfatz. Daher ist es am besten eure Truppen im Pulk loszuschicken. Die Spezialangriffe wiederum sind alle in unterschiedlichen Situationen nützlich. Der Raketenwerfer ist gut gegen starke Ziele, der Laser mäht mehrere leichte Gegner hintereinander nieder. So muss das bei einem gut gemachten Defensegame sein! Dazu habt ihr grundsätzlich noch eine Superwaffe, den namensgebenden Metal Slug. Der überrollt alle kleineren Ziele in einem Affentempo und explodiert bei einem Aufprall auf ein größeres Hindernis um da nochmal richtig Schaden zu machen. Bei der ganzen Action kommt die Steuerung aber leider nicht immer mit. Wenn viele Einheiten auf einem Haufen stehen, ist es unmöglich gezielt einen Spezialangriff auszuwählen. Ihr tippt dann eher wie bekloppt auf eurem Smartphone oder iPad (Android-Tablets werden nicht unterstützt) herum und hofft, dass irgendwann die richtige Waffe ausgelöst wird.
In Summe spielen sich die Kämpfe aber richtig gut. Doch das ist nicht das einzige, was die Motivation oben hält. Nach jeder Stage erhaltet ihr Metal Slug Points (kurz MSP), mit denen könnt ihr Upgrades für eure Einheiten kaufen, oder den Stützpunkt verbessern damit ihr schneller AP sammelt, euer Metal Slug mehr Schaden macht oder eure Basis mehr einstecken kann. So sollte euer Feldzug, der euch über die ganze Weltkarte führt, nicht ins Stocken geraten.
Dafür wirst du Zahlen!
Aber hier kommen wir nun langsam in kritische Free-to-Play-Gefilde. Schließlich wollen die Entwickler mit dem Spiel am Ende doch noch irgendwie Geld verdienen. Und um euch dazu zu “überreden” etwas zu bezahlen, haben sie Metal Slug Defense ein recht umfangreiches Wirtschaftssystem verpasst. Neben den MSP gibt es nämlich noch so genannte Sortie Points und Medals. Sortie Points benötigt ihr um einen Singleplayerlevel zu starten. Je nachdem, wie weit ihr im Spiel fortschreitet, werden die Kosten immer höher für einen einzelnen Level. Ihr habt aber nur eine begrenzte Anzahl SP bei Spielbeginn und regeneriert werden die in Echtzeit (ein SP pro Minute). Daher ist eure Spielzeit begrenzt. Wollt ihr danach weiter zocken, müsst ihr warten, oder ihr könnt die SP mit den erwähnten Medals auffüllen. Die bekommt ihr durch Leistungen im Singleplayer, durch Siege in (sehr unterhaltsamen) Onlinematches oder indem ihr sie gegen echtes Geld kauft.
Medals lassen sich aber auch noch für andere Inhalte ausgeben: Items, die euch das Vorankommen im Singleplayer-Modus erleichtern; MSP und Einheiten, die ihr sonst nicht freischalten könntet. Wer sich also nicht permanent online beweisen will, wird mitunter versucht sein echtes Geld in Metal Slug Defense zu stecken. Nur leider benötigt ihr davon recht viel für verhältnismäßig wenig Gegenwert. Das kleinste Pack kostet 89 Cent und ihr bekommt 30 Medals. Dafür kann man schon einzelne Einheiten im Shop bekommen, es gibt aber auch Angebote, die 500 Medals verschlingen. Da wird das Kosten-nutzen-Verhältnis leider aus den Angeln gehoben. Doch auch ohne einen Einkauf im spielinternen Shop bekommt ihr genug Inhalte präsentiert. Die Einheitenauswahl ist auch so absolut ausreichend. Und wenn ihr nur gelegentlich zockt, stören die Sortie Points auch nicht so wahnsinnig. Außerdem sollte man bedenken, dass man mit den Medals praktisch nachträglich auch den Spielspaß bezahlt, den man vorher schon umsonst hatte.
Die Motivation im Singleplayer wird zusätzlich noch durch die Suche nach Kriegsgefangenen aufrecht erhalten. Findet ihr in einem Gebiet alle, gibt es nämlich einen Bonus für euch (etwa schnellere Aufladung eurer Aktionspunkte zum Beispiel). Doch wann man einen POW befreit, scheint (zumindest teilweise) Glückssache zu sein. Zusätzlich gibt es auch noch besonders harte Bosslevel, die aber nur zu bestimmten Zeiten auf der Weltkarte auftauchen und euch nochmal so richtig fordern dürften.
Fazit
Als Spiel ist Metal Slug Defense absolut super. Vorausgesetzt ihr ertragt den Wechsel vom Run and Gun zum Defensegame. Die Optik ist top, ebenso wie die Akustik. Der satirische Charme der Vorlage ist mit den detailliert animierten Soldaten und abgefahrenen Gegnern wie Marsmenschen, Mumien, Zombies und mutierten Riesenkrabben glücklicherweise auch erhalten geblieben. Der Umfang stimmt und ihr habt zahlreiche taktische Möglichkeiten während der Kämpfe. Eure Motivation dürfte durch die Upgrademechanik und die Suche nach Kriegsgefangenen auch Konstant oben gehalten werden.
Nur leider sind aufgrund des Free-to-Play-Ansatzes einige Stolpersteine im tollen Gameplay versteckt. Wer mal länger zockt und/oder auf Onlinekämpfe verzichtet, wird das schnell feststellen. So problematisch wie bei Dungeon Keeper ist die Thematik hier aber nicht, da man immerhin komplette Level ohne Probleme spielen kann und nicht immer während des eigentlichen Spielablaufs zum Geldausgeben genötigt wird. Trotzdem sehe ich mich leider gezwungen dem genialen Spiel einen Wertungsabzug zu verpassen. Aber ein Blick lohnt sich auf jeden Fall. Kostet ja (erst mal) nichts.
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