Lesezeit: 6 MinutenIrgendwie hat man mittlerweile das Gefühl, LEGO-Umsetzungen von Spielen gab es schon immer, bei der Fülle, die inzwischen erschienen ist. Als neuester Titel reiht sich nun Batman 2: DC Super Heroes in die Regale der Händler. Doch dieses Mal hat unser dunkler Ritter mehr Hilfe auf seiner Seite, als „nur“ Robin. Grund hierfür ist, dass neben Joker nun auch Lex Luther daran gelegen ist Gotham City in ihre Hand zu bringen und wo Luther ist, da ist Superman nicht weit. Wie das Zusammenspiel der unterschiedlichen Superhelden funktioniert und mit welchen Charakteren und Neuerungen im Gameplay das Spiel noch aufwartet, könnt ihr in unserem Test lesen.
Präsidentenwahl
Lex Luther hat einen Plan: Er will Präsident werden. Das geht allerdings nur mit der geeigneten Hilfe und die kommt, wie kann es anders sein, vom durchgeknallten Bösewicht Joker. Gemeinsam öffnen sie nicht nur die Türen des bekannten Arkham Asylums, in dem die Gegenspieler (wie Two Face oder der Pinguin) von Batman einsitzen, sondern sie entwickeln zudem ein Gas, das die Meinung der gesamten Bevölkerung von Gotham City auf die Seite von Luther bringen soll, sobald es einmal in der Stadt verteilt ist. Es liegt nun an Batman, den Plan der beiden zu vereiteln. Hilfe bekommt er von Superman und der Justice League, die unter anderem aus Green Latern, Wonder Woman und Cyborg besteht. Und nebenbei lernt Batman noch, dass es keine Schande ist, andere Helden um Hilfe zu bitten, auch wenn Robin vielleicht das eine oder andere Mal von deren Fähigkeiten mehr beeindruckt ist, als von seinem Mentor.
Superhelden vereinigt euch
Das Gameplay hat sich in den insgesamt 15 Storymissionen nicht wirklich verändert, wer einen der bereits veröffentlichten LEGO-Titel kennt, der weiß sofort was zu tun ist. Egal ob alleine oder im Koop-Modus, zerstört wird alles, was im Weg ist, lösen Rätsel, um im Level voranzukommen und kämpfen gegen Gegnergruppen wie Bossgegner. Neu ist allerdings, dass Batman in einer Open World agiert. Das bedeutet für uns Spieler zum einen, dass wir freie Fahrzeugauswahl haben, um die Straßen sicherer zu machen und zum anderen, dass wir zwischen den einzelnen Level des Storymodus die Möglichkeit haben, Nebenmissionen oder Minispiele anzugehen. Ein Kompass auf dem Bildschirm zeigt immer an, wo wir eine Mission finden oder ein hilfloser Bürger unseren Beistand gegen Bösewichte braucht. Charaktere für das Freie Spiel erhalten wir üblicherweise am Ende eines Levels oder kaufen sie direkt bei der Begegnung mit ihnen (sobald das Spiel die Kreis-Taste des Controllers anzeigt, können wir die Wahl für einen Kauf treffen – oder auch nicht). Das gleiche gilt für Fahrzeuge. Charaktere wie zum Beispiel Two Face oder Captain Bumerang erhalten wir durch das Spielen von Nebenmissionen. Diese folgen im Grunde immer dem gleichen Ablauf: wir erhalten die Meldung von der Sichtung, folgen der Karte zum Zielpunkt, kämpfen einen kurzen, einfachen Kampf gegen die Bösewichte und kaufen den Charakter während dessen. Da wären mehr Möglichkeiten drin gewesen, um das Spiel in der offenen Welt noch einmal interessanter zu gestalten.
Doch über mangelnde Abwechslung braucht man sich in Batman 2 sicherlich nicht zu beschweren, da es nicht nur viel in der offen zugänglichen Stadt zu erledigen gibt, sondern auch in den gut gestalteten Level. Egal ob in der U-Bahn, einem Labyrinth oder auf dem Wayne Tower, in den detailreichen Umgebungen ist meistens ein Anzug versteckt, der unseren Superhelden spezielle Fähigkeiten verleiht. Diese benötigen wir, um im Level voranzukommen. So wird Batman immun gegen elektrische Barrieren oder unsichtbar, um Sicherheitskameras zu umgehen, während Robin seine akrobatischen Fähigkeiten zeigen darf oder mit der Eiskanone schnell mal einen Wasserfall in eine kalte Kletterwand verwandelt. Oft steht den beiden Superman zur Seite, der so ziemlich alle Fähigkeiten vereint, von denen Batman nur träumen darf, wie dem Einsatz von Laser, eiskaltem Lufthauch, schnelleres Zusammenbauen und übermenschliche Stärke. Dank letzterem kann er außerdem mehr Kugeln und Schläge einstecken, als jeder andere Held in der Comicwelt. Allerdings ist er damit auch eine geegnete Universalwaffe gegen Joker und Lex Luther (insofern kein Kryptonit von den Gegenspielern eingesetzt wird, das seine Fähigkeiten schwächt). Der sowieso schon niedrige Schwierigkeitsgrad, den alle LEGO-Titel gemeinsam haben, wird damit noch einmal heruntergesetzt. Das Gleiche gilt für die Level, in denen wir in einem fliegenden oder fahrenden Untersatz unsere Gegner schlagen müssen, denn die Steuerung der Fahrzeuge wird automatisch vom Spiel übernommen, während unsere Aufgabe lediglich darin besteht, den X-Knopf zu drücken und zu schießen. Das mag langweiliger klingen als man es vielleicht aus dem Batman-Vorgänger gewohnt ist, verringert allerdings auch den Frust, da die Kamera und Robin endlich keine Probleme mehr machen und man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann.
Sobald gegen Ende des Spiels die Justice League (Green Latern zusammen mit Flash Gordon, Super Woman etc.) ins Spiel kommt, wird es auf dem Bildschirm unübersichtlich. Wer mit fünf bis sechs Figuren über die Straßen von Gotham läuft, der kommt schon einmal im Gewusel der Superhelden durcheinander und hat es schwer, Freund von Feind zu unterscheiden. Wer dagegen im Koop seinen Mitspieler verliert hat es in der offenen Welt der Stadt etwas einfacher, zeigt ein Pfeil doch immer an, wo es den Freund hinverschlagen hat.
War die Kamera in den vorherigen Titeln bisweilen starr und nervig, weil die Helden immer genau dorthin hüpften, wo man sie nicht haben wollte, so haben die Entwickler das Problem jetzt endlich verbessert, wenn auch nicht komplett behoben. In den Straßen von Gotham City dürfen wir die Kamera frei steuern und in den einzelnen Levels gibt es fast keine frustrierende Passagen mehr. Was allerdings mehr als einmal frustiert, sind im Einzelspieler-Modus die KI-Kollegen, die immer noch mit Wegfindungsproblemen zu kämpfen haben. So muss man als Batman oft auf Robin warten oder schnell die Rollen tauschen, weil der eigentlich aus dem Zirkusmilieu stammende Helfer es einfach nicht schafft, auf einem Holzbrett zu balancieren und ständig herunterfällt oder dem Spieler-Tempo nicht mithalten kann und in der offen befahrbaren Stadt nicht wirklich hinterher kommt. Das habe ich zwar in LEGO Batman viel schlimmer empfunden, aber dennoch kann es den ein oder anderen Geduldsfaden kosten.
Sie können jetzt sprechen
Man könnte vermuten, dass Entwickler Traveller’s Tale eigentlich grafisch schon alles gezeigt hat, was man von einem LEGO-Spiel erwartet. Schließlich sahen die LEGO-Titel grafisch noch nie schlecht aus und nur weil Batman draufsteht, muss ja auch kein Arkham City drin sein. Doch man wird eines besseren belehrt, denn Batman 2: DC Super Heros ist nicht nur eine Spur düsterer als der Vorgänger, noch abwechslungsreicher in den Settings, sondern auch schöner anzusehen. Wenn das Licht den Regen auf der Straße reflektiert, dann überzeugt das Spiel noch einmal mehr und kann tatsächlich mit erwachseren Titeln mithalten. Die Straßen sind von flüchtenden Figuren belebt und auch im Hintergrund passiert einiges, was uns das ein oder andere Mal vom Weiterfahren zur nächsten Mission abgehalten hat.
Eine der großen Neuerungen im Lego-Franchise ist wohl, dass die Charaktere nicht mehr in ihrem typischen Gebrabbel kommunizieren, sondern synchronisiert wurden. Das nimmt leider etwas vom bekannten Charme, zumal die deutschen Sprecher mitunter sehr bemüht wirken. Besser klingt es im englischen Original, obwohl man auch hier unter dem gewohnten Niveau von englischen Synchronisationen liegt.
Die Musik ist bereits aus dem Vorgänger bekannt, wird allerdings durch die Superman-Titelmusik aus den Filmen ergänzt. Im Endeffekt achtet man jedoch weniger auf die Musik, denn mehr auf das typische Geräusch von krachenden Tischen und den restlichen zerstörbaren Objekten, wenn die LEGO-Studs über den Bildschirm fliegen.
Fazit
LEGO Batman 2 ist und bleibt ein typisches LEGO-Spiel, das mit viel besserer Grafik und Neuerung aufwartet. Wer die DC Comichelden und die Klötzchen aus Dänemark mag, der wird auch mit diesem Titel zufrieden sein. Die unterschiedlichen Helden und ihre Fähigkeiten bringen mehr Abwechslung, genauso wie das Design der Stadt, die endlich frei erkundbar ist. Traveller’s Tale hat viele notwendige Verbesserungen, wie die Kamerasteuerung, vorgenommen und den Frustgrad in vielen Bereichen eliminiert. Man kann nicht wirklich viel bemängeln, außer dem kinderleichten Schwierigkeitsgrad und die Idee, die Charaktere zu synchonisieren, da meiner Meinung nach viel vom Charme der Vorgänger verloren geht.