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Hidden Agenda – Kurzer Spaß für wenig Geld

von am 29. November 2017
DETAILS
 
Für Fans von:

Fahrenheit, Heavy Rain, Until Dawn

Pluspunkte

+ tolle Visuals
+ interessante und spannende Story
+ Sony PlayLink funktioniert problemlos und flüssig
+ gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Minuspunkte

- im Singleplayer extrem eintönig
- zu geringe Spieldauer
- ein Smartphone oder Tablet wird zwangsweise benötigt

Editor Rating
 
GAMEPLAY
5.0

 
GRAFIK
10

 
SINGLEPLAYER
5.0

 
MULTIPLAYER
8.0

 
SOUND
7.0

Gesamt-Wertung
7.0

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User Rating
 
GAMEPLAY
7.8

 
GRAFIK
10

 
SINGLEPLAYER

 
MULTIPLAYER
9.0

 
SOUND

User-Wertung
1 rating
8.9

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Zusammenfassung
 

Ein schönes Spiel ist Hidden Agenda zwar, es funktioniert allerdings nur, wenn man mit den richtigen Erwartungen drangeht. Für einen Zockerabend ist es definitiv die falsche Wahl, da es zu kurz ist und zu wenig Gameplay bietet. Für einen Brettspiel- und Filmeabend hingegen ist es das optimale Spiel, denn im Multiplayer wartet Hidden Agenda einem einzigartigen und interessanten Spielerlebnis auf.

 

Lesezeit: 5 MinutenIch erinnere mich noch gut daran, wie ich mit zehn Jahren mein erstes interaktives Abenteuerbuch zu Weihnachten bekam. Eines dieser Bücher, in denen man selbst entscheiden muss, welchen Weg die Hauptfigur geht, oder welche Entscheidungen sie trifft und dann je nach Wahl auf unterschiedlichen Seiten weiterlesen muss. Ein interessantes Prinzip, das sich mit der rasanten Entwicklung von Videospielen natürlich auch in digitaler Form manifestiert hat. Zwar sind multiple Enden kein neues Feature in der Gamingwelt, aber mit Developerstudios wie Telltale Games, Quantic Dream oder seit 2015 auch Supermassive Games, fluten immer mehr Spiele den Markt, die das Hauptaugenmerk auf die Story, die Atmosphäre und natürlich die Entscheidungen des Spielenden legen, anstatt auf Gameplaymechaniken. Supermassive Games feierte 2015 seinen Durchbruch mit der brillanten Horror-Hommage Until Dawn und legt nun mit Hidden Agenda nach, einem Crime-Thriller, ganz im Stile von Saw und Das Schweigen der Lämmer. Dazu kommt, dass es eines der ersten Titel auf der Playstation 4 ist, der sich der neuen PlayLink Technologie von Sony bedient und damit als erstes Spiel seines Genres auch eine Multiplayer-Komponente besitzt. Doch was taugt Hidden Agenda?

Grafik:

Auf den ersten Blick verliebt man sich in die Visuals von Hidden Agenda. Die dunkle, bedrohliche Atmosphäre und die cineastisch gestaltete Kameraführung spricht einen sofort an. Dazu kommt natürlich das grandiose Facial Motion Capturing, das schon in Until Dawn für einige, staunende Gesichter (Pun intended!) gesorgt hat. Und wieder greift Supermassive Games bei dem Cast von Hidden Agenda zu mehr oder minder namhaften Schauspielern und Schauspielerinnen aus mehr oder minder beliebten TV-Serien. Waren es in Until Dawn noch Hayden Panettiere (Heroes), Rami Malek (Mr. Robot) und Brett Dalton (Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D), findet man in Hidden Agenda Namen wie Katie Cassidy (Arrow) und eigentlich war es das auch schon. Das Staraufgebot ist nicht so groß, wie im Vorgänger, aber nichtsdestotrotz machen Schauspieler*innen wie Gabriel Miller, Christy Choi und Yan Feldman ihre Jobs sehr gut. Die Gesichtszüge, Mimik und Synchronisation sind so natürlich und dynamisch, dass man ab und zu gerne vergisst, dass man keinen echten Schauspieler*innen bei der Arbeit zusieht. Allerdings setzt Hidden Agenda damit die Messlatte so hoch, dass die Texturen und Szenerien im Hintergrund unscharf und lieblos erscheinen können. Das ist allerdings auch das einzig negative, was ich zur Grafik zu sagen habe. Die Visuals sind im Prinzip so gut, dass Hidden Agenda mit sich selbst nicht mithalten zu können scheint. Und gerade, wenn man bedenkt, dass Hidden Agenda buchstäblich nur aus Stunden von aneinandergereihten Cutscenes besteht, ist selbst das Beste vielleicht noch nicht gut genug, um den Mangel an echtem Gameplay zu kompensieren.

Gameplay:

Wie bereits erwähnt nutzt Hidden Agenda Sonys neue PlayLink Technologie. Das birgt zwar einige interessante Neuerungen, aber auch viele Probleme, mit denen das Spiel stark zu kämpfen hat. Was wird benötigt? Ein funktionierendes Smartphone, eine stabile Internetverbindung und die Hidden Agenda-App. Befindet sich ein Smartphone im gleichen Netzwerk wie die Playstation 4, erkennt die App automatisch, wenn jemand dem Spiel beitreten möchte und verbindet sich mit dem Spiel. Die Einrichtung war extrem simpel und dauerte keine zwei Minuten, aber dennoch war ich stark enttäuscht, als ich erfuhr, dass das gesamte Spiel nur über das Smartphone gesteuert wird. Ich hatte zuvor gedacht, dass immer ein Mitspieler oder eine Mitspielerin den Controller in der Hand hält, während alle anderen über das Smartphone Entscheidungen treffen und ihre eigene „geheime Agenda“ verfolgen. Stattdessen steuert man die Figuren in Hidden Agenda gar nicht, sondern guckt lediglich einen Film, der hier und da durch Quick Time Events, Entscheidungen oder einer Tatortuntersuchung unterbrochen wird. Bis zu sechs Personen können dann abstimmen, was getan wird. Ab und zu werden verschiedenen Mitspieler*innen dann Geheimaufträge zugeteilt, die sie erfüllen müssen. Das kann entweder durch geschickte Manipulation oder durch eine Vetofunktion geschehen, womit man den Rest der Gruppe überstimmen kann, sich allerdings auch sehr verdächtig macht.

Es fällt mir sehr schwer, das Gameplay von Hidden Agenda objektiv zu bewerten, da ich leider niemanden hatte, mit dem ich das Spiel zusammen testen konnte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich das wahre Potenzial des Games erst im Multiplayer entfalten kann, da die ganze Idee mit den Geheimaufträgen stark an Social Games wie „Die Werwölfe von Düsterwald“ erinnert. Im Singleplayermodus hingegen geht diese soziale Komponente komplett verloren. Die PlayLink Technologie funktioniert allerdings einwandfrei und auch die Steuerung fühlt sich sehr intuitiv und flüssig an, sodass die Quick Time Events auch mit gesprungenem Display problemlos machbar sind. Getestet wurde das Ganze auf einem drei Jahre alten Samsung Galaxy S4. Über andere Geräte kann ich kein Urteil fällen, aber auch wenn die Multiplayerkomponente des Games von PlayLink definitiv profitiert, ist es meiner Meinung nach fast schon dreist anzunehmen, dass wirklich jeder ein Smartphone besitzt.

Story:

Wir spielen Detective Becky Marnie, eine Polizistin, die es sich zur Aufgabe gestellt hat, den berüchtigten Trapper-Killer zu fassen. Nachdem Marnie den Hauptverdächtigen Jonathan Finn in flagranti an einem Tatort stellt und festnimmt, scheint der Fall geklärt, aber Finn beteuert seine Unschuld und die Morde gehen weiter. Ein Nachahmungstäter? Oder doch der wahre Trapper-Killer? Gemeinsam mit District Attourney Felicity Graves macht sich Becky Marnie auf die Suche nach der Wahrheit.
Viel mehr möchte ich auch nicht verraten. Es versteht sich von selbst, dass es viele verschiedene Enden gibt und die eigenen Entscheidungen die Geschichte maßgeblich beeinflussen. Die Story greift bekannte Motive aus verschiedenen Genreperlen auf und nimmt das Genre sehr subtil damit auf den Arm, ohne dabei ihre Ernsthaftigkeit zu verlieren. So ist Becky Marnie eine abgebrühte Polizistin, die bei ihren Kollegen durch einen Skandal in Ungnade gefallen ist und der deshalb kaum Glauben geschenkt wird. Der Mörder hinterlässt bei jedem seiner Opfer eine Mausefalle als Signatur. Und natürlich spielt auch ein konservativ-christliches Waisenhaus eine Rolle. Man hat alles davon schon einmal in diversen Filmen gesehen und Hidden Agenda scheint diese Klischees sehr gerne bedienen zu wollen, schafft es dabei allerdings in seiner Erzählweise kohärent und unverbraucht zu wirken. Fans von Crime-Thrillern wie S7eben werden auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen.

Fazit:

Die PlayLink Funktion ist, was Hidden Agenda angeht, eine zweischneidige Klinge. Zum einen erweitert die Funktion zwar das Spielerlebnis von storybasierten Interactive-Movies wie Heavy Rain. Zum anderen schränkt es das Potenzial eines solchen Spieles aber auch deutlich ein. Die Möglichkeit sich wie in Until Dawn frei umzusehen und so vielleicht auch vom ein oder anderen Jumpscare erwischt zu werden, wurde dem Spieler genommen. Die Tatsache, dass das Spiel von allein läuft, nimmt dem Game die Immersion und damit auch die Spannung. Dadurch verdammt sich Hidden Agenda selbst zur Mittelmäßigkeit, denn auch wenn der Multiplayer mehr zu bieten hat, fällt die interaktive Komponente dann doch zu schwach aus, als dass man in erster Linie wirklich von einem Videospiel sprechen könnte. Dazu kommt die extrem kurze Spieldauer von ca. 3 Stunden, die dem Spielerlebnis einen bitteren Beigeschmack geben, wenn man erkennt, dass man kein Spiel, sondern einen 3 Stunden Film gekauft hat. Mehr ist Hidden Agenda nicht: Ein CGI-Film mit unzähligen alternativen Enden. Wenn man das weiß und auf der Suche danach ist, dann ist Hidden Agenda ein toller Titel. Wer allerdings auf ein zweites Until Dawn hoffte, der wird definitiv enttäuscht sein. Nichtsdestotrotz sieht man, dass viel Liebe in Hidden Agenda gesteckt wurde. Daher mein Rat: Spielt das Spiel mit Freunden. Dafür wurde es gemacht. Und dann macht es vermutlich auch sehr viel mehr Spaß, die Story mehrmals durchzuspielen und die verschiedenen Enden freizuschalten.

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