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Heaven’s Hope – Engel sind halt auch nur Menschen

von am 14. März 2016
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Lesezeit: 4 Minuten“Schräge Figuren, ungewöhnliche Orte und viele verblüffende Rätsel” verspricht Mosaic Mask Studios Debutprojekt auf der Internetseite des deutschen Developer-Teams aus Hannover. Ob das Point & Click-Adventure allerdings mit Größen des Genres wie Simon The Sorcerer, Sam and Max oder der allseits bekannten Monkey Island Reihe mithalten kann, erfahrt ihr in unserem Review zu Heaven’s Hope.

Wenig Story, viel Charakter

Wir schlüpfen in die Rolle von Talorel, einem jungen, ganz gewöhnlichen Engel im Himmelsreich, der kurz vor seiner Flugprüfung steht. Bei einer Mutprobe mit seinem Erzrivalen Umorel jedoch probiert unser Protagonist ein eher riskantes Flugmanöver aus und durchbricht kurzerhand die Himmelsbarriere, nur um daraufhin mit einer imposanten Bruchlandung auf der Erde, oder genauer gesagt im idyllischen, britischen Örtchen Heaven’s Hope des 19. Jahrhunderts zu landen. Das kleine Dorf durchläuft seit Kurzem einige gravierende Veränderungen. Denn die despotische Nonne Greta hat in Heaven’s Hope die Inquisition ausgerufen und verbrennt seitdem munter Ketzer und Heiden. Keine guten Voraussetzungen für einen Engel, der ohne Flügel und ohne Heiligenschein versuchen muss, zurück in den Himmel zu gelangen und dabei nicht die leiseste Ahnung hat, wie das Leben als normaler Mensch eigentlich so richtig funktioniert.

Manch einem könnte der Plot ein wenig zu christlich für seinen Geschmack erscheinen, allerdings handelt es sich bei Heaven’s Hope nicht um eine interaktive Bibelstunde. Die Geschichte rund um Talorel ist ein Point & Click Adventure, wie man es kennt und liebt. Der Plot steht nämlich nicht im Vordergrund des Spiels, sondern bietet viel mehr einen Handlungsrahmen, in welchem es seine eigentlichen Muskeln spielen lassen kann. Denn wie seine Vorbilder glänzt Heaven’s Hope weniger durch seinen eigentlichen Plot als mehr mit seinem verschrobenen Humor und seinen liebenswerten Charakteren. Und seien wir ehrlich: Was ist liebenswerter als eine leicht korpulente Maus mit Nahtoderfahrung?

Verblüffende Rätsel? Fehlanzeige.

Humor und Charaktertiefe sind jedoch nur eine Seite der Medaille, wenn es darum geht, ein gelungenes Adventuregame zu erschaffen. Wer Spiele wie Monkey Island liebt, der will nicht einfach nur durch die Story geführt werden, sondern sein Gehirn bis an die Grenzen des Menschenmöglichen fordern. Dafür fallen die Rätsel in Heaven’s Hope leider ein wenig zu simpel aus. Das typische Schema „Nutze Schlüssel A um Tür B zu öffnen um dort Objekt C zu finden, womit du Charakter D dazu bringst, dir Objekt E zu geben“ wird zwar beibehalten, allerdings ist in den meisten Fällen vorhersehbar, wo bestimmte Gegenstände benötigt und wie sie letztendlich eingesetzt werden. Die wenigen Situationen, in denen ich mit dem Spiel nicht vorankam, rührten nie daher, dass mir die Lösung nicht in den Sinn kam, sondern immer daher, dass mir ein bestimmter Gegenstand fehlte, den ich an einem der Schauplätze schlichtweg übersehen hatte. Und auch die gelegentlichen Minispiele hielten mich nie länger als 10 Minuten auf. Aber selbst wenn dem so gewesen wäre, bietet Heaven’s Hope die Möglichkeit, besagte Minispiele einfach zu überspringen, was die erwartete Genugtuung nach vollendeter Lösung eines dieser Spiele dann doch ein wenig schmälerte. Interessanterweise schmälerte es aber nicht meine Motivation das Spiel durchzuspielen. Denn auch wenn die von dem Genre altbekannte Verzweiflung ausblieb, so gab jede überwundene Etappe einem dennoch das wohlige Gefühl, seinem Ziel ein klein bisschen näher zu sein.

Tolle Atmosphäre, auch ohne High End Grafik Engine

Bereits in den ersten fünf Minuten des Spiels fällt auf, mit was für einer minutiösen Liebe zum Detail Mosaic Mask Studios an dieses Projekt herangegangen ist. Das Spiel ist gespickt mit handgezeichneten Artworks, welche nicht nur im Intro schön aussehen, sondern in Form von 36 vorgerenderten Hintergründen die gesamte Kulisse des Spiels darstellen. Die Charaktere sind einzigartig designt und insbesondere Talorel mit seiner leicht schlaksigen Gangart könnte genauso gut aus einem Tim Burton-Stop Motion-Film stammen.
Aber auch für die Ohren ist Heaven’s Hope ein wahrer Festschmaus. Der Soundtrack von Jonathan van den Wijngaarden ist zwar durchgängig sehr ruhig und in den meisten Fällen eher hintergründig, passt aber trotzdem exzellent in das Setting des Games. Und auch wenn mir die deutsche Synchronisation der Charaktere hier und da ein bisschen gekünstelt und zu steif erschien, gefällt mir die englische Sprachausgabe mitsamt britischem Dialekt dafür umso mehr.

Es kommt nicht auf die Länge an, oder?

Heaven’s Hope ist kein sonderlich umfangreiches Spiel. Damit hatte ich auch nicht gerechnet und was mir zunächst als Manko erschien, entwickelt sich zurückblickend zu einer seiner größten Stärken. Ich habe insgesamt knapp 10 Stunden gebraucht, um zu den Credits zu gelangen. Dementsprechend dachte ich zunächst, dass das Spiel sehr viel weniger Umfang besitzt, als andere Point & Click Adventures. Allerdings haben die einfachen Rätsel dazu beigetragen, dass man auch sehr viel schneller in der Geschichte vorankommt. Und in besagten zehn Stunden hatte ich nicht ein einziges Mal das Gefühl, mich zu langweilen, was ich nicht über alle Spiele des Genres behaupten kann. Mit Heaven’s Hope haben die Entwickler ein schlankes Spiel produziert, das nicht mit unnützem Content vollgestopft wurde, um die Spielzeit in die Länge zu ziehen.

Fazit

Heaven’s Hope hat ein längst untergegangenes Genre zurück auf den Markt gebracht und während Developer wie Telltale Games in unserer modernen Zeit mittlerweile mehr mit Action, Blut und schwierigen Entscheidungen aufwarten, orientiert sich Mosaic Mask Studios an alten Ikonen wie Monkey Island und behauptet sich mit Wortwitz, Atmosphäre und jeder Menge Herz. Für Fans des Point & Click-Genres ist dieses Game ein absolutes Must Have, aber auch Zocker, die mal eine kleine Auszeit vom AAA-Gamingwahn benötigen, können sich einen erholsamen Urlaub im beschaulichen Örtchen Heaven’s Hope buchen. Ihr werdet es nicht bereuen.

Heaven's Hope

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