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Guild Wars 2 – Auf in die nächste Runde!

von am 29. September 2012
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Lesezeit: 10 MinutenFortsetzungen von Spielen (oder auch von Filmen…) sind so eine Sache. Manchmal sind sie gut, manchmal sind sie “meh”, da im Grunde nichts Neues geboten wird (siehe zum Beispiel Orcs Must Die 2), was allerdings nicht zwangsläufig etwas Schlechtes ist, und manchmal sind sie einfach nur schlecht. Manchmal sind sie aber auch sensationell und man denkt sich: “wow, das ist ja genial”. Warum NC Soft‘s/ArenaNet‘s Guild Wars 2 meiner Meinung nach in letztere Kategorie fällt, werde ich euch jetzt versuchen etwas näher zu bringen.

Ahhh! Kann mal einer die Welt anhalten, das geht mir alles zu schnell!

Ich habe schon unzählige MMO’s in meinem Leben gespielt/angespielt; es passiert also selten, dass ich dabei noch überrascht werde. Guild Wars 2 hat mich aber ganz ordentlich überrascht, denn nach dem Charaktererstellen (Auswahl und Individualisierungsoptionen sind mächtig und gewaltig und man verbringt beim ersten Mal gut fast eine halbe Stunde dabei, egal für welche der fünf Rassen – Mensch, Charr, Asura, Sylvari und Norn – und der acht Klassen – Mesmer, Elementarmagier, Dieb, Wächter, Nekromant, Waldläufer, Krieger und Ingenieur – man sich entscheidet) geht’s auch gleich los, mitten ins Getümmel. Es fühlt sich wie ein Sprung in kaltes Wasser und in tiefe, unbekannte Gewässer an – und so richtig gut. Die erste halbe Stunde fühlt man sich als hätte man die Aufmerksamkeitsspanne eines Hamsters auf Koffein (kein Scherz), denn entgegen dem eher langsamen Beginn den man sonst so aus MMORPG’s gewohnt ist, geht in Guild Wars 2 alles schnell. Da gibt’s was zu sehen und dort passiert was, und schon wieder geht was los und verdammt… was wollte ich eigentlich hier noch mal machen?

Das Zauberwort heißt dynamische Events, oft sogar mehrstufig und storybasiert. Man verfolgt seine Quest, nichtsahnend, und plötzlich wird im Bildschirm eingeblendet “Event in der Nähe”, und manchmal heißt in der Nähe auch genau da wo man gerade steht, und hin und wieder heißt das das geradezu die Hölle loszubrechen scheint. Da gilt es NPC’s vor Monstern zu beschützen, oder für einige NPC’s schnellstmöglich Dinge einzusammeln, die gebraucht werden um verschiedene andere Dinge in Gang zu setzen oder einfach nur Horden von Monstern davon abzuhalten einen Wegpunkt einzunehmen. Und schwuppdiwupp hat man vergessen was man eigentlich machen wollte. Es lohnt sich außerdem an den Events teilzunehmen, denn je nachdem wie stark die eigene Beteiligung gewogen hat (es gibt Bronze, Silber und Gold) bekommt man Belohnungen am Ende ausgezahlt -, neben den Erfahrungspunkten ist vor allen Dingen das Karma wichtig. Denn für Karma kann man Gegenstände einkaufen.

Ebenfalls wichtig: keiner geht leer aus. Jeder bekommt Belohnungsgegenstände, egal wer sich noch an den Events beteiligt. Man kann das Zeug, das man bekommt, zwar nicht immer gebrauchen, aber wenn man Glück hat, vielleicht ein anderer Charakter (denn das Bankschließfach ist an den Account gebunden, nicht an den Charakter, sodass man Gegenstände und Handwerkszutaten ohne Probleme unter den eigenen Charaktere austauschen kann). Dadurch gibt es wesentlich weniger Streit im Zusammenspiel mit anderen. Positiv fällt auch auf, dass man zum Erreichen des Endgame Levels nicht auf Gruppen angewiesen ist bzw. man sich für Events einfach spontan zusammenfindet, weil man halt gerade da war.

Es lebe die Interaktive Karte

Die Welt von Guild Wars 2 ist riesig. Allein die Startgebiete für die einzelnen Rassen sind schon verdammt monströs, sodass es schiere Folter gewesen wäre, wenn man alles hätte zu Fuß zurücklegen müssen. Muss man glücklicherweise aber nicht. Denn Asuratechnologie erlaubt es mit nur einem Doppelklick auf einen freigeschalteten Wegpunkt auf der interaktiven Karte blitzschnell von einem Ort zum Anderen zu reisen und das sinnlose Herumgelatsche auf ein Minimum zu beschränken.

Apropos Interaktive Karte! Ich habe ja schon viele gut gemachte ingame Karten in MMOs gesehen, aber die Karte aus Guild Wars 2 toppt einfach alles und wird besonders Spielern, die vielleicht noch nicht so richtig an das Navigieren im 3D-Raum gewohnt sind, eine echte Hilfe sein. Denn zum einen gibt’s da wie gesagt die Möglichkeit einfach auf einen freigeschalteten Wegpunkt zu klicken und sich teleportieren zu lassen, zum Anderen werden die bereits zurückgelegten Schritte angezeigt (was in Höhlen einfach unheimlich praktisch ist und das sinnlose Herumirren in sich ähnlich sehenden Tunneln abschafft) und wichtige Erkundungspunkte – sowie erhältliche Quests, NPCs, Handelsposten, Aussichtspunkte etc. pp. – direkt angezeigt. Findet gerade ein dynamischer Event in der Nähe des Spielers statt wird auch dieser markiert.

Wenn man in Städten zum Questgeber geht wird der Weg dorthin auf der Minimap ähnlich wie bei einem Navigationssystem im Auto mit kleinen Pfeilen angezeigt. Ihr denkt jetzt das ist nicht so wichtig, ja? Aber seid ihr schon mal in der Sylvari Hauptstadt gewesen? Oder in der der Asura? Auf den häufig verschlungenen Wegen in den mehretagig aufgebauten Haupstädten kann man sich sehr schnell verlaufen.

Hier wird leichtsinniges Verhalten gefördert und das ist auch richtig so!

Überall in der Welt von Guild Wars 2 gibt es Dinge zu entdecken. Seien es die sogenannten “wichtigen Punkte” (Ortschaften, Ansiedlungen, Questhubs, insgesamt über 700), Aussichtspunkte (ca. 260), Skillpunkt-Challenges (ca. 200) – man kann sich dort durch das Bestehen der Herausforderung einen zusätzlichen Skillpunkt verdienen – oder versteckte Kletterherausforderungen. Gerade diese Kletterherausforderungen – im Sylvari Startgebiet klettert man zum Beispiel einmal über schwebende Steine, oder man springt auf Plattformen über einem Lavasee durch das Labor eines etwas abgedrehten Asurawissenschaftlers – und auch Aussichtspunkte erfordern nicht nur eine gehörige Portion Geduld (ich habe bestimmt zwei Stunden lang in diesem verdammten Labor zugebracht), Geschick, sowie Risikobereitschaft und einen Hang zu leichtsinnigem Verhalten. Da wird hoch über den Dächern der Welt über dünne Balken balanciert, todesmutig über Abgründe gesprungen und jedes Mal gehofft, dass man den Sprung nicht verfehlt und in den Tod stürzt – denn Fallschaden ist nicht zu verachten (ja, ich bin gefühlt 100 Mal in heißer Lava zu Tode gekommen oder “splat” auf Stein aufgeschlagen).

Was übrigens ein nettes Feature für all diejenigen ist, die unter Perfektionismus und “Achievement Whore OCDs” (obsessive compulsive disorders) leiden, ist das im Spiel integrierte Plugin für Logitech‘s G19 Keyboard (ich vermute das gibt’s auch für andere Serien, aber auf dem farbigen LCD-Display sieht das echt super aus und ja, ich nenne ein sauteures Gaming-Keyboard mein Eigen). Auf diesem Display wird einem nämlich immer angezeigt wieviele Aussichtspunkte, Quests, wichtigen Orte etc. pp. man im Spiel bereits gefunden hat und wieviele noch fehlen. Es verspottet einen geradezu wenn man die Zahlen sieht und spornt natürlich auch an. Auf den jeweiligen Ladeschirmen sowie auf den Karten für die Region in der man sich gerade befindet, wird diese Statistik auch jeweils angezeigt.

Unterforderung gibt es nicht!

Wer kennt das nicht? Man ist schon über das Level einer bestimmten Zone hinaus, hat aber die Questreihen noch nicht abgeschlossen und wenn man jetzt die Quests trotzdem noch macht, dann ist es einfach viel zu leicht und langweilig. In Guild Wars 2 gibt es das nicht. Denn es ist egal welches Level man selbst hat, kommt man in eine Region die für ein niedrigeres Level bestimmt ist, wird man einfach herunterskaliert. So bleiben selbst die Anfängergebiete eine Herausforderung und man kann sich darauf freuen selbst mit dem höchsten Level nicht gelangweilt zu werden wenn man die Welt weiter erkunden möchte.

Hier wird nicht sinnlos Level um Level gegrindet (für das Töten von Monstern bekommt man im Vergleich wenig Erfahrungspunkte, sodass sich sinnloses Töten ohnehin nicht auszahlt) – hier wird dabei auch ordentlich Spaß gehabt; denn das Gros an Erfahrung bekommt man für die Teilnahme an Events und das Erfüllen von Aufgaben. Und einige der Quests sind durchaus ungewöhnlich. Da gibt es zum Beispiel Eine, in der man in einen Sylvari-Hund verwandelt wird und mit den Welpen spielen kann, oder auch nach Feinden schnüffelt. Für die meisten Aufgaben gibt es verschiedene Lösungswege und durch die immer wieder einsetzenden Events wird es auch nicht so schnell langweilig.

Individuelles Storytelling: hier bin ich und das ist meine Geschichte

An dieser Stelle würde ich normalerweise bloß auf Star Wars: The old Republic (SWTOR) verweisen und sehnsüchtig seufzen. Für Guild Wars 2 brauch ich das aber nicht. Denn das Storytelling der Hauptquest kann sich mit BioWare absolut messen. Jeder Spieler hat seine individuelle Geschichte, für die er schon während der Charaktererstellung die Grundsteine legt. Questtexte werden einem auch direkt vorgelesen – bzw. man unterhält sich vollvertont mit den NPCs; das braucht zwar länger, aber seit ich kurzzeitig auf einem Auge fast blind war bin ich jedes Mal sehr froh wenn ich nicht dazu gezwungen werde mikroskopisch kleinen Questtext irgendwo lesen zu müssen, was ich am Ende ohnehin meist nicht tue, egal wie interessant die Hintergrundgeschichte einer Quest vielleicht auch sein mag. Für die Dialoge gibt es zwar keine komplett gerenderten Cutszenen wie man es in SWTOR erlebt hat – cineatische Cutszenen spart man sich für wichtige Momente in der Storyline auf), sondern man sieht einfach nur sich selbst und den jeweiligen NPC stehen und sprechen, aber das Erlebnis, die Immersion in die Spielwelt, ist trotzdem absolut gegeben.

Anders als bei SWTOR kann man allerdings nur ganz selten Entscheidungen treffen. Hin und wieder erreicht man aber quasi Gabelungen des Storyverlaufs und muss dann entscheiden mit welcher Aktion man weiter verfahren möchte (erinnert an das System aus der StarCraft II: Wings of Liberty Kampagne). Weiterhin gibt es während Unterhaltungen mit einigen NPCs die Möglichkeit Antworten zu geben die entweder eher charmant, brutal oder ehrenhaft sind (diese Charaktereigenschaften kann man in ihren Grundlagen schon bei der Charaktererstellung festlegen, aber die Handlungen und Antworten im Verlauf des Spiels können diese Werte verschieben und beeinflussen und weitere “Charakterklassen” freischalten). Diese Eigenschaften beeinflussen Dialogoptionen (brutale Charaktere könnten in einigen Dialogen in der Lage sein einen NPC zu schlagen etc.) oder die Reaktionen von NPCs auf den eigenen Charakter.

Guild Wars 2 - Hinter den Kulissen

Fazit: Guild Wars 2 macht sehr viel richtig und eigentlich nichts falsch

Kurzgefasst: Guild Wars 2 bekommt von mir die absolute Kaufempfehlung ausgesprochen.

Grafisch ist das Spiel wunderschön, denn allein schon die Vielfalt in den Landschaften der Startgebiete und Haupstädte der Völker ist atemberaubend in ihrer Liebe zum Detail. Es ist egal ob man sich die schneebedeckten mächtigen Berge des Norn Startgebiets ansieht oder ihre verschneite Hauptstadt gegen das Grün der “gewachsenen” Sylvari Stadt mit ihrer Floureszens und ihren Plfanzen und Blüten vergleicht, oder den von Technik durchbrochenen Jungle des Asurastartgebietes durchwandert; alles ist schön, alles ist beeindruckend. Der Sound kommt auch nicht zu kurz. Zum Einen sind wie gesagt die Quests, Dialoge und Cutszenen vertont – zum Anderen ist der Soundtrack unglaublich gut und hat das, was ich an Musik als “episch” bezeichnen würde. Es klingt nach Ruhm und Ehre und Schlachtfeldern (so ein Bisschen wie Herr der Ringe vielleicht, um mal einen Vergleich zu bieten).

Das Gameplay ist gut durchdacht und ausgeklügelt. Obwohl es an sich auch nur ein Hotkey-Kampfsystem gibt, fühlt es sich weniger statisch, weniger starr an, als dies normalerweise der Fall ist. Man ist während des Kampfes immer in Bewegung, alles ist dynamisch Area-of-Effect Fähigkeiten müssen platziert werden und es ist möglich gezielt und elegant auszuweichen. Jede Waffe (im Rahmen ihrer Klasse, also Kurzbogen, Langbogen, Schwert, Zweihänder etc.), die man aufnimmt, bringt neue Fähigkeiten mit sich, die man erst durch Benutzen der jeweiligen Waffenklasse freischaltet. Außerdem gibt es als absolutes Novum in der MMORPG Landschaft Unterwasserkämpfe, was sich ebenfalls absolut sehen lassen kann und erst einmal ziemlich ungewohnt ist, denn, wie im echten Leben, hat man im Wasser nicht die gleichen Möglichkeiten und Fähigkeiten wie an Land. Und durch die Herunterskalierung des eigenen Levels ist man niemals unterfordert oder gar gelangweilt, selbst wenn man noch einmal ins Startgebiet zurückehrt um hier oder da noch eine Aufgabe zu erledigen.

Das Totschlagargument für Guild Wars 2 ist aber – neben der schieren Monstrosität des gebotenen Inhalts und der prachtvollen Kulisse – dass es trotz dessen, so wie auch schon beim Vorgänger, keine Abogebühren gibt; lediglich das Spiel selbst muss gekauft werden. Selbst MMO-Skeptiker können es hier vielleicht Riskieren einen Blick darauf zu werfen.

Das Einzige was vielleicht einen Einsteiger abschrecken könnte ist die Dynamik in fast allem was passiert. Vieles erscheint erst einmal sehr hektisch, bis man sich an das Spieltempo und Kampfgeschehen gewöhnt hat (diese Umgewöhnungsphase werden vermutlich auch viele MMO Veteranen durchmachen). Es ist außerdem möglich leicht möglich sich viel zu viele Monster aufzuhalsen und dann getötet zu werden – obwohl, und das ist auch ziemlich neu, jede Klasse mindestens eine Selbstheilungsfähigkeit mitbringt – da Monster a) schnell respawnen und b) einen ziemlich großen Aggro-Radius haben. Was mitunter ziemlich frustrierend sein kann, besonders unter Wasser. Denn man vergisst dort viel zu schnell, dass man sich in einem dreidimensionalen Raum bewegt und man auch von oben oder unten angegriffen werden kann. Meist sind aber andere Spieler in der Nähe die zu Hilfe eilen – oder einen wieder beleben, denn wiederbeleben kann jeder (getötete Spieler und NPCs werden außerdem auf der Minimap angezeigt). Dadurch, dass man es von den Events her gewohnt ist im Team, Seite an Seite mit Fremden zu kämpfen, wird auch im Rest des Spieles Hilfsbereitschaft gefördert und man springt gern für Jemanden in die Bresche wenn man sieht, dass er Hilfe braucht oder nimmt einen Umweg in Kauf um jemanden wieder zu beleben; man zieht immer gemeinsam am selben Strang, was vom Spiel belohnt wird. Derart habe ich das in MMO-Communities selten erlebt (aber auch hier wird man mitunter einfach dazu übergehen den Chat zu ignorieren).

Anmerkung: ich habe das Spiel auf englisch gespielt. In einigen Kritiken wurde angemerkt, dass das Level der deutschen Synchronsprecher relativ stark schwankt – dazu kann ich Nichts sagen, denn die Englische Fassung fand ich echt super. Ich habe auch an meinem Computer keinerlei Stabilitätsprobleme des Spieleklienten feststellen können. Keine Abstürze, keine anderen Probleme, und keine Performanceschwankungen; nur gelegentliche disconnects vom Server, aber wie ihr vielleicht in einigen der Podcasts schon mitbekommen habt ist meine Internetverbindung manchmal sehr launisch, weshalb ich davon ausgehe, dass das Problem von meiner Seite und nicht vom Gameserver ausging.

Guild Wars 2 Test-Fazit

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