Lesezeit: 7 MinutenDie Sims sind wieder los, denn der Nachfolger ist nach fünf ganzen Jahren voller Erwartung und zahlreicher Erweiterungen endlich da. Trotz der anfänglichen Begeisterung kann Die Sims 4 zwar als Spiel punkten, doch fühlt es sich als Nachfolger doch ein bisschen schwach auf der Brust an. Warum die Aufschreie zu fehlenden Features durchaus gerechtfertigt sind und ob Die Sims immer noch genau so begeistern können wie ihr Vorgänger, erfahrt ihr von unseren eingesessenen Sims-Zockern Caro und Felix!
Gibt’s das noch? – Felix’ Erfahrungen
Die Sims haben mich schon seit dem allerersten Release vor 14 Jahren begleitet und ich habe hunderte von Spielstunden mit Häuser bauen, Familien begleiten, Mordplänen schmieden und dem erklimmen der Karriereleiter verbracht. Selbstverständlich war auch ich heiß auf den neuesten Teil der Sims, denn immerhin waren bereits fünf Jahre vergangen, seitdem ein wirklich frischer Wind durch die Nachbarschaften meiner Sims fegte. Leider musste ich feststellen das der frische Wind langsam zu einem lauen Lüftchen abschwächte, aber dazu kommen wir nun.
Der “Create A Sim”-Modus kommt in komplett neuem Gewand daher. Die alten Schieberegler aus Die Sims 3 gibt es nicht mehr, stattdessen werden wir mit einer komplett neuen Gestaltungsmethode für die Gesichter konfrontiert. Das ist für alle Detailliebhaber ein Graus, denn das Finetuning fällt irgendwie weg und plötzlich sehen alle irgendwie immer gleich aus.
Positiv fallen jedoch die kleinen Genetik-Experimente aus, hier könnt ihr mit ein paar Klicks das Kind, die Geschwister oder sogar den Zwilling eurer Sims erstellen ohne selber lange daran herum werkeln zu müssen.
Beim Einzug fällt dann erst einmal auf, wie klein die Nachbarschaften doch geraten sind, denn man findet kaum wirklich freie Grundstücke und nur ein paar günstige Starter-Häuser. Diese “Eine kleine Stadt ist eine gute Stadt”-Philosophie manifestierte sich schon bei SimCity und es ist etwas enttäuschend, dass man diese in Die Sims 4 übernommen hat. Die Nachbarschaft selber, ist dann noch einmal in kleinere Viertel unterteilt. Das ist für sich genommen nicht schlimm, lässt das Ganze dann aber irgendwie noch kleiner wirken. In der Spielansicht lässt sich nun aber frei in Nachbarschaftsviertel bewegen, doch oft fallen Objekte außerhalb des Viertels ins Auge, wie zum Beispiel das kleine lichterdekorierte Viertel auf der anderen Seite, das Haus, welches ein paar Meter die Straße runter steht und die Großstadt im Hintergrund. Alle diese Bereiche können jedoch niemals erreicht werden, und dienen lediglich der Dekoration.
Bau- und Kaufmodus sind nun endlich Eins geworden, und das Hin- und Hergeklicke gehört endlich der Vergangenheit an. Die Benutzeroberfläche wurde sehr stark komprimiert, nimmt nun gefühlt weniger Platz ein, aber wirkt dadurch auch unnötig gequetscht. Oft klickt man – gerade beim Einrichten – sehr oft wild herum, ohne wirklich zu finden, was man sucht.
Das Platzieren von Böden und Wänden wurde unnötig verkompliziert, denn nun ist auch ein Fundament nötig. Bis man dieses findet, vergehen aber schon einmal gute fünf Minuten.
Das Leben der Sims hingegen bleibt relativ gleich, doch durch einige fehlende Features, erstaunlich Eventlos: keine Einbrüche, keine Fahrgemeinschaften mehr, nicht einmal der Zeitungsjunge kommt noch, denn die Zeitung gibt’s auch nicht mehr. Immerhin kann man mal mit dem Sensenmann in der Bar zusammen einen heben. Die Jobs der Sims sind nun alle etwas ausgefallener. Statt Medizinier oder Polizist werden wir nun Astronaut oder Geheimagent, denn wer will schon einen normalen Job haben, richtig?
Ein leichter Aufreger sind auch die ständigen Ladescreens! Ihr wollt eure Nachbarn besuchen? Bis zum Haus auf der anderen Seite der Straße kommt ihr zwar, wenn ihr aber anklopfen wollt, müsst ihr erstmal kurz warten. Wenn nach dem Anklopfen keiner aufmacht, weil alle weg sind, müsst ihr nochmal warten. Das ist nicht nur nicht schön, sondern frustet nach einiger Zeit ein wenig.
Meine anfängliche Begeisterung für Die Sims 4 verflog durch derartige Schnitzer leider ziemlich fix. Statt dem erhofften neuen Sims-Spiel sah ich mich plötzlich vor einem Sims 3-Klon dem man seinen Biss und seine Kleinigkeiten abgenommen hatte. Das bereitet ein absolut glattes Spieleerlebnis, mit fast keinen Hindernissen. Doch lag gerade darin immer der Charme der Die Sims-Reihe, oder nicht? Dieser ist nun irgendwie verflogen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die kommenden DLC’s das irgendwie raus reißen können. Ich hatte nie ein “komplettes” Sims erwartet, doch das was ich vorfand hat mich dann doch irgendwie enttäuscht.
Eines muss man den Sims, also den Figuren im Spiel, jedoch lassen: sie sehen ziemlich gut aus und der neue Look wirkt in sich sehr stimmig. Und Kleinigkeiten wie die Videospiele, das Fernsehprogramm oder die Sammelgegenstände sind nette kleine Lichtblicke in einem sonst eher etwas angegrauten Die Sims 4.
Der Baby-Faux-Pas – Caros Erfahrungen
Die Sims-Reihe hat mir in den letzten Jahren wohl mehrere Monate Lebenszeit geraubt. Version um Version, Add-On für Add-On – ich habe jeden Teil geliebt und verschlungen. Mit Die Sims 4 hat die Liebe zu der Puppenhaus-Simulation jedoch einen gehörigen Knacks bekommen. Ich dachte, mit dem neuesten Teil würden wirklich neue Features kommen und vor allem Elemente, die sonst immer mühsam mit den Add-Ons mitgeliefert werden. Doch leider fand ich ein Die Sims 3 Light vor, was für mich als Fan der Reihe extrem ernüchternd war.
Das wohl größte neue Feature ist die Erstellung deines Sims, die nun deutlich intuitiver vonstatten geht. Was mir jedoch nach einigen kreierten Sims auffiel, ist, dass sie irgendwie immer “hübsch” sind. Wirklich charakterstarke und besondere Gesichter sind quasi fast nicht machbar, ohne, dass sie wie ein Alien aussehen. Meine Nachbarschaft fühlt sich an, wie eine inoffizielle Miss-Wahl.
Verwirrend ist auch die Bedienoberfläche. Es ist bei jedem neuen Hauptspiel zunächst alles ungewohnt und neu, doch man fand bis jetzt schnell intuitiv alle Funktionen wieder. Jetzt habe ich das erste Mal das Gefühl, als wäre ich schlichtweg zu blöd, wichtige Features zu finden. Ob man nun ein Grundstück planieren, den Haushalt umziehen oder Häuser platzieren möchte – jedes Mal sucht man zehn Minuten nach dem entsprechenden Button. Meistens ist dieser so gut in irgendwelchen Verschachtelungen versteckt, dass man in Gedanken schon den Kompass herausholt. Besonders negativ fällt auf, dass die Nachbarschaft viel zu klein ist. Die wenigen freien Flächen sind ein schlechter Scherz von EA, denn in den vorherigen Versionen konnte man locker 10 Häuser mit eigenen Haushalten füllen. Und wie so oft denkt man sich während des Spiels: “Was zum Teufel haben die sich dabei gedacht, ausgerechnet DAS zu reduzieren?!”.
Der Baumodus selbst ist sehr gut umgesetzt. Es lassen sich nun ganze Zimmervorlagen erstellen, die Möbel sind nun auch thematisch visualisiert und es gibt eine Suchfunktion, die leider nicht immer so will, wie ich. An die neue Bauweise von Wänden und Böden muss man sich zwar gewöhnen, aber ansonsten bin ich froh, dass nun endlich der Bau- und der Einkaufsmodus zusammengelegt wurden.
Das Leben der Sims selbst ist relativ langweilig. Sie arbeiten, gehen zu Schule, finden Freunde und erlernen neue Fähigkeiten. Die Berufe sind sehr undurchsichtig, denn bei manchen hat man einfach nicht wirklich eine Idee, ob er für den Sims nun geeignet ist oder nicht. Neben den Tages- und Nebenaufgaben des Berufs, muss man sich auch um das Lebensziel kümmern, was meistens sehr mühselig ist, wenn eine Aufgabe zum Beispiel einfach nicht eintritt und man ein Leben lang in einer Phase stecken bleibt. Die Belohnungen, die man mit den errungenen Lebensziel-Punkten eintauschen kann, sind nicht mehr als in Ordnung und schon zum Teil aus Sims 3 bekannt. Kalter Kaffee. Geht es eigentlich nur mir so oder ist es eine Heidenarbeit, das Kind auf eine 1 in der Schule zu bringen? Es ist ja schon fast eine Strafe, sich um die Bildung des Kindes zu kümmern. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es schon mal so anstrengend war.
Was wohl einer der schlimmsten Faux-Pas für mich war, ist die Wandung von Baby zu Kind. Sobald die Mutter ihr Baby zu Welt gebracht hat, kann man es manuell altern lassen. Und zack, geht es in die Schule. Ich glaube, ich wiederhole mich, wenn ich sage: „Was zum Teufel haben die sich dabei gedacht?!“ Einem Kleinkind das Sprechen, Laufen und Trocken werden beizubringen war eine Familienaufgabe und ein Teil des Lebens. Wieso lässt man diese Phase komplett unter den Tisch fallen? Das ist wie eine Reise in die Vergangenheit zum Sims 1-Gameplay.
Was ich bisher lobend erwähnen kann, sind die Eigenständigkeit der Sims, die in meinen Augen gut funktioniert, die zahlreichen Sammelobjekte und die sehr gute Grafik. Außerdem bin ich froh, die Kameraführung aus Die Sims 3 benutzen zu können, denn mit der neuen konnte ich mich nicht anfreunden. Herrlich sind auch wieder die Details, wie das Fernsehprogramm, was so manch langweiligen Sim-Alltag ein wenig spannender gestaltet.
Alles in allem komme ich zu einem deprimierenden Nachgeschmack von mittlerweile gut 20 Stunden Spielzeit. Die Vorfreude ist verflogen und man fühlt sich irgendwie veräppelt. Doch dafür macht es umso mehr Spaß, sich mit anderen gefrusteten Spielern über die Mängel aufzuregen und Skurrilitäten auszutauschen. Oder wie findet ihr das, wenn eure Sims auf ihrer eigenen Hochzeit lieber mit der Gabel in der Hand auf die Arbeit flüchten anstatt mit ihren Gästen zu feiern?
Fazit
Die Sims 4 hätte so viel mehr seien können, am Ende reicht es dann aber nur zu einem guten neuen Spiel, den glorreichen Nachfolger der Sims-Reihe suchen wir hingegen vergeblich. Durch die neue Engine und einige sehr Fragwürdige Entscheidungen von Seiten Maxis wurden einfach Features weggelassen die viele eingesessene Sims-Spieler sehr vermissen, einsteigern der Reihe hingegen wird es sehr viel leichter fallen damit umzugehen udn Spaß zu haben. Der Rest von uns wird einfach warten bis alles über die berühmt-berüchtigten Erweiterungen Nachgereicht wird.
Hm… also was die Kritik am Baumodus angeht kann ich mich eigentlich nicht anschließen (ich gebe aber zu, als ich auf der gamescom bei EA war, hat mir einer der Angestellten dort eine kurze Einführung gegeben, sodass ich da vielleicht kleine Vorteile habe). Ich finde gerade die Änderung mit den Fundamenten zum Beispiel super. Die kann man nämlich jetzt auch im Nachhinein einfach hinzufügen, nachdem man das Haus schon fertig gebaut hat; normale Räume zu bauen hat sich dementsprechend eigentlich überhaupt nicht verändert o.O. Das Einzige was ich dabei vermisst habe ist ein Handtool mit dem ich Fenster und Türen einfach wieder an eine andere Stelle bringen kann – das gibt es vermutlich irgendwo aber gefunden habe ich es nicht -.-.
Was ich auch im Vergleich zu Sims 3 vermisse, ist die Möglichkeit die Altersspannen der Sims genauer einzuteilen. In Sims 3 war es ja möglich für jedes Alter genau festzulegen wie lang es dauert, das ist hier nicht möglich, was ich sehr schade finde. Denn während ich finde dass Erwachsene durchaus möglichst lang auf dieser Stufe sein sollten, sehe ich das bei Greisen und Kindern nicht ganz so. Aber nun ja. Vielleicht kommt das ja noch. Überhaupt muss ich sagen, im Vergleich zu dem was mein Sims 3 (mit fast allen Addons) bietet ist Sims 4 mir aktuell außerdem fast ein Bisschen zu langweilig.
Leider musste ich in den letzten Wochen dann auch soviel arbeiten, dass ich keinen extra Part zu der Review schreiben konnte, da ich auch noch nichtmal ganz fünf Stunden Spielzeit hinter mir habe.