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Call of Duty: Vanguard – WWII-Fan-Fiction

von am 3. Dezember 2021
DETAILS
 
Spieldauer:

Kampagne: 5-6 Stunden
Multiplayer: mindestens 15 Stunden
Zombiemodus: 10 Stunden

Für Fans von:

Call of Duty

Amazon-Link:

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Accessibility-Optionen:

Untertitel lassen sich in Farbe und Größe anpassen, FOW-Erweiterung, erweiterte Farbenblindheitsoptionen, Motion Blur an/aus, Trigger und Tasten lassen sich auf Drucktiefe anpassen

Pluspunkte

+ technisch fast perfekt
+ hollywoodreife Inszenierung
+ abwechslungsreiche Szenarien
+ große Waffen- und Perkauswahl im Multiplayer

Minuspunkte

- teils schwache Waffensounds
- enttäuschender Zombiemodus
- Multiplayer teils zu hektisch
- flache Charaktere, klischeehafte Bösewichte

Editor Rating
 
GAMEPLAY
7.0

 
GRAFIK
9.0

 
SINGLEPLAYER
6.0

 
MULTIPLAYER
6.0

 
SOUND
7.0

Gesamt-Wertung
7.0

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SINGLEPLAYER

 
MULTIPLAYER

 
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Zusammenfassung
 

"Call of Duty: Vanguard" überzeugt durch wuchtige Action und eine astreine Präsentation, hier wird es fast nie langweilig. Doch fehlen dem Titel der Mut, über die Grenzen der Popcorn-Unterhaltung hinaus zu gehen. Die Charaktere sind eine Spur zu sehr Klischee und etwas zu wenig Mensch. Der Multiplayer überzeugt durch gute, wenn auch etwas kleine Maps und einen einwandfreien Netcode, der Zombiemodus hingegen enttäuscht gegenüber seinen Vorgängern.

 

Lesezeit: 5 MinutenEigentlich war vor dem Durchspielen der Kampagne von Call of Duty: Vanguard meine Initialidee, einen 1:1-Vergleich zwischen Vanguard und meinem WWII-Favoriten Call of Duty: World at War in den verschiedenen Kategorien niederzuschreiben, um mich etwas vom Review-Einheitsbrei abzuheben. Nachdem ich aber den Singleplayer hinter mir hatte und diverse Stunden in Multiplayer und Zombiemodus verbracht habe, nahm ich von der Idee Abstand. Warum? Call of Duty: Vanguard wäre weitaus schlechter weggekommen, als wenn ich es isoliert betrachte. Also, was haben Sledgehammer Games nach Call of Duty: WWII hinbekommen? Finden wir es heraus!

Reveal Trailer | Call of Duty: Vanguard


Popcorn-Ballerei

Fangen wir ganz unverblümt an: Die erste Mission auf dem Zug war eine der langweiligsten Missionen, die ich jemals in einem Shooter gespielt habe! Das war so aggressiv lineal, farblos (da Nacht) und uninteressant – ich hatte wirklich Sorge, was mich da noch qualitativ erwartet. Doch gottseidank ging die Kurve danach merklich nach oben. Aber worum geht es überhaupt? Nun, wir befinden uns in einer fiktiven alternativen Zeitlinie des zweiten Weltkrieges. Nicht ganz Wolfenstein, aber weit entfern von Medal of Honor. In dieser alternativen Zeitlinie sind wir Teil eines wild zusammengewürfelt Squads von Amis, Briten, Australiern und einer russischen Scharfschützin(!) auf einer Black-Ops-artigen Mission. Der Krieg neigt sich dem Ende entgegen, doch das OSS hat von einem Nazi-Geheim-Projekt namens Phoenix gehört. Daraufhin begeben sich unsere “Inglorious Basterds” in das Herz des Deutschen Reichs. Klingt wild, ist es leider nur in den seltensten Fällen.

Die aktuellen Ereignisse dienen den Großteil der Kampagne über als Rahmenstory, da wir nach der ersten Mission gefangengenommen und verhört werden. Während dieser (inkonsequenten) Verhöre wird die Hintergrundstory jedes Charakters beleuchtet und gespielt. Das sorgt für große Abwechslung, da wir ein “Best of” des Zweiten Weltkrieges erleben. Denn im Gegensatz zu Sledgehammer Games’-Vorgänger Call of Duty: WWII bereisen wir unter anderem die Normandie, Midway, Tobruk oder auch Stalingrad. Die Schauplätze sind distinktiv und abwechslungsreich, doch wünscht man sich mehr von den einzelnen Szenarien und ist umso genervter, wenn man wieder zurück im Verhörraum landet – in welchem man von wirklich cartoonhaften Nazis in die Mangel genommen wird. Eine “faire” Darstellung zu der Zeit ist ja immer ein kontroverses Thema, doch der Ton ist einfach nicht konstant. Mal sollen es normale Soldaten sein, die Befehle befolgen, mal sind es abstruse Karikaturen, denen ein falsches Hitlerbärtchen zur vollkommenen Persiflage fehlt.

Band of Brothers…?

Gleiches gilt phasenweise auch für unsere Protagonisten. Von allen Charakteren kann ich mich an Polinas Story am ehesten erinnern, beim Rest müsste ich aufpassen, dass ich die Storylines nicht durcheinanderbringe. Doch auch Lady Nightingale (Polinas Spitzname) bekommt zu keinem Zeitpunkt die nötige Tiefe. Ich weiß, dass die Call of Duty Serie nicht unbedingt für sein ikonischen Charaktere bekannt ist (jaja, Cpt. Price, jaja), doch wenn es man sich schon für den Weg einer fiktiven Heldentruppe entscheidet, sollte man diesen Figuren genug Material geben. Und nein, die Tatsache, dass jeder Charakter eine Spezialfähigkeit hat ist ein Gimmick, kein Charakterzug. Von diesen Spezialfähigkeiten sind auch nur 1-2 wirklich nützlich, den Rest habe ich lediglich benutzt, um die entsprechende Trophäe freizuschalten. Schockierend ist vor allem, dass Call of Duty: Vanguard deutlich mehr gerenderte Cutscene als Call of Duty: WWII bietet, ich mich aber nach vier Jahren immer noch besser an letztere erinnern kann.

Und wenn wir schon bei Cutscenes sind: Junge Junge, sieht dieses Spiel schick aus! Auch außerhalb der Zwischensequenzen werden dem Spieler Grafiken der Extraklasse serviert. Die Lichteffekte im Wald von Midway zum Beispiel sind mit das Beste, was ich dieses Jahr gesehen habe. Die Texturen sind messerscharf (wobei sie im Multiplayer etwas abfallen), die Gesichtsanimationen glaubhaft und das Spiel läuft auf der PS5 butterweich ohne irgendwelche Framerate-Einbrüche. Der Sound muss sich aber auch nicht verstecken: ein wuchtiger orchestraler Soundtrack ballert mit viel Pathos und Effekt über die 5.1 Anlage, Explosionen klingen wuchtig und die (englischen) Sprecher machen einen astreinen Job. Lediglich einige Waffensounds klingen im Gesamtbild etwas schwach auf der Brust. Polinas Mosin Nagant fühlt sich wie ein Scharfschützengewehr an, die MP40 hingegen wie ne Soft Air.

Der Kampf geht weiter

Doch vielleicht interessieren euch die letzten vier Absätze kein Stück, weil ihr – wie ein nicht insignifikanter Teil der CoD-Fans – primär für den Multiplayer gekommen seid. Hier muss ich euch leider enttäuschen. Also nicht, weil der Multiplayer schlecht ist. Nein, hier bin primär ich das Problem, denn ich bin absolut miserabel an der Konsole im Multiplayer von Call of Duty: Vanguard. Mein Team hat meist trotz meiner Skills und wegen ihnen gewonnen. Meine Liebe für halbautomatische Waffen hat dabei auch nicht geholfen, ich empfehle euch wärmstens ein StG44 für den alltäglichen Einsatz.  Doch neben der Tatsache, dass ich eine laufende Zielscheibe auf zwei Beinen war möchte ich noch ein paar Worte zum Multiplayer verlieren: er ist ok. Nix besonderes. Viele, teils zu kleine Maps, sodass man häufig in der Nähe des Gegners spawnt. Keine Highlights wie der fantastische Krieg Modus aus Call of Duty: WWII, dafür sind die Killstreaks wieder zurück. Taugt der Multiplayer was? Ja doch, ich hatte Spaß. In den ewigen Top 5 der CoD Historie? Das sicherlich nicht.

Doch kommen wir zu der großen Enttäuschung: der Zombiemodus. ich bin ein Verfechter der alten Zombiemodes von World at War und Black Ops, d.h. simple Aufgaben oder einfach nur so viele Wellen wie möglich überstehen. Als dann die neuen Teile sukzessive neue Elemente, Perks, Mapabschnitte oder ganze Storylines eingebaut haben war ich nicht unbedingt einer der größten Fans. Der zurechtgestutzte Zombiemodus von Call of Duty: Vanguard sollte ja dann genau mein Ding sein, oder? Tja, ich bin selbst davon überrascht, wie schnell ich davon gelangweilt war. Alles an dem Modus wirkt unfertig, technisch unreif und lieblos. Ob alleine oder mit anderen Mitspielern hat sich bei mir nie Spannung von den alten Zombiemodi eingestellt und ich habe gemerkt, dass ich nur wiedergekehrte, um in diesem Test was dazu schreiben zu können. Vielleicht können Sledgehammer Games mit Content-Updates und Patches das Ganze etwas attraktiver gestalten, doch sehe ich mich es in naher Zukunft nicht nochmal starten.

Hollywood meets Gewohnheit – ein Fazit

In Call of Duty: Vanguard kracht es an allen Ecken und Enden, in den seltensten Momenten wird es wirklich langweilig. Die Inszenierung ist großartig, die Lichteffekte wissen zu begeistern, die Action ist wuchtig. Da kann man auch schnell die flachen Charaktere und die albern bösen Nazis verzeihen. Sledgehammer Games wissen halt, wo ihre Stärken liegen… aber leider verpennen sie etwas an ihren Schwächen zu arbeiten. Die Gegner K.I. ist phasenweise sehr leicht zu durchschauen, der Multiplayer man Laune, hat aber noch leichte Balance- und Spawnprobleme und der Zombiemodus enttäuscht auf ganzer Linie. Vanguard wird nicht als Highlight in die Geschichte dieser Spieleserie eingehen, doch schafft es in bester Hollywoodmanier zu unterhalten. Also Popcorn rausholen, Cola kaltstellen und ein paar Stunden von wuchtiger und saudummer Shooter-Action unterhalten lassen. Sollte es aber in Zukunft wieder einen WWII-Ableger geben, wünsche ich mir mehr Mut zum Realismus und weniger Checkpoints abarbeiten. Gerne auch von Treyarch!

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