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Anno 2205 – Zurück in die Zukunft

von am 20. November 2015
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Lesezeit: 6 MinutenWir schreiben das Jahr 2205, die Technik hat sich in den letzten 135 Jahren noch weiterentwickelt, sich von den Vorkommnissen im Jahr 2070 erholt und einige Vorstöße in den Weltraum und auf den Mond gewagt. Die Weltwirtschaft wird mittlerweile durch Mega-Corporations wie den “Big Five” und anderen kontrolliert, welche sich im Bund der “Global Union” zusammengeschlossen haben und nun die zweite Welle zur Besiedelung des Mondes starten. Und was machen wir in Anno 2205?

Als Leiter einer neuen Firma legen wir uns nun mit den wirtschaftlichen Achsenmächten an, jedenfalls später. Denn trotz unsere Lizenzierung zum Raumfahrtprogramm machen wir erst mal das, was jedes Anno-Spiel von uns verlangt: Inseln besiedeln! Hat sich also einiges im Anno-Universum getan, als nur die Jahreszahl geändert, oder hat Anno wirklich den Schritt eines Jahrhunderts gemacht? Diese Frage ist sehr viel einfacher gestellt als beantwortet. Denn wo 2070 durch den drastischen und nicht bei allen beliebten Szenerie-Wechsel etwas auf der Strecke blieb, wenn es um die Spielmechaniken geht, konfrontiert der neue Anno teil eingesessene Spieler der Reihe mit teils sehr drastischen Neuerungen. Die weichen zwar vom “klassischen” Anno stark ab, haben aber trotzdem generell positive Auswirkungen.

Die Annomalie im Franchise

Mit dem neuen Ableger geht Anno neue Wege, viele der altbekannten Spielmodi fallen weg, und allgemein wirkt 2205 sehr viel fokussierter. Die Kampagne selbst gleicht nun einem Story basierten-Endlos-Spiel mit eingestreuten narrativen Elementen. Der früher vorhandene Freies-Spiel-Modus fällt dadurch komplett weg. Das mag zunächst komisch klingen, funktioniert aber erstaunlich gut und gibt dem Anno-Konzept neuen Schwung.
Im gleichen Schritt erfahren Konflikte und Kriege eine starke Veränderungen. Wo früher Befestigungsanlagen an der Küste und eine ganze Armada an Fregatten davor lag, bietet 2205 ein absolut friedliches Bauerlebnis. Die Kampfhandlungen wurden dafür auf komplett getrennte Karten, die so genannten Krisensektoren verschoben, in denen wir mit unserer Flotte gegen unsere Widersacher vorgehen.
Engagierte Städteplaner können also endlich aufatmen, das bangen um die liebevoll aufgebaute Siedlung ist nun endlich vorbei!

Durch diese Neuerungen ist jedoch auch der Multiplayer dem Hackklotz zum Opfer gefallen. Jedenfalls vorerst, es ist durchaus zu erwarten das Entwickler Blue Byte diesen später noch per Add-On nachreichen wird. Vorbei sind daher erstmal die Zeiten in denen Flotten auf hoher See gegeneinander kämpften und Soldatentrupps des Gegners die eigenen Inseln infiltrierten. Das ist nicht nur schade, sondern schon fast eine Schande. Doch es scheint an der Zeit zu sein den beliebten Multiplayersessions mit Freunden lebewohl zu sagen.
Das neue Anno kann dadurch also nur noch ganz einsam und allein bestritten werden und den einzigen Widerstand, neben der immer gegen uns stehenden Wirtschaftsbilanz, kommt von einer militanten Gruppe, der so genannten “Orbital Watch”, welche mit aller Kraft versucht die Bemühungen unseres Bündnisses zu Nichte zu machen, um den Mond als eigenständige Kolonie getrennt von der Erde zu führen.
Die Story, um den Konflikt zwischen Global Union und Orbital Watch, läuft in kleinen Nebenmissionen und den Krisensektoren neben dem Hauptspiel und drängt sich daher nur gering auf, für alle die lieber die neu gewonnene Idylle genießen.

Einzig und allein die ständigen Sprach-Nachrichten unserer KI-Partner welche sich immer wieder und wieder bei uns melden nerven mit der Zeit echt hart. Die zwanzigste Erinnerung, daran dass es da noch den Krisensektor gibt in dem ich noch nicht war, weil ich zu faul bin dort zu helfen steigert meine Lust auf Schlachten leider auch nicht, während ich mich gemütlich der Ernte auf meinen Orangenplantagen widme. Leider scheinen diese Benachrichtigungen aber auch nicht abschaltbar zu sein.

The same procedure as last Anno

Ansonsten hat sich am grundlegenden Konzept von Anno nicht viel getan. Wir besiedeln noch immer Inseln mit unserem Schiff, bauen unser kleines Dorf, treiben die Wirtschaft voran und sehen zu wie unser persönliches Metropolis Gestalt annimmt. Anders als die Pioniere, Siedler, Kaufleute und Aristokraten siedeln wir als aufstrebende Mega Corporation jedoch Mitarbeiter an, auf die Managern und Investoren folgen. Immerhin ist das hier die Zukunft, oder?

Wo wir früher kleine Häuser, Holzfällerhütten, und später Paläste bauten stehen heute moderne Hightech-Häuser, die wir zu Wolkenkratzern mit glänzenden Fassaden upgraden, Roboterfabriken und Firmenhauptsitze. Das sieht nicht nur toll aus, sondern eignet sich auch super für Screenshots mit den neuen Kameramodi, wie dem rundum Blick, der langsam die Kamera um einen Punkt dreht, oder die Postkartenansicht um das selbst erbaute Stadtpanorama perfekt einzufangen.
Persönlich muss ich aber sagen, so hübsch der neue Look auch aussieht, ein wenig vermisse ich den Charme meiner kleinen Siedlungen schon. Denn die gläsernen Fassaden sind zwar eindrucksvoll, doch fehlt ein wenig das gewisse etwas. Auch scheint nicht immer ganz klar, welches Gebäude nun welcher Zivilisationsstufe angehört. Das ist schade, sorgt aber dafür das der übergreifende Look in der Stadt beibehalten wird.

Auch die Wirtschaftsprobleme kommen mit dem neuen Anno wieder mit. Grade als wir uns eine stabile Wirtschaft aufgebaut haben, upgraden wir ein paar Häuser und schwupp fehlt es wieder an Vitamindrinks, die brauchen Obstplantagen, die brachen Strom und das braucht wieder Kraftwerke und die brauchen wieder neue Arbeiter. Der ganz normale Anno-Wahnsinn im ewigen Kreislauf von verfeinern, verbessern und wieder ins Gleichgewicht bringen. Doch diese ewige Aufgabe, war schon immer das was einen Anno– Titel ausgemacht hat.
Und manchmal stehen wir dann auch vor der Herausforderung besonders seltene Rohstoffe auszutreiben. Die gab es früher auf orientalischen Inseln oder unterm Meer, dieses mal verschlägt es uns hingegen in die Kälte und auf den Erdtrabanten.

Kälteschock und Höhenflug

Wenn die eigene Arbeitnehmerschaft plötzlich Waren verlangt die unsere Gemäßigte Zone nicht her gibt, gibt es nur eines: Expansion! Dieses mal verschlägt es uns zunächst in die Kälte. Denn die Arktis bietet viele Rohstoffe zur Herstellung von Waren wie Neuroimplantaten, die man sonst einfach nirgends bekommt. Bei unseren neuen Gebieten handelt es sich ähnlich wie bei den Krisensektoren um gesonderte Karten, welche wir über die Globale Übersicht erreichen können. Das ist aber einfacher gesagt als getan, denn nach vergangenen Klima-Katastrophen werden die Gletscher der Arktis nur noch von Klima-Stabilisatoren aufrecht erhalten. Wir selber dürfen also nicht heizen, sondern müssen die von unseren Industriegebäuden abgestrahlte Hitze nutzen um die eigene Belegschaft vor dem sicheren Kältetod zu bewahren.
So puzzlen wir also fröhlich Fabriken und Wohngebiete durcheinander. Eine Aufgabe die schnell die Komplexität eines Tetris-Spiels erreichen kann, denn nur mit genug Arbeitern kann eine positive Wirtschaftsbilanz erreicht werden. Haben wir aber eine erfolgreiche Produktion der gewünschten Waren aufgebaut können diese einfach per Handelsroute zwischen unseren Firmenstandorten hin und her geliefert werden.

Sind Arktis und Gemäßigte Zonen erfolgreich besiedelt wird es endlich zeit nach den Sternen zu greifen. Naja, jedenfalls fast, denn weiter als auf den Mond kommen wir nicht. Hier gilt es nun alles darauf zu setzten den Rohstoff Helium-3 abzubauen und erfolgreich einen Fusionreaktor zu errichten. Das alles mit Creditbilanzen, Rohstoffanfragen und den Feinden der Orbital Watch im Nacken. Ein schweres, aber machbares Unterfangen.
Ähnlich wie in der Arktis gilt es wieder unsere Gebäude zu schützen. Hier ist jedoch jedes Gebäude in Gefahr, nicht vor der Kälte, sondern Asteroideneinschlägen! Ein dichtes Netz aus Schildgeneratoren ist also nötig damit kein Teil unserer Wertvollen Mondkolonie von Gesteinsbrocken zerbombt wird.

Im Trott gefangen

Sind die Stellschrauben unseres Wirtschaftsimperiums richtig eingestellt und alles gebaut, heißt es leider nur noch zurücklehnen, Tee trinken und den Zahlen beim raufticken zusehen. Denn Ohne Gegner auf den Karten oder Naturkatastrophen die uns die Idylle zerstören, ist das einzige Limit das Kontolimit. Denn die Entwickler haben eine Kontosperre eingebaut um den Reichtum unserer Firma nicht ins Unendliche laufen zu lassen. Diese Sperre kann nur erhöht werden wenn wir mehr Belegschaft einstellen was unsere Wirtschaftsmaschinerie wieder ein wenig durcheinander bringt. Kein langfristiges oder besonders spannendes Ziel leider.
Sind also nach ca. 40 Spielstunden der Firmensitz gebaut und die Wirtschaft am laufen, kann man sich nur noch der Verfeinerung der eigenen Städte widmen. Bei einer Auswahl von Parks und Parkplätzen in drei verschiedenen Größen geht aber auch hier der Spaß am Dekorieren aus. Nur ein Feld mit einem Blumenbeet kann noch über die Belohnungspunkte des Uplay Browser hinzu gepackt werden.

Was darauf folgt ist immer mehr vom gleichen. Die Übernahme weiterer Sektoren, von anderen Firmen, stellt lediglich die Herausforderung nicht die eigenen Bilanzen zu vermiesen und den Aufbau neuer Sektorprojekte. Also kleiner Nebenquestes die Stück für Stück etwas auf der Karte errichten was uns am Ende einen Vorteil bringt. Ansonsten bleibt es leider immer mehr vom gleichen.

Die bereits angesprochenen Story-Elemente können das auch nicht wirklich aufpeppen. Denn die Einblendungen der anderen Firmenchefs oder die unserer Berater sind auf Dauer eher nervig als spannend.
Und seien wir mal ehrlich “Bau als erster einen Fusionreaktor auf dem Mond und lass dich nicht von der Orbital Watch platt machen” ist nun wirklich keine Meisterleistung des Story-Schreibens.

Anno forever

Das neue Anno kann auf jeden Fall einiges an Pluspunkten sammeln. Denn es tut das, was es machen will verdammt gut: Ein gutes und anspruchsvolles Endlos-Aufbauspiel sein. Viel mehr schlummert unser der Haube von Anno leider nicht mehr, denn auch wenn die Schlankheitskur den umgesetzten Mechaniken durchaus gut getan hat und sich gerade vom letzten Teil der Anno-Saga positiv abhebt, vermisst man doch das klassische Feeling der Reihe ein wenig. Alles Gute in einen Topf schmeißen lässt hier nämlich etwas in sich perfektes entstehen. Doch wir alle wissen, Perfektion ist schnell langweilig.
Ansonsten lässt sich Anno 2205 eigentlich nichts vorwerfen. Es sieht toll aus, hat ein wunderbares Feeling und macht seinen Job verdammt gut, lediglich eine anständige Story, mehr Karten und ein Multiplayer-Modus würden das Anno-Erlebnis abrunden.
Etliche Stunden an Spielspaß warten hier trotzdem, und noch oft genug werde ich von Anno selbst zu hören bekommen: “Außergewöhnlich lange Spielzeit entdeckt”, ich bin doch gerade mal 2 Stunden dabei, mein Wirtschaftsimperium braucht mich!

Anno-test-fazit

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