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Tales from the Pad – Möge die Macht…

von am 19. März 2017
 

Lesezeit: 3 Minuten…und so weiter! Wer nicht weiß, wie dieser berühmte Satz der Filmgeschichte endet, sollte sich jetzt schnell in eine Ecke setzen und schämen! Alle anderen dürfen weiterlesen. Weiterlesen und erfahren, wie mich einst ein Spiel versaute. So sehr, dass ich Sachen getan habe. Sachen, die mich bis heute verfolgen. Und die – man kann es sich sicherlich schon denken – mit einer Ampel zu tun haben. Und mit Jedis. Tjahaaaa!

Das war mal ein Cliffhanger oder?
Kurz zur Klärung der Situation… Es geht in diesem Artikel tatsächlich um Jedis und Fußgängerampeln. Aber wir wollen das Pferd ja nicht von hinten aufzäumen!

Use the Force!

Der Sommer 2002 duftete für mich und meine beiden besten Freunde (Dominik & Seppo) nach Blastern und Laserschwertern. Wie sowas riecht? Na nach geschmolzenem Metall, nach verschmurgeltem Plastik und nach Hühnchen. Irgendwer hat mal gesagt, dass Menschenfleisch nach Hühnchenfleisch riecht, wenn es gebraten wird. Und mit ‘nem Laserschwert gekillte Stormtrooper müssten demnach… Ihr wisst schon…

2002 war das Jahr von Jedi Knight II: Jedi Outcast. Dominik kam mit dem Spiel um die Ecke und sagte sowas wie “Das hier müssen wir mal spielen”. Ein folgenschwerer Satz. Bei Seppo waren die Eltern nach Holland ausgeflogen. Sein Vater hatte einen brandneuen Rechner, der die id Tech 3-Engine verpacken konnte, auf der das Spiel fußte. Mein PC konnte das nicht gewährleisten.

Star Wars Jedi Knight 2: Jedi Outcast Trailer

Wir hatten also das Spiel. Wir hatten den Rechner. Und wir hatten die Zeit.

Abwechselnd spielten wir die Kampagne des Games. Wenn jemand starb, war der Nächste dran. Das ging in den ersten Stunden wirklich Schlag auf Schlag. Der talentierteste Jedi von uns war Dominik. Aber wer immer gerade nicht spielte sah zu. So als wären wir im Kino. Oder würden einer Star Wars-Serie zugucken. Es war fantastisch. Endlich wurde die Geschichte weitererzählt. Endlich erfuhren wir, wie es nach Lukes Sieg über den Imperator weiterging. Zerbrach das Imperium? Was geschah mit den ganzen Stormtroopern? Würde die Macht wieder erwachen und neue Jedis hervorbringen?

Das Spiel war der Hammer. Obwohl wir Kyle Katarn vorher nicht kannten, entfaltete sich dort eine Story entlang vieler bekannter Personen und Orte. Wir sahen alte Jedi-Tempel, bekämpften System-Lords, die ihre Macht nicht an die Republik abgeben wollten und hatten ein mächtiges Waffenarsenal zur Verfügung. Als dann noch Story-technisch die Macht hinzukam und Kyle seinen Widerstand gegen seine eigene Natur aufgab, waren wir völlig gefangen von dem Spiel. Wir würgten und schleuderten Stormtrooper und ihresgleichen durch die Gegend, nur um ihnen unser Lichtschwert in der Luft hinterher zu schleudern. Es war ein Fest.

Wir betägtigen Schalter, setzten den Mind-Trick ein, um Gegner zu verwirren, schubsten Stormtrooper von Brücken und Plattformen, und schleuderten unser Lichtschwert in ganze Horden von Gegner…
Und dann entdeckten wir den Multiplayer-Modus. Und der war der Oberhammer. Maps, Mods und jede Menge richtig gute Fights mit echten Gegnern. Lichtschwertduelle und frei wählbare Jedi-Kräfte. Ein bißchen Sith, ein bißchen Jedi. Mit Force-Choke, dem Jedi Knight-Äquivalent des Messerns, rannten wir über die Map und streckten über die Köpfe der Anderen hinwegfliegend unsere Kombatanten mit Force-Lightning nieder. Es war ein Rausch.

Der Tag wurde zum Abend, der Abend zur Nacht. Irgendwann gingen wir schlafen, ich pennte glaube ich auf der Couch.
Am nächsten Tag ging es direkt weiter mit der Kampagne. Und immer wieder schnellte Kyles Hand nach vorne, um eine Jedi-Kraft einzusetzen.

Und dann… Katastrophe!
Uns waren die Nahrungsmittel ausgegangen. Nix zu trinken mehr, nix mehr zu essen im Haus.
Der Rücksturz in die Realität.
Wohl oder übel mussten wir uns auf den Weg machen, einzukaufen.
Der nächste Supermarkt war etwa 15 Minuten zu Fuß entfernt. Natürlich sprachen wir auf dem ganzen Weg über nichts anderes, als das Spiel. Lichtschwert hier, Blaster da, Macht einsetzen… Dann kam die Fußgängerampel an einer größeren Kreuzung. Es war eines dieser “Bitte warten”-Modelle, bei dem über der roten Ampel ein blinkendes Licht signalisiert, dass schon jemand auf den Knopf gedrückt hat. Natürlich hatte niemand gedrückt. Obwohl gegenüber jemand stand und auf unsere Seite wollte. Ich erinnere mich an den Knopf der Ampel. Eine Sensorfläche. Rund und orange und im mittleren Teil war ein dunklerer Kreis. Die Oberfläche war stumpf. Ich hatte diesen Knopf bestimmt schon hundert Mal gedrückt.

Aber dieses Mal berührte ich ihn nicht.
Ich streckte meine Hand aus.
Und hielt sie, wie Kyle Katarn geöffnet als würde ich eine unsichtbare Orange darin halten und wartete darauf, dass die Macht tat, was sie in den letzten 24 Stunden so oft bereits getan hatte. Den Schalter betätigen. Völlig selbstverständlich. Bis Dominik mich ansah und ansprach: “Das hast du nicht wirklich gerade gemacht, oder?”

Ich realisierte, was ich da gerade Beknacktes machte, schüttelte es im wahrsten Sinne des Wortes ab und drückte den Knopf, wie Nicht-Jedis das nun mal tun müssen.

Die Ampel gibt es heute noch.
Und bis heute vergeht keine Überquerung dieser Ampel, ohne dass ich an dieses Spiel und diesen Moment denke.
Ab und an, sehe ich mich dann verstohlen um. Und ganz selten, probiere ich es auch heute noch aus.
Wenn ich mich genug konzentriere, klappt es irgendwann. Und dann wird sich alles ändern!

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