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Kommentar – Bin ich gamescom-müde?

von am 6. September 2017
 

Lesezeit: 5 Minuten2017. Virtual Reality kommt langsam in den Wohn- und Spielezimmern an. Spiele-Reboots und -Remasters fluten weiterhin den Markt und während ich diese Zeilen schreibe, tummeln sich freudig tausende Gaming-Fans auf dem Kölner Messegelände um die gamescom 2017 zu besuchen. Und ich sitze jetzt wieder zu Hause und habe das Gefühl… bin ich gamescom-müde?

Schon satt?

Ich bin ehrlich gesagt auch etwas perplex, ob meiner eigenen Feststellung. Meine erste gamescom besuchte ich im Jahr 2014. Das war kurz bevor ich bei IKYG eingestiegen bin. Damals noch um meinen Sanchez-Youtube-Channel zu pushen, bin ich als Tony, Luigi und eben Sanchez Swamptiddy über die Messe geflitzt, habe Tickets verlost, mit den Gewinnern eben dieser Tickets Interviews geführt und natürlich auch noch ein kleines Reisetagebuch geführt.

Einen Tag hatte ich mir dann noch mal so genommen, um zusammen mit einem guten Freund die League of Legends-E-Sports-Meisterschafft anzusehen, generell einfach das Gelände zu durchstöbern und eben auch mal “Pause” zu machen. Selbst wenn ich keinen Presseausweis hatte und nicht in die Business-Area gekommen bin, hatte ich doch viele tolle Einblicke, habe nette Leute kennengelernt, habe viel gespielt und hatte, abgesehen von der relativen Fülle der Hallen, eine wirklich schöne Woche.

In den Jahren danach kamen dann durch Arbeit, meine Ausbildung und einfach Geldmangel keine Gründe mehr auf, die gamescom zu besuchen. Das war nicht schlimm. Durch IKYG und den Rest des Internets wurde ich ja immer Up-To-Date gehalten. Aber spulen wir mal vor ins Jahr 2017.

Eigentlich doch ganz cool, oder?

Die offizielle FB-Seite der gamescom 2017 hat ein Gewinnspiel veranstaltet, bei dem man zwei Tagestickets gewinnen konnte. “Cool”, dachte ich. Klingt doch nett. Ich also fix einen Videobeitrag gemacht, hochgeladen und PENG! Zwei Tickets für den gamescom-Donnerstag. Läuft. Eigentlich wollte ich ja gar nicht hin, weil wegen Geld und Unterkunft und bla, aber hey: Jetzt hat man schon Tickets, dann kann man sicherlich auch das Drumherum irgendwie planen. Und ja. Dank vernünftiger Planung haben mich zwei Tage Messe mit nem guten Kumpel nur 170€ gekostet. Lief also.

Aber das war ja nicht alles. Auch wenn alles smooth lief. Irgendwas war… odd… Während der Rest der Redaktion entweder als sexy Messe-Hostess (wie der gute Armor, in seiner Microsoft-Team-Leiter-Funktion) die Leute für die neuesten Spiele angefixt, oder eben wie es sich gehört RICHTIGE journalistische Arbeit getan haben, in dem sie von Termin zu Termin geflitzt sind, war mein GC 2017-Eindruck eher so… meh.

Also, versteht mich nicht falsch. Ich hatte meine Highlights. Bei VR, Crackdown 3 und Dragon Ball Fighter Z hatte ich das Glück, da mal antesten zu dürfen und ich war wirklich begeistert. Aber ansonsten? Die ganze Messe ist eher so an mir vorbei geschossen, als einen wirklichen Eindruck zu hinterlassen. Woran kann das liegen? Bin ich wirklich gamescom-müde geworden? Nach zwei Besuchen?

gamescom-müde oder Anti-Sozial?

Immerhin bin ich um 09:30 Uhr da aufgetaucht und hatte gegen 15:30 Uhr schon keinen Bock mehr. Und da ist es mir eigentlich erst aufgefallen: Zumindest als Privatbesucher ist die gamescom eigentlich eine “Wart-Com”. Du wartest darauf reingelassen zu werden, damit du drauf warten kannst, Spiele zu testen, auf die du dann noch mal ein paar Wochen, Monate oder Jahre warten kannst, bevor sie auf dem Markt eintrudeln. Klar, manchmal wartest du etwas weniger, wie in der Retro- oder Indie-Area, bei nicht so bekannten oder gehypten Spielen, oder eben, wenn du wirklich FRÜH reinkommst. Aber warten musst du trotzdem.

Dann geht es weiter. Die Hallen sind voll, die Stände sind voll, alles ist voll und wenn du dich nicht außen herum schleichst, quetscht man sich durch Menschenmassen, um von einer vollen Location zur nächsten zu kommen. Man steht sich also entweder die Beine in den Bauch oder wartet sich nen Wolf, nur um herauszufinden, dass man doch in der falschen Halle ist oder an der falschen Schlange steht. Bestes Beispiel dafür ist Nintendo. Ich stand 20 Minuten an, um 10 Minuten Skyrim für die Switch zu spielen (guter Kurs, war zum Glück ja früh drin), und habe direkt nebenan den Stand für ARMS mitbekommen. Ich also hin (weil ja keiner anstand) und gefragt, wo man reinkönne, bzw. wie lange ich noch warten müsste. Die freundliche junge Frau hat mich dann daraufhin aufmerksam gemacht, dass die Schlange für ARMS genau neben der für Skyrim war, ich mich also noch mal anstellen müsste um zum gleichen Punkt zu kommen. Hmmm… nee hab ich mir gedacht, dass mach ich nicht mit, danke.

Was mich dann zu noch etwas bringt. Lohnt sich das anspielen? Bzw. der Aufwand dafür? Also grundsätzlich, wenn es ein richtig geiles Spiel ist. Bestimmt. Aber mal davon abgesehen. So ganz nüchtern betrachtet? Die meisten Spiele, zumindest AAA-Titel, kommen oft wirklich schon ein paar Wochen oder Monate nach der gamescom raus. Es gibt Ausnahmen, wie Dragon Ball Fighter Z oder bestimmte VR-Hard- und Software, aber gerade bei Titeln wie etwa Warcraft, Call of Duty oder Assassin’s Creed, weiss man eigentlich ziemlich genau, was man in ziemlich absehbarer Zeit bekommt. Warum also Stunden anstehen für einen kleinen Teil von etwas, dass ich eh bald GANZ für mich beanspruchen kann? Ist es vielleicht diese ewige Prestige-Jagd, die uns anerzogen und durch Trophies bei Videospielen auch noch intensiviert wurde? Ich weiss es nicht, aber vielleicht spielt dieser “ich war einer der Ersten”-Gedanke ja irgendwie da mit.

Jedenfalls, als mir das noch mal richtig klar geworden ist, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Warum bin ich eigentlich auf der gamescom? Ich habe keinen Bock auf lange Schlangen, keine Lust auf riesige Menschenmassen, keinen Hunger auf überteuertes Essen und im Internet bekomme ich deutlich mehr gute Cosplays und Gameplay-Trailer zu sehen. Klar. Messe-Feeling. Man kann auch Einiges da machen und erleben. Das ganze Drumherum spielt natürlich auch eine Rolle. Aber auf der anderen Seite? Lasertag kann ich auch in HH spielen. Ich habe keine langjährigen Freunde, die ich sonst nie höre oder sehe, wenn ich sie dort nicht treffe und all’ die Spiele, die spielbar sind, bekomme ich nach einiger Zeit ebenfalls einfach nach Hause.

Warum also noch gamescom?

Warum also soll ich mich in Zukunft dahinzwingen und Geld ausgeben für die Dinge, auf die ich anscheinend gar keine Lust habe? Eben. Muss ich nicht. Und das ist das Tolle. Ich war jetzt zwei Mal da und habe zwei Seiten der Messe erlebt. Einmal mit Ziel, als “Künstler”, ich habe etwas verfolgt und mich zu beschäftigen gewusst. Beim zweiten Mal als Privatbesucher, der einfach mal da hingeht und ein bisschen Gaming-Kultur aufnehmen wollte. Und da wurde ich enttäuscht. Ich glaube, und das soll jetzt kein “Main-Stream-gebashe”-werden, die gamescom ist einfach “zu groß” geworden. Zu groß ist das Drumherum. Zu groß die Menschenmassen, die sich durch die Besucherhallen quetschen. Zu groß der Hype, der da miteinhergeht. Es ist ein einziges Marketing-Event geworden. Klar, sind solche Messen natürlich immer irgendwo. Aber hier fehlt mir persönlich einfach die Seele des Ganzen. Oder, um es mit dem eigenen Slogan der gamescom 2017 zu sagen, mir fehlte tatsächlich “the HEART of Gaming”.

Schade. Aber so lernt man. So habe ich gelernt, welche Erwartungen ich an solche Messen haben kann. Und das ist gut. Sollte ich nicht mehr gamescom-müde sein, dann, weil ich mir selbst eine Aufgabe gestellt habe. Weil ich etwas erleben und schaffen möchte. Bis dahin verkrieche ich mich in meinem Zimmer, hol’ mir ne Packung Nachos und mache nen Terminator-Marathon, oder gehe mit Freunden aus. Das Leben hat ja genug zu bieten. Ich hoffe, ihr Anderen habt bessere Erfahrungen gemacht, falls nicht, oder falls doch, schreibt sie doch mal in die Komentare. Ich bin gespannt.

Kommentare
 
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  • MonkeyHead
    6. September 2017 at 18:29

    Ich bin da einer ähnlichen Ansicht wie du. Ich war dieses Jahr, nach 2009, mal wieder auf der gamescom. Übrigens auch Donnerstag. 😀

    Und eigentlich kann ich dir bei dem was du schreibst nur zustimmen. Ich möchte jedoch noch hinzufügen, dass ich die Messe nicht Zuschauerfreundlich finde. Klar kann ich mir Gameplaymaterial auch zuhause angucken, mit Sicherheit sogar einfacher und komfortabler als da, aber wenn ich schon nicht alles was ich gerne anzocken möchte, anzocken kann, dann möchte ich doch gerne sehen wie andere spielen. Denn das gibt mir oftmals noch einen anderen Eindruck, als wenn ich Gameplay sehe wo alles so passiert wie es passieren soll. Das dies bei 16er und 18er Titeln nur schwer möglich ist. Doch gab es das Problem auch bei anderen Titeln. So habe ich zum Beispiel kein bisschen von Ni No Kuni 2 gesehen, da der Stand von einer riesigen Papp-Mauer eingefasst war, der den Blick auf das Spiel völlig verdeckt haben. Und so ging es mir generell auf der Messe. Es heißt zwar gamescom, aber ich habe relativ wenig Spiel gesehen. Da könnte man mir Vorhalten ich hätte mich ja anstellen können, aber wenn ich nur einen Tag auf der Messe bin möchte ich eher alles mal sehen, anstatt die Zeit für eine Demo aufzuwenden für ein Spiel was ohnehin bald rauskommt.


  • 7. September 2017 at 11:54

    Ich bin gamescom-müde. Genau den Begriff hab ich in der Woche und davor sehr häufig benutzt. Ich war erst einmal als Privatbesucher auf der gamescom und hab mir da direkt gesagt: “Nie wieder”. Ich finde es einerseits toll, dass Leute so für ihr Hobby brennen, dass sie 6 Stunden lang für ein Spiel anstehen, das eine Woche später rauskommt, aber ich persönlich würde das niemals machen. Gerade diese gamescom war doch: altes Spiel, altes Spiel, Update für altes Spiel, neues Spiel, das nächste Woche rauskommt, nur ein Trailer, Splatoon 2, Overwatch, zwölfte Fortsetzung von XY… man kann sicher immer Perlen entdecken und Spaß haben, dafür muss man sich aber auch mit den Menschenmassen auseinandersetzen, anreisen, Geld ausgeben, Schlange stehen, schwitzen…

    Auf der anderen Seite habe ich bisher seit 2010 erst eine gamescom ausgelassen und da war ich doch etwas traurig und hatte das Gefühl, was verpasst zu haben.


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