Lesezeit: 4 MinutenNach über vier Jahren Durststrecke landet endlich wieder ein Castlevania-Spiel in einer tragbaren Nintendo-Konsole. Aber der Titel verrät es schon: Castlevania: Lords of Shadow – Mirror of Fate ist ein Ableger des Reboots von 2010. Kann das neueste Werk des spanischen Entwicklers MercurySteam also qualitativ an die ausgezeichneten Vorreiter anknüpfen oder gleicht die Neuinterpretation einem Debakel? Ich habe ein paar Nächte in Draculas Spukschloss verbracht, um euch eine angemessene Hotelbewertung zu liefern!
In der guten alten Zeit lebten die Menschen noch ruhig und in Frieden…
Geschichtlich ist der erste 3DS-Ableger der Castlevania-Serie 25 Jahre nach dem letzten großen Teil Castlevania: Lords of Shadow angelegt. Aber auch ohne Kenntnis des Vorgängers brauch man eigentlich nicht mehr wissen als: Dracula sitzt im Schloss. Schlecht. Vampirjäger kommt. Gut. Mittlerweile blicke selbst ich als eingefleischter Fan nicht mehr durch in diesem Generationen-Wulst aus Belmont-Clan vs. Dracula. Alle paar Jahrzehnte ist die Vampir-Kacke am dampfen und ein Sohn, Enkel oder Schwippschwager der Belmonts ist wieder mal an der Reihe, das Schloss zu putzen.
Einmal aus Alt mach Neu, bitte gut durchgeschüttelt!
Die Spielmechanik lässt beim ersten Anzocken wohl jeden Fan erstmal aufatmen: 2D-Gameplay! Zugegeben: Castlevania: Lords of Shadow war kein schlechtes Spiel und hatte seine Fans, die besten Teile waren jedoch nunmal 2D-Titel. Auch wenn das grafische 3D-Gewand es anders vermuten lässt, könnt ihr euch nie in die Tiefe bewegen. Dafür könnt ihr mittels der seit Castlevania: Symphony of the Night etablierten Metroid-Mechanik das Schloss in alle 2-dimensionalen Richtungen erkunden, was wohlige Erinnerungen an vergangene Tage weckt. Ja, auf den ersten Blick schaut es schon mal gar nicht so schlecht aus, oder? Der Teufel liegt jedoch im Detail verborgen: Spielerisch liegt der Titel nämlich einem God of War auf lange Sicht immer noch näher, als einem typischen Castlevania.
Kämpfen wie ein Spartaner
Sobald ihr auf eure ersten Widersacher trefft, merkt ihr schon, wo die Reise hingeht… Die Rollenspielelemente aus vorangegangenen Teilen weichen einem deutlich ausgefeilteren Kampfsystem. Wie in modernen Metzelspielen bekommt ihr hier alles, was das Herz begehert: Kombos, Ausweichrollen, Konterangriffe… Dies wirkt im Castlevania-2D-Universum ziemlich ungewohnt, funktioniert trotz einer fehlenden dritten Dimension aber erstaunlich gut. Allerdings ist es schon recht Schade, dass man sich nicht mehr aufleveln kann wie früher. Für jeden aufgestiegenen Level gibt es nur eine neue Kampfkombo. Ein höherer Energie- bzw. Manawert wird nur durch versteckte Kisten gewährt, die ihr im Laufe eurer Schlosserkundung suchen müsst. Somit werden euch die Gegner im späteren Spielverlauf genauso ärgern, wie bei eurer ersten Begegnung im Spiel. Die letzten erspielbaren Kombos erleichtern euch das Vampirjägerleben zwar deutlich, vermitteln aber nicht das gleiche Gefühl des Stärkerwerdens wie früher.
Schloss im Miniformat
Die Erkundungsmöglichkeiten halten sich diesmal in Grenzen. Scheinbar ist die Wirtschaftskrise auch an Dracula nicht spurlos vorübergegangen, denn es gibt abseits des stets gekennzeichneten Hauptweges nur wenig zu erkunden. Das Spiel ist in drei Akte unterteilt, wovon ihr jeden mit einer anderen Hauptfigur startet. Ebenso wird eure Minimap resettet und ihr dürft von neuem Jagd auf den Herrn der Finsternis machen. Bevor ein Akt abgeschlossen wird, sollte jeder Winkel des Schlosses gründlich abgesucht werden, denn ein Zurück gibt es danach nicht mehr. Dank eines integrierten Notiz-Systems, wo ihr euch verdächtige Stellen auf eurer Karte markieren könnt, grast ihr die liegengebliebenen Schätze später relativ zielsicher ab. Früher oder später findet ihr immer ein nützliches Tool, was euch höher klettern, springen oder bestimmte Türen öffnen lässt. Alte Hasen wissen schnell Bescheid und werden kaum gefordert. Da jeder Raum auf eurer Karte zusätzlich mit Fragezeichen und einer genauen Anzahl an Geheimnissen markiert wird, brauchen sich Komplettisten keine Sorgen machen.
Von lahmen Bosskämpfen und leeren Schlosshallen
Trotz einem richtigen Kampfsystem bleiben die Kämpfe eher die Ausnahme. Draculas Schloss wirkt diesmal wie ausgestorben. Die im Vergleich zu den Vorgängern wenigen Gegnertypen kommen meistens nur in Unterzahl daher. Auch die Bosskämpfe haben einfach keinen richtigen Biss und wirken oftmals sehr uninspiriert. Die japanischen Castlevania-Teile hatten vielleicht kein ausgetüfteltes Kampfsystem, aber deutlich mehr Action zu bieten. Ebenso war das Gegnerdesign selten so langweilig. Es ist einfach viel zu wenig los im Spukschloss, als das euch Draculas Diener hier das Fürchten lehren könnten.
Graf(-ik) Dracula bittet zum Zapfenstreich
Optisch gibt es echt nichts zu meckern: Castlevania: Lords of Shadow – Mirror of Fate sieht für 3DS-Verhältnisse trotz relativ niedriger Framerate sehr schick aus. Die in 3D modellierten Hintergründe vermitteln stets ein schönes Gefühl von Tiefe, auch wenn das Spiel nur seitwärts abläuft. Auch die Gegner- und Charaktermodelle sind gut gelungen, sauber animiert und geizen nicht mit netten Effekten. Mir persönlich gefällt der gezeichnete 16Bit-Look der japanischen Vorgänger jedoch immer noch wesentlich besser. Mein größter Kritikpunkt ist aber der Sound. Während die Soundeffekte und englische Sprachausgabe in Ordnung gehen, enttäuscht die musikalische Untermalung auf ganzer Linie. Vorbei sind die Zeiten grooviger Orgelrock-Melodien vom Schlag eines “Bloody Tears” oder “Vampire Killer”: Entwickler MercurySteam setzt auf eher westlich anmutende Klänge und liefert einen ziemlich langweiligen Mix aus Gruselmusik und 08/15-Actionfilm-Soundtrack, der sich viel zu häufig wiederholt.
Fazit: Blutiger Cocktail oder faule Knoblauchzehe?
Das größte Problem von Castlevania: Lords of Shadow – Mirror of Fate sind seine hervorragenden Handheld-Vorgänger. Eigentlich ist das Spiel ganz ok und macht über die zirka zehn Stunden Spielzeit auch Spaß. Es ist aber schrecklich durchschnittlich und bietet kaum Wow-Momente. Legt man die Castlevania-Brille ab, bekommt man einen nettes God of War-artiges Spiel im 2D-Gewand, das man dank regelmäßiger Checkpoints auch prima unterwegs mal mit in die Bahn nehmen kann. Vom ursprünglichen Castlevania-Feeling ist außer der Kulisse aber erschreckend wenig übrig geblieben, so dass man sich als Fan kaum angesprochen fühlt. So mutig und neu der Versuch auch sein mag, die alten Tugenden aufzufrischen, so erschreckend langweilig und bewährt sind die neuen Elemente aus dem restlichen Videospielumfeld der Moderne. Ich schließe daher mein Reisetagebuch ab mit den Worten: Castlevania: Lords of Shadow – Mirror of Fate ist zwar ein nettes Spiel, aber kein gutes Castlevania-Abenteuer geworden.
Ihr wollt jetzt auch mal Dracula zeigen, was eine Harke… pardon eine Peitsche ist?
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hohohohly moly, 3Dracula das isch ja ma wa, da hat sich einer Gedanken gemacht! 😀
Aber im ernst, verdammn, vieso gibts für PS Vita kein Castlevania Teil!?
Vielleicht wird das Spiel ja noch portiert.. 😉
jaja, mit der Exklusivität nehmen die es heute ja nicht mehr sooo genau 🙂
Eben. 😉