Lesezeit: 6 MinutenNachdem sich Publisher Capcom anfänglich etwas geheimnisvoll gab wurde bald klar, dass sie mit Dragon’s Dogma ein neue IP auf dem Markt etablieren wollen. Gerade von Seiten der Presse wurde schnell der Vergleich mit der Monster Hunter-Reihe gezogen, einer erwachsenen Offline-Variante davon sozusagen. Was an diesem Vergleich dran ist und wie gut das Open World-Rollenspiel ĂĽberhaupt ist, dass erfahrt ihr in diesem Dragon’s Dogma Test der PS3-Version.
Dragon’s Dogma Test
So ein wenig hat man das Gefühl, dass sich die Macher von Dragon’s Dogma bei der Entwicklung wohl nicht ganz einig gewesen waren in welche Richtung sie denn nun genau mit diesem Rollenspiel gehen wollen. Multiplayer oder doch Singleplayer? Waffen- und Item-Crafting wie in Monster Hunter? Knallhart wie Dark Souls oder doch lieber fair und an die Hand nehmen? Westlich oder japanisch? Im Grunde ist von allem ein bisschen in dem fertigen Spiel zu finden und dadurch erweckt das Spiel stellenweise den Eindruck, dass es aus mehreren Stücken zusammen geschustert wurde.
So wird man zunächst auch erst einmal etwas hilflos mitten ins Spiel geworfen und muss sich in Form irgendeines Kriegers samt Gefährten gegen Monster erwehren, ehe man – Jahre später -, seine eigene Heldin oder seinen eigenen Held kreieren kann, um gleich darauf sein Herz von einem Drachen heraus gerissen zu bekommen. Doch keine Angst, denn auch ohne Herz lebt es sich in diesem Fall offenbar gar nicht so schlecht. Weshalb man, ebenso verwirrt, wie seine Figur, in die groĂźe weite Welt namens Gransys auszieht, um sich sein Herz zurĂĽck zu erobern und das Königreich vor dem bösen Drachen zu retten.
Ein Herz fĂĽr Vasallen
Und diese Welt wirkt erstaunlich westlich für ein Spiel, das eigentlich aus Japan kommt. Schon die ersten Schritte zeigen eine kalte und raue Umgebung und im Grunde könnte dieser Ort auch irgendwo im mittelalterlichen Europa liegen, wenn man sich mal Drachen, Magie, Untote, Zombies und Skelette dazu denken würde. Etwas japanisch abgedreht wird es erst, sobald man seinem ersten Vasallen über den Weg läuft, der einem aus einer Art Strudel mitten in der Luft erscheint und von nun an treu dient. Klingt schräg, passt aber irgendwie. Mit ihm und später bis zu zwei weiteren bildet ihr fortan eine Partie, wobei darauf geachtet werden sollte, die richtige Mischung zwischen den jeweiligen Klassen, wie Zauberer, Bogenschütze, Ritter, Krieger usw. zu finden.
Die Vasallen begegnen euch dabei ständig auf eurer Reise und können entweder von der Straße weg rekrutiert werden oder ihr sucht euch an speziellen Punkten einen aus. Während euer Haupt-Vasalle mit euch levelt und verbessert werden kann gehören die anderen Vasallen irgendwelchen anderen Spielern aus aller Welt, was sozusagen die Online-Komponente des Spiels und ein durchaus interessanter aber noch ausbaufähiger Aspekt ist. So wie ihr euch nämlich Vasallen ausborgen könnt können andere Spieler auch eure Vasallen verwenden, wodurch diese ihr Wissen über Gegner und Umgebung verbessern und es euch zur Verfügung stellen.
Soweit die FĂĽĂźe tragen
Gerade zu Anfang muss man sich bei Dragon’s Dogma wohl erst einmal daran gewöhnen, dass man die im Grunde kleine Welt nur zu Fuß durchqueren kann und so die einfachsten Botengänge zur großen Herausforderung und einer langwierigen Aufgabe werden. So dauert selbst der kürzeste Weg von einem Lager ins andere im Spiel oftmals einen ganzen Tag. Und da es in Gransys nicht nur von Schurken, Trollen und Wölfen wimmelt, sondern auch vor riesigen Monstern und Drachen, sollte man es tunlichst vermeiden bei Einbruch der Dunkelheit noch irgendwo außerhalb der Stadtmauern unterwegs zu sein.
Ebenso, wie das Verlassen der Trampelpfade kann dies nämlich den schnellen Tod bringen. Und auch, wenn man nach Belieben speichern kann: Die Stärken der Gegner sind besonders zu Beginn sehr schwer einzuschätzen und eine Konfrontation kann schnell und durch nur einen Hieb zum vorzeitigen Ableben führen. Blöd, wenn man sich gerade eine halbe Stunde mühsam durch die Pampa geschlagen hat und es nicht für nötig empfunden hat, zu speichern. Umso schöner aber, wenn man endlich einen sicheren Ort zum Rasten erreicht hat.
Kleine Macken und anderes unausgereiftes Gedöns:
Dragon’s Dogma ist sicherlich nicht gerade einsteigerfreundlich. Hat man sich aber erst einmal in dem Spiel zurecht gefunden weiĂź es zu begeistern und gerade das Fehlen von irgendwelchen Schnellreise-Funktionen oder der Möglichkeit in die nächste Stadt zu reisen, versprĂĽht seinen ganz besonderen Reiz und macht die langen Märsche noch authentischer. Sicherlich nicht so hundsgemein, wie Dark Souls fordert es aber trotzdem den Spieler und lässt schnell vergessen, dass die eigentliche Story des Spiels gar nicht sonderlich spannend, ja ĂĽberhaupt wichtig ist. Das Sprichwort “Der Weg ist das Ziel” trifft es hier genau.
Da mag man auch über einige kleine Macken und Unausgereiftes hinwegsehen. So spielt zum Beispiel die Kamera nicht immer ganz mit, Zwischensequenzen kommen scheinbar aus dem Nichts oder müssen erst irgendwie getriggert werden. Auch die Möglichkeit Items und Waffen zu kombinieren ist ein netter Ansatz wirkt aber ziemlich unausgereift und weit entfernt von der Tiefe eines Monster Hunters. Ebenso könnte das Level-System etwas interessanter sein. Toll hingegen sind die intensiven Kämpfe und die wirklich gute KI der Vasallen. Wie schon erwähnt, lernen diese nach jedem besiegten Gegner dazu und wissen mit der Zeit, wo deren Schwachstellen liegen und unterstützen euch so besser. Schwachstellen gilt es dabei vor allem bei großen Gegner heraus zu finden, die ihr in der Regel mit eurem Held in vereinfachter Shadow of the Colossus-Manier mit eurem Held oder eurer Heldin besteigen müsst, um zum Beispiel auf den Kopf einzuzimmern oder den Schwanz abzuhacken.
Nachtrag zum Speichersystem:
Leider musste der Autor dieses Spiels die leidvolle Erfahrung machen, dass das Speichersystem von Dragon’s Dogma einen gravierenden Nachteil hat. Wenn man dies denn so nennen will. Da nämlich nicht vorgesehen ist, dass man selber ein Savegame anlegt wird der Spielstand immer automatisch gespeichert und der alte ĂĽberspielt. Soweit nicht so wild und sicherlich dem Spielerlebnis nicht abträglich. Blöd nur, wenn man auf einmal die Meldung bekommt, dass das Savegame defekt ist und man gefragt wird ob man dieses löschen und ein neues Spiel beginnen möchte. Klickt man auf “Nein” landet man wieder im StartmenĂĽ. So oder so ist der alte Charakter verloren. Ă„rgerlich, wenn man gerade 40 Stunden oder mehr in ihn investiert hat. Macht euch also auf jeden Fall hin und wieder eine Sicherheitskopie eures Savegames um nicht mein Schicksal zu teilen!
Fazit:
Dragon’s Dogma ist sicherlich nicht für jedes Rollenspiel-Fans Sache, denn dafür wirkt das Spiel oftmals etwas sperrig. Gerade zu Beginn ist die Hürde sich darauf ein zu lassen groß und gerade dann, wenn man die ersten Male ins Gras gebissen hat, kann es schon sein, dass man das Pad entnervt beiseite legt. Gibt man dem Spiel aber erst einmal eine Chance sich zu entfalten, weiß es durchaus zu begeistern und bietet vor allem eine willkommene Abwechslung auf dem Gaming-Markt. Etwas schade ist, dass einige Dinge etwas unausgereift wirken oder die Idee des Vasallen-Netzwerks nicht noch ein wenig weiter gedacht wurde. Wer jedoch ein spannendes Abenteuer sucht, bei dem nicht die Story sondern die Reise im Mittelpunkt steht, der ist hier genau richtig.
wie schon gesagt, hab die demo gezockt, fands ziemlich geil, und dein review hat mein gefühl noch berstärkt, wenn billiger wird, kaufe ichs mir!