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1-2-3-4 – Videospiel-Verfilmungen

von am 9. Oktober 2022
 

Lesezeit: 5 MinutenEin ganz heisses Eisen, haben wir dieses Mal bei “1-2-3-4”. Es gibt kein anderes Thema, bei dem sich Liebhaber von Spiele-Reihen so sehr in die Wolle kriegen können, wie bei “Videospiel-Verfilmungen”. Wie oft habe ich schon den Satz gehört “Ach der Film, ja der war doch eigentlich ganz witzig” gefolgt von einem völlig entsetzten “Was??? Hast du je eines der Spiele gespielt?”. Wenn sich Filmemacher in den Kopf setzen, einen Film zu einem bekannten und erfolgreichen Videospiel-Franchise drehen zu wollen, rollen die meisten Fans bereits mit den Augen, die anderen tun glatt so, als hätten sie davon nix bekommen und wieder andere freuen sich im stillen Kämmerlein. Wie unterschiedlich die Wahrnehmungen bei diesem Thema sein können, demonstrieren meine Gäste heute. Ăśberraschender Weise sind sie sich aber auch zumindest bei eine Frage ganz wunderbar einig.

Seht selbst.

Was ist 1-2-3-4? Ganz einfach: 1 Redaktionsmitglied wirft im 2-Wochen-Rythmus 3 Fragen zu einem Thema auf und 4 Menschen beantworten diese Fragen dann. Eben “1-2-3-4”. Drei dieser Menschen sind Gaming-Experten mit unterschiedlichsten Professionen: Redaktionsmitglieder anderer Media-Outlets, Influencer, Podcaster, Entwicklerinnen und Entwickler und andere Brancheninterne, sowie Ehemalige. Die Mischung macht’s!

Meine Gäste zu diesem Thema sind:

Felix Rick, Redakteur & Moderator bei Insert CoinInsert Coin
Paul Kautz, Langjähriger Branchen-Insider und “Oberster Meister” von Game Not Overgamenotover.de
David May, Chefredakteur bei Zockwork OrangeZockwork Orange
Sebbelsby beantwortet dieses Mal die Fragen als IKYG-Team-Mitglied.

Auf die Plätze, fertig, los!

Welche Videospielverfilmung ist Deiner Meinung nach gelungen?

Felix Rick: Ich hab jetzt nicht alle Videospiel-Verfilmungen gesehen, aber keine, die ich gesehen habe, ist richtig gut. Sei es nun Silent Hill, Tomb Raider (egal welcher Teil) oder der neue Uncharted-Film, das sind alles Filme die “seelenlos” sind. Mittlerweile muss ich sagen, dass ich den Super Mario Bros.-Film aus dem Jahr 1993 am ehesten genieĂźen kann. Denn der ist teils so komplett absurd und am Thema vorbei, dass man sich fragt, wie der ĂĽberhaupt gedreht werden konnte. Das ist guter Trash, ĂĽber den man lachen kann.

Paul Kautz: Hmmmm. Ich hatte deutlich mehr Spaß mit der Verfilmung von Sonic The Hedgehog, als ich mir ursprünglich vorstellen konnte. Was eventuell auch daran liegen kann, dass ich Jim Carrey im Allgemeinen sehr mag. Aber der Film war an sich auch echt unterhaltsam und handwerklich sehr solide. Gleiches gilt für Prince of Persia: The Sands of Time, der erstaunlich wenig falsch gemacht hat. Ich habe auch eine große Schwäche für den Street Fighter-Film mit Jean-Claude van Damme, sowie den ersten Mortal Kombat-Film. Aber in beiden Fällen mehr aus Trash-Connaisseur-Gründen und deutlich weniger, weil sie als Filme etwas taugen.

David May: Videospiel-Verfilmungen sind ja so eine Sache – eigentlich sagt man ja, dass diese niemals gut sind. Ein paar Ausnahmen gibt es natĂĽrlich, vor allem, wenn der Film sich nicht so streng an die Spiel-Vorlage hält, wie zum Beispiel die Tomb Raider-Filme. Tatsächlich fand ich auch den Uncharted-Film letztens gar nicht so schlecht, der war aber auch einfach ein recht generischer Abenteuer-Film und wäre mit ausgetauschtem Titel und Namen nicht mehr als Videospiel-Verfilmung erkennbar gewesen. Ich denke Tomb Raider und Resident Evil sind als Reihen ganz oben mit dabei.

Nicht wirklich gelungen, aber ein absolutes “Guilty Pleasure” meiner Kindheit: Double Dragon. Da kenne ich aber das Game gar nicht, aber der ist richtig schön abgedreht und nimmt sich selbst nicht so ernst.

Sebbelsby: Positiv überrascht hat mich das Fantasy-Adventure Pokémon Detektiv Pikachu mit Ryan Reynolds. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Adventure-Game und hat bis auf die Pokémon nur wenig mit dem Game Boy-Original von 1996 zu tun. Der Film bietet aber eine gute Mischung aus Fan-Fest und Plot. Pokémon wie Pantimos oder Pummeluff sind in diesem Film zwar absolutes Albtraum-Material, trotzdem hat mir die Darstellung einer funktionierenden Pokémon-Welt sehr gut gefallen. Kurzum: für das, was der Film sein wollte, hat er mir wirklich gut gefallen.

Welche Verfilmung hat euch überhaupt nicht gefallen? / Welche hat euch persönlich beleidigt?

Felix Rick: Alle Filme von Uwe Boll. Die sind nicht mal so schlecht, dass sie wieder gut sind, sondern das sind wirklich einfach nur Werke von Jemandem, der auch nach Jahren des Filmemachens keine Ahnung vom Filmemachen hat. Uwe Boll mag ein guter Geschäftsmann sein, der verstanden hat, wie er Kapital aus dem Thema schlagen kann, aber er ist ein Stümper hinter der Kamera.

Paul Kautz: Ganz klar: Alone in the Dark von Uwe Boll. Ist bis heute der einzige Film, den ich mittendrin ausgemacht, die DVD aus dem Player geholt und ohne weitere Umwege direkt in den Mülleimer befördert habe. Es gibt in Menschensprache keine Worte dafür, was für Beschissenheits-Untiefen dieses Verbrechen am Gehirn ausgelotet hat. Was zugegebenermaßen für fast alle Filme von Uwe Boll gilt. Aber dieser ist für mich in dieser Bodensatz-Schlammpackung der Schlimmste von allen.

David May: Die Liste der Verfilmungen, die mir nicht gefallen haben, ist lang. Auch, weil ich ein paar Filme von Uwe Boll kenne. BloodRayne zum Beispiel. Als Alone in the Dark damals in der Sneak-Preview kam, wollte ich das Kino verlassen. Enttäuscht war ich persönlich von Prince of Persia und Assassin’s Creed, weil das zwei Reihen sind, die ich sehr gerne mag und die meiner Meinung nach bessere Filme verdient hätten. Die auch entsprechend gute Vorlagen liefern. Auch den Warcraft-Film würde ich eher ganz weit unten ansiedeln.

Sebbelsby: Ich bin bei Videospiel-Verfilmungen sehr vorsichtig. Die meisten dieser Filme beweisen mir immer wieder, wie schlecht sie doch Videospiele repräsentieren können. Meistens schaue ich mir die Streifen gar nicht erst an. Ein Beispiel, bei dem ich den Film gesehen habe, ist Monster Hunter von 2020. Ordentlich Action und Effektfeuerwerk. Leider sehe ich darin einfach kein Monster Hunter. Regelrecht persönlich beleidigt hat mich aber Uwe Bolls Far Cry. Dabei bin ich nicht mal mehr ein Far Cry-Fan! Das ich keinen Krampf im Gesicht bekommen habe vom angewidert gucken, ist eigentlich ein Wunder.

Welche unangekĂĽndigte Videospielverfilmung wĂĽrdet ihr gerne sehen?

Felix Rick: Ich wĂĽrde gerne Monkey Island sagen, aber das wurde ja bereits mit Fluch der Karibik verfilmt. Ansonsten denk’ ich natĂĽrlich an die Spiele, die mir am meisten bedeuten. So etwas wie Half-Life könnte meineserachtens als Film oder Serie gut funktionieren. Das Spiel hat ja damals mit seinem World Building und Environmental Storytelling Ego-Shooter revolutioniert. Das könnte man sicher auch gut auf die Leinwand ĂĽbertragen. Shadow of the Colossus fänd ich auch geil. Wenige Dialoge, tolle Landschaftsaufnahmen in einer sonderbaren Welt, lange Kamerafahrten ohne Schnitt… Im Endeffekt eine dĂĽsteren Version von Die Unendliche Geschichte.

Paul Kautz: Als alter Fan von Origin Systems muss ich sagen: Bioforge! Das ist nicht nur eines meiner liebsten Spiele aller Zeiten, das auf einen der schlimmsten Cliffhanger aller Zeiten endet, sondern verfügt auch über eine ganz wunderbare, vielschichtige Handlung, die nicht nur einen passenden Abschluss, sondern vor allem eine würdige filmische Ausarbeitung verdient hätte! Davon abgesehen, bin ich der Meinung, dass es bereits seit 1992 das perfekte Drehbuch für einen vierten Indiana Jones-Film gibt: Indiana Jones and The Fate of Atlantis. Aber dieser Traum wird seit nunmehr 30 Jahren vergeblich geträumt…

David May: Videospielverfilmungen sind, wie Real-Adaptionen von Anime zum Beispiel, so eine Sache: man traut sich gar nicht, sich darauf zu freuen, weil es in den meisten Fällen in die Hose geht. Über die Ankündigung eines The Legend of Zelda-Films würde ich mich freuen, die Welt bietet so viele tolle Geschichten und Figuren. Ich kann mir aber kaum vorstellen, wie ein Realfilm das einfangen soll, ohne albern zu wirken, aber angucken (und hoffen) würde ich auf jeden Fall.

Sebbelsby: Auch wenn ich nicht die besten Meinung von Verfilmungen habe, würde ich gerne einen GUTEN Command & Conquer-Film über die Leinwand flimmern sehen. Natürlich mit Joseph D. Kucan als NOD-Anführer Kane. Direkt dahinter steht auf Platz zwei Bioshock inszeniert als eine Mischung aus düsterem Noir und Horror. Zu guter Letzt könnte ich mir vorstellen, das Red Dead Redemption einen verdammt guten Western abgeben könnte. Selbst wenn man sich nicht komplett an das Videospiel-Vorbild halten sollte.

In 14 Tagen haben wir dann ein anderes Thema und andere Gäste für Euch zusammengetrommelt.
Lasst uns in den Kommentaren gerne wissen, wie ihr die Fragen beantwortet hättet.
Wir freuen uns ĂĽber jedes Feedback!

Kommentare
 
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  • MonkeyHead
    12. Oktober 2022 at 11:03

    Die aktuellen Spieleverfilmungen habe ich gar nicht geguckt. Weder Sonic noch Assassin’s Crew noch Uncharted. Der letzte Film den ich geguckt habe war gaube ich Prince of Persia.

    Ich glaube aber, dass es nie eine von allen akzeptierte Spieleverfilmung geben wird. Weil das Kind zum einen schon in den Brunnen gefallen ist durch miese Filme die gezeigt haben, Videospiele sind nicht mehr wert als das und auch weil niemand der spielt noch neutral an eine Verfilmung rangeht. Das höchste der Gefühle ist ein: Ja war ok.

    Was das Genre der Videospielverfilmungen braucht ist ein Iron Man oder Dark Knight. Jemand der das Spiel ernst nimmt. Sich auskennt und versteht wie das Spiel funktioniert und wie ein Film funktioniert. Und ganz wichtig. Was die Unterschiede sind.Weil du kannst nicht die gleiche Geschichte erzählen auf die gleiche Art und Weise. Spiele macht es schließlich aus, dass ich Teil der Geschichte bin.


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