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South Park: Der Stab der Wahrheit – Gore-tastisch oder Linzenzmüll?

von am 14. April 2014
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Lesezeit: 7 MinutenNach gut 20 bis 30 Stunden Irrsinn, Furzattacken und verstörenden Bildern hat sich unser Kollege Bastian an die Tastatur gesetzt und versucht einen ernsthaften Test zu South Park: Der Stab der Warheit zu verfassen. Für ein Rollenspiel eine recht kurze Spieldauer, im Vergleich zu einer Folge South Park jedoch sehr lang. Ob der Spagat dieses Mal gelungen ist, Story und Gameplay stimmen, oder wieder einmal eine mittelmäßige bis schlechte Videospiel-Umsetzung dabei heraus gekommen ist, dass verraten euch die nächsten Zeilen. Oder ihr scrollt einfach runter bis zum Fazit und spart ein wenig Zeit.

Im Grunde könnte man es sich einfach machen und diesen Test zu South Park: Der Stab der Wahrheit auf eine einzelne Formel herunterbrechen: K=SPx1 x Rx0,5 – 2. SP steht dabei für eure Liebe zu South Park, R für eure Begeisterungsfähigkeit für (mehr oder weniger) klassische (japanische und rundenbasierende) Rollenspiele. K steht für den Kaufgrund. Die Minus 2 steht für die Schnitte in der deutschen Fassung. Setzt dann irgendwelche Zahlen zwischen 1-10 ein, wobei 10 für sehr gut steht und 1 für das genaue Gegenteil. Je höher K ausfällt, umso größer ist jedenfalls die Wahrscheinlichkeit, dass euch das Spiel gefallen wird. Ich war nie gut in Mathe (und das ist noch wohlwollend ausgedrückt) aber was ich damit aussagen will, sollte jedem klar sein. Und nun die ausführliche Variante.

It was very brave, what you did in that man’s butthole

Alleine dieses Zitat aus dem Spiel sollte euch einen guten Eindruck davon geben, was euch Story-technisch in South Park: Der Stab der Wahrheit so erwartet. Die geballte Ladung von über 10 Jahren Fäkalhumor der Serie, verpackt in ein 20-30 Stunden Videospiel. Alleine in den ersten Spielminuten dürfte ein Traum für alle Fans war werden, in denen man das Gefühl hat, sich mitten in einer neuen Folge zu befinden. Und nicht nur das, man kann sich auch noch frei in der gesamten Stadt bewegen und so gut wie alle Häuser und deren Räume betreten und in Schubladen wühlen. Dort findet man dann Dildos, Aids, Drogen, Pokemon-ähnliche Figuren und tausende weitere schräge Dinge, die in der Regel zum verkaufen oder sammeln gedacht sind. Oder man schlägt einfach Sachen kaputt, furzt Leute an (wer Trophäen bzw. Achievements sammelt, sollte Letzteres ausgiebig tun).

South Park™: The Stick of Truth™ - Launch Trailer [UK]

Man fühlt sich als Fan so schnell, wie zu Hause, dass man vermutlich für die nächsten 1-2 Stunden auch ohne Story glücklich durch die Gegend laufen würde, einfach nur um zu sehen, wie die Stadt zusammen gesetzt ist, wer wo wohnt und vor allem wie. Doch so ganz wollen wir die Story natürlich nicht vernachlässigen. Der Spieler schlüpft in South Park: Der Stab der Wahrheit weder in die Rolle einer der vier Hauptfiguren noch irgendeiner anderen bekannten Person aus der Serie. Stattdessen seid ihr “The New Kid” aka Douchebag oder auch Saftsack, wenn man eher den deutschen Untertiteln folgt (eine deutsche Synchro gibt es in dem Spiel nämlich nicht). Der Neue ist gerade mit seinen Eltern nach South Park gezogen und scheint eine spezielle Begabung zu haben, von der er aber selbst nichts weiß.

Cartman, Kyle, Kenny und Co. spielen gerade ein episches Rollenspiel, bei dem es gilt den Stab der Wahrheit in seinen Besitz zu bringen. Direkt zu Beginn des Spiels trittst du den Menschen (aka Kingdom of Kupa Keep aka KKK) bei und musst mit ansehen, wie der Stab von den Elfen gestohlen wird. Zwar reichlich angepisst, aber dennoch beeindruckt von deinen kämpferischen Fähigkeiten, sendet Cartman dich aus um den Stab zurück zu holen. Vorher gilt es aber noch eine Charakterklasse zu wählen und South Park-typisch gibt es hier neben dem Dieb, dem Krieger und dem Zauberer auch noch den Juden zur Auswahl. Viel mehr wird an dieser Stelle auch nicht von der Story verraten, seid euch aber sicher, dass jede Menge bekannte Gesichter und Elemente aus der Serie zum Vorschein kommen und es an Anspielungen auf das reale Leben nicht mangeln wird.

Nun aber zum Gameplay

Dies lässt sich im Grunde mit folgendem Zitat zusammenfassen. “I hope you haven’t been farting on anyone’s balls”. Neben Angriffen mit diversen (unter anderem recht schrägen) Waffen, verfügt ihr im späteren Verlauf noch über bis zu vier Furzattacken und weitere spezielle (je nach gewählter Klasse unterschiedlichen) Fähigkeiten, die ihr mit jedem Level-Up teilweise noch verstärken könnt. Außerdem lassen sich noch einige Werte steigern, in dem ihr Freundschaften schließt, auf Facebook. Die Kämpfe selber werden rundenbasierend ausgeführt und erinnern somit stark an klassische japanische Rollenspiele. Erst greifen du und dein Partner an, dann ist der Gegner an der Reihe. Auf der Stufe “Normal” muss man am Anfang zwar ein wenig aufpassen und nippelt sicherlich auch mal ab, sammelt man aber fleißig (Facebook-)Freunde, Waffen, Geld und Erfahrungspunkte durch Kämpfe, sind die Gegner zum Ende hin relativ einfach zu besiegen. Dennoch macht das Kampfsystem durchaus Spaß, da es euch etwas Reaktionsvermögen abverlangt, wie man es unter anderem aus Super Mario RPG für das SNES kennen dürfte.

Sprich: Für jeden Angriff muss man im richtigen Moment eine Taste (oder auch mal zwei) drücken. Je besser das Timing, umso größer der verursachte Schaden. Selbiges gilt fürs Blocken von Angriffen. Mit Items, wie Kot kann man zudem den Gegner bewerfen und anekeln, sodass dieser jede Runde Schaden nimmt. Selbiges gilt auch für Feuerangriffe, Furzattacken oder Ähnliches. Darüber hinaus gibt es natürlich noch die typischen Tränke. Hier in Form von Kaffee und Chips. Fast über das gesamte Spiel steht euch zudem ein Partner mit seinen Fähigkeiten zur Seite, den man im späteren Verlauf außerdem sogar noch wechseln kann.

An dieser Stelle wird es Zeit, einmal ein wenig auf die Eingangs erwähnte Formel einzugehen. Denn so sehr es dem Entwickler Obsidian Entertainment auch gelungen ist, die Welt von South Park in ein Videospiel zu übertragen, das Rollenspiel-Gerüst hätte nach meinem Geschmack noch ein wenig mehr Tiefgang vertragen können, um wirklich bis zum Ende hin (und vielleicht noch darüber hinaus) zu begeistern. Für Gamer, die regelmäßig Rollenspiele zocken, dürften die Kämpfe nach einer Weile etwas zu einfach ausfallen und ein paar mehr Statusbildschirme, gerade in Bezug auf die Level-Ups und Verwendung neuer Waffen und Rüstungen, hätten sicherlich auch nicht geschadet. Das ist aber das bekannte “Meckern auf hohem Niveau”, da man auch hier auf jeden Fall deutlich mehr Umfang geboten bekommt, als man es erwarten konnte. Vor allem dann, wenn man sich den vorherigen Lizenzmüll anschaut.

Ins eigene Fleisch geschnitten?

Kommen wir zum Thema “Zensur”, das bei South Park: Der Stab der Warheit ein mehrschneidiges Schwert ist. Denn hier hat gleich zwei Mal der Blitz eingeschlagen. Zum Einen, hat Ubisoft selbst den Rotstift angelegt, um das Spiel für den europäischen Markt zu entschärfen. Das betrifft vor allem die etwas haarigeren Auswüchse des Fäkalhumors. Zum anderen haben wir in Deutschland sehr strenge Gesetze. Hakenkreuze und andere verfassungsfeindliche Symbole wie SS-Runen und anderes Nazi-Symbol-Gelumpe ist in Videospielen absolutes Tabu. Warum? Weil Spiele – im Gegensatz zu Filmen – keine gesetzlich anerkannte Kunstform sind. Ob wir das anders empfinden, tut nichts zur Sache, die Rechtslage ist so und bis sich daran etwas ändert, wird noch ne Menge Wasser den Rhein runter fließen. Da bringt es auch nix böse auf die USK zu sein – die übrigens bei diesem Sachverhalt der falsche Adressat ist – und auch nichts, wenn wir böse auf die BPJM sind, die befolgen nämlich auch nur Gesetze. Es bringt auch nichts sich hinzustellen und laut “Zensur” zu brüllen, denn die haben wir in Deutschland glücklicher Weise nicht. Reden wir an dieser Stelle lieber über die Umsetzung von Ubisoft und ob diese nicht ein wenig zu schlampig war und darüber hinaus auch noch zu weit ging.

Wer auch immer für die Schnitte der deutschen und österreichischen Version verantwortlich war, hat nämlich offenbar nur fünf Minuten seines Lebens darauf verschwendet. Lieblose schwarze Balken verdecken Armbinden und ausgestreckte Menschen- und Katzenarme. Lieblose Texttafeln ganze Szenen oder Minispiele. Muss sich Ubisoft bei der “Nazi-Zensur” lediglich Vorwerfen lassen, recht lustlos gearbeitet zu haben, darf man sich bei zahlreichen anderen Schnitten fragen, ob hier nicht ein wenig zu weit gegangen wurde. Bei dem Vergleich mit der Uncut-Version darf nämlich bezweifelt werden, wer wirklich Probleme damit gehabt hätte, da es auch andere, ähnlich oder sogar weit “ekeligere” Dinge unbeschadet ins Spiel geschafft haben. Ob Ubisoft hier einfach Angst um eine Freigabe hatte oder gar auf eine USK 16-Einstufung gehofft hat (die das Spiel für die PS3 und Xbox 360 dann auch erhalten hat, wohingegen die PC-Fassung nahezu unangetastet geblieben ist, allerdings auch erst ab 18 freigeben ist), ist unklar. Sehr wahrscheinlich ist, dass die Selbstzensur der europäischen Konsolen-Version ein Zugeständnis an die künftigen Verkaufszahlen war. USK 18-Titel verkaufen sich auf Konsolen einfach schlechter. So oder so… es stört einfach und tut dem Spiel in keinster Weise gut. Ein wenig mehr Mühe bei den Eingriffen, wäre dem übrigen Spiel deutlich gerechter geworden.

Fa(rt)zit

Mir, als Fan der Serie hat South Park: Der Stab der Warheit jede Menge Spaß bereitet und nicht nur einmal zum Lachen gebracht. An jeder Ecke versprüht das Spiel den Charme und den Humor, den man von Trey Parker und Matt Stone seit Ende der 90er Jahre gewohnt ist. Absurd, bissig und mit zahlreichen, aktuellen Anspielungen auf das reale Leben ausgestattet, gibt es kaum etwas zu meckern. Etwas schade ist es, dass bereits nach gut 20 Stunden jeder Winkel der Stadt abgelaufen wurde und die Story ein Ende gefunden hat. Allerdings stoßen etwa zum gleichen Zeitpunkt auch das Kampfsystem und die Ausbaumöglichkeiten des eigenen Charakters an ihre Grenzen, was den Spielspaß abseits der Story deutlich minimiert. Fans der Serie, die auch nur im Entferntesten etwas mit Rollenspielen anfangen können, können auf jeden Fall bedenkenlos zugreifen. Wer hingegen noch nie über South Park lachen konnte, sollte die Finger von diesem Spiel lassen. Und irgendwo in der Mitte liegt der Stab der die Wahrheit. Die teils lieblosen Schnitte in der deutschen und österreichischen Version sind zwar ärgerlich aber aufgrund der vielen anderen gelungenen Gags und absurden Szenen zu verschmerzen.

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