Lesezeit: 4 MinutenEs ist jetzt mehr als vier Jahre her seit uns Kirby und das magische Garn mit seinem kariesverursachenden Niedlich-Look in ein farbenfrohes Stoffland entführte und die Charakteristiken der Nähkunst als Spielmechanik anbot. Yoshi’s Woolly World häkelt sich nun als Konkurrenz in dessen Maschen um den Kampf, welche Spielfigur wir lieber knuddeln und durch ein weiches Polster aus Leveldesign führen möchten. Ob der Plüschdino dem rosa Knäuel in diesem Vergleich den “Garn” aus macht, erfahrt ihr jetzt und hier!
In eine Entführung verstrickt!
Ich stelle mir das Leben in einem Land aus Wolle ziemlich gemütlich und entspannt vor. Was soll schon passieren? Alles ist warm und kuschlig und da die Bewohner selbst aus Wolle bestehen, können die sich nicht einmal beim Hinfallen eine Schürfwunde holen. Dennoch wird die Woolly World’sche Harmonie rüde unterbrochen, als der gemeine Magikoopa mit seinem Besen angeflogen kommt, die gesamte Dinobevölkerung in Wollknäule verwandelt und diese in ganz Woolly World verstreut. Glücklicherweise konnte sich ein Dino in einem Wollhaufen verstecken und somit der bösen Magieattacke entkommen. Yoshi, der normalerweise auf seine Funktion des Reittiers reduziert wird, kann nun zeigen aus welchem Faden er geknüpft ist und hüpft selbstständig – oder mit Hilfe eines zweiten Dinokumpels – der Rettung seiner Freunde entgegen. Von einer zentralen Plattform aus könnt ihr die einzelnen Welten betreten, die sich Nintendo-typisch in unterschiedliche Themen unterteilen. Diese Welten gliedern sich wiederum in mehrere Levels, die nacheinander freischaltet werden müssen. Innerhalb einer jeden Levelkette befinden sich jeweils zwei Bosse in Türmen, die zur Mitte und am Ende anzutreffen sind. Dementsprechend wartet eine Vielzahl von Herausforderungen und Aufgaben auf das prähistorische Plüschtier. Zieht die Maschen enger und rein ins Abenteuer!
Von der Wolle!
Das Gameplay entpuppt sich als eine gelungene Mischung aus Super Mario und Yoshi’s Island. Gegner können entweder über den Haufen gehüpft oder mit der Zunge verschluckt werden, um Yoshis Körper entweder als Wurfgeschoss oder Wollknäul zu verlassen. Letzteres hat den Vorteil, dass die Knäule gesammelt und mittels des gewohnten Yoshi-Zielsystems präzise abgeschossen werden können, um euch gegen sämtliche Widersacher des Mario-Universums zu behaupten. Im Gegensatz zum Kirby-Pendant hat es Yoshi mit dem Bewältigen der Geschicklichkeitspassagen um ein Vielfaches schwerer und ist daher umso öfter verflucht an einem der spärlichen Checkpunkte neu zu starten, obwohl man ihm diesmal sogar eine großzügige Lebensleiste verpasst hat, die mit sammelbaren Herzchen aufgefüllt werden kann. Das grundlegendste Ziel eines jeden Levels ist den Ausgang zu finden, der zwar oftmals am Ende des Platformer-Parkours angesiedelt ist, sich euch stellenweise jedoch erst durch das Absolvieren abwechslungsreicher Nebenaufgaben öffnet. So müssen z.B. Schlüssel gefunden, kleine Denkrätsel gelöst oder eine Vielzahl kreativer Spielmechaniken rund um das Thema Wolle gemeistert werden, die auch – Nintendo sei Dank – ohne Tutorial sofort verständlich sind. Abseits der Ziellinie gibt es in den Levels ebenfalls zahlreiche Geheimgänge, Verstecke oder unerreichbare Position, dessen Zugänge erstmal gefunden werden müssen. Dort befinden sich sammelbare Dinoknäule oder Blumen, sorgfältig über den Level verteilt. Findet ihr alle fünf Knäule pro Level verwandeln sich diese an der Oberwelt in einen Dino zurück. Alle gesammelten Blumen schalten knifflige Bonuslevel frei. Das Verschießen der Knäulprojektile spielt bei der Erforschung der Level durchweg eine sehr wichtige Rolle. Jeder Abschnitt des Spiels enthält zahlreiche Fragezeichenwolken, die bei einem Treffer nützliche Gegenstände wie Kristalle, Geschenke oder Herzchen fallen lassen, aber auch neue Wege zu unzugänglichen Bereichen schaffen. Viele dieser Wolken sind unsichtbar und erscheinen erst beim unbewussten Berühren oder dem überwinden bestimmter Gegner. Habt ihr zum Abschießen nicht genug Knäule in der Hinterhand, so könnt ihr euch an einem der zahlreichen Wollkörbe bedienen, die innerhalb der Level verteilt sind. Habt ihr einen Dinokumpel an eurer Seite, können sich die zwei Figuren auch gegenseitig schlucken, ausspucken oder als Knäul verschießen, um unerreichbare Positionen leichter zu erobern.
Ein buntes Knäul der Freude!
Yoshi’s Woolly World wagt den Schritt zu einer 2,5D-Grafik, um das Material „Wolle“ plastisch und in allen Facetten darzustellen. Vorrangig ist das bei der Gestaltung der Figuren sehr gut gelungen, aber auch das Hintergrunddesign der unterschiedlichen Stoffwelten, muss sich keineswegs verstecken. Das kommt auch während der Manipulation der Levelstruktur sehr gut zum Tragen. So können z.B. Blöcke mit losen Fäden aufgewickelt und neue Zugänge erschlossen oder gehäkelte Polster zusammengedrückt werden, um zusätzliche Items abzugreifen. In allen Belangen bieten alle Welten neue Möglichkeiten, um mit der Umgebung oder den Gegnern zu interagieren und dessen Vorteile auszunutzen. Das ist was fürs Auge und gleichzeitig äußerst kreativ gestaltet. Selbiges spiegelt sich auch in zahlreichen Bonusspielen wieder, in denen Yoshi die Form verändert, z.B. in die eines Regenschirms oder eines Motorrades, um dabei jede Menge Kristalle einzusammeln. Die Kristalle können beim Betreten eines Levels für freigespielte Trickanstecker ausgegeben werden, die daraufhin für diesen Level bestimmte Vorteile bieten, die im späteren Verlauf sehr nützlich sind. Die befreiten Dinos können im sogenannten Pavillon betrachtet und dessen Designs auf einen Amiibo kopiert werden. Die Hintergrundmusik aus akustischem Gitarrenspiel wirkt einladend und verbreitet jede Menge gute Laune, wenn auch die quietschig-niedlichen Geräusche von Yoshi eine kleine Gewöhnungsphase bedürfen.
Fazit
Yoshi’s Woolly World tritt in die bisherigen Erfolgsstapfen von Nintendo und bietet im Jahr 2015 wohl das Paradebeispiel für eine frische, grafische Gestaltung und abwechslungsreiche Spielmechaniken unter der Kuppel eines unverbrauchten Gesamtkonzepts. Der Mix aus Platformer, Puzzlespiel und dem Erforschen der ausschweifenden Levelstrukturen macht insbesondere zu zweit jede Menge Spaß. Sollte der Grafikstil eher eine kindliche Zielgruppe vermuten lassen, so ist der Schwierigkeitsgrad doch eher für Kindgebliebene, obwohl es sogar die Möglichkeit gibt diese Härte auf eine Anfänger-Stufe zu drosseln. Alles in allem bietet Yoshi’s Woolly World dieses wohlige „Nintendo-Gefühl“, welches für Fans der japanischen Ur-Entwickler einen Pflichtkauf bedeutet, aber auch Spieler anziehen sollte, die in diesem Jahr noch einen guten Platformer suchen.
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Wir finden’s auch super. Und ja, die Geräuschkulisse nervt…