Yakuza
+ grandiose Neuauflage des ersten Yakuza-Teils
+ spannendes Gangsterdrama
+ teilweise skurriler "Japano-Humo" (z.B. das Insekten-Frauen-Kampf-Minispiel)
+ einige spielerische Neuerungen (Kampfsystem, Majima-System)
+ erweiterte oder komplett neue Zwischensequenzen
+ grafisch auf dem Stand von Yakuza 0
+ japanische Sprachausgabe
+ sehr viele Nebenbeschäftigungen
- einige technische Probleme (Kamera)
- keine deutsche Sprachausgabe / keine deutschen Bildschirmtexte
- Nebenmissionen sind nicht gut gealtert (keine wirkliche Abwechslung)
- Majima-System wirkt etwas "aufgesetzt" und nach "Fanservice"
Alle, die gerne Yakuzafilme schauen und die Serie seit Yakuza 0 lieben gelernt haben, sollten bei Yakuza Kiwami sofort zugreifen. Euch erwarten spannende Kämpfe, viele Nebenbeschäftigungen und der Auftakt der ganzen Serie in grandioser HD-Grafik. Hier haben die Enwickler wirklich Arbeit in das Remake gesteckt.
Lesezeit: 4 MinutenAls im September 2006 das erste Yakuza in Europa für die PlayStation 2 erschien, war ich noch viel zu jung, um solche Titel spielen zu dürfen. Dass ich trotzdem bereits wenige Jahre später Hand an diesen Titel legte, setzte nicht nur Grundstein für mein Interesse an der japanischen Unterwelt, sondern ebnete sicherlich auch teilweise meinen akademischen Werdegang. Mit Yakuza Kiwami erschien nun ein HD-Remake dieses ersten Titels für die PlayStation 4. Was das für Wellen von Emotionen bei mir schlug und ob es sich um ein gelungenes Remake handelt, erfahrt ihr jetzt.
Nachdem ich erst Anfang des Jahres von Yakuza 0, dem neuen Beginn der Serie, angetan war, kam die Ankündigung des Europa-Release von Kiwami genau zum richtigen Zeitpunkt. Nicht nur freute ich mich drauf zu den Anfängen zurückzukehren, sondern auch zu schauen, wie das Spiel gealtert ist. Die Geschichte des Spiels ist dabei weitestgehend dieselbe geblieben. Kazuma Kiryu sitzt 10 Jahre im Gefängnis ab, nachdem er die Schuld eines Mordes auf sich nimmt. Nach seiner Rückkehr ist der Yakuza-Clan, dem er angehört, allerdings nicht mehr derselbe. Nicht nur sind die Mitglieder zerstritten, sondern es fehlt auch eine immense Summe Geld. Grund genug für den noblen Schurken die Straßen des fiktiven Rotlichtviertels von Tokio, Kamurocho, unsicher zu machen und ein paar Hausbesuche zu machen.
Alte Geschichte, neues Gewand
Die Präsentation dieses klassischen Gangsterdramas ist dabei aber nicht etwa dieselbe wie vor elf Jahren, einfach nur in aufpoliert. SEGA hat alle Zwischensequenzen neu animiert und sogar komplett neu einsprechen lassen. Letzteres ist in der Hinsicht besonders, dass der erste Yakuza-Teil damals komplett lokalisiert wurde und wir im Westen nie die japanischen Synchronsprecher zu hören bekamen. Weiterhin haben sich die Entwickler auch nicht Lumpen lassen und sogar ein paar völlig neue Zwischensequenzen kreiert oder alte erweitert. Diese sollen nicht nur einen dramatischeren Tiefgang erzeugen, sondern auch einige Charaktere intensiver beleuchten. Der Effekt ist vor allem merklich, wenn ihr vorher Yakuza 0 gespielt habt und die Interaktionen zwischen Kiryu und Nishikiyama erlebt habt. Somit schließt Yakuza Kiwami auch viel eher an seinen neuen Story-Vorgänger an, als der ursprüngliche Serienauftakt.
Eine weitere Sache, die mir auffiel, war der rote Faden der Geschichte. Während die neueren Ableger der Serie gleich mehrere Protagonisten besitzen, deren Handlungsstränge irgendwann zusammenlaufen, ist Yakuza Kiwami eher einfach gehalten. Das liegt natürlich auch daran, dass der Titel damals erst der Auftakt für alles war, was noch folgen sollte. Dennoch ist die Gradlinigkeit von Kiwami etwas, das heraussticht, auch wenn nicht negativ. Im Gegenteil ist es erfrischend eine Geschichte zu erleben, in der ein Charakter intensiv beleuchtet wird und sein Ding durchzieht. Auch wenn das bedeutet, dass viele der interessanten, skurrilen und lustigen Nebenmissionen, die ein bekanntes Feature der Serie sind, wegfallen. Die verbliebenen Nebenmissionen sind meist ähnlicher Natur und enden oft in einem Faustkampf. Das ist aber nicht unbedingt etwas Schlechtes, dank ein paar Neuerungen.
Generalüberholungen von A bis Z
Anstatt des alten Kampfsystems, hat sich SEGA dazu entschieden, das aus Yakuza 0 bekannte “Typensystem” zu übernehmen. So könnt ihr auch in der Neuauflage des ersten Spiels zwischen “Brawler”, “Rush” oder “Beast” wechseln und so jederzeit auf eure Gegner reagieren. Das ist auch ganz praktisch, da einige der Bosskämpfe schon damals bockschwer waren und immer noch sind. Und besonders mit der teilweise zickigen Kamera ist eine schnelle Reaktion wünschenswert, da sich eure Gegner sonst schneller erholen, als ihr gucken könnt. Auch neu ist das sogenannte “Majima Everywhere”-System, bei dem der Serienliebling Goro Majima an den verrücktesten Orten auftauchen kann, um euch zum Kampf herauszufordern. Mit jedem Sieg über den verrückten Hund von Sotenbori könnt ihr neue Fähigkeiten eines einmaligen Kampfstils freischalten. So interessant das Konzept dieses System klingt, so nervig kann es teilweise sein. Vor allem vor dem Hintergrund, dass sich dieser spezielle Kampfstil wie eine Mischung aus den anderen Dreien spielt und deshalb etwas obsolet ist. Auch war Majima ursprünglich gar nicht in der Story vom ersten Yakuza enthalten, sodass sich diese Neuerung ein bisschen wie “aufgedrückter Fanservice” anfühlt.
Solltet ihr zwischendurch einmal Pause vom Prügeln brauchen, könnt ihr euch natürlich auch wieder anderweitig in Kamurocho austoben. Ähnlich wie in anderen Teilen der Serie, könnt ihr verschiedensten Freizeitbeschäftigungen nachgehen. Das fängt an bei Spielen wie Dart, Pool oder Mahjong und geht bis zu Karaoke oder Carrera-Rennen. Natürlich könnt ihr wieder etliche Stunden investieren, bis ihr der Beste in den jeweiligen Spielen seid und euch gute Boni wirken. Solltet ihr es etwas heißer bevorzugen, könnt ihr auch in Yakuza Kiwami wieder Hostessen in ihren Cabaret-Clubs besuchen, mit ihnen flirten, sie beschenken oder sogar auf ein Date ausführen. Hier gilt aber auch wieder viel Fingerspitzengefühl, um am Ende erfolgreich zu sein und die Dame nicht etwa zu verschrecken.
Nicht nur HD, sondern 2017
Wie bereits erklärt, haben sich die Entwickler nicht nur dazu entschieden die Zwischensequenzen komplett neu aufzunehmen und neue zu erstellen, sondern das komplette Spiel wirkt sehr modern. Das liegt natürlich daran, dass Yakuza Kiwami auf derselben Engine wie Yakuza 0 läuft. Aber anstatt den Titel lediglich zu portieren und aufzuhübschen, was leider bei vielen HD-Remakes der Fall ist, wurde hier an die Fans gedacht. Das beginnt bei der angesprochenen japanischen Synchronisation und geht bis zu den Animationen der Charaktere und dem generellen Design des Rotlichtviertels. Technisch wirkt vieles mehr nach “2017er-Release”, als nach “HD-Remake”.
Und genau das ist es auch, was Yakuza Kiwami so positiv dastehen lässt. Es knüpft nicht nur technisch an Yakuza 0 an, sondern auch etwaige Storylücken wurden perfekt geschlossen. Natürlich gibt es hier und da ein paar technische Mängel, besonders was die Kamera angeht oder auch der fehlende Tiefgang der Nebenmissionen, an den sich Fans gewöhnt haben. Dennoch verspricht diese Neuauflage des ersten Teils ein spannendes Gangsterdrama, etliche Nebenbeschäftigungen, verrückten “Japano-Humor” und natürlich coole Kämpfe mit viel, viel Action. Wer jetzt noch keine Probleme mit einer japanischen Sprachausgabe und ausschließlich englischen Untertiteln und Bildschirmtexten hat, der wird mit Yakuza Kiwami eine Menge Spaß haben. Ich für meinen Teil freue mich jetzt schon auf Yakuza Kiwami 2, das bereits für Japan angekündigt ist und Yakuza 2 eine Frischzellenkur verpassen wird.