+ großes Potential im Singleplayer
+ Vier ausgewogene Klassen für jeden Stil
+ griffiger Soundtrack
- der Multiplayer
- Schwierigkeitskurve teilweise schlecht abgestimmt
Ihr habt in XCOM: Enemy Unkown die Erde erfolgreich vor der Alien-Invasion gerettet?
Falsch gedacht!
Denn in XCOM 2, 20 Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils, sieht es ganz anders aus. Die Invasion ist geglückt und die Menschheit steht unter der Fuchtel der Außerirdischen.
Gemeinsam mit eurem langsam wiedererstarkenden Team bekommt ihr einen zweiten Versuch, die Erde mit Guerilla-Operationen, offene Gefechte und Sabotagen zu befreien.
Das rundenbasierte Strategiespiel postiert sich dabei sehr solide auf dem Schlachtfeld. Mit 4 spielbaren Charakterklassen bastelt ihr euch eure Einsatzteams zurecht und unterstützt sie durch Forschung und den Bau neuer Waffen und Gadgets. Ein knackiger Soundtrack peitscht euch dabei weiter an. In den höheren Schwierigkeitsgraden löst das Spiel jedoch schnell Frustration aus. Die Gegner sind von Fortuna gesegnet und schießen euch selbst in der Deckung über den Haufen. Wer die Herausforderung sucht und Durchhaltevermögen mitbringt, sollte XCOM2 definitiv rekrutieren.
Lesezeit: 5 MinutenMit XCOM 2 steht nun gut dreieinhalb Jahren nach dem Release von XCOM – Enemy Unknown die Fortsetzung des futuristischen Strategiespiels in den Regalen. Auch für den zweiten Teil setzten zeichnet sich das Team von Firaxis Games verantwortlich. Im Gegensatz zum ersten Spiel ist XCOM 2 jedoch ein PC-Exclusive. Ob und wie sich der Titel bewährt, haben wir für euch unter die Lupe genommen.
Wann sind wir, wo sind wir, warum sind wir?
Die erste Frage, die sich stellte, ist natürlich: “Wo setzt die Fortsetzung an?”. Und es mag fast schon der frustierendste Story-Einstieg überhaupt sein, denn das Intro lässt uns wissen, dass die Erde in 2035 nun unter der Administration der Alienfraktion “ADVENT” steht. 20 Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils wissen wir also, dass wir in XCOM – Enemy Unknown versagt haben, obwohl wir es heldenhaft durchgespielt haben. Tatschächlich wurde die XCOM, kurz für Extraterestrial Combat Force, gnadenlos vernichtet, Dokumente geschreddert, verbliebene Mitglieder ruhiggestellt und der Commander, das seid ihr, für die Wissenschaft gefangen. In der ersten Mission, die einem Tutorial gleichkommt, werdet ihr befreit und zur der sich rehabilitierenden XCOM-Station gebracht.
Vor dem Gefecht ist während des Krieges
Zurück im Chefsessel ist es an euch, die nun als Revolutionsguerilla agierende XCOM wieder stark zu machen. Dazu entsendet ihr kleine Truppen auf Missionen um Engineure oder Wissenschaftler zu retten, wichtige Daten und Resourcen zu sammeln oder die Telekommunikation der ADVENT zu stören. Fast noch spannender als das Taktieren auf dem Schlachtfeld ist das, was zwischen den Kämpfen passiert. So stolpert ihr nicht von Mission zu Mission, sondern habt währenddessen noch eure Basis aufzurüsten, neue Kontakte zu erschließen, Forschungen zu betreiben und Waffen zu bauen. Ein gelungenes Konzept. Durch das Einstellen und Retten der erwähnten Spezialisten forscht ihr schneller und baut fortgeschrittenere Technik. Jeder Fortschritt ist jedoch an die Ingame-Zeit gebunden. So braucht manche Technologie zwölf Tage, um erforscht zu werden. Das Spannende daran ist, dass die Aliens ihrerseits forschen, aufrüsten und reichlich Stunk machen. Ganz besonders hierbei sind die düsteren Events, welche alle paar Wochen stattfinden und den Aliens den einen oder anderen Vorteil bringen. Durch gekonnte Guerilla-Operationen ist es jedoch möglich, diese Vorteile auf ein Minimum zu beschränken. Zusätzlich dazu tüftelt ADVENT an einer Art Super-Einheit, die die komplette Menschheit vernichten wird, was bei Fertigstellung dem Spielende gleichkommt. So müsst ihr auch abseits der Missionen immer auf Draht sein und müsst vorsichtig planen, welchen Einsatz ihr als nächstes fahrt, um die Entwicklung dieser Super-Waffe zu stoppen oder sogar zurückzuwerfen.
Vier Klassen – Permadeath – Ekliger Schwierigkeitsgrad
Zu einem rundenbasierten Strategiespiel à la Fire Emblem und Advance Wars muss man nicht viel sagen. Einheit bewegen, taktisch aufstellen, Ziel auswählen und anhand der Trefferwahrscheinlichkeit abwägen, ob man abdrückt oder nicht. Es lässt sich wunderbar spielen, macht grafisch einiges her und sieht im Gesamtpaket richtig stimmig aus. Um eure Gefechte als Sieger zu verlassen stehen euch vier Klassen zur Verfügung. Der Scout, der mit ordentlich Wumms in seiner Schrotflinte und einer Nahkampfwaffe ausgerüstet ist; Der Techniker, der neben seiner Waffe mittels einer Drohne Schaden anrichten und gegnerische Technik hacken kann; Der Grenadier, unterwegs mit Minigun und Granatenwerfer und der Scharfschütze: selbsterklärend. In der Auswahl eurer Rekruten seid ihr komplett unabhängig und könnt beispielsweise mit einem reinen Grenadier-Squad anrücken. Alles in allem eine sehr solide Kombination.
Allerdings gibt es hier durchaus einige Schwachstellen. XCOM 2 kommt mit vier Schwierigkeitsgraden um die Ecke, wobei der Erste das Spiel förmlich im Schlaf spielbar macht und ab dem zweiten bereits unsäglich schwer wird, zumindest was die ersten Stunden Spielzeit angeht. Viele Gegner, hohe Genauigkeit und eine an euch angeglichene Stärke machen euch mit euren anfangs schwachen Rekruten das Leben nicht leicht. Dazu kommt, dass euch die Gegner garnicht, bzw. erst dann erklärt werden, wenn ihr schon einen Angriff einstecken musstet. Der “Sectoid” beispielsweise besitzt die Fähigkeit, eine gefallene Einheit, egal ob Freund oder Feind, als Zombie wiederzubeleben. Die Frustation setzt spätestens dann ein, wenn ihr so langsam ein gutes Regiment herangezüchtet habt und eure Gegner mit dem Glück des Himmels gesegnet sind, euch hinter eurer Deckung kritischen Schaden zufügen und euer Lieblingssoldat den Löffel reicht. Denn wer im Kampf fällt, der ist gefallen. Für immer. Immerhin: Wenn die ersten Stunden überstanden sind und das Team einige Ränge hochgeklettert ist und neue Ausrüstung hat, nimmt die Schwierigkeit ein gutes Stück ab.
Multikulturell und modebewusst: Die XCOM
Durch die Tatsache, dass es hier um unseren Planeten geht, kommen die Rekruten aus allen Teilen der Welt. Das Spiel gibt euch die Option, dass eure Männer und Frauen Kommentare in ihrer Landessprache abgeben. Ein kleines Gimmick, was euch ein wenig näher an eure Erdenretter heranbringt und noch mehr frustiert, wenn euer cooler, russischer Scharfschütze nicht mehr aufläuft. Wer seinen Gefallenen noch einmal nachtrauern möchte, kann in der Basis an die Memorialwand schauen, wo die Statistiken der Tapferen gezeigt werden. Wer sich gänzlich mit seinen Soldaten identifizieren will, dem steht ein wahrlich riesiges Arsenal an Farben, Frisuren, Bärten und Klamotten zum Austoben bereit. Da können einige RPG’s nur neidisch hinterhergucken. Allgemein tut XCOM 2 sehr viel, um jeder Einheit Leben einzuhauchen und diese nicht zu generischem Kanonenfutter verkommen zu lassen.
Ein Multiplayer darf XCOM 2 nicht fehlen..oder doch?
Und genau deswegen hat XCOM 2 einen Multiplayer-Modus, in dem ihr euch Schlachten im “Eins gegen Eins”-Modus liefern könnt. Dabei greift ihr auf alle Einheiten des Spiels zurück, sei es Soldaten oder Aliens. Und das Beste daran: Ihr könnt euren Squad mit einer Mischung aus allen Einheiten des Spiels auf euren Gegner hetzen. Allerdings mangelt es hier an reichlich Spielspaß. Der Server hat große Probleme die Aktionen des Gegners in sync zu halten, sodass ihr mit dem Beenden eures Zuges die gesamte gegnerische Zugzeit ein und das selbe Bild vor Augen habt, ehe alle Befehle auf einmal ausgeführt werden. Darüber hinaus gibt es weder eine Bestrafung für Deserteure, noch einen Sieg, wenn man im Match allein gelassen wird. Bei einem Spiel, das einen beachtlichen Glücksfaktor hat, reicht ein einziger kritischer Treffer, eine geschickt aufgestellte Falle und schon geht das Gerede von “Lucky, Oh mein gott” los, gefolgt von einer Nachricht, dass euer Gegner das Spiel verlassen hat.
Unterm Strich: Das Fazit
XCOM 2 hat sich große Ziele gesteckt und erfüllt einen Großteil dieser Ziele sehr gut. Die Klassen sind ausgewogen, machen Spaß und sehen gut aus. Die taktische Komponente passt sich gut in das Setting ein, die ständige Suche nach Deckung und das Überrumpeln der Gegner zwingen euch dazu jeden Zug vorsichtig zu planen. Die Story der Erdenbefreiung ist nie zu fett aufgetragen, wirkt immer wieder frisch, episch und hilft, nie die Motivation zu verlieren. Allerdings schleichen sich hier und da immer wieder Dinge ein, die den Spieler für einige Minuten zu Alt + F4 greifen lassen. Gegner die mit verschwindend geringen Trefferchancen euren besten Mann niederstrecken, während ihr mit gezückter Waffe und 85% Trefferchance euren Lauf in das Gesicht eures Gegners drückt und verschießt. Es ist Spielmechanik, ja, aber irgendwo überschreitet diese auch die Grenze des Erlaubten, bzw. Erträglichen. Kurzzeitig auftretende Grafikbugs, wie verschwindene Sprites und Gegner die beim Leiterklettern in den Felsen glitchen sind zwar Raritäten, wiegen Angesichts des Schwierigkeitsgrades und der damit verbundenen Ungeduld mit dem Spiel aber doch schwer. Unter’m Strich ist die Kampagne ein absolut gelungenes Stück Arbeit, dass mit strategischer Tiefe, gutem Charakterdesign und einer ordentlichen Menge Abwechslung daherkommt. Der Multiplayer wäre ein nettes Features gewesen, hätte man sich ausreichend Zeit dafür genommen. So scheint es eher, als hätte man sich bei Firaxis Games in der Pflicht gesehen, als AAA-Titel einen Multiplayer haben zu müssen, anstatt ihn zu wollen; entsprechend herzlos ist das Ergebnis. Ein Modus, in dem man mehr mit Zugucken als aktivem Spielen beschäftigt ist, sorgt nicht nur für Missmut dem Spiel gegenüber, sondern rückt auch die Entwickler nicht in das beste Licht. Kein Multiplayer wäre hier der bessere Multiplayer gewesen.