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3 Kommentare

Watch_Dogs – Akzeptabler Einstieg in gute Serie

von am 19. Juni 2014
Pluspunkte

+ gelungenes Konzept
+ große, lebendige Spielwelt
+ viele Side Quests
+ spannender Multiplayer-Modus
+ oft mehrere Wege für eine Mission

Minuspunkte

- schlechte Fahrmechanik
- vorhersehbare Geschichte
- einige Grafikfehler hier und da
- in vielen Aspekten wiederholend

Editor Rating
 
GAMEPLAY
9.0

 
GRAFIK
8.0

 
SINGLEPLAYER
8.0

 
MULTIPLAYER
7.0

 
SOUND
8.0

Gesamt-Wertung
8.0

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Lesezeit: 6 MinutenAls Watch_Dogs auf der Electronic Entertainment Expo 2012 angekündigt wurde, haute es nicht nur Fans und Presse von den Socken, sondern schien auch einer der vielversprechendsten Launch-Titel der Next-Gen-Konsolen zu werden. Mittlerweile ist 2014 und das Spiel ist nach einiger Verzögerung endlich erschienen. Doch weiß der Titel nach der zweijährigen zusätzlichen Entwicklungszeit immer noch zu überzeugen? Wir haben uns die PS3-Version einmal angeschaut.

In Watch_Dogs geht nicht etwa darum die gesamte Zeit auf Hunde zu starren, sondern um ein Spiel in einem fiktiven Chicago. Diese alternative Version des echten Chicagos unterscheidet sich hauptsächlich darin, dass die gesamte Stadt von einem zentralen Computersystem namens ctOS gesteuert wird. Egal ob Ampelanlagen, Brücken, Kameras oder sogar private Mobiltelefone, alles läuft über ein Netzwerk. Inmitten dieser Stadt lebt Aiden Pearce, der einer dunklen Nebenbeschäftigung nachgeht. Eines Tages wird er dabei erwischt und gerät mit einer Gang aneinander, die sich seiner entledigen will. Aber anstatt Aiden zu erwischen, wird ein Familienmitglied getötet. Natürlich fühlt er sich für den Tod verantwortlich und will nun als eine Art “Rächer” dafür sorgen, dass seine Familie immer in Sicherheit ist und die Verantwortlichen für den Mord endlich gestellt werden. Und dafür ist ihm kein Risiko zu groß und keine Firewall zu sicher.

Tausend tolle Sachen

Nach einem actiongeladenen Auftakt wirft euch Watch_Dogs förmlich auf die Straßen von Chicago und lässt euch freien Lauf. Natürlich könnt ihr einfach von Kampagnenmission zu Kampagnenmission gehen, doch das ist in der Praxis selten möglich. Grund dafür sind die vielen Nebenaufgaben, die euch das Spiel bietet. Zufällig generierte Verbrechen auf der Straße, Minispiele, sammelbares und vieles mehr, lenken euch von eurer Hauptaufgabe schnell mal ab. Teilweise versinkt ihr vollkommen unbewusst in Chicagos Straßen. Beispielsweise wenn ihr die zwölf ctOS-Sendetürme hackt, die euch nicht nur ein neues Versteck und andere Dinge freischalten, sondern auch ein paar Erfahrungspunkte spendieren, wenn ihr sie erfolgreich einnehmt.

Erfahrungspunkte sind eine wichtige Sache in Watch_Dogs, denn nur wenn ihr genügend davon gesammelt habt, steigt ihr in eurer Stufe auf. Ein Stufenaufstieg bedeutet, wie auch aus Rollenspielen bekannt, dass ihr Punkte erhaltet, die ihr in Fähigkeiten investieren könnt. Und davon besitzt Aiden eine ganze Menge. Ihr könnt in eure Fahr-, Hack-, Feuerwaffen- oder Crafting-Fähigkeit investieren, um diese so aufzubessern. Vor allem die Hack-Fähigkeiten nehmen dabei den größten Teil ein. So könnt ihr im späteren Spielverlauf Helikopter der Polizei außer Gefecht setzen oder Nagelbänder aus dem Boden kommen lassen. Letztere sind vor allem essenziell für die teilweise furchtbaren Verfolgungsjagden.

Wer hat mein Auto so leicht gemacht?

Besonders sauer aufgestoßen ist die Fahrmechanik. Nachdem viele einige Zeit in GTA V verbracht haben, wird natürlich automatisch ein Vergleich gezogen. Und in diesem schneidet Watch_Dogs bedeutend schlechter ab. Es fühlt sich fast so an, als würden die Fahrzeuge in Chicago nichts wiegen oder als könnte sie Aiden mit einem Hack leichter machen. Das Fahrgefühl erinnert weniger an ein echtes, reales Auto sondern viel mehr an einen Arcade-Racer à la Mario-Kart. Auch das Schadensmodell ist ähnlich, denn ganz gleich wie oft ihr gegen andere Fahrzeuge stoßt, es dauert eine beachtliche Zeit, bis sich erste Veränderungen an eurem Vehikel einstellen. Auch ein frontaler Zusammenstoß, der in einem Grand Theft Auto für einen Flug durch die Windschutzscheibe sorgen würde, passiert in Watch_Dogs gar nicht. Ist das nun zwangsläufig schlecht? Nicht unbedingt, denn nach einer Eingewöhnungsphase lassen sich auch in diesem Spiel Fahrzeuge gut manövrieren und vor allem durch die Hacks, die euch auf Verfolgungsjagden helfen, ist die Fahrmechanik nicht so schlecht, wie man am Anfang denkt. Doch ein wenig Verbesserung wünschen wir uns trotzdem.

16 Augen sehen oft mehr als zwei

Doch Schluss mit Autos und wieder hin zum eigentlichen Kern der Sache in Watch_Dogs: dem Hacking. Als Aiden Pearce seid ihr im Besitz eines Smartphones, mit dem ihr alles, was mit dem ctOS verbunden ist oder irgendwie drahtlos Verbindung aufbaut, hacken könnt. Wie bereits erwähnt, kann das vor allem während Verfolgungsjagden sehr nützlich sein. Doch auch während des regulären Spielverlaufs greift ihr immer wieder auf euer Wunderhandy zurück. Zum Beispiel könnt ihr so Sperrgebiete “betreten”, in dem ihr einfach von Sicherheitskamera zu Sicherheitskamera springt. Auch erlaubt euch diese Funktion, die Standorte aller Gegner zu sehen und euch so einen strategischen Vorteil liefern. Des Weiteren ist es möglich, Gasleitungen oder dergleichen zu überlasten, sodass die Explosion einen Feind mit in den Tod reißt. Und wenn das Mal nicht möglich ist, dann zündet doch einfach die Granaten eurer Feinde, immerhin sind die hackbar.

Leider nutzt sich dieser Missionsablauf mit der Zeit sehr ab, sodass es viel zu häufig darum geht, einen Bereich zu infiltrieren, sei es persönlich oder per Kamera, und anschließend sicher zu entkommen. Mindestens genauso wiederholend ist die Tatsache, dass die einzelnen Missionen der Kampagne viel zu oft in einem Feuergefecht enden. Das ist recht schade, denn Watch_Dogs überzeugte bei seiner Ankündigung 2012 vor allem durch das Hacken und nicht das Schießen. Die Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Gruppierungen des Spiels verlaufen alle nach demselben Schema: Zunächst sucht ihr euch eine Deckung, da ihr in den meisten Fällen hinter dieser komplett sicher seid. Anschließend überprüft ihr euer Umfeld, entweder mit der Hilfe von Kameras oder mit einem Upgrade, das ihr später erlernt. Nachdem ihr das gemacht habt, sucht ihr euch einen Feind aus und versucht ihn möglichst mit einem gezielten Schuss außer Gefecht zu setzen. Zur Hilfe eilt dabei der Fokus (eine Art Bullet-Time-Ansicht), den Aiden für eine gewisse Zeit aktivieren kann. Sobald alle Feinde ausgeschaltet sind, ist die Mission meistens abgeschlossen.

Viel zu viel des Guten

Wie eingehend schon erklärt, gibt es neben der Hauptstory zig Dinge zu machen, so auch die digitalen Trips, die wie der Name schon andeutet, einen virtuellen Drogentrip simulieren. Dabei kann sich Aiden auf vier verschiedene Reisen begeben, die allesamt ziemlich abgedreht, aber auch sehr cool sind. So versetzt euch einer der Trips in ein ausgestorbenes Chicago, in dem euch mysteriöse Roboter-Menschen für “das alles” verantwortlich machen. Ein anderer Trip lässt euch als gigantischer Spinnen-Mecha halb Chicago in Angst und Schrecken versetzen. Während diese Trips alle ziemlich cool sind, passen sie einfach nicht in das Gesamtbild von Watch_Dogs.

Was auch nicht reinpasst und teilweise fehl am Platz wirkt, sind die unterschiedlichen Läden in der Spielewelt, in der ihr nicht nur Waffen und Kleidung kaufen könnt, sondern auch Crafting-Material. So gibt es eine Pharmazie, in der ihr euch Komponenten für euren Fokus-Boost kaufen könnt oder aber einen Pawn-Shop, der euch die Materialien für Störsender vertreibt. Vor allem die Störsender sind wichtig, um die Feindkommunikation oder die Anrufe von Passanten bei der Polizei aufzuhalten. Grundsätzlich bekommt ihr aber alle Materialien im Spielverlauf durch Nebenmissionen oder in den Gebäuden der Feinde.

Spiele spielen, ob allein oder mit mehreren

Wem das ganze Digitale zu viel wird, der kann sich auch bei klassischen Schachpartien oder Hütchen-Spielchen austoben. Oder er begibt sich auf die Suche nach den verschwundenen Personen in Chicago, den versteckten Kisten oder mysteriösen QR-Codes. Und wenn ihr damit immer noch nicht bedient seid, dann gibt es noch den Multiplayer-Modus. Entweder ihr dringt in die Spielewelten anderer Spieler ein und versucht unbemerkt Daten von ihnen zu extrahieren oder ihr fahrt illegale Straßenrennen gegen sie. Natürlich ist es auch möglich, dass Spieler in eure Welt eindringen und ihr sie so schnell wie möglich aufspüren und ausschalten müsst. Für erfolgreiche Matches gibt es abschließend ein paar Punkte, die euch spezielle Online-Fähigkeiten freischalten, wie stärkere Munition.

Ebenfalls erwähnenswert ist die ctOS-Companion-App (erhältlich für iOS und Android), die es euch erlaubt als ctOS-Mitarbeiter in einem Helikopter den Spieler zu verfolgen. Der versucht seinerseits, eine vordefinierte Rennstrecke inklusive Checkpoints abzufahren. Der App-Besitzer kann außerdem Einsatzkräfte der Polizei auf den Spieler hetzen und die ctOS-Einrichtungen der Stadt zu seinem Gunsten verwenden. Eine geplatzte Rohrleitung hier und eine Ampelfehlfunktion dort und schon ist der Spieler am Verlieren – außer er ist gerissener als derjenige, der vor der App sitzt und eine ganze Karte von Chicago vor sich sieht.

Alles wird neu und schön, oder etwa nicht?

Als Watch_Dogs erschien, gingen recht schnell einige Bilder und Videos durchs Netz, die den Grafikunterschied der angekündigten Version mit der tatsächlich veröffentlichten verdeutlichten. Während es stimmt, dass das Spiel nicht mehr so gut aussieht wie zur Ankündigung, sieht es keineswegs schlecht aus. Vor allem die Zwischensequenzen sind imposant inszeniert und die Charaktere werden sehr lebhaft dargestellt. Auch die deutsche Sprachausgabe lässt uns dieses Mal nicht im Stich. Trotzdem müssen wir ein paar Abstriche machen, denn besonders während den Szenen am Tage und unter bestimmten Lichtverhältnissen sind aufploppende Texturen zu sehen, gelegentlich ein paar Glitches (vor allem hinsichtlich des Lichts) und zuletzt auch ein paar flimmernde Kanten. Auf den Current-Gen-Konsolen und dem PC soll der Titel natürlich noch mal besser aussehen, doch dieser Test bezieht sich ausschließlich auf die PlayStation3.

Die KI verhält sich sehr unterschiedlich im Spiel. Mal ist sie eher unintelligent und ihr könnt sie ganz leicht überlisten und dann wiederum rechnet ihr mit nichts Schlimmen und werdet plötzlich von hinten überrascht. Auch die Passanten können für Überraschungen sorgen, beispielsweise wenn sie auf euch ein Online-Kopfgeld aussetzen, dass einem Spieler Zutritt zu eurem Spiel “erlaubt”, wenn ihr nicht schnell genug reagiert.

Hack erfolgreich: Zugriff auf Datei “Fazit” genehmigt

Ja, was ist denn Watch_Dogs nun für ein Spiel? Watch_Dogs ist ein sehr ambitionierter Titel, der versucht vieles richtig und grandios zu machen, daran aber scheitert und das Meiste nur gut macht. Die Story entwickelt sich im Spielverlauf sehr vorhersehbar und wirkt teilweise so, als würde sie unnötig Umwege einschlagen, nur damit das Spiel länger ist. Auch nutzen sich die einzelnen Haupt- und Nebenmissionen mit der Zeit ab, sodass gegen Ende des Spiels alles leicht wiederholend wirkt. Aiden als Charakter selbst erscheint wie ein typischer Rächer-Charakter aus Comics, erlebt jedoch keine wirkliche Wandlung, wie sonst typisch. Der Multiplayer-Modus ist zwar sehr unterhaltsam und überzeugt, doch auch hier wünschen wir uns ein bisschen mehr Abwechslung.
Allerdings müssen wir auf der anderen Seite zugeben, dass die Thematik sehr interessant ist und auch die Geschichte an sich zu überzeugen weiß. Das Spiel weiß wohin es will, ist allerdings noch nicht dort angekommen. Doch der Ansatz ist gemacht, die Welt ist spannend und es gibt immer etwas zu tun. Wenn Ubisoft den gleichen Weg geht, wie damals mit dem ursprünglichen Assassin’s Creed und seinem Nachfolger, dann bin ich mir sicher, dass Watch_Dogs 2 ein grandioser Titel wird.

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Kommentare
 
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  • totoro
    19. Juni 2014 at 14:36

    Ich spiele ja ab und an auch mal eine Runde Watch Dogs, allerdings haut es mich so gar nicht von den Socken. Trotz wirklich toller Optik (ich spiele die PC-Fassung mit Ultra-Settings) langweile ich mich unweigerlich schon nach wenigen Missionen.

    Praktisch alle Sidequests sind unfassbar unspannend inszeniert und sollen nur die Spielzeit strecken. Die Hauptstory will auch nicht so recht in Fahrt kommen und die Steuerung ist, wie du schon schreibst, ziemlich schlecht. Besonders die Fahrzeugsteuerung ist dermaßen hölzern, da ist jedes Polizeiverfolgung eine Qual.

    Ich finde auch das Prinzip der Polizeiverfolgung scheiße, dass selbst wenn du entkommen bist, noch eine Weile dem Radar aus dem Weg gehen musst. Unfassbar nervig.

    Bislang ist Watch Dogs meine größte Enttäuschung des Jahres, daher habe ich mir auch vorgenommen, praktisch jeden Titel auf der E3 diesmal völlig emotionslos aufzunehmen. Ist besser so.


  • Erunaenia
    19. Juni 2014 at 15:35

    Deswegen hab ich es mir erst ga nicht geholt. Haette anders ausgesehen, wenn es ein PS4 Launchtitel gewesen waere, aber ich bin eigentlich froh, dass er es nicht war.


  • Roxasu
    19. Juni 2014 at 18:05

    Ja die PC-Version fiel ja jetzt noch ganz besonders auf, durch das hier:

    http://kotaku.com/modder-finds-files-for-better-graphics-in-watch-dogs-p-1591448324

    http://kotaku.com/see-watch-dogs-hidden-graphics-options-in-action-1592155153

    Aber auch sonst, erinnerte mich einfach alles an Assassin’s Creed I. Neue IP, großer Hype und dann eher enttäuschend. Ich bin mir sicher, dass der Nachfolger besser wird, genau wie damals AC II.


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