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Watch Dogs: Legion – Ein Mangel an Hack

von am 8. November 2020
DETAILS
 
Spieldauer:

~ 16 Stunden fĂĽr die Story; ~28 Stunden fĂĽr alle Missionen

FĂĽr Fans von:

Hacking und Cyberspace

Amazon-Link:

amzn.to/3lrnInL WERBUNG

Pluspunkte

+ London ist ein absoluter Hingucker
+ kein zentraler Protagonist

Minuspunkte

- Hacking hätte mehr Mechaniken bekommen können
- katastrophales Voice-Acting
- Routine macht sich schnell breit

Editor Rating
 
GAMEPLAY
7.0

 
GRAFIK
9.0

 
SINGLEPLAYER
8.0

 
MULTIPLAYER
0.0

 
SOUND
5.0

Gesamt-Wertung
7.0

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Zusammenfassung
 

"Watch Dogs: Legion" setzt mit einem atemberaubenden London an der richtigen Stelle an. Allerdings hackt sich Ubisoft durch eine furchtbare Synchro und die wiederkehrenden Problematiken der Vorgänger selbst ins Netzwerk. Allen voran die Hacking-Mechanik ist unterm Strich wieder nur das Drücken eines einzelnen Knopfes. Auch das trägt zur schnellen Eintönigkeit des Spiels bei.

 

Lesezeit: 6 MinutenMit Watch Dogs: Legion kommt das Franchise aus dem Hause Ubisoft vorerst an ihr Ende. Über den Verlauf der Jahre hat die Reihe durchaus ihre Höhen und Tiefen gehabt, wobei letztere doch durchaus ein leichtes Übergewicht hatten. Legion soll nun alles auf einer positiven Note zu Ende bringen. Um zu sehen, wie gut das funktioniert, haben ich mich für euch ins dystopische London begeben.



Ein Ăśberwachungsstaat um Big Ben herum

Es sind einige Jahre nach Watch Dogs 2 vergangen. Die rasch voranschreitende Automatisierung und Weiterentwicklung kĂĽnstlicher Intelligenz rauscht wie eine Welle ĂĽber GroĂźbritannien. Arbeitslosigkeit und Kriminalität zieren das Profil seiner Hauptstadt, während Kryptowährungen das Britische Pfund schon lange abgelöst haben. Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, arbeitet die bekannte Hackergruppe “DedSec” an einem hochexplosiven Fall – das House of Parliament soll gesprengt werden. Mithilfe einer eigens fĂĽr DedSec entwickelten KI namens “Bagley”, infiltriert Dalton Wolfe das Regierungsgebäude, nur um weitere Bomben zu finden, die ĂĽberall in der Stadt hochgehen sollen. Fast noch schlimmer als die Bomben selbst, ist jedoch die Tatsache, dass die Drahtzieher der Anschläge, Zero Day, alles so aussehen lassen, als stecke DedSec hinter den Angriffen. Doch bevor Dalton sein Wissen teilen kann, wird er unschädlich gemacht und London ins Chaos gesprengt.

Um die Sicherheit wiederherzustellen, beauftragt die Londoner Regierung die Gruppe Albion um deren CEO Nigel Kass, welcher Zugriff auf das zentrale Rechensystem der Stadt und damit auch auf so ziemlich jeden seiner Bürger erhält. Nicht lange danach beginnt seine Jagd auf die verbliebenden DedSec-Mitglieder, welche sich in den Schatten des Untergrunds zurückziehen und sich rehabilitieren müssen. Es kehrt Ruhe in der britischen Hauptstadt ein, die unter der strammen Hand von Albion zum Überwachungsstaat mutiert ist. Freiheiten sind eingegrenzt, Sehenswüridgkeiten der Stadt sind unzugänglich für die Bewohner. Die Sehnsucht nach Widerstand wächst. Mit einer ganzen Stadt voll möglicher Rekruten, tritt DedSec zurück ins Licht.

London Calling – Das beste kommt zuerst

Direkt zu Beginn wird deutlich, dass ein GroĂźteil der Entwicklungszeit und des Budgets definitiv ins Grafik-Department geflossen sind. London strotzt nur so vor Detailvielfalt. Acht Bezirke stehen fĂĽr euch bereit, darunter natĂĽrlich auch Westminster, Camden und Tower Hamlets. Dementsprechend haben auch alle groĂźen – und auch so manch kleines – Wahrzeichen ihren Platz im Spiel gefunden. Von der Westminster Abbey ĂĽber das MI-6 Hauptquartier bis zur US-Botschaft – alles wartet nur darauf, von euch begutachtet zu werden. Gerade die Architektur der SehenswĂĽrdigkeiten ist unfassbar akkurat ins Spiel ĂĽbertragen. So ist beispielsweise das Dach der Westminster Abbey, die nun wirklich kein elementarer Punkt des Spiels ist, fast schon minuziös nachgebaut worden.

Viel spannender ist allerdings, dass Ubisoft es geschafft hat, das vielseitige London mit all’ seinen Facetten auf die Heimkonsolen zu bringen, ohne diese dabei zu verlieren. Während die Armut in Tower Hamlets durch jede Gasse atmet, steht Londons Westen nach wie vor im Zeichen seiner Gebäude aus viktorianischer Zeit. Geholfen hat Ubisoft dabei ein simpler, wenn auch erfolgreicher Trick: Sie haben London beachtlich geschrumpft. Tatsächlich liegen Bezirke und Wahrzeichen durchaus näher bei einander, als man es in der realen Welt erwarten wĂĽrde. Allerdings hat die Skalierung der StraĂźen das perfekte MaĂź getroffen, um dennoch das Flair einer belebten und vielseitigen GroĂźstadt zu emulieren. Selbstverständlich stellt “The Tube”, die berĂĽhmteste und älteste U-Bahn der Welt, das Schnellreisenetz zur VerfĂĽgung.

Jeder ist zum Held geboren

Die Aussage, dass so ziemlich die ganze Stadt als möglicher Rekrut herhält, ist tatsächlich keine Übertreibung. Ihr könnt über jeden Bewohner Informationen bekommen; wer er ist, was er kann, was er macht. Egal ob Hausmeister, Türsteher, Rentner, DJ, Broker, mit ein wenig persönlicher Hilfe, bekommt ihr jeden auf eure Seite. Selbst das Sicherheitspersonal von Albion. Dabei bringt jede Person seine eigenen Vor- und Nachteile mit sich, die teilweise zufällig entschieden werden. Beispielsweise kann euer Spion neben seiner schallgedämpften Waffe und einem Old-Timer, auch eine Tendenz zum Schluckauf haben, was Stealth erheblich erschwert.

Ballern, Schleichen, ne Prise Hacken

FĂĽr euren Erfolg habt ihr einige TrĂĽmpfe in der Hand: Rohe Waffengewalt oder das systematische Anlocken und Ausschalten von Gegnern. Wer’s richtig wissen möchte, kann es auch gerne pazifistisch versuchen. Wer besonders böse sein möchte, kann die allgegenwärtigen Drohnen hacken und sie im Verlauf des Spiels auch auf die Gegner hetzen. Das alles klingt erstmal gut und sichert genug Möglichkeiten, um das Spiel ein bisschen vielseitiger zu machen. Allerdings kommt das Hacken an vielen Stellen viel zu kurz. Im ersten Teil wurde schon bemängelt, dass die Kernmechanik des Hackens lediglich ein Knopfdruck war. Diese Problematik kehrt einmal mehr prominent zurĂĽck. Gerade die dicken, waffenbesetzen Riot-Drohnen hätten gerne eine kleinere Herausforderung darstellen können, um sie auf die eigene Seite zu bekommen. Doch nicht nur hier hätten wir gerne ein bisschen mehr Cyberskills ausgepackt.

Die Hauptattraktion fehlt

Vorab: Ja, in Watch Dogs: Legion kann man hacken. Und ja, es ist auch essentiell, um Erfolg zu haben. Und es gibt viele Dinge, die in London gehacked werden können. Server, Drohnen, Bankautomaten, Personenscanner, Autos und und und. Unterm berühmten Strich bedeutet hacken allerdings, dass ihr auf ein Objekt zielt, mit L1 ein kleines Menü aufruft und dann die entsprechende Taste drückt. Beispielsweise wenn ihr eine Drohne entweder ausschalten, übernehmen oder eben auf die Gegner loslassen wollt. Das ist tatsächlich alles, was die Hack-Mechanik mitbringt. Und das ist leider richtig schade. Gerade die story-relevanten Hack-Attacken hätten gut und gerne ein bisschen mehr Gameplay bekommen dürfen. Die einzig richtige Ausnahme stellen besonders gesicherte Türen dar, wofür ihr ein ganzes Netzwerk an Knotenpunkten richtig drehen müsst, um das Schloss der Tür zu überschreiben. Und diese Puzzle sind größtenteils richtig gut gelungen. Warum baut man also nicht weiter darauf auf?

Der Frust über diesen Umstand wird um ein Vielfaches verstärkt, weil die vorherigen Teile sich diese Kritik bereits gefallen lassen mussten. Und London bietet einfach wirklich unfassbar viele Möglichkeiten, diese Mechanik bis zum äußersten auszureizen. Stattdessen ist es einmal mehr das Ein-Knopf-Spektakel, welches einen Großteil der Action per Knopfdruck einfach beendet.
Natürlich, wir sollen und wollen jetzt nicht bei jedem Hack nen Bildschirmwechsel oder sonst was. Das würde der Action einen ebensogroßen Abbruch geben. Aber eben die große, wichtigen Sachen, hätten noch mehr an Bedeutung gewonnen, wenn man einfach aktiv dafür sorgt, dass ganze Werbebanner plötzlich Albion verarschen. L1+X fühlt sich da einfach unergiebig an.
Aber das ist nicht der einzige Punkt, den man bemängeln muss.

Cockney ist das kleinste Ăśbel

Das ist kein Scherz. Wir müssen einfach ein paar Worte über das Voice Acting in Watch Dogs: Legion verlieren. Allerdings beurteilen wir dabei nur die englische Sprachausgabe. In einem Spiel, welches in London stattfindet, will ich kein deutsch hören. Und das ist eigentlich auch die bessere Variante das Spiel zu erleben, denn die sprachliche Diversität ist ebenso detailreich beachtet worden, wie die Stadt selbst ist. Von den alten englischen Mundarten bis hin zu modernem Slang und auch internationalen Einflüssen, ist alles vertreten. Eigentlich ein Pluspunkt. Allerdings wartet direkt danach ein riesiges Aber. Denn oftmals passen die Personen überhaupt nicht zu den Synchronsprechern, bzw. deren Akkzente und Dialekte. Und damit meinen wir nicht mal kleine Unstimmigkeiten hier und da, sondern absoluten Unglauben darüber, wie oft die Wahl bei so vielen, möglichen Sprachprofilen gefallen ist.
Zudem wirken die Menschen meist viel zu steif fĂĽr die Dialoge, die gefĂĽhrt werden. Nicht selten passen die Zeilen so gar nicht zu Mimik und Co.

Ins eigene Fleisch gehacked – Das Fazit

Watch Dogs: Legion hätte ein absolut krönender Abschluss der Serie werden können. Zwei Vorgänger sollten genug sein, um die Formel zu perfektionieren und mit dem mittlerweile von Ubisoft bekannten Worldbuilding-Standard zu kombinieren. Stattdessen bekommen wir einmal mehr ein 08/15-Action-Adventure, in dem man auch ein bisschen hacken kann, aber ansonsten wenig Fulminanz oder sonstige, aufregende Momente. Für den letzten Titel einer Serie schmerzt das doppelt, wird hier doch so viel Potenzial verschenkt. Das dystopische London zieht die Spielenden zu Beginn des Spiels zwar hervorragend in seinen Bann und kann diese Momente später auch immer mal wieder einfahren, aber es reicht nicht, um über das schnell repetitive Gameplay und das katastrophale Voice-Acting hinweg zu
trösten.

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