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Watch_Dogs 2 – Der coole Hacker von Nebenan

von am 1. Dezember 2016
Pluspunkte

+ Coole Charaktere...
+ Detailgetreue Nachbildung von San Francisco mit vielen Möglichkeiten
+ Spaßige neue Hacks
+ Grandioser Look/Feel (DeadSec Brand, Musik, etc.)...
+ Guter Koop-Modus

Minuspunkte

- ... die allerdings eher flach bleiben
- "Suspension of Disbelief" von Marcus
- gelegentlich etwas unintelligente KI
- ... versucht oft "zu cool" zu sein

Editor Rating
 
GAMEPLAY
9.0

 
GRAFIK
8.0

 
SINGLEPLAYER
8.0

 
MULTIPLAYER
8.0

 
SOUND
8.0

Gesamt-Wertung
8.0

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Lesezeit: 7 MinutenNachdem das erste Watch_Dogs bei vielen Spielern schlechte Erinnerungen hinterließ, hat sich Ubisoft die Kritik der Fans zu Herzen genommen. Nach rund zweieinhalb Jahren Funkstille ist die Hackerserie mit Watch_Dogs 2 nun also zurück. Erkundet als Marcus Holloway, dem neuen Protagonisten, die wunderschöne Stadt San Francisco, in der sich erneut die Gefahr der völligen Überwachung anbahnt. Doch dieses Mal seid ihr nicht allein.

Es ist einige Zeit vergangen, seit Aiden Pearce in Chicago für Schlagzeilen sorgte, weil er das ctOS (Central Operating System), das eigentlich für die Sicherheit der Bevölkerung sorgen soll, ausgehebelt und seine Fehler aufgezeigt hat. Mittlerweile hat sich die Firma hinter dem ctOS, Blume, erholt und will nun mit ihrer neuesten Version, dem ctOS 2.0 in San Francisco einen Neustart wagen. Inmitten der Technikhochburg Nummer 1, dem Silicon Valley, wo einige große Firmen wie Nudle (Google), !Nvite (Facebook) oder Galilei (SpaceX / Blue Origin) ihren Sitz haben. Doch natürlich läuft auch bei der zweiten Version des Systems nicht alles so, wie geplant und Marcus Holloway, ein junger Hacker, gerät ins Visier des Frühwarnsystems, das ihn eines Verbrechens beschuldigt, das er nicht begangen hat. Für ihn Grund genug sich dem Hackerkonglomerat “DedSec” anzuschließen, die sich für die Freiheit der Menschen und gegen das ctOS 2.0 aussprechen. Wie weit Blume ihre Wurzeln allerdings wirklich ausgestreckt haben, wird der Gruppierung jedoch erst nach und nach klar.

Das ist der Auftakt zu einer wirklich spannenden Story mit einem starken Bezug zur Realität. Immerhin haben wir heute selbst mit Problemen wie Big Data, Leaks oder der Vorratsdatenspeicherung zu kämpfen. Wer weiß schließlich, was mit unseren Daten passiert, wenn wir auf Google nach etwas suchen? Oder uns und unsere Freunde auf Partybildern verlinken? Wir akzeptieren unser vernetztes Leben, ohne zu hinterfragen, welche Folgen das für uns hat. Und genau das versucht uns Watch_Dogs 2 im gesamten Spielverlauf aufzuzeigen. Zwar leben wir noch ohne ein zentrales, vernetztes System, aber dafür nehmen auch wir unsere Privatsphäre auf die leichte Schulter. Immerhin scheint es ja für Profihacker sogar ein Einfaches zu sein an Daten von der amerikanischen Regierung zu kommen.

Mehr Hackingspaß für den Spieler

Während der Vorgänger zwar sehr ambitioniert war und den Spielern viele Hacking-Möglichkeiten geben wollte, ließ er viele Fans enttäuscht zurück. In Watch_Dogs 2 hat Ubisoft deshalb das Arsenal einmal komplett neu aufgestückt, sodass es ihr wirklich das Gefühl bekommt, dass Marcus ein ziemlicher Profi ist. Schluss mit simplen Kamera- oder Stromausfallhacks, jetzt steuert ihr Autos oder Baukräne fern, setzt Feinde auf die Gesuchtliste der Polizei, deaktiviert Sicherheitssysteme oder manipuliert Wachroboter. Und damit das Ganze auch etwas realistischer aussieht, als beim ersten Spiel, benutzt Marcus für größere Hacks auch schon mal seinen Laptop.
Diesen benötigt er ebenfalls, wenn er zwei der praktischsten Neuerungen überhaupt benutzen will. Die Rede ist vom RC-Jumper und dem Quadrocopter. Beide sind hilfreiche Tools, wenn ihr feindliche Territorien infiltrieren wollt, ohne gesehen zu werden. Sie sind sogar so hilfreich, dass ich spätere Missionen komplett beendet habe, ohne einen Fuß in das jeweilige Gebäude setzen zu müssen. Während der Quadrocopter nämlich perfekt für das Auskundschaften des Areals geeignet ist, macht der RC-Jumper die “Drecksarbeit” und übernimmt “physische Hacks”. Damit sind so Dinge gemeint, wie Schaltkreise überlisten, USB-Sticks in Laptops stecken oder in Sicherheitssysteme eindringen. Eine Ausnahme dieser Regel sind jedoch Missionen, bei denen Marcus in einem bestimmten Radius zu einem Server oder Ähnlichem stehen muss, damit er Daten hoch- oder herunterlädt. Durch praktische Erweiterungen wie Boosts oder der Möglichkeit die beiden Helfer mit Schockgranaten auszustatten, könnt ihr somit vollkommen non-lethal an euer Ziel gelangen. Und genau das ist auch eine der wichtigeren Neuerungen in Watch_Dogs 2.

Marcus Holloway – Hipper Hacker oder Eiskalte Killermaschine?

Während viele Spieler beim ersten Teil die fehlende Option bemängelt haben, das Spiel nicht ohne Blutvergießen beenden zu können, wurde im zweiten Teil nachgebessert. Marcus ist mit einer Stungun ausgestattet, mit dessen Hilfe ihr Wachen oder auch andere Gegner in einen vorübergehenden Schlaf versetzen könnt. Somit habt ihr die Möglichkeit das gesamte Spiel zu beenden, ohne nur einen Charakter töten zu müssen. Leider gibt es hier auch einen gewissen Widerspruch. Auf den ersten Blick wirkt Marcus nämlich wie ein ziemlich cooler Kumpeltyp. Er scheint eine lockere Person zu sein, mit der man mal ein Bier trinken oder über Dinge wie Alien vs. Predator reden kann – wie wir auch in einem Gespräch mit Hackerkollegen Wrench mitbekommen.
Gleichzeitig bringt er aber bei einem Melee-Angriff sein Gegenüber um oder kann mit Maschinenpistolen durch die Straßen rennen und alles niederschießen, was sich bewegt. Dazu kommt noch relativ in der Mitte des Spieles eine Mission, die gefühlt nicht in den Kontext passt, wenn Marcus plötzlich einen Drogenring hochnimmt und nicht nur die Drogen unter der Erde landen. Es ist natürlich verständlich, dass Ubisoft den Spielern diese Optionen lassen will, aber es passt einfach nicht zum Charakter von Marcus. Er ist kein kalter, von Rachegedanken betrübter, Aiden Pearce. Er ist der coole Dude von nebenan, der dir ein neues Hip-Hop-Album empfiehlt oder Graffiti an die nächste Wand sprüht. Allerdings ist das hier fast schon Meckern auf hohem Niveau.

DedSec – Von Hackergruppe zu Mainstream-Marke

Wo wir gerade von Graffitis sprechen, auch die aus dem ersten Teil bekannte Hackergruppe DedSec hat einen gewissen Wandel vollzogen. Die Gruppierung ohne Anführer und Hierarchie hat eine Zweigstelle in San Francisco, der sich Marcus anschließt. Dort steht allerdings nicht nur das Hacken an erster Stelle, sondern auch DedSec als Brand zu etablieren. Durch die freundliche Unterstützung der Kollegin “Sitara”, entstehen Poster, Graffitis, Musiktracks und ganze Outfits. Weiterhin gibt es Videos im Stile von “Anonymous” in der die Truppe neue Dinge offenbart, um die Bürger aufzuwecken und dazu zu bewegen DedSec beizutreten. Das ist auch bitter nötig, denn am Anfang des Spiels scheinen es nicht mehr Mitglieder zu sein als Sitara, Wrench, Josh und Horatio. Jeder der genannten Charaktere erfüllt dabei seine ganz spezielle Aufgabe im großen Ganzen. Sitara ist für das Brand zuständig, Josh ist der autistische Profi am PC, Wrench der Hardwarespezialist und Horatio der Mensch mit den Kontakten. Allerdings war es das dann auch, denn wirklich kennenlernen tun wir keinen der Charaktere. Zwar werden die Hintergründe leicht erläutert, aber weder die Nebencharaktere noch Marcus selbst scheinen eine wirkliche Hintergrundgeschichte zu haben. Trotzdem verbindet die Truppe ein klares Ziel: Blume stürzen und die Bevölkerung aufwecken. Und wer Großes erreichen will, braucht mehr Unterstützung, sodass es zur Aufgabe von Marcus wird, Follower zu sammeln. Diese Follower dienen allerdings nicht nur der Unterstützung von DedSec, sondern sind auch gleichzusetzen mit euren “Erfahrungspunkten”. Je mehr Follower, desto mehr Erfahrungspunkte. Und je mehr Erfahrungspunkte, desto mehr neue Hacking-Skills könnt ihr euch kaufen. Eine ganz simple Rechnung. Und Follower zu bekommen ist das einfachste Unterfangen in San Francisco.

Taxifahrer, Instagram-Ass oder Racing-Profi?

Follower bekommt ihr nicht nur für die verschiedenen Haupt- und Nebenmissionen, die ihr im Spiel annehmen könnt, sondern auch für andere Dinge. Beispielsweise könnt ihr verschiedene Locations im Spiel mithilfe der App “ScoutX” ausfindig machen und anschließend fotografieren. Die Fotos werden dann automatisch in der App “veröffentlicht” und eure virtuellen Freunde bewerten und kommentieren diese anschließend. Auch gibt es für jede fotografierte Location Follower. Falls euch das allerdings zu langweilig ist, könnt ihr euch natürlich auch als Racingass versuchen. Überall in SF warten Dronen-Rennen, Motocrossstrecken oder sogar E-Kart-Wettkämpfe auf euch. Für jeden Sieg gibt es auch hier Follower en masse. Und wenn euch selbst das nicht zusagt, bleibt euch immer noch die Möglichkeit euren Erfolg im virtuellen Pendant zu “Uber” zu finden. Kutschiert Personen möglichst unfallfrei durch die Stadt und erhaltet dafür gute Bewertungen, die euch Follower einbringen. Ach und macht euch keine Sorgen, die Fahrmechanik wurde seit dem ersten Teil rundum erneuert, sodass Autofahren in Watch_Dogs mittlerweile Spaß macht und sich nicht mehr so schwammig anfühlt.

Cooles Flair in cooler Stadt

Wie oben schon mal angesprochen, wird in Watch_Dogs 2 viel Wert auf Coolness gelegt. Nicht nur das Brand von DedSec oder Marcus selbst, sondern auch San Francisco sind gut in Szene gesetzt. Alles wirkt jung, bunt und belebt. Ein bisschen, wie man sich San Francisco vielleicht vorstellt. Allerdings kann genau diese Aufmachung auch ein Kritikpunkt für manche Spieler sein. Zwischenzeitlich kann es nämlich fast schon so wirken, als würde das Spiel krampfhaft versuchen cool zu sein. Besonders die Enthüllungsvideos von DedSec sind übersät mit Memes und Icons, sodass es etwas anstrengend sein kann, diese zu gucken. Auch die Sprache der Charaktere und deren gesamte Aufmachung mit Badges, Frisuren, Caps oder Masken kann unter Umständen etwas zu viel sein. Mir persönlich gefällt das Design der Charaktere sehr gut und auch die gesamte Gestaltung von San Francisco ist sehr originalgetreu gehalten. Wer bereits schon einmal in der Stadt war, wird definitiv einige Orte wieder erkennen, egal ob Alcatraz oder die Bay-Area. Dazu kommt der gelungene Soundtrack von Hudson Mohawke, der dem ganzen Spiel noch mal das gewisse i-Tüpfelchen verpasst.

Watch Dogs 2 - Launch Trailer

Zusammen gegen Big Brother und Co.

Während sich der Multiplayer-Modus des Vorgängers ausschließlich auf ein kompetitives Spielerlebnis konzentrierte, gibt es in Watch_Dogs 2 erstmals die Möglichkeit auch Missionen im Koop anzugehen. Durch den nahtlosen Mehrspielermodus könnt ihr nämlich nach Belieben in die Welt eines Freundes oder völlig fremden Spielers eintauchen und zusammen mit ihm die Stadt unsicher machen oder Aufträge erledigen. Weiterhin könnt ihr zufällig auftauchende Missionen in euren Einzelspielersitzungen annehmen, um DedSec weiterzuhelfen. Meistens gilt es in diesen Aufträgen Daten unbemerkt herunterzuladen oder einen Virus zu installieren. Natürlich müsst ihr bei solchen Operationen mit hartem Widerstand rechnen. Während der Multiplayer-Modus zur Veröffentlichung des Titels noch nicht wirklich funktionierte, habe ich in den letzten Tagen erfolgreich einige Mehrspielersitzungen durchgeführt. Ubisoft hat bei den Koop-Missionen geschickt an der Schwierigkeit gefeilt, damit es für zwei Spieler nicht zu leicht wird, für einen alleine aber schon zu schwierig sein könnte. Auch hat das französische Unternehmen wechselnde Challenges geschaltet, die Spieler nach Belieben erledigen können. Zusätzlich wurden auch schon kommende DLCs angekündigt, die neue Einzel- und Mehrspielermissionen bringen werden.

Access: Fazit.html

Hat Ubisoft mit Watch_Dogs 2 das geliefert, was sie bereits vor zwei Jahren versprachen? Meiner Meinung nach haben sie das. Der zweite Teil der Hackerserie bietet nicht nur eine Menge neuer Hacking -Möglichkeiten, sondern sie behebt die Probleme des ersten Teils. Das Spiel kann ohne Blutvergießen beendet werden, das Autofahren macht Spaß und Hacking ist tief gehender, als zuvor. Marcus Holloway ist ein sympathischer Hauptcharakter, der meiner Meinung nach auch in einem dritten Teil vorkommen kann. Die Designentscheidung alles auf “cool zu trimmen”, ist meiner Meinung nach vollkommen in Ordnung und passt perfekt zum Hackersetting und zu San Francisco, könnte aber manche Spieler vielleicht stören. Langeweile kommt in der Stadt jedoch nie auf, dank genügend Nebenaktivitäten oder dem Multiplayer-Modus. Einzig großer Kritikpunkt ist die Sache mit der Gewalt, die nicht wirklich zum spielbaren Charakter passt, sowie gelegentlich die fehlende Intelligenz der Nichtspielercharaktere. Wer darüber hinwegsehen kann, wird mit Watch_Dogs 2 sicherlich seinen Spaß haben. Und wer weiß, vielleicht wird es auch Zeit für uns, über die Schattenseite unserer digitalisierten Welt nachzudenken, bevor es zu spät ist.

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