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Vampyr – The New Masquerade?

von am 20. Juli 2018
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Für Fans von:

Vampire: Die Maskerade – Bloodlines, innovativen Actions-RPGs

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Pluspunkte

+ tolle, düstere Atmosphäre
+ komplixierte Charaktere und Beziehungen
+ fantastischer Soundtrack
+ moralische Entscheidungen
+ spannende Story
+ lebendige Welt

Minuspunkte

- matschige Texturen
- steife Gesichter
- nicht alle Fähigkeiten sinnvoll
- viel unnötige Sammlerei

Editor Rating
 
GAMEPLAY
7.0

 
GRAFIK
7.0

 
SINGLEPLAYER
9.0

 
MULTIPLAYER
0.0

 
SOUND
10

Gesamt-Wertung
8.0

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User Rating
 
GAMEPLAY
8.1

 
GRAFIK
7.8

 
SINGLEPLAYER
9.0

 
MULTIPLAYER
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SOUND
9.0

User-Wertung
3 ratings
6.8

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Zusammenfassung
 

Nach dem großartigen "Life is Strange" liefert Dontnod Entertainment mit "Vampyr" ein atmospärisches dichtes und storytechnisch exzellentes Action-RPG ab. Wer technisch einige Abstriche vertragen kann, bekommt hier eins der interessantesten Spiele der letzten Zeit serviert und wird dabei noch mit einem grandiosen Soundtrack belohnt.

 

Lesezeit: 5 MinutenHey Kinder, erinnert ihr euch noch an den Vampir-Actiontitel Dark aus dem Jahre 2013? Nein? Das ist auch besser so, das Spiel war nämlich der letzte Mist und ist zu Recht in Vergessenheit geraten. Aber erinnert ihr euch vielleicht noch Vampire: Die Maskerade – Bloodlines? Der Klassiker von 2004 gilt bis heute als bestes Vampirspiel aller Zeiten und entführte den Spieler trotz einiger technischer Macken in eine immersive und wundervolle Welt der Blutsauger. Knapp 14 Jahre später tauchen die Life Is Strange-Entwickler mit ihrem neuesten Titel in die Welt der Draculas und Nosferatus ein. Haben wir endlich einen legitimen Thronfolger?

Vampyr | E3 2017 Trailer | PS4

Home Sweet Home

In Vampyr schlüpfen wir in die Rolle von Dr. Jonathan Reid, einem bekannten Chirurg und Veteranen des ersten Weltkriegs, welcher nach diesem grausamen Krieg in seine Londoner Heimat zurückkehrt, nur um in der Introsequenz seine eigene Schwester auszusaugen und dann von Vampirjägern gejagt zu werden. Und ach ja, in London ist die Seuche ausgebrochen. Japp – der Doc hat definitiv nicht die beste Woche hinter sich. Voller Verwirrung, Schuldgefühlen und unerklärlichen Blutdurst entschließt er sich dazu, seinem Leben ein Ende zu bereiten. Blöd nur, dass Vampire nicht auf Pistolenkugeln reagieren. Von da beginnt die Reise in der Erkenntnis, zum ewigen (untoten) Leben verflucht zu sein. Gleich zu Beginn des Spiels offenbart sich eine dunkle und grimmige Atmosphäre und bringt den Spieler in die richtige Stimmung.

Ähnlich wie in dem zu Anfang erwähnten Vampire: Die Maskerade – Bloodlines taucht der Spieler problemlos in die Welt von Vampyr (wie spricht man das aus?) ein. Es ist fast durchweg dunkel, nebelig und bedrohlich. Zugleich wirkt das trostlose London belebt, was vor allem an den teilweise großartig gezeichneten Figuren liegt. Hier lässt der Entwickler Dontnod Entertainment seine Muskeln spielen und präsentiert einen Haufen interessanter Nebenfiguren, die zu allerlei Interaktionen einladen. Und auch der Protagonist Dr. Reid ist extrem gut ausgearbeitet und fühlt sich zu keinem Zeitpunkt klischeehaft an – in der heutigen Zeit fast schon ein Kunststück. Sein Leid, seine Zerrissenheit kommen wundervoll rüber und werden durch einen authentischen englischen Sprecher mit Glaubwürdigkeit gefüllt. Und auch die meisten NPCs haben überdurchschnittlich gute Synchronsprecher.

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Greys Anatomy in 1918

Und wenn wir schon bei Nebenfiguren sind: diese sind in Vampyr keine irrelevanten Extras, mit denen man zwischen den Kämpfen und Quests quatschen, sondern laden  zu intensiven Gesprächen ein. Es sind komplexe Figuren mit eigenen Meinungen, Motiven und Hintergedanken. Alleine im Pembroke Hospital, dem ersten großen Ort, den man betritt, gibt es mehr vertrackte Beziehungen als in manchen anderen vergleichbarem Action-Rollenspiel. Man muss nur durch die Gassen streifen und den Dialogen lauschen um zu merken, dass man sich hier definitiv Mühe gegeben hat, eine möglichst komplette Welt zu erschaffen.

Aber kommen wir zurück zu unserem Protagonisten. Eine Seuche, als auch der Vampirbefall raffen London langsam aber sicher nieder und vor allem der Stadtteil Whitechapel ist schwer getroffen worden. Unserem Doc wird die Entscheidung zwischen Retten und Aussaugen durch das Spiel extrem schwer gemacht. Durch eine raffinierte Spielmechanik kann quasi jeder Bewohner ausgesaugt werden. Einerseits ist es sinnvoll, um den nötigen XP-Boost für den nächsten kniffligen Bosskampf zu erhalten, andererseits schlägt die fehlende Person (deren Leiche früher oder später entdeckt wird) für weitreichende Konsequenzen innerhalb der Gemeinschaft. Was das Ganze noch schwieriger für den Spieler macht: je mehr man mit der Person agiert und deren Ansichten hört erhöhen sich die XP, welche man für den Mord erhalten würde. Man muss also mit seinen Opfern kommunizieren, damit sich deren Ableben „lohnt“, gleichzeitig kann es aber auch geschehen, dass man sich gegen einen Blutcocktail entscheidet.

vampyr_bossfight

Hat jemand Bloodbourne gesagt?

Aber wozu muss er überhaupt die Leute aussaugen? Wie schon erwähnt bringt jede menschliche Mahlzeit Erfahrung, welche in aktive und passive Fähigkeiten investiert werden kann. Und das wird mit der Zeit bitter nötig, denn die Kämpfe gestalten sich im Verlauf des Spiels immer kniffliger – einige Bosskämpfe laden sogar zum Controller-durch-den-Raum-werfen ein. Das Kampfprinzip ist dabei sehr von der Dark Souls Serie inspiriert, d.h. neben der Lebensanzeige muss der Spieler noch auf seine Ausdauer achten und die Kunst des Ausweichens meistern. Zudem gibt es die Blutleiste – diese kann entweder für spezielle Vampirangriffe genutzt werden oder in Lebensenergie umgewandelt werden. Allerdings stellen sich die Spezialangriffe als weniger effektiv dar, die meiste Zeit kann man sich auf seine Haupt- und Nebenwaffe verlassen. Apropos: wo es in anderen Teilen des Spiels vor Ideen nur so sprudelt, ist die Waffenauswahl recht konventionell – man läuft meist mit einer Hieb- oder Stichwaffe sowie mit einer Pistole oder einem Pflock herum. Sehr delikat ist zudem die Tatsache, dass man mangels Menschen auch herumlaufende Ratten für ein wenig Blut aussaugen kann. Prost!

Zwischen den ganzen Quests und Kämpfen kann man in der (mehr oder weniger) offenen Welt rumlaufen. Dabei gibt es viel zu entdecken: neben den kleinen und großen Geschichten und Intrigen der Menschen sammelt man viele Informationen und noch viel mehr Gegenstände, seien es Waffen, Geld oder Zutaten für die verschiedenen Medikamente, die Dr. Reid für sich oder seine Mitmenschen mixen kann, um denen zu helfen. Nicht alle Gegenstände sind sinnvoll und oft gestaltet sich das Sammeln als nervige Nebenaufgabe – zudem scheint es bei aller Komplexität der Charaktere niemanden zu stören, wenn man in seinen Schubladen rumwühlt.

vampyr_reid

Ein Fest für die Ohren, ein Graus für die Augen

Bis hierhin habe ich das Spiel nur gepriesen. Haben wir hier also ein Meisterwerk vor uns? Nicht ganz, denn neben den kleinen nervigen Designentscheidungen besitzt Vampyr einige technische Macken und Schwächen. Dass London im Jahre 1918 nicht der hübscheste Fleck Europas war, kann man sich denken. Doch hatten die Menschen damals wirklich so steife Gesichter? Diese fallen gleich zu Beginn auf und werden im Laufe des Spiels nicht besser. Bis auf Dr. Reid selbst wirken alle Gesichtsanimationen sehr hölzern, einige Kampfanimationen extrem unnatürlich. Auch ist die Steuerung nicht immer optimal gestaltet und sorgt für Frustmomente bei den teilweise recht langen Bosskämpfen. Und warum kann ein Vampir kein hüfthohes Hindernis überwinden?

Optisch hinkt der Titel den heutigen Standards hinterher, vor allem auf den Konsolen fallen die matschigen und aufpoppenden Texturen negativ auf. Doch diese Schwächen sind ertragen, wenn man dabei einen der besten Soundtracks der letzten Jahre hört. Die Musik nicht anders als fantastisch zu bezeichnen – sie bringt die trübe Melancholie des Spiels perfekt rüber und entführt den Spieler in eine vergessene Zeit. Das Musikstück, welches bei Dr. Reids erstem richtigen Mord gespielt wird, ist ein Meisterstück der Klimax und bringt eine unvergleichliche Gänsehaut mit sich.

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Dr. Acula liefert ab!

Vampyr ist spannend, atmosphärisch dicht und ein herrlich anderer Titel in diesem Sumpf der ewig gleichen RPGs und Third-Person-Shooter. Wenn man sich drauf einlässt und die technischen Schwächen verzeihen kann, erwartet den Spieler wunderbareres Action-Rollenspiel mit einem starken Focus auf die Beziehungen der Menschen, welche sich trotz ihrer steifen Mimik lebendiger anfühlen als in manchen AAA-Titel. Dr. Reids Story ist tragisch, seine Skills sind spaßig und seine Gegner teilweise knüppelhart. Wer ein anspruchsvolles Spiel für die späten Abendstunden sucht, ist hier genau richtig. Haben wir also einen würdigen Nachfolger für Vampire: Die Maskerade – Bloodlines? Ja, den haben wir.

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