+ nettes Storytelling
+ süßer Look & Animationen
+ knifflige Passagen
- (zu) ruhige Story
Lesezeit: 3 MinutenSchon auf der vergangenen gamescom konnte der kleine Yarny alle um den Finger wickeln. Nun erschien unter EAs Deckmantel Unravel Anfang des Monats endlich für Xbox One, PS4 und den PC. Kurz vorab gesagt: allein an den Artworks sieht man schon, wie viel Liebe und Detail das Entwicklerstudio ColdWood Interactive in sein kleines Herzstück gelegt hat.
When Yarny was there
Worum geht es in Unravel überhaupt? Viel war vorab über die Story nicht bekannt. Wir wissen, dass es sich um einen Plattformer handelt, bei dem es auf die Länge ankommt. Habt ihr Yarnys Garn aufgebraucht und kommt nicht mehr weiter im Spiel, müsst ihr nochmal zurück und gucken, welchen anderen Weg ihr nehmen könnt, um voran zu kommen, ohne dass unserem kleinen Knäul der Stoff ausgeht. Ich muss eingestehen, dass mich Unravel vorher wirklich nicht abholen konnte. Ja, alle sagen, dass Yarny so unglaublich süß sei, aber sind wir mal ehrlich: Woll-Yoshi ist rein optisch schon niedlicher. Daher hielt sich meine Aufregung um das Spiel auch erstmal in Grenzen, bis ich es nun endlich richtig spielen durfte.
Im Spiel erzählt sich die Geschichte auch eher langsam und seicht. Zu Beginn sehen wir eine alte Frau, in deren Haus wir uns befinden und die ein kleines Garn-Knäul zurücklässt, wenn sie die Treppe hoch steigt. Kaum ist sie außer Sichtweite, übernehmen wir die Rolle von Yarny, den kleinen Garn-Männchen, der sich aus diesem Knäul heraus entwickelt. Obwohl wir eine dreidimensionale Ansicht vom Haus bekommen, bewegt sich das Spiel nur zweidimensional, also bewegen wir uns erstmal von links nach rechts. Wir finden ein leeres Fotoalbum, was künftig unseren Fortschritt und die Story selbst erzählen wird. Im Wohnhaus werden wir viele Fotos entdecken, in deren Erinnerungen wir eintauchen und welche die verschiedenen Level repräsentieren. Haben wir einen Abschnitt erfolgreich abgeschlossen, können wir uns alle dazugehörigen Fotos angucken und uns so die Story von Unravel angucken.
From Sweden with Love
Das schwedische Entwicklerstudio ColdWood Interactive hat sich nicht nehmen lassen, das Spiel auch in Schweden stattfinden zu lassen. Das spiegelt sich nicht nur im skandinavischem Look des alten Wohnhauses, auch die gezeigten Landschaften mit ihrer Flora und Fauna orientieren sich an den nördlichen Breitengraden. Hier steckt wirklich die Liebe im Detail, wie realistisch alles dargestellt ist und welche Effekte die Umgebung auf Yarny haben. Saugt sich sein Garn voller Wasser, ertrinkt der kleine Kerl.
Wie bereits erwähnt, erzählt sich die Story nur sehr langsam und ruhig, was auch mein größter Kritikpunkt am Spiel selbst ist. Natürlich ist alles immer subjektiv und abhängig vom persönlichen Geschmack, aber so wie andere Medien Unravel in den Himmel loben (ein gutes Spiel ist es auf jeden Fall, das steht außer Frage), wollen wir darauf hinweisen, dass man auf Action hier vergebens wartet und man es sicherlich auch schnell langweilig finden kann. Der süße Look und die niedlichen Bewegungsanimationen können in dem Fall auch nicht davon ablenken. Die wirklich kniffligen Rätsel an manchen Stellen können schnell die Motivation in den Keller sinken lassen. Aber nicht, wenn man sich einer Herausforderung gerne stellt.
Den Gar(n)aus machen
Das wohl hervorstechendste Merkmal ist sein ausgetüfteltes Gameplay. Während das Wollknäul, aus dem Yarny entsteht, immer an seinem Platz zurückbleibt und sich langsam weiter ausrollt, je weiter Yarny sich entfernt, könnt ihr euch im Spiel nicht weiter bewegen, wenn das Garn vollkommen aufgebraucht ist. Zwischendurch könnt ihr in den Levelabschnitten kleine Nadeln mit extra Wolle finden, die euch nochmal mehr Reichweite verschaffen.
Der Garn wird euer wichtigstes Hilfsmittel im Verlauf des Spiels. Ob ihr damit Brücken spannt, um Gegenstände zu bewegen, es als Lasso nutzt, um euch im Anschluss an der Schnur hochzuhangeln oder es als Trampolin nutzt. So müsst ihr verschiedene Passagen überwinden, die teilweise Köpfchen und physikalisches Verständnis erfordern. Hier sei gesagt, es macht sehr viel Spaß, sich einfach ein wenig auszuprobieren auf der Suche nach der richtigen Lösung. Macht ihr es euch zu kompliziert und verbraucht zu viel Garn auf eurem Weg, kann euch dies später zum Verhängnis werden, wenn ihr nicht mehr weiter kommt.
Fazit zu Unravel
Unravel hat mich selbst wirklich sehr positiv überrascht. Zuvor war ich von Artworks, Bewegtmaterial und was ich auf der gamescom sehen konnte nicht wirklich angetan, was sich mit dem Spiel selbst dann schlagartig geändert hat. Durch die stetigen Herausforderungen bleibt die Motivation hoch, weiterzuspielen und die Story abzuschließen. Allein die Stimmung ist mir jedoch ein wenig zur ruhig, das Storytelling zu “fade”. Leider sehe ich hier genau einen Punkt, der viele abschrecken und für ein negatives Spielerlebnis führen kann. Für mich wurde Unravel zu einem schönen Spiel für zwischendurch, zum Entspannen und Seele baumeln lassen. Wer denkt, dass ein ruhiges Abenteuer mit Yarny sehr schön sein kann, der sollte auf jeden Fall zuschlagen. Zweifler haben eventuell Recht mit ihrem Zweifel, war auch ich zunächst skeptisch. Eventuell sollte man in dem Fall eine Preissenkung abwarten, bevor man zuschlägt und es für sich selbst ausprobiert.