Lesezeit: 5 MinutenBereits in unserer Preview haben wir euch einen ersten Einblick in The Last Tinker: City of Color vom Münchner Entwickler Mimimi Productions gegeben. Der Titel machte in der Vorabversion durch das innovative Leveldesign und der vollen Ladung Niedlichkeit bereits einen guten Eindruck. Nun konnten wir das Spiel in voller Länge testen und verraten euch, ob das Abenteuer in den rund 13 Stunden Spielzeit halten konnte, was die Vorschau uns versprochen hat.
Sag mir wo die Farben sind …
Koru ist eigentlich ein ganz normaler Affenjunge und mit seinem Aussehen so ziemlich alleine in der Welt von Farbstadt. Kurz gesagt, er ist ein AuĂźenseiter. Doch sein bester Freund Tap steht ihm jederzeit zur Seite. Genau deswegen trifft es unseren zukĂĽnftigen Helden mitten ins Freundschaftsherz, als Tap einen Unfall hat und Koru nicht weiĂź, wie er ihm helfen kann. Doch Rettung naht in Gestalt eines Farbgeistes. Allerdings ist auch in Farbstadt nichts umsonst und so verlangt er eine Gegenleistung von Koru. Was zuerst nur danach aussieht, dem Geist einen kleinen Gefallen zu tun, endet schon sehr schnell in einer Katastrophe: Koru setzt die Bleiche frei, die sich schnell durch die Stadtbezirke schlängelt und den Bewohnern die Farben nimmt. Damit nicht genug, denn der rote Bezirk mag den GrĂĽnen nicht, der Blaue den Roten nicht und der GrĂĽne … ach, ihr wisst es bereits. Bevor Koru sich also aufmachen kann, es dem verlogenen Geist heimzuzahlen, stehen erst einmal andere Missionen auf der Karte, denn nur mit Hilfe der anderen Farbgeister wird es dem Affen gelingen, sich dem Bösen hinter der Bleiche zu stellen.
… wo sind sie geblieben?
Um diese Frage zu beantworten, muss Koru die Farbgeister aus ihren Türmen befreien und sich ihre besonderen Fähigkeiten aneignen. So gibt uns der leicht aggressive rote Geist mehr Schlagkraft, der ängstliche grüne Geist lässt uns unter anderem die Zeit verlangsamen. Um den einzelnen Bezirken den Weg aus der Bleiche zu ermöglichen, müssen wir das eine oder andere Rätsel lösen, deren Schwierigkeitsgrad recht einfach gehalten ist, die aber dennoch gut gestaltet wurden und Spaß machen. So müssen wir beispielsweise ein Orchester dirigieren, Rohre für eine Brücke reparieren, an die wir nur mit einem Trick gelangen oder bestimmte Farbkombinationen herausfinden. Außderdem steht natürlich der obligatorische Kampf gegen die Feinde an. Damit Letzteres gelingt, müssen wir zwar wenig taktisch vorgehen, sondern mehr im richtigen Moment die richtige Taste drücken, aber es schadet auch nicht, unsere Fähigkeiten im Dojo durch Upgrade-Käufe zu verbessern. Das ist sehr praktisch, macht unsere Kampfkenntnisse im Vergleich zu der recht einfach gestrickten Gegner-KI allerdings auch beinahe übermächtig. Nur, wenn die Gegner in Gruppen auftauchen, müssen wir uns eine kleine Taktik zurechtlegen. Dabei sehen die Minions der Bleiche gar nicht mal gefährlich aus, sondern stehen den restlichen Charakteren im Spiel in Sachen Niedlichkeit kaum nach. Und so zeigt sich in The Last Tinker recht schnell, dass die Zielgruppe des Spiels wohl eher bei Kindern oder bei junggebliebenen Erwachsenen angesiedelt ist.
Die Feinde wirken vor allem zu Beginn recht abwechslungsreich, schnell wird allerdings klar, dass sich sowohl der Kampfablauf, als auch die einzelnen Gegner, durch das ganze Spiel hindurch wiederholen. Eine offene, erkundbare Welt finden wir nicht vor, sondern wir werden linear durch die Spielwelt geführt. Von einer Mission zur anderen und auch während wir den sonderbaren Fall eines geheimnisvollen Verschwindens lösen, werden wir bei der Hand genommen und müssen nicht selbst über die Lösung sinnen. Das ist gut für die Gruppe der sehr jungen Spieler, nimmt allen anderen allerdings komplett die Herausforderung. Wen das nicht stört, der darf sich besonders auf die beiden gelungenen Nebencharakter, die Pilze Biggs und Bomber, freuen, die unserem Pfeifen folgen und die bei Bedarf entweder Farben herbeizaubern, Wände zerstören oder als rasantes Fortbewegungsmittel genutzt werden können.
The Last Tinker glänzt mit erfreulich kurzen Ladezeiten und einer Vielzahl gesetzter Speicherpunkte in den einzelnen Levels. Die Steuerung mit dem Controller geht deutlich besser von der Hand, als mit Maus und Tastatur, obwohl ich hin und wieder das Gefühl hatte, dass das Spiel zu langsam auf einen Tastendruck reagiert. Das kann allerdings auch dem alternden Xbox-Controller geschuldet sein. Die Kamera ist frei justierbar, was allerdings in Kämpfen gegen Feindesgruppen auch mal in Bildern Live aus der Bleiche gipfeln kann und damit mehr die Sicht versperrt, als Einsicht bietet. Das kam aber im Vergleich zu so manch anderem Action-Adventure recht selten vor und ist Kritik auf hohem Niveau.
Pappmaché und poppige Klänge
Durch die bunte Welt von The Last Tinker und das gelungene, innovative Leveldesign, das an eine Umgebung aus Pappmaché erinnert, fühlt man sich die komplette Zeit über als Teil eines übergroßen Gemäldes. Jede Ecke der Stadt fühlt sich handgemacht an und ist vollgestopft mit liebevollen Details und Charakteren. Man kann sich vor allem zu Beginn kaum an der farbenfrohen Umgebung sattsehen.
Die gute und abwechslungsreiche Musik bleibt noch lange im Ohr und passt sich hervorragend der Spielsituation an. Egal ob sie in Richtung Country oder Karibik geht, sie verführt einen geradezu, mit dem Fuß mitzuwippen, während man Koru steuert. Die Charaktere im Spiel reden, ähnlich wie in The Sims, in einer Fantasiesprache, was sehr gut zur Umgebung und der Geschichte passt. Damit der Spieler nichts verpasst, wird uns das Gespräch netterweise auf Pappkartons-Sprechblasen übersetzt.
Die Moral von der Geschichte
The Last Tinker ist vor allem eines: Niedlich und liebenswert. Das farbenfrohe Adventure ist geradezu dafür geschaffen, es im Kreise der Familie und vor allem mit Kindern zu spielen. Aber auch Erwachsene, die einmal dem Einheitsallerlei der düsteren und realistischen Spiele entkommen möchten, werden mit dem Titel ihre Freude haben. Zwar ist nicht alles bunt, was Farben trägt, doch wenn man sich nicht davon gestört fühlt, vom Spiel an die Hand genommen zu werden, inklusive einfachem Schwierigkeitsgrad, dann bietet The Last Tinker wundervolle Unterhaltung.