jedem Zombietitel - ever
https://www.amazon.de/State-Decay-2-Xbox-One/dp/B071X41DML/ref=sr_1_1?s=videogames&ie=UTF8&qid=1528636982&sr=1-1&keywords=state+of+decay+2
+ komplexer Basenbau
+ Permadeath - Aktionen haben Konsequenzen
+ im Koop-Modus sehr spaßig
+ stimmige Atmosphäre
+Crossplay und -Buy
- technisch hoffnungslos veraltet und verbuggt
- schlechte Perfomance
- keine nennenswerte Story
- Nur Host macht Spielfortschritte im Koop
- zu wenige Neuerungen
- zu leicht
Eine verpasste Chance - State of Decay 2 macht vieles besser als sein Vorgänger und wirkt dennoch nicht wie ein vollwertiger Nachfolger. Zudem wird es geplagt von Bugs und Performanceproblemen.
Lesezeit: 5 MinutenAls das erste State of Decay im Jahre 2013 erschien, wurde es anfangs von Spielern als ein weiterer Zombieklopper à la Dead Island gesehen – erst mit der Zeit gewann es eine gewisse Nischenpopularität und wurde als Geheimtipp für diejenigen gehandelt, die genug von der immer gleichen Zombieapokalypse hatten. Fünf Jahre später erscheint nun der mehr oder minder erwartete Nachfolger und wird von Microsoft als einer der großen Exklusivtitel des Jahres hochgepusht – was nach dem Sea of Thieves-Debakel nicht frei von Ironie ist. Kann State of Decay 2 diesen speziellen Erwartungen gerecht werden? Finden wir es heraus.
Ein Zombiebiss ist persönlicher
Fangen wir mit der Story an: es gibt keine. Das ist keine Kritik (na gut, vielleicht ein wenig), sondern einfach ein Fakt. Man kann anfangs zwischen verschiedenen Protagonisten wählen uns spielt einen auf diese Charaktere zugeschnittenen Prolog, doch sobald die Hauptkampagne rund um die Basis beginnt, verlaufen sich die einzelnen Hintergrundgeschichten und spätestens nach zwei Stunden sind diese vollkommen irrelevant. Natürlich würden detaillierte Storylines gegen die Natur des Spiels laufen und eine Implementierung hätte dem Gesamtprodukt eventuell mehr geschadet als geholfen. Dennoch fühlt es sich an, als ob hier eine Gelegenheit, sich mit den Protagonisten mehr zu identifizieren verloren gegangen ist. Denn das aus dem ersten Teil übernommene Permadeath-Feature wäre – ähnlich wie in XCOM 2 – dann nicht nur ein temporäres Ärgernis, sondern würde den Spieler emotional aufwühlen. So ärgert man sich in erste Linie darüber, einen Charakter verloren zu haben, dessen Werte ziemlich gut waren.
Überhaupt kann dieser temporäre Personalmangel schnell wieder aufgefüllt werden – man trifft ständig neue Überlebende während der Plünderungsausflüge und kann sie relativ leicht rekrutieren. Diese Tatsache als auch die wirklich hässlichen und langweiligen Charaktermodelle sorgen für eine gewisse Distanz zwischen Spieler und Spielfiguren. Da hilft es auch nicht, dass diesen langweiligen Charakteren noch langweiligere Aufgaben gegeben werden. Entweder fehlt es an einer Ressource, einer Medizin oder Nahrung. Man geht dann zu Punkt A, tötet ein paar Zombies, sucht den Quest-Gegenstand, geht zu Punkt B, tötet dort noch mehr Zombies (vielleicht sogar mal einen Special-Zombie als Extra) und geht eventuell noch zu Punkt c, was meist die eigene Basis ist. Dann und wann wird eine Zombieherde vernichtet, doch abwechslungsreich ist das Ganze – wie schon im Vorgänger – nicht wirklich.
Doch all diese Aufgaben führen letztendlich zum Herz des Spiels: der Basenbau. Und dieser ist wahrlich gelungen. Auch wenn die Entwicklungen zum ersten Teil mit der Lupe gesucht werden müssen – es macht unheimlich Spaß und wirkt wie eine obskure Mischung aus The Walking Dead und Die Sims. Das okkupierte Haus muss immer wieder ausgebaut werden, verschiedene Rohstoffe werden für die diversen Stationen (Krankenstation oder Küche zum Beispiel) benötigt und das Management-System hat nichts an seiner Komplexität eingebüßt. Das mag für Neulinge der Serie zu Beginn überfordernd wirken, zumal kein richtiges Tutorial existiert, doch kann man den Entwicklern von Undead Labs nur applaudieren, dass sie im Sinne der Zugänglichkeit eine ihrer besten Mechaniken nicht rationalisiert haben. Ist der Spieler aber erst mal drinnen, fühlt sich jeder erfolgreich abgewehrte Angriff auf die Basis noch viel besser an.
Zusammen sind wir stark… oder doch nicht?
Wie sieht es mit der Bewaffnung aus? Mit blanken Fäusten kommt man in State of Decay 2 nämlich nicht sehr weit. Das Arsenal ist ordentlich, wenn auch nicht außergewöhnlich: von verschiedene Prügeln zu Pistolen, Shotguns und Sturmgewehren ist alles dabei, was für einen fröhlichen Beutezug benötigt. Wobei es auch hier – wie im Vorgänger – gilt, ein stiller Schlag auf den Kopf einer Gewehrsalve vorzuziehen ist… es sei denn, man möchte beim nächsten Untoten-Barbecue auf dem Grill geworfen werden. Der Horrorfaktor bleibt trotz der ständigen Bedrohung leider meist überschaubar. Höchstens in den Nachsequenzen, ohne Begleiter und Munition kommt ein wenig Atmosphäre auf. Zu häufig wirken die Zombies aber wie Hindernisse, die zu überwinden sind, damit man genug Holz für die Werkbank bekommt. Es wird wirklich nur dann gefährlich, wenn man einer waschechten Horde gegenübersteht…
… was durch die größte Neuerung von State of Decay 2 komplett negiert wird: der von den Fans verlangte Koop-Modus hat es endlich in dieses Spiel geschafft. Mit bis zu drei anderen Spielern kann man in der Welt der jeweiligen Hosts rumlaufen, Items sammeln und Zombies schlachten. Es macht zwar richtig Laune, doch die Herausforderung wird mit Koop-Partnern komplett über Bord geworfen. Weder Horden, noch die Special-Zombies stellen eine reelle Gefahr da. Zudem hat der Koop-Modus zwei entscheidende Schwächen: nur der Host macht Spielfortschritte, er kann auswählen, welche Quests angenommen werden und Ressourcen für seine Basis sammeln. Außerdem kann Nicht-Hostspieler der Permadeath ins eigene Fleisch schneiden. Im schlimmsten Fall verliert man seinen Top-Charakter für immer, ohne im eigenen Spiel Fortschritte gemacht zu haben. Auch gibt es zur Zeit noch server- und performancebedingte Probleme, sodass das Koop-Gemetzel nicht selten zur Diashow verkommt.
Ist das neu oder kann das weg?
Womit wir auch bei der Technik wären. Selten habe ich so einen nichtoptimierten Gebrauch von der Unreal 4 Engine gesehen. Oder um es mal undiplomatisch zu sagen: das Spiel sieht verdammt hässlich aus. Während die Landschaften auf dem ersten Blick noch stimmig (wenn auch trist und altbacken) aussehen, haben sich die Charaktermodelle seit dem ersten Teil gefühlt kaum entwickelt.. Und sprechende Figuren, die nicht die Lippen bewegen? Das konnte Max Payne 2 aus dem Jahre 2004 schon besser. Und Remedy hat ziemlich sicher nicht das Budget, welches Microsoft in State of Decay 2 gepumpt hat. Die Animationen variieren zwischen „annehmbar“ und „au backe“ und Clippingfehler dürfen natürlich auch nicht fehlen. Und selbst nach dem ersten 20GB (!) schweren Patch, trifft man im Spiel fast immer noch auf genauso viele Bugs wie Untote. Und wie schon im vorherigen Absatz bereits angesprochen ist die Performance für das dargebotene unterirdisch und erinnert schmerzhaft an Playerunknown’s Battleground – in der Betaphase.
Das Voiceacting (gottseidank nur in Englisch) kann man als passabel durchgehen lassen, während der Soundtrack zwar faktisch vorhanden ist, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Als wirklich gelungen kann man aber die Vertonung der Umgebungs- und Gegnergeräusche bezeichnen. Bei einer potenten 5.1 Soundanlagen hört man genau, von wo Gefahr kommt, während man nervös Schubladen und Kisten nach nützlichem Kram durchsucht. Wenn dann Glas zerbricht und man das verhasste Stöhnen der Zombie immer näher kommen hört, kommt die geliebte apokalyptische Atmosphäre auf. Solche Highlights retten das Spiel im technischen Segment vor einer vernichtenden Bewertung.
Von allem zu wenig – das füllt keinen Zombiemagen
State of Decay 2 macht Spaß. Wenn ihr die Paragraphen davor gelesen habt, passt diese Conclusio nicht ganz, oder? Aber es macht wirklich Spaß, vor allem mit Freunden kann man einige witzige Stunden verbringen und der Basenbau ist – wie schon im ersten Teil – extrem einnehmend. Und da liegt auch das Problem. Zwischen State of Decay und dem Nachfolger liegen gute fünf Jahre. Wirklich bemerkt habe ich es nicht. Es sieht marginal besser aus, spielt sich marginal besser und es ist insgesamt größer als der Vorgänger. Doch wirkt es mehr wie ein etwas aufgeputschtes Add-On mit einem spaßigen Koop-Part, welcher aber problemlos bereits im Original hätte implementiert werden können. State of Decay 2 ist keine Revolution – auch wenn Microsoft das ungern hören mag. Für den dritten Teil muss definitiv mehr geboten werden.