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Sniper Elite 5 – Anatomieunterricht mit dem Controller

von am 11. Juli 2022
DETAILS
 
Spieldauer:

ca. 15 Stunden

Für Fans von:

Sniper Elite, Zombie Army, Hitman, Sniper: Ghost Warrior

Amazon-Link:

amzn.to/3PkpBR8 WERBUNG

Accessibility-Optionen:

Gameplay-Hilfe-Einstellungen, erweiterte Farbenblindheitsoptionen

Pluspunkte

+ große Areale, viele Möglichkeiten
+ verbessertes Stealth Gameplay
+ hoher Wiederspielwert
+ interessanter Invasionsmodus
+ sehr schöne Beleuchtung

Minuspunkte

- uninspirierte Story, flache Charaktere
- hölzerne Gesichtsanimationen
- Zweitwaffen verbessert, jedoch immer noch nicht perfekt
- Clippingfehler und Bugs (Missionsziele "verschwinden")

Editor Rating
 
GAMEPLAY
8.0

 
GRAFIK
7.0

 
SINGLEPLAYER
8.0

 
MULTIPLAYER
7.0

 
SOUND
8.0

Gesamt-Wertung
8.0

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Zusammenfassung
 

Mit "Sniper Elite 5" verbessert "Rebellion" seine altbewährte Formel in fast allen Bereichen. Das Stealth-Gameplay lohnt mehr denn je, das Waffenhandling ist organischer und die Missionen selbst noch abwechslungsreicher. Zwar sind die Gesichtsanimation weiterhin auf PS3-Niveau, die Story banal und die typischen Clippingfehler auch wieder von der Partie - doch liefert hier Rebellion mit "Sniper Elite 5" den bisher besten Teil der Serie ab!

 

Lesezeit: 5 MinutenLasst uns kurz über Komfortzonen reden. Laut Wikipedia wird die Komfortzone als “ein individueller Bereich des privaten oder gesellschaftlichen Lebens, der durch Bequemlichkeit und Risikofreiheit geprägt ist” beschrieben. Dieser Begriff wird allerdings häufig negativ konnotiert, da er für viele Rezipienten zugleich den Unwillen zur Erforschung neuer Wege, gar eine Neophobie ausdrückt. Doch sollte dabei nicht vergessen werden, dass manche Individuen am besten in ihrer Komfortzone funktionieren und in diesem Modus in der Welt der Literatur, in der Film- und Musikindustrie, als auch natürlich im Bereich der Videospiele historisch gesehen ihre besten Werke abgeliefert haben. Warum ich das hier erzähle? Weil Rebellion seit über zehn Jahren das gleiche Spiel – in diesem Falle Sniper Elite 5 – entwickeln, in welchem man Adolf Hitler seinen Monohoden mit einem gezielten Schuss in Zeitlupe platzen lassen kann. Und ich habe prinzipiell kein Problem damit.

Nazi-Hunting mit Baskenmütze

Wollen wir die Story von Sniper Elite 5 schnell abarbeiten? Wir schlüpfen mal wieder in die Rolle von Lieutenant Karl Fairburne (der wohl bekannteste Nazikiller nach B.J. Blazkowicz), welcher beladen mit seinem geliebten Scharfschützengewehr diesmal in Frankreich Jagd auf nichtsahnende Wehrmachtssoldaten macht. Nach den erfolgreichen Kampagnen in Nordafrika (Teil 3) und Italien (Teil 4) und dem Killscore eines ESL Pro League Counterstrike-Spielers, hat es ihn nun an die Normandie verschlagen. Und wieder haben die Nazis eine neue unbekannte Geheimwaffe, mit der sie im Jahre 1944 noch das Blatt im Zweiten Weltkrieg wenden wollen. Und natürlich ist wieder eine Mission hinter feindlichen Linien, wo Monsieur Fairburne alleine hingeschickt wird, da der Mann ein ausgewachsener Soziopath mit einer Aversion zu Teamwork ist. Und was soll ich hier noch groß weitererzählen? Es ist die gleiche Story mit anderer Kulisse, die Nazis sind weiterhin comichaft böse und Karl kann weiterhin sehr versiert deren Leben durch sein Zielfernrohr verkürzen. Wer hier Ambitionen oder gar Twists erwartet, wird enttäuscht – Komfortzone und so.

Also, wie würde ich jemanden, der noch keinen Teil dieser Serie erlebt hat, das Spielprinzip erklären? Sniper Elite 5 ist ein Stealth Shooter, quasi ein Mix aus den besseren Hitman-Spielen und den wenigen guten Aspekten der Sniper: Ghost Warrior-Reihe. Wir schleichen, verstecken uns im hohen Gras, werfen Flaschen zur Ablenkung oder zum Anlocken und grüßen den unglücklichen Fritz mit einem messerbasierten oder schallgedämpften “Howdy!”. Zu Beginn wird das Areal ausgekundschaftet und die die patrouillierenden Gegner mit dem Fernglas markiert. Dadurch kann man ihre Laufrouten studieren und dann entscheiden, ob und wie man sie nacheinander ausschaltet oder auf welcher Route man an ihnen vorbeischleichen kann. Denn Sniper Elite 5 hat sich in dieser Beziehung sehr ins Positive weiterentwickelt – die Stealth-Vorgehensweise ist fast in jeder Mission möglich und unheimlich lohnend und belohnend, wenn man unbemerkt die wichtigen Dokumente stehlen kann oder still und leise einen Offizier in den Frührente schickt. Aber nicht ärgern, falls ihr doch mal entdeckt werden solltet, denn bei guter Reaktionsmöglichkeit kann man entweder schnell verschwinden (es gibt für die Feinde dann eine Kennzeichnung der letzten Stelle, wo man gesehen wurde) oder der alamierten Wache schnell den Garaus machen, bevor weitere Gegner informiert werden.

Bewährt und brutal

Sollte es dennoch dazu kommen, dass der Alarm ausgelöst wird, würde ich fast schon zum Laden des letzten Speicherpunktes empfehlen, die Massen an Nazis, die plötzlich aus allen Richtungen auf den Spieler stürzen sind bereits auf mittleren Schwierigkeitsgrad und trotz überschaubarer KI-Fähigkeiten eine meist tödlich endende Erfahrung. Außerdem bleibt auch beim Überleben das Gefühl, dass das Spiel enttäuscht von einem ist. Doch auch für diese Herangehensweise wird man mit MPs, Pistolen, Granaten, Tretminen, Dynamit etc. für maximalen Schaden ausgestattet. Auch hier kann ich dem Spiel eine positive Entwicklung bescheinigen, da der Einsatz von den Zweitwaffen in den Vorgängern gelinde gesagt miserabel war. Zwar ist das Handling weiterhin nicht auf dem Niveau von einem Gears of War, doch fühlt sich das Geballer etwas kontrollierter an. Und natürlich gibt es da noch die andere Option: kurioserweise macht das Snipern in Sniper Elite 5 immer noch mit Abstand am meisten Spaß. Und wer immer noch mit dem Medizinstudium hadert, weil er nicht weiß, ob er Blut und Innereien sehen kann – keine Sorge, Rebellion hilft euch auch in diesem Teil bei der Entscheidungsfindung. Der Detailgrad ist nochmal etwas höher geschraubt worden und nun kann man sogar noch die Zeit noch mehr verlangsamen… oder falls man doch ein Problem beim Anblick zerschossener Nazigedärme haben sollte, kann man die X-Ray-Cam in den Optionen auch komplett ausstellen.

Variation, nicht nur bei den Gedärmen

Falls euch die recht lange Kampagne mit sehr großen Arealen nicht genügen sollte, bietet Sniper Elite 5 neben Challenges in den Leveln auch einen Koop-Modus, sowie den bewährten Horden-Modus, welchen Rebellion durch die unterhaltsame Zombie Army Reihe mittlerweile perfektioniert haben. Alleine fast schon nicht zu schaffen, mit bis zu drei Freunden ein immenser Spaß. Zudem gibt es auch weiterhin die bekannten Multiplayer Modi – nichts bahnbrechendes, doch die Maps machen Spaß, der Netcode ist sauber und die Teamdynamik kann auch für mehrere Stunden motivieren. Doch gibt es dieses Mal auch noch zusätzlich einen Infiltrationsmodus – welcher absolut innovativ ist und nicht von Dark Souls geklaut, ähem – in welchem man in die laufende Singleplayermission eines anderen Spielers als Wehrmachtssoldat einsteigen und ihn den Tag versauen kann. Zwar kann man es in den Optionen abschalten, doch kann ich euch nur dazu raten, es aktiviert zu lassen – kaum etwas ist nervenaufreibender als das Wissen, dass jemand mit mit der Intelligenz oberhalb eines Fliesentisches einem nach dem Leben trachtet. Außerdem gibt es einen fetten EP-Bonus, welchen man im (wieder nicht sehr interessanten) Fähigkeitenbaum ausgeben kann. Die Perks bewegen sich im Raum von “nice to have” bis “absolut nutzlos”, hier hat sich im Gegensatz zum Vorgänger nicht sehr viel verbessert.

Und was hat sich noch alles nicht wirklich verbessert? Japp, wir sind nun bei der Technik. Ich konnte die PS5-Version testen, welche optisch ein geteiltes Bild abgegeben hat. Die Außenareale sind teilweie wunderschön und fangen die malerische Gegend der Normandie so schick wie kaum ein Shooterkollege ein. Auch die Innenräume strotzen vor Details und die Darstellung von Mont Saint-Michel ist das optische Highlight. Die Begeisterung sinkt dann aber leider mit der steigenden Zoomstufe – ich habe in letzter Zeit die gelungene Remaster-Version von Crysis 2 gezockt (Baujahr 2011) und kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Gesichter von damals immer noch schicker aussehen als die hölzernen Visagen in Sniper Elite 5. Zudem irritieren Clippingfehler und Bugs noch das Gesamtbild. Beim Sound herrschen ebenfalls Licht und Schatten. In den Menüs kann man mittlerweile sehen, in welchen Bereichen die Waffen gehört werden können und dies kann noch durch Modifikationen verändert werden. Gleichzeitig passt die Lautstärke der Feinde häufig nicht zu den Entfernungen zum Spieler, sodass ein Gegner aus 40 Metern so klingt, als ob er neben der Spielfigur sitzen würde.

Nachschlag im Nazis töten – Ein Fazit

Das Rebellion-Team kennt mittlerweile seine Stärken, ebenso gut wie seine Schwächen. Irgendwann vor gut zehn Jahren haben sie aufgehört, haufenweise Müll wie Shellshock 2 oder Neverdead zu produzieren und sich darauf konzentriert, haufenweise Sniper- und Zombie Army-Titel zu produzieren (neun an der Zahl!). Dabei wurden die Mechaniken von Teil zu Teil verfeinert und coole Neuerungen wie z.B. der Infiltrationsmodus integriert. Und wenn man über die üblichen Schwächen – strunzdumme KI, hässliche Charaktermodelle, moderate Anzahl an Bugs – hinwegsehen kann, erwartet edie Spielenden ein sehr unterhaltsamer Stealth-Shooter, welcher nicht nur der beste Teil der Reihe ist, sondern sich auch vor Größen wie Hitman 3 nicht zu verstecken braucht.

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