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Sleeping Dogs – GTA Made in China

von am 25. September 2012
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Lesezeit: 4 MinutenÄlteren Semestern unter euch dürfte der Titel True Crime: Streets of LA vielleicht noch ein Begriff sein. Der 2004 erschienene Titel war im Grunde nämlich ein ziemlich dreister GTA-Klon, der allerdings auch viel richtig und manches sogar besser machte als die Vorlage. Warum ich den alten Käse zu Beginn dieses Reviews auspacke? Im Grunde gilt Sleeping Dogs als das dritte True Crime-Spiel mit Namen True Crime: Hong Kong.

Bei der Ăśbernahme des Entwicklers verzichtete Publisher Square Enix jedoch auf die Namensrechte. Und wen wunderts, denn schlieĂźlich sorgte der miserable zweite Teil, True Crime: New York City, fĂĽr einen ziemlich faden Beigeschmack. Mit neuem Namen aber alten Tugenden stĂĽrzt ihr euch jetzt also endlich wieder als Undercover-Cop auf eine Open World – diesmal im asiatischen Gewand! Erwartet uns eine herzhaft zubereitete Peking-Ente oder doch nur in altem Fett gebratene Nudeln?

Er war ein Cop, ein verdammt Guter. Aber er machte einen Fehler…

Wei Shen ist ein chinesich-amerikanischer Undercover-Cop, der noch eine Rechnung mit den Triaden offen hat. Vielleicht ist er genau deswegen genau der richtige fĂĽr den Job, denn er soll die mächtige Triaden-Organisation Sun On-Yee (inspiriert von der wirklich existierenden Sun Yee On-Triade) infiltrieren. Im Laufe der Geschichte gerät Wei jedoch immer stärker zwischen die Fronten von Gesetz und Verbrechen. Denn die Gangster verkommen in Sleeping Dogs glĂĽcklicherweise nicht zu Klischee-Figuren sondern haben durchaus menschliche Probleme und pflegen nachvollziehbare Traditionen. Weiche Gangsterherzen treffen auf korrupte Cops – die Grenzen zwischen gut und böse verlaufen angenehmerweise in bester Ying und Yang-Tradition an vielen Eckpunkten der Story. Bis ihr das Ende gesehen habt werdet ihr also einem echt guten Undercover-Thriller im Stile von Infernal Affairs beiwohnen. Ach ja, Infernal Affairs war ĂĽbrigens die chinesische Vorlage zu Martin Scorseses The Departed. Und besser. Auch ohne Oscar. Wo waren wir? Trailer bitte!

Sleeping Dogs - First Story Gameplay Trailer (Deutsche Untertitel) | 2012

Open World in Little China

Schauplatz des Geschehens ist angenehmerweise mal keine westliche GroĂźstadt sondern eine Miniversion von Hong Kong. Schon die ersten Spielminuten versprĂĽhen asiatische Atmosphäre: Ranzige Wohnhäuser, buntes GroĂźstadttreiben, wuselnde Menschenmassen, Köche mit Hackebeil in kleinen Fischläden, rauchende Imbissbuden, auf chinesich brĂĽllende Hausfrauen in der Ferne… Ich war zwar noch nie in China und viele Details im Spiel sind vielleicht auch nur aus Klischees und Vorurteilen enstanden aber ich nehme den Entwicklern von Sleeping Dogs ihre Version von Hong Kong vollkommen ab. Eine gute Open World muss lebendig wirken und in dieser Disziplin erreicht Sleeping Dogs die Höchstpunktzahl. Es macht immer wieder SpaĂź auf kleine Details zu achten und auf AusflĂĽge zu gehen. Einziger Wehrmutstropfen: Das Gebiet ist im Vergleich zur Konkurrenz sehr ĂĽberschaubar und etwas zu klein geraten. Selten mĂĽsst ihr mehr wie zwei Kilometer Wegstrecke zurĂĽcklege, obwohl ihr gerne mal vom einen bis zum anderen Ende der Map gejagt werdet.

Inspired by Bud Spencer

Wenn es etwas gab, was die alten True Crime-Spiele definitiv besser konnten als GTA dann war es deftige “Aufs Maul!”-Action. Erst nach mehr als ein Drittel Spielzeit könnt ihr auch Feuerwaffen benutzen, doch bis dahin kloppt ihr euch wie Jet Li durch versiffte StraĂźen, Lagerhallen, verlassene Hafengebiete und und und… Das macht jedoch gar nichts, denn die ScharmĂĽtzel machen jede Menge SpaĂź und funktionieren meistens ausgesprochen gut. Wer dabei oft an Batman: Arkham Asylum/City denken muss liegt gar nicht so verkehrt. Doch in bester Serientradition bewährt sich auch hier wieder: besser gut geklaut als schlecht erfunden. Besonders unterhaltsam sind die Umgebungs-Kills, in denen ihr z.B. eine Telefonzelle oder eine Werkbank in der Nähe fĂĽr fiese Finishing-Manöver zweckentfremden könnt. Splatterfreunde greifen hier eventuell besser zur Import-Fassung, denn in der deutschen Version fielen die vielen lustigen Hinrichtungs-Szenen zum Opfer, in denen auch mal Rotorblätter oder Kreissägen eine Rolle spielen könnten. GlĂĽcklicherweise lag mir die Uncut-Fassung vor und auch innerhalb der Zwischensequenzen geht es ab und zu echt ganz schön zur Sache. Man merkt, dass die Programmierer sich wohl gerne von blutigen John Woo-Filmen aus den 80ern inspirieren lieĂźen.

Ich gehe lieber zu FuĂź

Während die Ballereinlagen gut von der Hand gehen und teilweise sogar Max Payne-Qualitäten vorweisen, ist die Fahrzeugsteuerung leider völlig missraten. Praktisch jedes Auto oder Motorrad fährt sich wie eine Straßenbahn ohne Schienen und lässt sich ebenso schnell manövrieren: nämlich nur mit Müh und Not. Man gewöhnt sich nach einer Weile zwar an das unrealistische Fahrverhalten, läuft grundsätzlich aber kleinere Strecken lieber zu Fuß. Es gibt übrigens auch keine Flugzeuge oder Helikopter, was beim schmalen Umfang der Karte nicht verwunderlich ist. Dafür gibt es immerhin Boote für Spritztouren.

Das RPG-Element – und ein Spiel wird automatisch besser

Ein Niko Bellic blieb auch nach 40 Stunden Spielzeit ein Niko Bellic. Zumindest aus spielerischer Sicht. Wei Shen wird jedoch kontinuierlich besser. Es gibt Triaden-Punkte, Cop-Punkte, Ansehens-Punkte und haufenweise einsammelbaren Kram, der eure Gesundheit dauerhaft erhöht oder die Kampfmove-Palette erweitert. Gerade am Anfang gibt es unheimlich viel zu tun und zu entdecken. In jeder Ecke blitzt geiler ScheiĂź auf. Aber keine Panik – denn wie sagte doch gleich Konfuzius: “Die Erfahrung ist wie eine Laterne im RĂĽcken; sie beleuchtet stets nur das StĂĽck Weg, das wir bereits hinter uns haben.” Nach einer Weile lichtet sich das Feld und ihr habt Wei Shen perfekt fĂĽr das Story-Finale vorbereitet. Wem das Spiel dann immer noch zu schwer ist kann seine Werte durch einen kleinen Snack, einen Energiedrink oder eine erotische Massage aufbessern. Diese regelmäßigen Gänge zu Imbissbuden und Geschäften können auf Dauer allerdings recht nerven, da die Bonus-Effekte nach einer Weile oder eurem Ableben verschwinden.

Technik mit Höhen und Tiefen

Obwohl die Grafik meistens hübsch anzusehen ist stören vor allem zu Beginn einer Spiele-Session heftiges Tearing und starke Ruckeleinlagen den Spielfluss. Ist die Spielumgebung nach ein paar Sekunden Action aber erstmal geladen läuft Sleeping Dogs meistens ganz ordentlich. PC-Zocker mit entsprechend leistungsstarker Hardware haben eh gut lachen, insgesamt macht der Titel aber auch auf den Konsolen eine gute Figur. Akkustisch sorgen oftmals komplett nur auf chinesisch gesprochene Dialoge in Zwischensequenzen oder chinesische Radio-Songs für das perfekte Asia-Flair. Die Sounds von Fahrzeugen und Waffen sind zwar etwas zu wuchtig geraten, machen aber trotzdem Laune.

Fazit: Gelungenes Open World-Buffet

Sleeping Dogs macht eigentlich fast alles richtig, was man in einem Open World-Spiel von 2012 erwarten darf: Eine gute Story, eine toll in Szene gesetzt Open World-Kulisse, packende Kampf- und Ballereinlagen und jede Menge Kram zum entdecken. Mit gut 20 Stunden Spielzeit ist der Titel zwar genreuntypisch ĂĽberschaubar, weist dadurch aber auch kaum Längen auf. Wer die Saints Row-Serie inzwischen zu abgedreht findet und noch ein wenig Wartezeit bis GTA V ĂĽberbrĂĽcken möchte, liegt hier goldrichtig. Wenn die Fahrzeugsteuerung besser ausgefallen wäre hätte der Titel locker mit GTA IV gleichziehen können – so ist es nur ein verdammt guter Klon mit wenigen Ăśberraschungen, der jeden Open World-Liebhaber glĂĽcklich machen sollte.

Sleeping Dogs Test Fazit

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