Red Dead Redemption, GTA
+ riesige und vielseitige Open-World...
+ enormer Realismus ...
+ spannende Geschichte, mit Charakterentwicklungen
+ interessante und abwechslungsreiche Nebenmissionen
+ zufällige Begegnungen in der Welt
+ viele Individualisierungsoptionen
+ viele Nebenbeschäftigungen
+ viel Sammelbares
+ gutes Kampfsystem
+ Gefühl der Freiheit
+ kinoreife Inszenierungen (Sound & Cinematics)
+ unfassbar viele WOW-Momente
- ...die teilweise etwas leer wirkt
- ...der gelegentlich etwas zu viel des Guten ist
- vereinzelte Bugs (beispielsweise schwebene Gegenstände)
Mit Red Dead Redemption 2 liefern Rockstar Games eines der realistischsten und größten Open-World-Spiele aller Zeiten ab. Als Arthur Morgan, Mitglied der Bande von Dutch van der Linde, kämpft der Spieler mit seiner "Familie" ums Überleben, während er auf der Flucht vor dem Gesetz ist. Dabei durchstreift er eine riesige, frei begehbare Welt, in der Realismus großgeschrieben wird. So muss Arthur beispielsweise auf seine Hygiene und sein Gewicht achten, gelegentlich die Haare schneiden oder die Waffen reinigen, damit er sie weiterhin benutzen kann. Ebenfalls liegt es ganz am Spieler, ob er mit der Spielewelt interagieren und beispielsweise Kutschen überfallen oder Personen in Not retten will oder nicht. Jede Entscheidung beeinflusst allerdings jedes Mal die Ehre von Arthur. Die Geschichte selbst ist spannend und vielseitig erzählt und führt den Spieler mit der Zeit in immer neue Gebiete ein. Leider wirken die meisten dieser Gebiete recht trostlos, sofern die Hauptgeschichte nicht gerade dort spielt. Grundsätzlich ist Red Dead Redemption 2 ein überraschend entschleunigtes Spiel, das eher zum Verweilen einlädt und sich erst nach und nach so richtig entfaltet. Aber gerade dieser Realismus und die anderen genannten Dinge machen diesen Titel zu einem Gaming-Meilenstein, der nicht verpasst werden sollte.
Lesezeit: 6 MinutenSchon lange bevor Red Dead Redemption 2 auf dem Markt erschienen ist, wurde der Titel bereits als “Game of the Year” gehandelt. Fans und Kritiker erwarteten ein Meisterwerk von Rockstar Games. Dass der Titel im Vorfeld durch den investigativen Artikel von Jason Schreier und diversen anderen Journalisten, zum Thema “Arbeitsbedingungen bei Rockstar”, etwas schlechte Publicity abbekam, tat ihm augenscheinlich trotzdem nichts. Nachdem ich nun Dutzende Stunden in der riesigen Welt verbracht habe, will ich euch nun meine Meinung zu dem Spiel kundtun.
Red Dead Redemption 2 ist ein Prequel zum 2010 erschienenden Red Dead Redemption. Als solches ist der Titel zwölf Jahre vor den Ereignissen seines Vorgängers angesiedelt. Der Spieler schlüpft in die Rolle von Arthur Morgan, einem Mitglied der Van der Linde Gang und engem Vertrauten des Anführers Dutch van der Linde. Spieler des Vorgängers wird der Name sofort bekannt vorkommen, da es sich dabei um den Antagonisten des 2010er Spiels handelt. In Red Dead Redemption 2 ist davon aber noch kaum etwas zu merken. Anstelle eines Bösewichts lernen wir hier einen umsorgenden Anführer kennen, der nach einem schiefgegangenen Coup nur die Flucht und das Überleben seiner Familie vor Augen hat. Das ist auch gleichzeitig das einzige Ziel, das der Spieler vor Augen hat und was diesen Titel so besonders macht. Arthurs Antrieb ist die Sicherheit seiner “Familie”. Die Überfälle und die Gewalt sind für ihn nur Mittel zum Zweck. Er will weder der reichste Gangster von Amerika werden, noch die Gesellschaft zu Fall bringen. Vielmehr sehnt er sich nach einem friedlichen Leben mit der Gang. Doch im Verlauf des Spieles wird schnell klar, dass dieser Wunsch immer weiter in die Ferne rückt.
Endlose Freiheiten
Bis das Ende von Arthurs Geschichte erreicht ist, vergehen rund 65 Stunden Spielzeit. Genug, um viele, aber nicht alle Ecken der riesigen Welt zu erkunden, die Red Dead Redemption 2 ist. Eine Welt, die unglaublich facettenreich und realistischer ist, als viele andere Open-World-Titel. Nachdem der Spieler die Einführungsmissionen erledigt hat, wird er in die frei bereisbare Welt entlassen, um zu tun, was er will. Ein Ritt in die verschneiten Grizzlies ist genauso möglich, wie die versumpften Regionen von Lemoyne zu besuchen. Keine Ladezeiten, keine Levelgrenzen, nur ein sehr langer Ritt, der den Spieler vom Ziel trennt. Und gerade auf diesen langen Ritten offenbart sich die Besonderheit von Red Dead Redemption 2. Es ist ein extrem entschleunigtes Spiel. Nicht nur dauert der Ritt durch die Wildnis extrem lange, sondern es passiert auch oft einfach gar nichts. Während der Spieler in anderen Spielen immer mal wieder mit neuen Dingen konfrontiert wird, liegt es bei Rockstars neuestem Spiel am Spieler selbst die Abenteuer zu finden. Und davon gibt es reichlich, sofern der Spieler denn will.
So ist es beispielsweise möglich jederzeit Tiere zu jagen, zu häuten und die Produkte zu verkaufen oder verarbeiten. Allerdings ist das zu keinem Zeitpunkt nötig. Ebenfalls kann es passieren, dass am Wegerand jemand überfallen oder von wilden Tieren angegriffen wird. Ein Einschreiten kann positive Konsequenzen haben, aber auch hier kann einfach weggeschaut werden. Auch sind Raubüberfälle oder die Jagd nach Gesuchten absolut freiwillig. Wie auch im echten Leben gilt: “Alles kann, nichts muss.” Der Realismus, den Rockstar Games hier an den Tag gelegt hat, sucht definitiv seinesgleichen. Angefangen bei Dingen, wie Arthurs Hygiene, auf die achtgegeben werden sollte, damit er nicht sogar in den Zwischensequenzen dreckig ist, bis hin zu den Pferdehoden, die in kalten Gebieten tatsächlich schrumpfen. Ebenfalls muss das Pferd gebürstet und gefüttert werden und Arthur sollte zwischendurch selbst etwas essen, da er sonst abnimmt und sich das wiederum schlecht auf die Gesundheitswerte auswirkt. Auch wachsen Arthurs Haare ständig, sodass ein Besuch beim lokalen Barbier von Zeit zu Zeit ein Muss ist, sofern er total zottelig aussehen soll.
Realimus mit einem Preis
Allerdings kommt dieser Realismus mit einem Preis. Seien es die vielen Kleinigkeiten, auf die geachtet werden müssen oder auch die unberührte Natur, teilweise wirkt es etwas zu viel. Es wirkt ein bisschen so, als würde Rockstar auf einer schmalen Grenze zwischen “voller Immersion” und “unterhaltsamen Gameplay” wandeln und häufig zu sehr in die erste Richtung wanken. Beispielsweise hatte ich eine zufällige Begegnung mit einem Reisenden, der mir sagte, dass ein gewisser Bürgermeister in bestimmte Dinge verwickelt ist und ich der Sache doch mal auf den Grund gehen sollte. In vielen Spielen hätte ich in diesem Moment einen Hinweis für ein neues Quest oder zumindest eine Notiz bekommen. Nicht so bei Red Dead Redemption 2. Ich musste mich selbst auf die Suche nach dem genannten Bürgermeister machen. Doch selbst nachdem ich ihn fand, konnte ich ihn nicht zur Rede stellen und somit verlief diese Sache im Sand, da ich mich lieber wichtigeren Dingen zuwand. Im Hinblick auf die Immersion ist das natürlich erste Sahne und ich ziehe meinen Hut vor den Entwicklern, aber gelegentlich wünschte ich mir doch wenigstens etwas Unterstützung hier und da, ob eine bestimmte Sache wirklich einen Hintergrund hat oder eben nicht.
Eine andere Sache sind die Nebenmissionen, von denen es einige gibt. Insbesondere die sogenannten Fremdenmissionen, bei denen es sich um Interaktionen mit bestimmten Personen handelt, die eigene Handlungsstränge und Aufgaben mit ins Spiel bringen. Anstelle von Anfang an alle Missionen dieser Art in der Welt zu finden, sind diese an den Fortschritt des Spieles gekoppelt. Erst nach dem Erreichen eines bestimmten Meilensteins tauchen neue Missionen auf. Es wirkte für mich komisch, dass ich die ganze Welt von Anfang besuchen kann, aber in vielen Regionen, bis auf zufällige Begegnungen und der Jagd nach Tieren, absolut nichts zu tun hatte, bis die Hauptgeschichte das ermöglicht. Diese ist übrigens sehr spannend erzählt und bietet viele verschiedene Missionsarten. Egal ob Eskortmissionen, Befreiungsmissionen, Shootouts, Botengänge oder ein extremes Besäufnis, alles ist dabei. Für die Perfektionisten gibt es zudem noch die Möglichkeit diese Missionen mit gesonderten Vorgaben zu erfüllen, um die 100 % zu erreichen. Gerade das bietet einen hohen Wiederspielwert, da diese gesonderten Ziele beim erstmaligen Spielen einer Mission noch unbekannt sind. Wie sich die Geschichte entfaltet, und wie sie erzählt wird, ist eines der großen Highlights des Spieles und fesselt ab der Hälfte immer und immer mehr. Dazu trägt auch Arthurs Notizbuch bei, in dem er immer wieder seine persönlichen Gedanken aufschreibt, die nicht nur einen Einblick in seinen Charakter geben, sondern das Geschehene noch mal aus seiner eigenen Perspektive beleuchten.
Waffen und Ehre
Wo ich gerade bereits von den Shootouts sprach. Das Kampfsystem von Red Dead Redemption 2 ist spaßig, wie auch fordernd zugleich. Wie Rambo in Feuergefechte reinzulaufen führt in den meisten Fällen zum vorzeitigen Tod. Viel wichtiger ist es in Deckung zu gehen und das Deadeye effektiv einzusetzen. Dabei handelt es sich um eine Bullet-Time, bei der bestimmte Regionen der Gegner anvisieren werden können. Anschließend schießt Arthur automatisch auf die markierten Ziele. Geschickt eingesetzt ist es so möglich, mehrere Feinde binnen kürzester Zeit auszuschalten. Abseits davon stehen eine Vielzahl verschiedener Waffen und anderen nützlichen Hilfsmitteln mit teilweise hoher Durchschlagskraft zur Verfügung. Und auch beim Thema Waffen hat Rockstar das Element “Realismus” eingefügt. Nach einer bestimmten Zeit in Benutzung müssen Waffen gereinigt werden, damit sie weiterhin funktionieren. Auch die verbesserte Munition, die selbst hergestellt werden kann, muss in mühseliger Arbeit per Hand am Lagerfeuer gefertigt werden. Doch die investierte Zeit lohnt sich gleichermaßen, wie die Suche nach den stärksten Waffen, die irgendwo im Land versteckt sind. Doch es ist auch immer Vorsicht geboten, wenn es um Waffen und Gewalt geht.
Zwar gibt die Hintergrundgeschichte Arthur einen groben moralischen Kompass vor, doch der Spieler kann diesen trotzdem beeinflussen. An verschiedenen Stationen im Spiel gilt es Entscheidungen zu treffen, die Arthurs Ehre positiv oder negativ beeinflussen. Je nach Entscheidung verändert sich aber nicht nur die Ehre, sondern auch die Spielwelt. Ist Arthur ein aufrichtiger Cowboy wird er beispielsweise mit Rabatten belohnt, ist er sehr unehrenhaft findet er häufiger bestimmte Gegenstände, wenn er Menschen beraubt. Die Entscheidungen sind allerdings nicht nur auf Missionen begrenzt. Ein Raubüberfall sorgt beispielsweise für schlechte Ehre, während das Retten einer Frau in Nöten einen positiven Einfluss auf die Ehre hat. Aber auch die Unterstützung der Gang sorgt für positives Karma und im Zweifel für eine positive Bilanz der Gangfinanzen. Die wiederum sind wichtig, um den Unterschlupf aufzurüsten und somit bessere Munition, die Schnellreisefunktion oder sogar einen Ort zum Wechseln des Pferdes freizuschalten. Immerhin gibt es allerlei Dinge freizuschalten, aufzubessern oder zu individualisieren und das Camp ist nur die Spitze des Eisberges.
Immersion vs. Gameplay
Nach der ganzen Zeit mit Red Dead Redemption 2 war es schwierig für mich ein Urteil zu fällen. Ein Spiel wie dieses ist mir vorher noch nicht untergekommen. Damit meine ich nicht etwa den Open-World- oder Outlaw-Aspekt, sondern das Gesamtwerk. Ein Spiel, das bewusst entschleunigt ist und an allen Ecken realistischer ist, als vieles andere. Natürlich gab es schon Spiele, die mit einem hohen Anteil an Realismus warben, doch Rockstar Games haben das alles noch einmal überboten. Dem Spieler offenbart sich eine Welt, die ihn nicht an die Hand nimmt. In der eigene Abenteuer geschrieben werden müssen, rund um die Hauptgeschichte herum. Allerdings hat dieser Realismus auch die Schattenseite, dass das Gameplay gelegentlich auf der Strecke zu bleiben scheint, beispielsweise durch teilweise träge Steuerung oder Regionen, in der es keinerlei Missionen zu erledigen gibt. In diesen Momenten wirkt es so, als wolle das Spiel, dass man die Welt zusammen mit der Story erkundet und nicht auf eigene Faust. Trotzdem steht fest, dass Rockstar Games mit Red Dead Redempion 2 definitiv einen Titel veröffentlicht haben, der die Videospiellandschaft nachträglich prägt und als Meilenstein angesehen werden kann. Die Geschichte rund um Arthur und der Van-der-Linde-Gang ist spannend und die offene und realistische Welt ist einfach überragend und lädt zum langen Verweilen und genießen ein. Dazu kommen diverse Individualisierungsoptionen, Minispiele, Verbesserungsmöglichkeiten, Challenges und einiges mehr. Aufgrund der genannten Kritik würde, die dem Titel zwar nicht viel abtut, aber nicht vollständig zu ignorieren ist, gebe ich Red Dead Redemption 2 eine 9,5, für eine der realistischsten Open-World-Erfahrungen, die es bis dato gab und in der ich mich auch nach dem Ende noch einige Stunden verlieren werde.
Info: Da wir keine 9,5 in unserem System vergeben können, wurde der Titel trotzdem mit einer 10 bewertet.
Info #2: Da die Multiplayer-Komponente erst gegen Ende November verfügbar ist, wurde sie nicht zur Bewertung hinzugezogen und wird zu einem späteren Zeitpunkt separat bewertet.