Lesezeit: 7 MinutenLombax Ratchet und XJ-0461 alias Clank sind wieder da. Insomniac Games holt die beiden Helden auf Sonys Konsole zurück und lässt sie die Galaxie retten. Mit dabei sind natürlich ein großes Waffenarsenal, die unterschiedlichsten Planeten, bekannte Gegner und Unterstützer. Der Titel nimmt die Stärken der Vorgänger und verpackt sie in ein Spiel, das viel Spaß in kurzer Zeit bietet und doch mehr hätte sein können.
Tipp Nr. 1: Pflege deine Freundschaften
Nexus schließt direkt an die Ereignisse aus Ratched & Clank Future: A Crack in Time an. Heißt, wir befehligen das Raumschiff, auf dem wir unsere letzte Gegnerin Vendra Prog Richtung letzte Station “Gefängnis” transportieren. Doch währt die Ruhe nicht lange: Ihr Zwillingsbruder Neftin Prog hat bereits unser Schiff geentert und es gelingt ihm, seine Schwester zu befreien. Ratchet und Clank müssen nun die Verfolgung aufnehmen und sie auf fünf Planeten suchen und jagen, damit die Ordnung in der Galaxie wieder hergestellt ist. Dabei gewinnen die beiden neue Feinde, aber auch überraschende Verbündete. Leider haben wir kaum Zeit, beide Seiten so wirklich kennen zu lernen, denn mit nur rund fünf bis sechs Stunden Spielzeit, ist Ratchet & Clank: Nexus ziemlich kurz geraten und wirkt (wie bereits andere Spiele) beim “Umzug” von der alten auf die neue Konsolengeneration, wie eine Überleitung. Und, wer Nexus durchspielt, merkt am Ende auch, das die Vermutung nicht ganz so falsch ist.
Doch heißt eine kurze Spielzeit hier nicht, dass die beiden Helden nicht den gewohnten Spaß bieten, was zum einen am Humor liegt und zum anderen am Zusammenspiel von Rachet und Clank. Sony hat zudem eine Überraschung bereit, denn wer die Verkaufsversion des Titels sein Eigen nennt, bekommt zusätzlich Ratchet & Clank Future: Quest for Booty kostenlos dazu und während Nexus sich mehr auf die Action konzentriert, wird hier ein typisches Jump’n’Run präsentiert.
Tipp Nr. 2: Und pflege vor allem deine Feindschaften
Nexus stellt uns eine neue Gattung Feinde vor, die Nethers. Dabei handelt es sich um geisterähnliche Kreaturen aus einer anderen Dimension, die dank Vendra einen Weg in die Welt der beiden Helden erhalten und nun bekämpft werden müssen. Mit dem Auftauchen von Dimensionsspalten kommt auch ein Spielelement hinzu: Nur Clank kann in diese Spalten eindringen und zerstören. Durch den Wechsel von 3D, hin zu einem 2D-Plattformer, muss der kleine Roboter nun die Gravitation für sich nutzen. Dabei kontrollieren wir die Schwerkraft mit dem rechten Stick und können so Decken und Wände geschickt für das Weiterkommen nutzen. Am Ende wartet ein schlafender Nether auf uns, den wir aufwecken und zurück zum Startpunkt lotsen müssen, damit der pinke Geist die Spalte zerstört und einen neuen Weg für Ratchet öffnet. So einfach wie es klingt, ist es dann doch nicht immer, stören doch stachlige Kristalle, blubbernde Wände und Laser unseren Weg. Wer The Swapper kennt, dem werden diese Spielabschnitte sehr bekannt vorkommen.
Im Gegensatz zu den Vorgängertiteln, fällt schnell auf, dass in Nexus die Speicherpunkte überraschend fair angepasst wurden. Musste man nach dem Ableben früher noch lange Spielabschnitte wiederholen, werden unsere Helden jetzt sofort da wiederbelebt, wo sie gestorben sind. Das passiert allerdings nicht allzu häufig, der Schwierigkeitsgrad des Titels ist viel zu einfach geraten. Erfahrenen Spielern sei also schon einmal geraten, es ruhig auf “schwer” zu versuchen, denn selbst im normalen Modus rennt ihr regelrecht durch die Levels ohne Problemen zu begegnen. So sehr mich in den Vorgängern die teilweise unfairen Speicherpunkte gestört und frustriert haben, so sehr hat es doch das Gefühl von Anspruch und Nostalgie in mir geweckt. Nexus ist definitiv an die neue Generation von Spielen und Spielern angepasst, denen entweder nicht mehr zugetraut wird, dass das Wiederholen von Abschnitten auch Spaß machen kann oder aber es wahrscheinlich selbst nicht mehr wollen.
Tipp Nr. 3: Du benötigst Waffen, Waffen und nochmals Waffen
Nexus hat eine starke Betonung auf die Action gelegt. Solltet ihr davor oder danach Quest for Booty spielen, werdet ihr erst richtig merken, wie reduziert die Jump’n’Run-Einlagen sind. Anstelle von Hüpfen und Geschicklichkeit ist vornehmlich das Waffenarsenal gefragt und wie in jedem Ratchet & Clank-Spiel wird hier nicht 0815-Auswahl präsentiert, sondern eine beeindruckende Zusammenstellung. Die fängt bei Bomben an, lässt uns Feinde in Schneemänner verwandeln oder Nethergeister auf unsere Gegner hetzen. Wir können einen Ghul herbeirufen, der unseren Feinden die Adern gefrieren lässt vor Angst oder einen kleinen Clank-ähnlichen Roboter, der uns mit zusätzlicher Feuerkraft beiseite steht.
Kristalle, die wir überall auf den Planeten finden, setzen wir für Upgrades ein, mit der wir bei jeder Waffe die Feuerrate, Munitionsmenge und andere Verbesserungen freischalten können … und zwar unheimlich oft. Die Kristalle sind nicht schwer zu finden, die Upgrades schnell gemacht und am Ende werden unsere bereits schon einfachen Gegner in noch kürzerer Zeit vom Planetenboden verschwinden. Ich hatte in nur wenigen Stunden die meisten Waffen auf 100 Prozent gelevelt und damit war jeder Bossgegner (von denen es sowieso nur zwei gibt), in kurzer Zeit der Verlierer im Zweikampf. Wer immer die passende Waffe auswählt und ständig in Bewegung bleibt, der wird kaum vor eine Herausforderung gestellt. Zumal auch Ratchet selbst recht schnell Erfahrungspunkte sammelt und damit seine Gesundheit regelmäßig erhöht. Zwar finden wir über die Planeten verstreut tatsächlich wenig blaue Blasen, die bei einem Verlust unserer Gesundheit diese wieder etwas auffüllen, aber bei regelmäßig spawnenden Munitionsboxen, macht das nur einen kleinen Unterschied. Jeder kann also ohne anstrengenden Aufwand die großen Gegner besiegen, ein gutes Gefühl bleibt aber kaum zurück, denn wir werden mit dem Sieg belohnt, ohne dafür wirklich etwas getan zu haben. Zumal der letzte Kampf wirklich eine gute Verknüpfung von Ratchet und seinem Freund Clank bietet (die spätestens jetzt endlich als Duo auftreten) und noch einmal zum Schluß hin alle neuen Elemente miteinander verbindet. Deswegen finde ich es umso mehr Schade, dass dieser Kampf so einfach war.
Tipp Nr. 4: Achtung, Schwerkraft!
Im All, den unendlichen Weiten, gibt es keine Schwerkraft. Das bekommen auch Ratchet & Clank das ein und andere Mal zu spüren, weswegen der Lombax spezielles Schuhwerk bekommt, dass ihm an bestimmten Stellen ermöglicht, der Gravitation einen Streich zu spielen. Wir springen von Wand zu Wand, schweben leise durch die Luft und lassen uns dann mit einem lauten Knall auf den Boden fallen. So können wir Feinden ausweichen und neue Strategien nutzen. Theoretisch eine gute Idee, praktisch kommen diese Abschnitte nur selten vor. Was uns also in der Anfangssequenz des Spiels versprochen wird, wurde am Ende kaum umgesetzt.
Das liegt auch daran, dass wir nur fünf Planeten besuchen dürfen, von denen einer als reine Sammlung verschiedenster Herausforderungen dient. Wer also nicht sofort alle Welten sehen will und etwas kleinere Abwechslungen zur Hauptmission sucht, der kann zum Planeten Kragg fliegen und drei Pokale gewinnen, die jeweils in mehrere Aufgaben unterteilt sind. Flug- und Arenaaufgaben warten auf uns und belohnen den Spieler nach erfolgreichem Abschluss mit mehr Bolts (der Währung im Spiel, von der wir sowieso reichtlich ansammeln), Kristallen und verbesserter Ausrüstung. Abwechlsung sollte wohl auch das dritte Level bieten, das plötzlich zu einem Konklomerat von Sammelaufgaben verkommt und nur sich wiederholende Nebenmissionen bietet. Das fand ich etwas irritierend, denn obwohl es nicht schlecht ist, hätte ich diese Aufgaben lieber verteilt über die restlichen Planeten gesehen und außerdem wurde ich das Gefühl nicht los, es handelt sich hier um eine typische “wir brauchen mal schnell was, um mehr Spielzeit zu bekommen”-Füllung. Dafür war der Planet Igliak als letztes Level wieder gut gelungen, da er sich durch das Museum, das er beherbergt schön von den anderen Planeten abhebt und mir einige Zeit in vergangenen Ratchet & Clank Spielen beschehrt hat. Es gibt sehr viel zu entdecken, zu sehen und anzuhören in einer Art virtuellen Führung durch alte Zeiten. Man lernt die vorherigen Gegner des Heldenduos kennen und auch sonst wird Hintergrundwissen in kurzen, humorvollen Geschichten vermittelt. Solltet ihr dabei ein paar Geschichten übersehen oder nicht alle Sammelobjekte im Spiel gefunden haben, keine Sorge, denn wer den Endgegner besiegt, schaltet den Herausforderungsmodus frei. Dabei wird die komplette Geschichte neu gestartet, mit voller Waffenausstattung und Upgrades, allerdings ohne Gadgets und Planetenkoordinaten, dafür mit härteren Gegnern.
Tipp Nr. 5: Augen und Ohren offen halten
Die Grafik ist gewohnt bunt, mit einem abwechslungsreichen Leveldesign. Zwar haben mir etwas die Details gefehlt, die die einzelnen Abschnitte noch einmal bereichert hätten, im Endeffekt stört es aber nicht wirklich. Wie die Augen, bekommen auch die Ohren gute Arbeit geliefert, sei es durch die Musik, die sich schön im Hintergrund hält und die gewohnt guten Sprecher. Leider fehlt es etwas an herausragenden Charakteren. Die Zwillinge sind jetzt nicht meine bevorzugten Bösewichter der Serie und wenn man vor allem einen Blick auf Quest for Booty in der englischen Version wirft, fällt auf, dass die Piraten aus der kostenlosen Dreingabe schon sehr originell sind, im Vergleich zu den Figuren, die wir in Nexus treffen.
Tipp Nr. 6 – Das Fazit lesen
Ratchet & Clank gehören für mich zu den besten Heldenduos, die man in der Welt der Spiele finden kann. Daran ändert auch Nexus nichts. Nach den schwachen Umsetzungen All 4 One und QForce kehrt Insomniac Games endlich wieder zu den Ursprüngen der Serie zurück. Die Idee von Dimensionsspalten, die Geschicklichkeit und Nachdenken verlangen, wurde passend in den Titel eingebaut und auch das Waffenarsenal ist gewohnt gut. Leider ist das Spiel viel zu kurz und einfach geraten, ich hätte mir auch mehr Jump’n’Run Elemente gewünscht. Fans machen hier nichts falsch und alle anderen sollten endlich mal die Serie kennen lernen, denn dies wird sicherlich nicht der letzte Teil des Ratchet & Clank-Universums gewesen sein. Wenn die Entwickler dann noch eine Schippe mehr aus den ersten drei Spielen der Serie drauf packen, dann kann es nur gut werden.
Blut geleckt? Dann bestellt Ratchet & Clank: Nexus doch direkt bei uns im IKYG-Shop oder auf Amazon.de!