Lesezeit: 4 MinutenEs gibt Spiele, die die PlayStation 3 als Spieleplattform grafisch sowie klanglich ausreizen, durchgestylt von A bis Z. Spiele, die wie aus einem Guss wirken, in denen Aktionen punktgenau ausgeführt werden. Eben Spiele, die man gerne spielt. Immer und immer wieder. Und es gibt PlayStation Move Heroes. Begleitet uns auf eine kleine Fehleranalyse.
Geht’s denn mal los?
Beginnen wir ganz von vorn. Damit ist bei PlayStation Move Heroes nicht etwa der Spielbeginn, sondern leider die Installation gemeint, die circa eine Viertelstunde benötigt. Wer also zusammen mit Freunden dieses Spiel zocken möchte, sollte besser vorher die Daten auf die Festplatte schaufeln lassen. Wer jetzt allerdings weiterliest, wird diese Idee schnell wieder verwerfen. Nach der Konfiguration der Move-Steuerung, die aus dem dynamischen Duo Motion- und Navigations-Controller besteht, geht’s über ein hässliches Menü direkt in den Einzelspielermodus.
Die Story, pardon, Rechtfertigung der Minispielsammlung, ist schnell geklärt und kann auch gleich wieder vergessen werden: Jak & Daxter, Sly & Bentley sowie Ratchet & Clank – Kennern bekannt aus ihren jeweiligen Abenteuern – werden allesamt durch ein Portal ihrem Tagesgeschäft entrissen und zusammen auf einen Planeten gebracht, um den größten Helden unter ihnen zu küren.
Medaillen-Sammel-Wut
Das erste Minispiel beginnt. Anfangs sucht man noch seinen Helden aus, mit dem man das Abenteuer beschreiten möchte. Der nervigste Sprecher der jüngeren Spiele-Geschichte erklärt das momentane Spielziel: Man muss einen Diskus auf etwas werfen, das so aussieht wie Meteoritensplitter und andere bestimmte Ziele. Die Disk wird dabei durch aktive Handbewegungen mit dem Motion-Controller in die Luft geschleudert und kann dann in der Luft weiter gesteuert werden. Geübte Spieler können also problemlos mit einem Wurf alle Ziele zerstören, da die Disk weder an Geschwindigkeit verliert noch aus der Flugbahn geworfen wird. Unter Zeitdruck gerät man trotzdem schnell, da die Steuerung extrem sensibel auf Handbewegung reagiert. Nach 4 Minuten ist das Spiel vorbei und die erste Goldmedaille eingesackt. Drei weitere werden noch benötigt, um das nächste Spiel auf der gleichen Welt freizuschalten.
Also wird flugs die Welt gewechselt und auch dort mit dem ersten Minispiel begonnen, dem Bowlen. War schon die Diskus-Disziplin sehr sensibel, so verdient Bowling das Prädikat “unsteuerbar”. Wie schon aus alten Wii Sports-Zeiten bekannt wird eine Bowlingkugel durch Zurück- und Vorschwingen auf eine Bahn Richtung Ziel – in diesem Fall zerstörbare Kisten – gerollt. Sie kann auch nachträglich gesteuert werden, wobei sie so unfassbar übersteuernd reagiert, dass man froh sein kann, dass Kollisionen selbst kaum Auswirkungen auf die Bewegung der Kugel haben. Sie wird zwar langsamer, aber das Paradoxe daran ist, dass man durch einen vermeintlichen Fehler erst recht besser ins Ziel (eben jene zerstörbaren Kisten) kommt. It’s not a bug, it’s a feature, Sonys Interpretation vom Begriff “Casual”.
Null Abwechslung, null Spaß – auch zu zweit
Insgesamt müssen fünf Minispiele gemeistert werden, um weitere Level freizuspielen. Die sehen zwar anders aus, teilweise auch richtig schick – die Level in Jak & Daxter-Style! –, Langeweile kommt trotzdem auf. Ist das Peitschenschwingen per Motion-Controller anfangs noch richtig lustig, wird es doch schnell zu wildem Gefuchtel. Die Gegner, welche uns ans Fell wollen, sind irgendwelche Roboter, die man per Elektropeitsche aus dem Weg räumt. Wenigstens hat jeder Charakter eine spezielle Eigenschaft. Dieb Sly beispielsweise kann die Zeit verlangsamen, Bentley spielt seine Hackereigenschaft aus, während Jak & Daxter zum Eco-Angriff blasen. Die beiden weiteren Disziplinen sind das Sammeln von kleinen grünen Whibbles, wofür es Punkte gibt, sowie eine Art Basenverteidigung, wobei kleine Raketen vor Robotern beschützt werden müssen. Bekommt euer Held doch mal mehr um die Ohren, verhelfen Power-Ups zu einem höheren Multiplikator oder neuer Gesundheit. Um es zu Ende zu bringen: Ein Coop-Modus ist auch vorhanden, allerdings steuert hierbei Spieler Nummer zwei keine eigene Figur, sondern nur ein Fadenkreuz und hilft Spieler 1 somit. Lachhaft, so etwas mit dem Begriff Coop zu schmücken.
Fazit:
Sorry, Sony, das war nichts. Eine lieb- und zusammenhangslose Ansammlung von Minispielen, die weder zu jungen noch jung gebliebenem Gamern passt. Für Erstere führt die Steuerung spätestens beim Bowling zu Frusterlebnissen und für Letztere ist das Spiel viel zu simpel und somit unmotivierend – wo bleibt der Reiz, wenn ich beim ersten Anlauf in jedem Spiel Gold hole? Sonys Versuch, ein Move-Spiel für Jung und Alt zu konzipieren, scheitert auch am zu späten Veröffentlichungstermin. Ein dreiviertel Jahr nach Release von Move erwarte ich schon mehr. Kurzweil und ein wenig Wehmut nach einem richtigen Adventure bereiten jedoch die Titelhelden, eine Ansammlung durch und durch sympathischer Charaktere, die zwar liebevoll, aber spärlich vertont sind. Dennoch: PlayStation Move Heroes ist für ein Casual Spiel zu teuer – das Geld ist bei den vollwertigen Abenteuern von Ratchet, Clank und Co. besser angelegt.