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Mafia III – Irgendwo zwischen Schrotflinte und Schlaghose

von am 2. November 2016
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Lesezeit: 5 MinutenWillkommen in den 60s! Die Musik ist gut, die Mode wagt neue Schritte und die Autos haben noch Charme. Die Kehrseite: der Vietnamkrieg wütet und die Mafia-Clans ringen um Macht. Und damit willkommen bei Mafia 3. Der lange erwartete Nachfolger des Gangster-Epos ist endlich da, und endlich können wir die Straßen von New Bordeaux unsicher machen. Ob der Open-World-Shooter etwas taugt oder ob wir ihn lieber zu den Fischen schlafen schicken, erfahrt ihr in unserem Test.

Krieg bleibt immer gleich

Es ist 1968 und unser Protagonist Licoln Clay kommt gerade erst aus dem Vietnamkrieg in seine Heimat, New Bordeaux, zurück. Mit neuen Plänen für ein normales Leben, nach den Erfahrungen des Krieges, gilt es aber erstmal alte Bekannte zu treffen. In Licolns alter Heimat dem Stadtteil New Bordeaux wird sich erst einmal mit Ziehvater Sammy Robinson und jeder Menge alter Freunde getroffen. Doch schnell wird klar, auch in New Bordeaux hat sich Einiges geändert.

Haitianische Banden und verstärkter Drogenhandel setzten der schwarzen Gemeinde in New Bordeaux stark zu und Sammy kommt immer mehr in Bedrängnis. Kurzerhand beschließt Licoln die Sache selbst in die hand zu nehmen und geht gehen die Haitianer vor. Das zieht natürlich einige Aufmerksamkeit auf sich, besonders die von einem alten Freund. Bei dem handelt es sich um Giorgi Marcano, Sohn von Sal Marcano, dem Kopf des organisierten Verbrechens in New Bordeaux, bei dem euer Ziehvater Sammy leider einige Schulden hat.

Nach einem geglückten Coup, bei dem ihr eine Bank gemeinsam mit Giorgi um eine beträchtliche Summe Geld erleichtert, wird erst einmal gefeiert. Sammy, sein Sohn Sal, Giorgi weitere zelebrieren das geglückte Unterfangen. Doch dann geht alles anders aus, als erwartet. Die italienische Mafia stellt sich gegen ihre Noch-Verbündeten. Giorgi schießt Lincoln in den Kopf, verfehlt aber und während ihr zu Boden geht, bekommt er noch mit, wie seine Freunde niedergemetzelt und die Bar in Brand gesteckt wird. Und gerade so schafft es Father James, ein Freund von Sammy, Licoln noch aus den Flammen zu retten.

Rache ist ein Gericht …

Ein Plan für seine persönliche Rache arbeitet Lincoln mit seinem Freund dem CIA-Agenten John Donovan aus und lernt dabei viele neue Verbündete und Feinde kennen. Was besonders herausstricht, sind die wirklich gut gestalteten Hintergrundgeschichten der einzelnen Charaktere, die nicht nur ihnen selbst, sondern damit auch der Welt ein wenig mehr Leben einhauchen, als wir es sonst von anderen Spielen gewohnt sind. Ob wir uns das Vertrauen unserer Verbündeten nun erarbeiten oder erzwingen, eines ist klar: Lincolns Anhängerschaft muss wachsen, wenn er es mit San Marcano und seiner Mafia aufnehmen will.

All das wird von Hangar 13 hier auf jeden Fall in einer nahezu Film-reifen Geschichte verpackt und mit jeder menge liebe fürs Detail präsentiert. Die düstere Gangster-Story bekommt mit dem klasse umgesetzten Feeling der Swinging Sixties, dem Konflikt zwischen schwarzer und weißer Bevölkerung und dem ganz eigenen Look von damals noch zusätzliche Tiefe.
Besonders auf die Rassenkonflikte der Zeit legen die Entwickler ein besonderes Augenmerk, und fĂĽhren dem Spieler den eskalativen Konflikt schonungslos vor Augen, das beginnt im Vorwort des Spiels und zieht sich durch das gesamte Erlebnis wie ein roter Faden.

So stark die Story auch ist, die Spielmechaniken von Mafia 3 schaffen es leider nicht ganz so sehr zu überzeugen. Denn trotz der großen offenen Welt wird, auch wie im zweiten Teil, die Story von gradlinigen Missionsabfolgen getragen. So tun wir in jedem Stadtteil quasi dasselbe, um unsere Position gegen Sal Marcano zu stärken. Die relativ große Anzahl an Collectibles, wie Playboy-Heften und Pin-Up-Postern, und viele Nebenmissionen schaffen es zwar hin und wieder Zerstreuung zu bieten, aber halten uns nur mäßig an der Welt und seiner Atmosphäre interessiert. Das ist zwar schon eine massive Verbesserung zum Vorgänger, ein bisschen mehr Inhalt hätte Mafia 3 aber sicherlich gut getan.

Fette Karren und viel Bums

Wo Mafia 3 wiederum scheinen kann ist die große Auswahl an Waffen, Vehikeln und Vorgehensweisen bei Missionen. So können wir zwischen diversen Gewehren, Schrotflinten, und Pistolen wählen und unsere Gegner entweder im offenen Feuergefecht oder eher heimlich, still und leise vorgehen. Zweiteres ergibt aber durch eine seltsame Designentscheidung teilweise die sehr viel schwerere Variante, da in einigen Bereichen neue Gegner spawnen wo wir eigentlich schon aufgeräumt haben. Das macht Gebiete die sicher scheinen oft zu ungewollten Todesfallen, schade.
Wer sich aber eher auf das Gameplay auf der StraĂźe freut ist gut bedient, besonders Freunde von Wagen der 50er und 60er kommen voll auf ihre Kosten, vom Kleinwagen und StraĂźenkreuzer bis hin zu fetten Musclecars, alles ist dabei.

Ă„hnlich wie die Story, kann auch die Grafik durchaus ĂĽberzeugen. Diese ist auf einem sehr ansehnlichen Niveau und kommt mit allerlei Spielereien wie dynamischen Schatten und diversen Lichteffekten, nasser Kleidung und Sonstigem daher. Wer aber hochqualitative “State of the Art”-Grafik erwartet, ist hier nicht richtig. Doch schafft es Mafia 3 sich im Vergleich zum zweiten Teil massiv zu steigern und bringt eine belebte Stadt mit einigen optischen Highlights hervor. Ganz im Stile der 60er bleibt es jedoch relativ gesetzt und artet nicht in wilden, bunten Reklameschlachten aus. Das mag einige Spieler vielleicht enttäuschen, verkauft den Realismus der damaligen Zeit noch besser und bricht so nicht mit der Immersion.

Swinging Sixties mit dĂĽsterem Ausblick

Wo wir schon bei Immersion sind: nicht nur optisch, sondern auch akustisch schafft es Mafia 3 genau den richtigen Ton zu treffen. Mit einem wirklich grandiosen Soundtrack, vollgepackt mit Klassikern, zieht es den Spieler so nur noch tiefer in die Welt von New Bordeaux.

Das beginnt bereits im Hauptmenü wenn einem All Along The Watchtower von The Jimi Hendrix Experience entgegen schallt. Und jede Autofahrt wird zur auditiven Retro-Party, wenn man über die Straßen brettert und House of the Rising Sun von The Animals, Paint It Black von den Stones, oder Fortunate Sun vom Creedence Clearwater Revival aus dem Radio schallen. Abgerundet wird das ganze mit Interpreten wie Marvin Gaye, The Beach Boys, Johnny Cash und natürlich dem dem King höchstpersönlich, Elvis Presley, um nur mal ein paar der bekannteren Beiträge zu diesem genialen Soundtrack zu nennen. Wer sich also mit einem Mix aus dem Besten der 50er, 60er und 70er anfreunden kann, wird in Mafia 3 gerne auf den Straßen unterwegs sein.
Doch auch in Missionen und Cutscenes bekommen wir immer eine passende akustische Untermalung geboten! Ein absolutes Highlight!

Vom Spielprinzip her erinnert das Gangster-Rollenspiel oft an GTA V und hin und wieder hat man das GefĂĽhl, dass Mafia 3 versucht, dem Bruder aus dem Hause Rockstar nachzueifern. Doch wird schnell klar, dass Mafia 3 keineswegs versucht den Thron fĂĽr sich zu beanspruchen, sondern vielmehr den Anspruch an sich selbst stellt, den Spieler mit seiner Welt und Story zu begeistern, statt wild und bunt zu sein wie die Freunde in Los Santos.
Mafia 3 konzentriert sich vielmehr darauf eine Epoche und das Leben in dieser Zeit aus der Sicht des organisierten Verbrechens darzustellen und erzeugt dabei eine viel dichtere und düstere Atmosphäre, in der ein unerbittlich ernster Unterton mitschwingt. Zwischen schnellen Autos und cooler Musik konzentriert sich das Spiel mit seinem Fokus auf Kriminalität, Gewalt und Rassismus nämlich auf weitaus erwachsenere Themen, statt den Spieler mit Golf und Explosionen zu bespaßen.

Fazit

Wer in Mafia 3 also eine 60er Jahre-Version von GTA V mit jeder Menge Nebenaktivitäten und einer bunten Welt erwartet hat, ist hier leider nicht richtig. Doch wer eine gute Gangstergeschichte in den 60ern mit tollem optischen, sowie akustischen Ambiente und einer dichten Welt sucht, der wird hier fündig. Auch wenn das gradlinige und repetitive Missionsdesign den Spielspaß abmildert, können das Kampfgeschehen und der Fahrspaß doch noch Einiges rausreißen. Mafia 3 mag es an Nebenaktivitäten und Abwechslung fehlen, aber durch den Aufbau einer soliden Welt mit guter Story kann Hangar 13 hier noch ordentlich punkten.

Wer also Bock auf politische Kontroversen, Gangsterstorys und die 60s hat, wird von Mafia 3 sicher nicht enttäuscht.

Mafia 3

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