Zwischen zehn und 15 Stunden, je nachdem wie gründlich man nach Münzen fahndet.
Nintendo, Luigi's Mansion, Green Mario, Luigi
amzn.to/2L1SNy5 WERBUNG
+ tolle Ästhetik, liebevolle Animation
+ interessante Bosskämpfe
+ angenehme Rätsel
- sinnloses Geldsammeln
- teils langwierige Level
- merkwürdige Steuerung
Alles in allem ein solides Spiel, auch wenn der allgegenwärtige Geld-Aspekt absolut irrelevant ist und somit den Entdeckungs-Drang massiv hemmt. Coole Grafik und angenehmes Sounddesign inmitten verschiedenster Level vermögen allerdings auch über etwas langwierige Passagen hinwegzutrösten.
Lesezeit: 5 MinutenNintendo hat es wieder getan. Sie haben Luigi wieder in ein Haus voller Geister gesteckt, mit nichts als einem Staubsauger in der Hand. Luigi’s Mansion 3 beweist, dass gerade bei der Optik die Liebe zum Detail sehr viel ausmacht. Vergleicht man das Spiel mit seinem Vorgänger, Luigi’s Mansion 2 aus dem Jahre 2013, wird der immense Sprung ersichtlich, den die Technik in den letzten Jahren gemacht hat. Umso merkwürdiger scheinen indes ein paar der Entscheidungen, die das Spiel meiner Meinung nach davon abgehalten haben, sein volles Potential zu entfalten.
Es war einmal, in einem großen, gruseligen Hotel…
Wer kennt es nicht? Endlich mal mit seinem Bruder, dessen Freundin, drei Pilzkollegen und einem Geisterhund verreisen. Einfach in ein güldenes Luxus-Hotel verschwinden und die Seele baumeln lassen. Kein Bowser weit und breit, keine Kampfarena, kein Gokart-Fahren. Einfach… chillen. Kurz einchecken, dann im Zimmer aufs Bett fallen und kurz die Augen schl…
Das Hotel ist ein Geisterhaus. Kaum geht der Mond auf, bröckelt die Tapete und die Schreie der rastlosen Seelen heulen durch die Gänge. Scheint fast so, als wäre in absehbarer Zukunft nix mit “Seele baumeln lassen”. Denn King Boo hat Bruder Mario und Freunde in Gemälde gesperrt und auf verschiedenen Stockwerken des Hotels versteckt. Mühsam. Nun liegt es an Luigi, mit Unterstützung von Professor I. Gidd’s geistreichen Erfindungen, das Hotel von seiner Geisterplage, und alle gemäldisierten Freunde aus ihrer misslichen Lage zu befreien.
Zwar wird man als Luigi’s Mansion-Neuling ein wenig allein gelassen, wenn es um die Vorgeschichte, den “pre-exisisting beef” zwischen Luigi und King Boo, geht, aber das ist in meinen Augen kein allzu großes Problem. Zumal die Story an sich wirklich mehr Mittel zum Zweck ist, und die wichtigsten Eckdaten sehr einfach dem Dialog entnommen werden können.
Ich fahr’ von Level zu Level zu Level…
Das Hotel, so stellt sich raus, ist weniger ein Hotel als… naja. Ungefähr alles. Zwar gibt es eine Lobby und ein paar Hotelzimmer, auf den restlichen Stockwerken befindet sich allerdings alles. Von einem Speisesaal, einer Konzertbühne, bis hin zu einem ganzen Filmstudio. Gerade diese Vielfalt an Schauplätzen macht sehr viel des Reizes aus. Jedes Level hat seine ganz eigene Ästhetik, und seine ganz eigenen Geheimnisse, seine eigenen Spielmechaniken. Da fällt es auch nicht weiter auf, dass gewisse Stockwerke… mehrere Stockwerke haben. Hier zeigt sich auch: Das Spiel belohnt Entdeckergeist. Denn immer wieder gibt es Geheimgänge und -räume, die sich einem nur durch penetrantes Herumschnüffeln offenbaren.
Gleichzeitig besteht allerdings mit mehr Vielfalt auch grösseres Potential für langweilige Level, die schlicht frustrieren und irgendwann keinen Spaß mehr machen. All diese Stockwerke erreicht man über den zentralen Fahrstuhl. Bei diesem fehlen Knöpfe, die man sich bei den jeweiligen Bossen erkämpfen kann, um weiterzukommen. Dementsprechend sind diese Knöpfe auch ein guter Indikator dessen, wie weit man schon gekommen ist, und wieweit man noch zu gehen hat.
Vom Geisterjäger zum Millionär
Eine der vielleicht seltsamsten Entscheidungen, die bei der Entwicklung dieses Spiels getroffen wurde, ist das Geld. Denn wirklich in jeder Ecke ist irgendwo Geld versteckt. Egal, wohin man Luigis Staubsauger richtet, überall klimpert es, überall flattern Geldscheine durch die Gegend. So dauert es nicht lange, bis man sich ein paar zehntausend Münzen zusammengesammelt hat. Was an und für sich cool scheint, bis man den Shop freischaltet und merkt… dass das Geld wertlos ist. Denn in Professor I. Gidds Labor kann man sich gerade mal drei Items kaufen, allesamt jeweils tausend Münzen wert, und nur eines davon tatsächlich hilfreich. Natürlich ist das Münzen-Saugen eine Sache von “Instant Gratification”, aber wenn das Geld in diesem absoluten Überschuss existiert, geht da relativ schnell der Reiz verloren. Schließlich bringt es nichts, Millionär zu sein, wenn man sich nur Schrott kaufen kann.
Dasselbe gilt in gewisser Hinsicht auch für die Juwelen, die überall im Hotel versteckt sind. In jedem Stockwerk befinden sich sechs oder sieben Juwelen, die es zu finden gilt, insgesamt sind das 120 Stück. Was anfangs nach einer lustigen Challenge klingt, stellt sich schnell als mühsam und letzten Endes sogar als Enttäuschung heraus. Denn findet man tatsächlich alle Juwelen, ist die Belohnung nichts weiter als eine kosmetische Veränderung des Staubsauger-Pömpels.
Nachdem man sich also klar gemacht hat, dass beide Sammel-Mechaniken im Spiel technisch gesehen egal sind, bleibt vom Entdeckungsfaktor leider nicht mehr viel übrig. Wieso nach Geheimgängen suchen, wenn am Ende des Ganges nur eine seelenlose Kiste voller Goldbarren steht?
Was seh’ ich dort?
Neben der Levelvielfalt ist die Optik wahrscheinlich der größte Pluspunkt. Denn hier wird absolut ersichtlich, wie viel Mühe in alle erdenklichen Details gesteckt wurde. Die Charakterdesign der verschiedenen Boss-Geister sind kreativ, die Umgebungen unglaublich atmosphärisch. Dies, gemeinsam mit den lebhaften, aber oft auch sehr subtilen Animationen und dem schönen Soundtrack, lässt den Spieler sehr tief in diese Welt eintauchen. Gerade auch bei den Cutscenes hat man jeweils fast eher das Gefühl, einen Animationsfilm zu sehen, als ein Spiel zu spielen. Den einzigen Makel würde ich an der Tatsache festmachen, dass gewisse Sequenzen immer wieder abgespielt werden und dabei nicht übersprungen werden können.
Mein Freund, Fluigi
Immer dabei haben wir unseren Kumpel aus Schleim: Fluigi.
Gerade bei Rätseln spielt dieser oft eine sehr zentrale Rolle. Und obwohl die Rätsel am Ende des Tages nicht wirklich fordernd waren, hat man durch diese simulierte Tag-Team Mechanik, und vor allem durch die bereits erwähnte, sehr liebevolle Animationsarbeit, immer ein gutes Gefühl bei der Sache. Gleiches gilt ebenfalls für die Kämpfe gegen allerlei Geisterkumpanen. Während es in den meisten Fällen relativ wenig für Fluigi zu tun gibt, macht es umso mehr Spaß, wenn man es schafft, mit dessen Hilfe einen Boss auszuschalten. An dieser Stelle sei nochmal ein Lob an die wirklich vielen verschiedenen Geisterarten ausgesprochen. Bis auf Polterkitty. Polterkitty ist einfach nur mühsam.
Einseitige Erfahrung
Als letzten Punkt würde ich hier noch die Steuerung aufführen. Denn seltsamerweise haben wir es hier mit einer Situation zu tun, in welcher die Perspektive des Spielers auf einer Achse festgemacht ist. Sprich: Man schaut immer Richtung “Norden” und hat dabei drei Wände im Blick. Das heißt im Umkehrschluss auch, dass jeweils eine Wand immer unsichtbar ist, bis man direkt davor steht.
Das wäre nun nicht weiter schlimm, würde das nicht zum einen ab und an Probleme dabei bereiten, Türen zu finden, zum anderen das Handling von Luigi dezent unangenehm gestalten. Denn wer es gewohnt ist, mit dem rechten Joystick die Kamera zu bewegen, bewegt damit nur noch die Blickrichtung des Klempners. Das wird besonders mühsam, wenn es bei Bosskämpfen tatsächlich darauf ankommt, sauber zu zielen, oder sich genau zu bewegen. Das hätte man definitiv intuitiver gestalten können.
Who you gonna call?
Insgesamt würde ich Luigi’s Mansion 3 allerdings doch als gutes Spiel bezeichnen. Auch wenn sich dem allgegenwärtigen Geld und den Juwelen nicht allzu viel abgewinnen lässt, sorgen die abwechslungsreichen Level und das umwerfende Charakterdesign doch für genügend Reiz, um das Spiel zu tragen. An einigen Stellen verliert das Spiel zwar dezent an Tempo (gerade das Garten-Level oder die Polterkitty-Jagd kommen mir da in den Sinn), aber das ist bei siebzehn Leveln auch wirklich kein Drama.
Wie gesagt, hier handelt es sich um ein solides Luigi-Abenteuer und definitiv um eine würdige Fortsetzung der Reihe.