Lesezeit: 5 MinutenNach Werken wie Resistance: Burning Skies und Call of Duty: Black Ops Declassified war meine erste Reaktion ein müdes Lächeln, als ich von einem Killzone-Ableger für die PS Vita gehört hatte. Doch eine Demo auf der gamescom 2013 hatte mich eines Besseren belehrt. Scheinbar gibt es sie doch noch, die Hoffnung auf einen guten First-Person-Shooter auf Sonys armen, kleinen Handheld. Wie sich Killzone Mercenary am Ende schlägt, erfahrt ihr hier.
Mein Büro ist das Schlachtfeld
Ihr übernehmt in Killzone Mercenary die Rolle von Arran Danner. Was für ein Name. Söldner müssen nun mal cool klingen. Dabei sind sie die skrupellosesten Krieger auf dem Schlachtfeld, denn es dreht sich in dieser Killzone-Episode im Grunde nur ums Geld. Es gibt daher angenehmerweise mal keinen Helden-Pathos in den Einsätzen zu hören. Aber keine Panik, so kühl wie es sich jetzt anhört, bleibt das Spiel keineswegs: Obwohl ihr unparteiisch eigentlich “nur” euren Job erledigt, werdet ihr im Verlaufe der Missionen auch einer ganz netten, umspannenden Geschichte beiwohnen und so manch Überraschung erleben. Sowohl auf Vekta als auch auf Helghan wird in dieser Episode der ewige Kampf zwischen ISA und Helghast ausgetragen – und ihr mittendrin.
Zwei Sticks für ein Halleluja
Leider hatte ich Killzone 3 verpasst, aber gerade im Vergleich zur trägen Steuerung von Killzone 2 schneidet die PS Vita-Episode um Längen besser ab. Da die Analogsticks auf Sonys Handheld nicht so schwammig geraten sind wie von der PS3, dürfte das Spiel sogar direkter zu steuern sein als die großen Brüder. Die Tastenbelegung ist intelligent gewählt und geht schnell in Fleisch und Blut über. Gerannt wird durch einen leicht ausführbaren Doppeltouch auf die Rückseite des Geräts. Das vordere Touchpad wird angenehm unauffällig für Nahangriff-Quick-Time-Events, Hacker-Minigames und Extra-Waffen benutzt. Shooter-Veteranen werden sofort prima zurechtkommen und dürfen getrost auf der höchsten von drei anwählbaren Schwierigkeitsstufen durchstarten. Glücklicherweise kann man Killzone Mercenary auch stealthy angehen und gegnerische Einheiten von hinten überraschen. Der Einsatz von schallgedämpften Waffen macht daher durchaus Sinn, wenn man lieber wie Sam Fisher vorgehen will. Das Waffenarsenal kann sich generell sehen lassen und bietet für jeden Geschmack die richtige Tötungsmethode: Über die zahlreiche Aussault Rifles, MGS, Pistolen, Schrotflinten, Raketenwerfen und gar lustigen Granatenvarianten kann man sich nicht selten den Kopf zerbrechen, welche Auswahl mit in die Mission genommen werden soll. Wie der Titel schon andeutet, geht es ums Söldnerleben und Geldverdienen auf dem Schlachfeld. Praktisch jede Aktion bringt euch Kohle: Headshots, zerstörte Kameras, Multikills oder zuviel eingesammelte Munition. Auf eurer übersichtlichen Map findet ihr in jeder Mission genügend Händler in Form von Waffenboxen, an denen ihr euer hart erkämpftes Spielgeld in bleihaltige Argumente auswechseln dürft. Löblicherweise sind das Geld- und Rankingsystem der Singleplayer-Missionen mit eurem Multiplayer-Profil gekoppelt, so dass ihr die erworbenen Waffen überall einsetzen könnt.
In der Kürze liegt die Würze
Die Kampagne hat mir überraschend viel Spaß gemacht und sorgt durch das optionale Stealth-Gameplay und abwechslungsreiche Szenerien für ordentliche Spannung. Ich habe tatsächlich schon deutlich uninspiriertere Shooter auf stationären Konsolen spielen dürfen, daher ist es umso ärgerlicher, dass die Kampagne nach neun Missionen schon wieder vorbei ist. Es hätten noch ruhig zwei, drei Aufträge mehr sein dürfen, zumal der Schwierigkeitsgrad auch auf der höchsten Stufe nicht besonders fordernd ist. Stattdessen bekommt man nach dem ersten Durchspielen die Möglichkeit, jede Mission in einer anderen Herangehensweise zu bewältigen. So muss man z.B. besonders unauffällig vorgehen oder in möglichst kurzer Zeit mit einer bestimmten Waffe durch das Level kommen und dabei eine vorgegeben Anzahl von Headshots landen. Das ist zwar eine ganz nette Dreingabe, allerdings fühlt man sich im eigentlich offenen Spielsystem schnell zu eingeschränkt und verliert zudem durch die nicht überspringbaren Zwischenszenen die Lust an der erneuten Herausforderung.
Wer spart, gewinnt!
Wenn aus dem Singleplayer nichts mehr zu holen ist, gehts ab ins Internet und gegen den Rest der Welt! Etwas ernüchternd ist die doch sehr überschaubare Auswahl an Spielmodi: Deathmatch, Team-Deathmatch und der sogenannte “Warzone”-Modus. Sind die ersten beiden Varianten selbsterklärend, bringt die “Warzone”-Variante noch etwas Würze ins Spiel: nach gewisser Zeit ändert sich das Punktziel und es zählt nicht mehr jeder Abschuss, sondern zum Beispiel jedes gehackte Terminal. Eine nette Idee, aber gerade die Hackphasen mit satten 5 Punkten pro Hack entpuppen sich schnell als Gamebreaker. In den klassischen Deathmatches merkt man schnell, dass Killzone Mercenary viel Spaß macht und derzeit sehr gerne und ausgiebig gespielt wird. Als Noob wird man die ersten paar Matches öfters über den Haufen geschossen und muss sich erst einmal an die sechs Maps gewöhnen. Es hätten ruhig auch ein paar Karten mehr sein dürfen, aber an sich sind die Schauplätze und Levelarchitektur gut gelungen. Gerade im Vergleich zu Resistance: Burning Skies und Call of Duty: Black Ops Declassified fallen die größeren Areale positiv auf, so dass man dem Gegner nicht mehr so oft beim Respawn schon in den Schoß fällt. Die Waffen könnt ihr hier vor dem Match beim Händler erstehen und nach getätigten Einkauf beliebig wechseln. Zudem könnt ihr mehrere Waffensets erstellen, die ihr vor jedem Respawn per Touchscreen nur noch bestätigt. Trophy-Hunter bekommen reichlich Gelegenheit, ihre Sammelleidenschaft auszuleben: Jeder Spieler besitzt Heldenkarten, die nach Abschüssen eingesammelt werden können. Nach jedem Match bekommt ihr euren eigenen Heldenkarten-Besitzstand vorgeführt und habt dadurch noch einen kleinen Anreiz, das nächste Match zu bestreiten.
Endlich wieder deutlich hübscher als der 3DS
Erinnert ihr euch noch, wie gut Uncharted: Golden Abyss auf der PS Vita aussah? Und wie lange das schon her ist? Nach mehr als eineinhalb Jahren kommt endlich mal wieder ein Spiel, das die Hardware auch fordert. Die Killzone 3-Engine zeigt eindrucksvoll, wie gut PS-Vita-Spiele aussehen können: Tolle Weitsicht, hochauflösende Texturen, feine Rauch- und Lichteffekte. Wie ein abgespecktes Killzone-Erlebnis wirkt der PS-Vita-Ableger zu keiner Sekunde. Gerade am Anfang gibt es ein paar schöne Jawopener-Skripts, die eure Blicke nur noch auf den Screen des Handhelds richten lassen. Gepaart mit den knackigen Soundeffekten, einer guten Vertonung auf deutsch und einem treibendem Action-Score lehrt euch das Spiel schnell wieder, eure PS Vita richtig lieb zu haben. Nicht ganz so liebevoll geraten ist die recht plumpe Gewaltdarstellung. Der Spielablauf selbst ist zwar nicht brutaler wie ähnliche Shooter, aber die Stealth-Kills stechen im wahrsten Sinne besonders hervor. Wenn ihr von hinten an einen ranghohen Soldaten anschleicht, wird dieser nicht gleich ausgeschaltet, sondern “verhört”. Dieses Verhör gestaltet sich immer so, dass unser Held mehrmals auf sein hilfloses Opfer einprügelt, ihm sein Messer verspielt an die Kehle hält und am Ende nach der gewünschten Information “zur Belohnung” brutal die Kehle durchschneidet. Ich will jetzt nicht klingen wie ein Kumbaja-Sozialpädagoge mit Hipster-Bart, aber diese Szenen haben mich jedesmal rausgerissen, da sie nicht ins Spiel passen. Ich verstehe ja, dass es in der Killzone-Welt nichts zu lachen gibt, aber ein Messerstich per Touchscreen auf wehrlose, am Boden liegende Soldaten, geht den entscheidenden Schritt zu weit. Eine Option zum bewusstlos schlagen hätte ich mir gewünscht, zumal man hier sogar die Wahl hat, stealthy vorzugehen.
Fazit: Na also, war doch gar nicht so schwer
Nach anfänglichen, unglücklichen Gehversuchen bekommen wir endlich den ersten wirklich guten First Person Shooter auf der PS Vita! Killzone Mercenary gelingt es im Handumdrehen, die Vorzüge von Sonys Handheld aufzuzeigen: Beeindruckende Grafik dank Killzone 3-Engine, intuitive Shooter-Steuerung mittels beider Analogsticks und ein spaßiger Mehrspieler-Modus runden das Gesamtpaket ab. Etwas mehr Umfang hätte es allerdings schon sein dürfen, denn die Kampagne ist nach 5-6 Stunden viel zu schnell vorbei.
Die zusätzlichen Herausforderungsmodi sind zwar nett, wirken aber ähnlich wie gespiegelte Rennstrecken eher lieblos. Der Multiplayer könnte auch variantenreicher sein, überzeugt aber durch gute Maps und ein großes Waffenarsenal. Unnötig brutal sind jedoch die Folterszenen geraten, in denen euren Opfern trotz erfolgreichem Verhör am Ende per Touchscreen die Kehle durchgeschlitzt wird. Doof ist auch, dass Checkpoints nur während einer Session gespeichert werden. Falls ihr die Mission nicht abschließt, müsst ihr diese von vorne anfangen – für ein Handheld-Spiel eher unpraktisch. Wer damit kein Problem hat und sich für längere Zugfahrten in ein grafisch imposantes und spielerisch überzeugendes Gefecht stürzen will, liegt mit Killzone Mercenary auch als Serienneuling goldrichtig
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