Reviews
6 Kommentare

Giana Sisters: Twisted Dreams – Auferstehung nach 25 Jahren

von am 29. November 2012
DETAILS
 
Editor Rating
 
GAMEPLAY
10

 
GRAFIK
10

 
SINGLEPLAYER
10

 
MULTIPLAYER
10

 
SOUND
10

Gesamt-Wertung
10

Hover To Rate
User Rating
 
GAMEPLAY

 
GRAFIK

 
SINGLEPLAYER

 
MULTIPLAYER

 
SOUND

User-Wertung

You have rated this

 

Lesezeit: 6 MinutenBereits 1987 eroberten das Geschwisterpaar Giana und Maria den C64 und den Atari Computer. Als man noch mit “Load $” die Spiele von Disketten laden musste, verbrachten Jugendliche ihre Zeit damit, die Beiden im Stile von Super Mario über Hindernisse und Feinde zu dirigieren, um das Ende des Levels zu erreichen. Und genau da lag auch das Problem, denn Spiele im Stile ihres Maskottchens fand Nintendo damals alles andere als lustig und so verschwanden die beiden Mädels auch sehr schnell wieder. Nun kehren sie dank Black Forest Games und Kickstarter zurück auf die heimischen Rechneknechte! Ob sich die Anschaffung nun am Ende lohnt, erfahrt ihr in unserem Test.

Crowdfunding hatte das Spiel überhaupt erst möglich gemacht. Die deutsche Spieleschmiede Black Forest Games hatte die Flucht nach vorn angetreten und insgesamt 150.000 US-Dollar sammeln können. So konnte der Reboot von Giana Sisters gelingen. Kollege Mykal Jay hat sich ja bereits die Demo angesehen, nun nehmen wir die Vollversion unter die Lupe.

Gefangen in einer anderen Welt

Giana und Maria sind Schwestern, beide landen durch ein Portal zufällig in einer Traumwelt…und damit haben wir die Handlung des Jump’n’Runs auch schon auf das Wichtigste zusammengefasst. Wer Wert auf Hintergrundgeschichten legt, der ist hier falsch, denn wie schon im Original The Great Giana Sisters, gibt es keine Handlung, die uns interessiert. Unser einziges Ziel ist es, unbeschadet durch das jeweilige Level zu kommen und so viele Diamanten wie möglich auf dem Weg zu sammeln. Kommen wir also am Besten gleich zu den wichtigsten Punkten: Wie spielt es sich, wie sieht es aus und wird es dem Original gerecht?

Ich mach mir meine Welt, wie sie mir gefällt

Das interessantestes Element an Giana Sisters: Twisted Dreams ist, dass man die beiden Schwestern quasi gleichzeitig steuert. Mit einem einfachen Tastendruck auf dem Controller (RT) wechselt man schnell zwischen den Geschwistern hin und her. Während für Giana die Welt düster und bedrohlich ist, ist sie für Maria kunterbunt. Je nachdem welche der beiden Schwestern wir wählen, verändert sich nicht nur das Aussehen der Umgebung, sondern auch unsere Fähigkeiten und Feinde. Brücken und Plattformen tauchen auf und verschwinden, während Giana als Wirbelwind höhere Bereiche erreicht, kann Maria Steine mit einer Dash-Attacke zerstören. Während Giana sich mit fliegenden Teufeln als Hauptfeinden herumschlägt, muss Maria niedliche Eulen als Gegner bekämpfen. Auch die Diamanten, die unseren Weg zieren, können wir nur mit einem bestimmten Charakter einsammeln. Der Wechsel zwischen den beiden ist vor allem zu Beginn spaßig und einfach, verlangt allerdings im Verlauf des Spiels zunehmend euer Reaktionsvermögen. So muss während eines Sprungs sofort der Charakter gewechselt werden, um den nächsten Weg oder die nächste Brücke freizuschalten.

Giana Sisters: Twisted Dreams - Launch Trailer

Bei Giana Sisters: Twisted Dreams handelt es sich um eine typisches Jump’n’Run uns Sidescroller-Game. Der Weg zum Levelende ist mit logischem Denken (Hinweise gibt das Spiel selbst nur sehr spärlich) und richtigem Einsatz der Fähigkeiten, immer zu erreichen. Allerdings gelingt dies einfacher, wenn man einen Controller zur Hilfe nimmt. Zwar ist das Spiel zuerst für den PC erschienen, doch die Steuerung mit Maus und Tastatur erweist sich als schwieriger. Das liegt vor allem daran, dass Sprünge und der Wechsel zwischend den Schwestern punktgenau erfolgen muss und hier erweist sich der Controller als bessere Lösung. Die vorgegebene punktgenaue Landung sorgt einerseits für Anspruch, auf der anderen Seite auch für Frust, selbst einfach aussehende Sprungeinlagen werden so zu einer unausweichlichen Todesfalle. Zwar haben die beiden Schwestern unendliche Leben zur Verfügung, wer allerding neue Spielmodi freischalten möchte, der sollte den Tod vermeiden, denn am Ende eines jeden Levels gibt es für jedes Ableben Punktabzug und damit weniger Sterne, um neue Herausforderungen freizuschalten.

Zu den unterschiedlichen Spielmodi gehört neben dem von Anfang an spielbaren Abenteuermodus (einfaches Durchspielen von 23 verschiedenen Leveln) der Score Attack, in der wir so schnell wie nur möglich alle im Level versteckten Diamanten sammeln, um den Punktebonus zu erhöhen. Daneben gibt es Time Attack (Level so schnell wie möglich beenden, Diamanten können und sollten dabei ignoriert werden), Hardcore (wenn Giana stirbt, wird der Charakter an den Anfang des Levels zurückgesetzt) und Über-Hardcore (Ein Leben für das gesamte Spiel). Für ausreichend Spielspaß und -dauer ist also gesorgt, auch wenn die einzelnen Level sich nicht unterscheiden, sondern in jedem Spielmodus wiederholt werden. Allerdings bekommt man auch nur so die nötige Übung, um alle Modi überhaupt meistern zu können. Immer sechs bis sieben Level sind in einer Traumwelt zusammengefasst. Erreichen wir das Ende, begegnen die beiden Schwestern einem Boss-Gegner. Diese sehen nicht nur interessant aus, sondern erfodern auch eine bestimmte Taktik, mit der wir sie besiegen können. Das ist nicht ganz einfach, da vor allem gutes und genaues Timing gefragt ist. Die Lösung ist jedoch logisch und nach kurzem Ausprobieren immer ersichtlich. Eine Stärke von Giana Sisters: Twisted Dreams ist, dass auch Entdecker auf ihre Kosten kommen, denn auf dem Weg zum Levelende gibt es viele Abzweigungen, die gefunden werden können. Da es keinerlei Zeitbeschränkungen gibt, können wir Spieler allerlei Abkürzungen oder auch Erweiterungen finden.

Leider ist Giana Sisters: Twisted Dreams nicht frei von Fehlern. Das mag daran liegen, dass es ein Kickstarter-Projekt ist und ohne Publisher veröffentlicht wurde, oder daran, dass die Veröffentlichung zu früh erfolgte, auf jeden Fall begegnet man einigen Problemen. So lief der Titel während des Tests teilweise recht instabil mit häufigen Rucklern, damit sollten vor allem Besitzer von älteren PCs rechnen. Es gab zudem Bugs, wie eine fehlerhafte Kollisionsabfrage, bei der Maria inmitten einer Steinmauer landete und da auch gefangen blieb oder, dass eine dringend benötigte Box nach einem unfreiwilligen Tod den Aufenthaltsort änderte und somit sowohl die Box als auch das Levelende unerreichbar blieben. Lösung war ein Neustart des Spiels, was automatisch einen Neubeginn des kompletten Levels mit sich bringt. Zwar sind über die einzelnen Level viele Speicherpunkte fair gesetzt, doch die sind nur bei einem Tod des Charakters nützlich, beendet man das Spiel in der Mitte eines Levels, steht im Anschluss der Neubeginn des Ganzen unweigerlich bevor. Und genau das ist oftmals der Grund, warum man verbissen versucht, das Ende zu erreichen. Der Schwierigkeitsgrad steigt plötzlich und rasant an, ging man zu Beginn noch locker durch die Traumwelt, werden die unvermeidbaren Tode zunehmend mehr, jeder Sprung wird anspruchsvoller und obwohl man einem vermeintlich einfachen Hindernis entgegensieht, geht die Überwindung dessen mit Sicherheit mehr als fünf Mal einfach daneben. Spieler mit geringer Frustrationsgrenze werden definitiv an ihre Grenzen geführt.

Das kenn ich doch?

Ältere Semestern wird die Musik bekannt vorkommen. Wer Stunden mit dem Original oder der DS-Neuauflage von 2009 verbracht hat, der wird in Giana Sisters: Twisted Dreams in der Zeit zurückversetzt. Das liegt daran, dass niemand anders als Chris Hülsbeck komponiert hat und der ist bereits für den Hintergrundsound des Originals verantworltich gewesen. Was den meisten gefallen wird, war mir persönlich zu retro und zu eintötig. Lob für die Sprecher gibt es nicht, aus dem einzigen Grund, dass sowohl Giana als auch Maria nur Gebrabbel von sich geben und sich ohne verständliche Sprache mitteilen, was dem Spiel definitiv einen eigenen Charme gibt.

Besser als im Original ist definitiv die Grafik, die modernisiert und schön gestaltet uns durch abwechslungsreiche Hintergründe wandeln lässt. Dabei ist die Welt von Maria kunterbunt, während Giana auf düsteren Wegen wandert. Zwar wird das eine oder andere Detail in mehreren Levels verarbeitet, allerdings fällt das kaum ins Gewicht wenn man durch die Traumwelt springt, überwiegen doch die Details in der Gestaltung. Der Übergang zwischen den Schwestern erfolgt nahtlos und ist klasse gemacht.

Fazit – Zurück zu den Wurzeln

Giana Sisters: Twisted Dreams ist vor allem für Fans von anspruchsvollen Jump’n’Run Spielen, aber auch für diejenigen, die bereits damals ihren Spaß mit den Schwestern hatten. Es ist definitiv nichts für Menschen mit niedrigem Frustrationsgrad und nichts für Casual-Spieler. Man kann den Entwicklern vorwerfen, dass es im Vergleich zu anderen Jump’n’Runs, wie Mario oder Rayman Origins im Levelablauf zu eintönig ist, da sich das Spielprinzip zu sehr an das Original hält (ohne Skills und Power Ups), doch gerade das macht es auch wieder einzigartig. Das Spiel wäre perfekt (wenn es dies denn überhaupt gibt), würde es den Spieler nicht mit schwankender Stabilität und nervigen Bugs konfrontieren. Zwar hätte auch der Schwierigkeitsgrad langsamer ansteigen können, aber hey, wir wollen schließlich auch gefordert werden. Nicht zu verachten ist zudem der Preis, denn für nur 15 Euro über Steam hat man definitiv 10 Stunden Spielspaß und ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.

Kommentare
 
Kommentiere »

 

Du musst eingeloggt sein zum kommentieren