ARMA, PUBG, SQUAD, Rainbow Six
+ vermutlich der bisher realistischste Shooter
+ zig Waffen und originalgetreue Modifikationsmöglichkeiten
+ großartiger Soundtrack
+ selbst Kleinkaliber sind absolut tödlich (ihr schießt jemanden ab)
- Anspruch auf Realismus geht teils zu Lasten der Benutzerfreundlichkeit
- steile Lernkurve
- technische Mängel (Desynchronisation, fehlende Optimierung)
- selbst Kleinkaliber sind absolut tödlich (ihr werdet abgeschossen)
"Escape from Tarkov" ist ein Spiel, das den Begriff des "Hardcore-Shooters" neu definiert und Spieler in erbarmungslose Feuergefechte wirft, bei denen ihr entweder alles gewinnen oder alles verlieren könnt.
Technische Mängel, so wie fehlende Spielinhalte sind allerdings mit von der Partie - können aber mit Hinblick auf den Closed-Beta-Status nur bedingt der Gesamtwertung angelastet werden.
Lesezeit: 4 MinutenMan sagt, dass der Tod angeblich auf leisen Sohlen käme. Wer auch nur eine Stunde Spielzeit mit Escape from Tarkov verbracht hat, der kann diese Aussage vermutlich mehrfach bestätigen. Ich habe mir die Tage den vielerorts gehypten Shooter-Titel mal genauer angesehen und kann bereits eine Sache vorweg schicken: Es gibt kaum ein Spiel, das mich gleichermaßen frustriert und doch gefesselt hat.
Eine düstere, doch durchaus mögliche Zukunftsvision
Die fiktive Metropole Tarkov liegt an einem wirtschaftlichen Knotenpunkt, der Europa und Russland verbindet und in naher Zukunft zu einem Zentrum des Welthandels gewachsen ist. Neben ehrlichen Unternehmen und allerlei Geschäftstreibenden, tummeln sich allerdings auch einige zwielichtige Firmen, wie zum Beispiel die Terra Group, in dem bis dato florierenden Wirtschaftsraum. Eine Reihe von politischen und wirtschaftlichen Skandalen erschüttert schon bald darauf die Handelszone und die Lage eskaliert. Bewaffnete Banden ziehen mit dem zunehmenden Zerfall der Ordnung durch die Straßen Tarkovs und Unternehmen, wie die Terra Group, nutzen die Leistungen von privaten Sicherheitsunternehmen, um ihre Interessen mit Waffengewalt auch weiterhin durchzusetzen. Dem entgegen stehen die Einheiten von “Bear”, einer Einsatztruppe, die von der russischen Regierung mit der Untersuchung der Terra Group beauftragt wurde und sich nunmehr im offenen Konflikt mit deren Einheiten befindet. Notgedrungen, bedingt durch die eskalierenden Kämpfe im Stadtgebiet, entscheiden sich die Vereinten Nationen und die Russische Armee zur vorläufigen Abriegelung der Stadt Tarkov. Niemand kommt herein. Niemand kommt heraus. Tarkov ist de facto Kriegsgebiet und ihr seid mittendrin.
Wenn Hardcore wirklich Hardcore bedeutet
Vielerlei Begriffe werden im Kontext von Shootern gerne häufig verwendet – Hardcore ist einer dieser Begriffe. Ob es sich um die ARMA-Serie, Squad oder sonst welche Titel handelt – Escape from Tarkov setzt im Vergleich ganz eigene Maßstäbe, die so in noch keinem anderen Spiel wieder aufgegriffen werden. Ein HUD sucht ihr zum Beispiel vergeblich in Escape from Tarkov. Lediglich eine kleine Anzeige am unteren Bildschirmrand gibt euch einen Hinweis zur Ausrichtung und Bewegungsgeschwindigkeit eurer Spielfigur. Hier geht es auch direkt los. Es gibt fünf verschiedene Höhen, in denen ihr knien könnt, zwölf verschiedene Geschwindigkeitsstufen, in denen ihr gehen könnt und stufenloses Lehnen nach links oder rechts, um möglichst wenig Angriffsfläche in Feuergefechten zu bieten. “Spielkram!” dachte ich und habe diese ganzen Features zunächst als nettes Gimmick abgetan. “Ich hab genug PUBG gespielt, um zu wissen wie der Hase läuft.” Hochmut kam vor dem Ableben! Ich wurde selten in einem Spiel als Neuling derart zersägt, wie in Escape from Tarkov. Positionierung, Geschwindigkeit, Wetter und selbst der Untergrund auf dem ihr geht machen einen enormen Unterschied aus. Wer stampfend durch die Lagerhallen poltert, der muss sich nicht wundern, wenn kurze Zeit später sein Rucksack und seine Waffe von jemand anderem getragen werden. Nicht nur, dass ihr euch damit zur Zielscheibe gemacht habt, sondern ihr habt auch noch all euer Zeug verloren. Sterbt ihr, können Gegenspieler eure Leiche komplett leer räumen. Ausnahme bildet einzig die “Secure Pouch”, ein kleiner Container, in dem ihr Dinge sicher lagern könnt. Man überlegt es sich also zweimal, ob man wirklich in voller Montur und allein durch die Karten schleicht, denn die Kosten beim Verlust aller Gegenstände können euch flott in den Ruin treiben.
Eine Achterbahnfahrt der Gefühle
Wie teuer das unter Umständen werden kann, das seht ihr zum Beispiel hier. Ich trage hier Ausrüstungsgegenstände im Wert von knapp 500.000 Rubel mit mir. Ist das viel? Ja. Im Schnitt macht ihr mit einem guten Run als Spielercharakter so um die 50.000 Rubel. Gestartet habe ich die besagte Runde übrigens als Scavenger, der mit einer rostigen Flinte bewaffnet war. Scavenger? Ja. Escape from Tarkov bietet euch alle 30 Minuten die Option, eine bereits laufende Partei in der Gestalt eines Scavengers zu betreten und dort Unfrieden zu stiften. Das mir dieses Feature vermutlich mit am besten gefällt, ist vielleicht nur wenig überraschend! Besagte Scavenger sind im Normalfall computergesteuerte Figuren, die an zentralen Knotenpunkten der Karten Einrichtungen bewachen und Spieler auf Sicht angreifen. Nachdem allerdings ein paar Minuten verstrichen sind, können auch echte Spieler in die Haut eines Scavengers schlüpfen und die Dinge damit richtig auf den Kopf stellen. Eine Computer-KI ist als Scavenger noch einigermaßen berechenbar, aber ein Spieler, der am Ausgang der Karte mit einer Flinte auf abgekämpfte Überlebende wartet… das Leben ist nicht fair, ok? Überlebt ihr die Runde als Scavenger, was nicht immer einfach ist, wandert all euer geplündertes Gut in die Hände eures Spielercharakters und kann dann verkauft oder selbst getragen werden. Damit eignen sich Scavenger prima um den Rubel ins Rollen zu bringen und das alles ganz ohne Risiko! Ein Glück, dass ihr als Spieler eure Ausrüstung für eine gewisse Summe versichern könnt. Sterbt ihr “nur” und eure Ausrüstung wird nicht von einem anderen Spieler aus der Karte getragen, dann erhaltet ihr die verlorenen Gegenstände zumindest nach circa. 24 Stunden wieder. Ein Restrisiko bleibt aber immer.
Alles ist schrecklich und das ist irgendwie gut!
Risiken gibt es nämlich echt zu Genüge. Überall kann der Tod lauern und wie oft habe ich nur ein “…” gehört und war mit einem Schuss tot? Richtig! Oft!
Die Verkäufer beim Futterhaus um die Ecke kennen mich schon beim Vornamen, so viele Kauknochen hab ich im Zorn über dieses Spiel zerbissen und meine Nachbarn würden mittlerweile sicherlich auch gerne das eine oder andere mit meinen Knochen anstellen, wenn ich des Nachts wieder vor Schadenfreude aufheule, weil ich wieder irgendeinem ahnungslosen Menschen von hinten in den Rücken schoss. Frustration und Freude lagen nie näher beieinander und je mehr Zeit ich auf den derzeit vier verfügbaren Karten der Closed Beta verbringe, desto vertrauter werde ich mit dem Terrain, den gefährlichen Ecken und all den anderen schrecklichen Dingen, die mir dieses Spiel immer wieder entgegen wirft. Die Lernkurve in diesem Spiel ist ein Pfad voller Schmerzen, Wut und Tränen und wenn man wieder die Waffe nicht nachladen kann, weil man vergaß das volle Magazin griffbereit in seinen Waffengurt zu stecken, kann einem ganz fulminant zu Mute werden. Nichtsdestotrotz ist Escape from Tarkov ein Spiel, das mich gefesselt hat und deswegen bin ich auch gerne bereit über so manchen Mangel hinwegzusehen. Zum Beispiel sind viele der passiven Charakterfähigkeiten noch deaktiviert oder funktionieren nicht wirklich und wenn die Rüstung bei einem Körpertreffer wieder ignoriert wird, dann atme ich aus und denke mir “Es ist noch eine Closed Beta.” Escape from Tarkov ist auf einem guten Weg und auch wenn die finale Version noch eine ganze Weile brauchen wird, so ist dieses Spiel definitiv ein Muss für all jene, die gerne mit erhöhter Herzfrequenz und Bluthochdruck durchs Leben gehen.
EFT ist echt toll.