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Der Puppenspieler – Wir lassen die Puppen tanzen und singen

von am 3. Oktober 2013
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Lesezeit: 6 MinutenManche Spiele haben etwas Unglück in der Wahl des Veröffentlichungszeitraums. Wäre GTA V nicht im September erschienen, sondern wie geplant im Frühjahr, dann hätte Der Puppenspieler vielleicht mehr Aufmerksamkeit bekommen. Aufmerksamkeit, die das PlayStation 3 exklusive, grafische Schmuckstück verdient hätte. Doch nicht mit uns, wir vergessen kein Spiel und haben es auf Puppenherz und -nieren geprüft. Lasst uns gemeinsam einen Blick in die IKYG-Marionettenkiste werfen.

Kutaro der kopflose Held

Der Mond wird beherrscht vom erbarmunglosen Mond-Bärenkönig, der Kinderseelen in Puppenkörpern festhält. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, müssen sie als Gefangene des Herrschers Dienste verrichten. Eines dieser Kinder ist Kutaro. Ihn trifft das Schicksal gleich doppelt so hart, nicht genug, dass er in eine Puppe verwandelt wurde, er verliert auch noch seinen Kopf und ist damit dem Tode geweiht. Doch Rettung naht in Form einer fliegenden und sprechenden Katze, namens Ying Yang, die ihm einfach einen anderen Kopf zur Verfügung stellt. Gemeinsam gelingt ihnen die Flucht aus dem Kerker, allerdings hat ihr Abenteuer damit erst angefangen. Von nun an widmet sich unser kleiner Held der Aufgabe, andere Kinderseelen zu retten, Bösewichte zu besiegen und die Welt von dem Mond-Bärenkönig zu befreien.

Der Puppenspieler Story Trailer deutsch

Der Vorhang öffnet sich

Wie der Name des Spiels vermuten lässt, steuern wir als Puppenspieler den Helden Kutaro durch ein dramatisches Theaterstück in sieben Akten. Jedes Level ist die Bühne für unseren Helden, der in Sidescroller-Manier sich über den Bildschirm bewegt. Uns zur Seite ist zu Beginn Ying Yang, später wird die Katze durch die Tochter des Sonnenkönigs ersetzt. Warum brauchen wir die beiden? Ganz einfach, Kutaro kann springen, aber nicht wirklich fliegen. Nur unsere Helfer (die wir mit dem rechten Stick steuern, während der Held auf dem linken Stick liegt – oder ihr wählt diese Kombination als 2 Spieler Koop) können sich überall hinbewegen. Damit haben sie den Weg frei zu neuen Köpfen, sowie den leuchtenden Mondsteinen, die in jedem Level verstreut sind. Mit jedem 100sten gesammelten Stück, bescheren sie uns einn zusätzliches Leben, das zu den bestehenden aufaddiert wird und wir somit öfters das Zeitliche segnen können, ohne viel vom Spiel-, bzw. Levelfortschritt zu verlieren, unsere Extraleben sozusagen.

Die Köpfe, das kann ein Haikörper sein, eine Trommel, ein Frosch oder Pandakopf, verleihen Kutaro spezielle Fähigkeiten, die von Haupt zu Haupt unterschiedlich sind und nur in bestimmten Stellen im Level Anwendung finden. So können wir Lebewesen erwecken, Bonuslevel entdecken oder alternative Wege freischalten. In unserem Inventar haben aber leider nur immer drei Köpfe platz und was wir zuerst finden, kommt hinein, finden wir einen vierten, wird ein bereits im Inventar befindliches Haupt einfach gelöscht und durch das neue ersetzt. Das ist nicht sehr praktisch. Es geschieht auch öfters (meistens wenn man durch Ungeschicklichkeit und Tod einen Kopf verliert), dass das Inventar mit dem gleichen Modell wieder und wieder besetzt wird. Wirklich das Zeitliche gesegnet hat Kutaro nur, wenn er sein Inventar leer ist (es besteht immer die Möglichkeit, einen Kopf, den man verloren hat, durch Schnelligkeit wieder aufzusammeln). Dann kommen unsere gesammelten Extraleben zum Einsatz. Oftmals haben die Einsatzmöglichkeiten unserer Häupter kaum einen nennenswerten Effekt und dienen Hauptsächlich nur unserer Lebenserhaltung. Nicht ignorieren sollte man allerdings Calibrus unser Schwert…äh, Schere. Mit ihr können wir nicht nur Feinde effektvoll bekämpfen, sondern auch Blätter, Wolken oder Stoff zerschneiden. Damit erhalten wir die Möglichkeit, uns in höhere Gefilde zu schnippeln. Im Laufe des Spiels erhalten wir auch noch ein Schild, Bomben und einen Haken.

Die Bonuslevel, die wir finden (und das ist nicht immer ganz so einfach), haben leider alle den Nachteil, dass sie nur einmal im Spiel gespielt werden können, schaffen wir es nicht, wandern sie ins Hauptmenü, von wo aus wir sie speziell anwählen können. Das nimmt etwas Spielspass aus der Hauptgeschichte, denn ein Scheitern wird hier nicht vom Spiel geduldet. Jeder Akt besteht aus drei Vorhängen, die sich für uns öffnen und am Ende erwartet uns natürlich der obligatorische Endgegner. Diese stecken voller Abwechslung, egal ob wir gegen einen Tiger antreten, eine Schlange, einer mechanischen Krabbe, sie machen alle Spaß und sind selten frustrierend, denn der Schwierigkeitsgrad des Spiels steigt zwar merklich an, bleibt aber immer fair. Sieht man sich die Charaktere im Spiel an, entdeckt man den hohen Niedlichkeitsfaktor. Der Puppenspieler ist definitiv für die ganze Familie gedacht. Wer seinem Kind oder dem Kind im Innern des Erwachsenen, neben dem Hauptspiel noch schön erzählte Geschichten bieten will, kann das ebenso haben. Nach und nach schalten wir Bücher im Menü frei, in denen uns der Hintergrund zu einzelnen Charaktern vorgelesen wird.

Das Spiel macht uns nichts vor, jeder einzelne Charakter weiß, dass es eine Aufführung ist und dass wir als Puppenspieler ihnen zusehen. So werden wir mehr als einmal direkt angesprochen oder unsere Helfer beschweren sich über die anderen Schauspieler, die entweder kein Talent haben oder sich zu sehr in den Vordergrund drängen. Kotaru ist der schweigsame Held in der Geschichte, er verfolgt keine eigenen Ziele, hört meistens nur auf seine Begleiter, kümmert sich wenig darum, welche Ziele die Hexe verfolgt, die ihn regelmäßig in seinen neuen Fähigkeiten lehrt. Er rettet die Welt, die Seelen der Gegner und anderer Kinder, die gefangen sind. Mehr möchte er wohl auch nicht. Es wäre allerdings nicht schlecht gewesen, ihm mehr als nur die stumme Rolle zu geben. Wobei das wahrscheinlich daran liegt, dass man nicht beides haben kann, also entweder Stimme und einen Kopf oder viele Köpfe und keine Stimme.

Die Abwechslung im Leveldesign ist überragend. Auch wenn sich die Köpfe wiederholen, jede Welt für die sich ein Vorhang öffnet, sieht anders aus. Wir wandern unter anderem durch Wälder, schwimmen unter Wasser, sind im Bauch einer Schlange, kämpfen gegen Piraten auf Schiffen (ein Schaf und ein Wildschwein wohlgemerkt) und wandert über den Mond.

Wunderschön, einfach wunderschön

Die Grafik ist herausragend und die Liebe zum Detail, die in jedem Teil des Spiels steckt, ist nicht zu übersehen. Im Hintergrund der Bühne ist immer irgendetwas in Bewegung, überall lassen sich Dinge entdecken, die den Titel noch einmal interessanter machen. Die Idee, jedes Level als Marionettentheater darzustellen, ist erfrischend im Grafikeinerlei der meisten Spiele und man kann es jedesmal kaum erwarten zu sehen, was als nächstes kommt sobald sich ein neuer Vorhang für uns öffnet.
Die Musik ist ein weiterer Pluspunkt des Spiels. Egal ob Meerjungfrauen uns ein Musical bieten oder ob wir nur im Hauptmenü sind, es ist alles im Stile eines Tim Burton-Films oder dem musikalischen Märchen von Peter und der Wolf. Wir hören die Zuschauer mitfiebern, die Sprecher liefern vor allem im englischen Original eine absolut hörenswerte Darbietung, die uns tatsächlich teilweise vergessen lässt, dass wir gerade ein Videospiel vor unseren Augen haben und kein wirkliches Theater. Dazu tragen allerdings auch die Zwischensequenzen bei, die viel zur Handlung beitragen. Leider sind sie mitunter länger, als das dazugehörige Level. Man kommt nicht ganz umhin, sie als Streckung der Spielzeit zu sehen.

Fazit: eine zweischneidige Schere

Der Puppenspieler lebt von der hervorragenden Grafik, dem innovativen, abwechslungsreichen Leveldesign und der liebevoll erzählten Geschichte. Leider täuscht das am Ende nicht ganz darüber hinweg, dass weder die Sidescroller-Idee noch das Gameplay sich von anderen Spielen unterscheiden, bzw. hin und wieder langweilig werden. Irgendwann interessiert es uns nicht mehr, wie und welchen Kopf wir dabei haben. Oh, wir sind gestorben? Was solls, ich hab mittlerweile 26 Leben angesammelt, da kommt es auf einen Tod auch nicht mehr an. Damit verkommt Der Puppenspieler auf Dauer etwas zur Gleichgültigkeit. Dennoch ist es ein Spiel für die ganze Familie, wunderschön erzählt und wer handlungsgetriebene Titel einem perfekten Gameplay vorzieht, der liegt mit diesem Titel definitiv richtig.

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