~ 60 Stunden (Story)
Bravely Default, Rundenbasierte Kampfsysteme, Final Fantasy
amzn.to/3qkaD1n WERBUNG
Neun Spracheinstellungen mit Untertitel-Option, Einhändiger Steuerungsmodus,
+ interessantes Kampfsystem
+ charmante Charaktere mit guter Vertonung
+ ein Haufen an Jobklassen zum Ausprobieren
+ schöner Soundtrack mit Ohrwurmpotential
- schwächelnde Story
- Chibi-Look ist nicht für jeden etwas
Bravely Default II ist ein liebevolles klassisches JRPG aus dem Hause Square Enix. Die Fantasy-Geschichte rund um vier Helden, die auf der Suche nach mächtigen Kristallen sind, ist zwar nicht die stärkste, jedoch hat mich der dritte Ableger der Reihe auf andere Art und Weise überzeugt. Im Fokus steht dabei vielmehr das Kampfsystem, welches mit einem interessanten Punktesystem und weiteren Mechaniken daherkommt. Ein ausgeklügeltes Jobsystem mit 24 Jobs und somit 276 Kombinationsmöglichkeiten gibt es auch noch obendrauf. Ein schöner Soundtrack und charmant vertonte Charaktere bestärken das Spiel noch einmal deutlich. Trotz einer eher flachen Story habe ich mich in die Gameplay-Mechaniken reingefuchst und habe sehr viel Spaß mit Bravely Default II gehabt.
Lesezeit: 8 MinutenPublisher Square Enix ist ja für allerlei RPGs oder vielmehr JRPGs bekannt. Sei es Final Fantasy, Dragon Quest oder der Klassiker Chrono Trigger. Eine dieser Serien ist Bravely Default. Der dritte Ableger der Serie wurde nicht wie die bisherigen Teile von Silicon Studio entwickelt. Diesmal gab Square Enix den Entwicklern von Claytechworks das Zepter in die Hand. So ist Bravely Default II keine Fortsetzung seiner Vorgänger, sondern startet mit neuer Story und einer unbekannten Welt. Rundenbasierte Kämpfe, magische Attacken und eine ganze Menge Monster gibt es aber trotzdem.
Was steckt im neuen Ableger der Reihe? Ist es ein klassisches RPG der alten Schule? Wir sind mutig in das Abenteuer gezogen und haben geschaut, was euch bei Bravely Default II erwartet.
Bei der Macht des Kristalls
Nachdem das Boot des Fischers Seth durch einen Sturm zum Kentern gebracht wurde, liegt die kalte Hand des Todes auf ihm. Durch eine mysteriöse Macht entgeht er jedoch diesem Schicksal und strandet an der Küste des für ihn fremden Königreiches Hacylonia. Dort wird er von Prinzessin Gloria und ihrem treuen Leibwächter Sir Sloan gefunden und gerettet. Nicht lange danach trifft er auf den Wandergelehrten Elvis – ja, der heißt so – und seine angeheuerte Söldnerin Adele. Zusammen machen sie sich auf die Suche nach vier magischen Kristallen. Dem Wind-, Wasser-, Erd- und Feuerkristall, um genauer zu sein. Diese sind aus Glorias zerstörten Heimat Musa entwendet worden und verursachen nun Unheil in verschiedenen Teilen der Welt.
Die Geschichte wird in Akten erzählt, in welchem immer ein neues Königreich im Fokus steht. Einzelne Story-Elemente werden in einer Mischung aus Visual-Novel und typischer Cutscene erzählt. Leider trägt das manchmal nicht sonderlich zur Spannung innerhalb der Situation bei und ist ein wenig flach. Auch die Rahmenhandlung ist beizeiten ein wenig einfallslos und wirkt wie eine typische Klischeestory.
Komplexes Kampfsystem im Test
Auf der Reise treffen die Helden an jeder Ecke auf Monster und Schurken, die sich ihnen in den Weg stellen. Aber natürlich gibt es auch freundliche NPC Charaktere, die sich zeitweise der Gruppe anschließen. So bekommt man zu Beginn beispielsweise den edlen Ritter Sir Sloan zur Seite gestellt, der tatkräftig in den Kämpfen mithilft.
Wenn wir schon mal beim Kämpfen sind. In der Bravely Default-Reihe bestreitet man Kämpfe, wie vorher schon erwähnt, in einem rundenbasierten Kampfsystem. Der dritte Ableger bleibt diesem bewährten System treu. Während des Kampfes kann der Spieler entweder die üblichen Optionen wie von Angriff, Flucht oder Items wählen oder aber die Fähigkeiten des Charakters nutzen. Ein Kampf startet in der Regel mit demjenigen, der den höchsten Geschwindigkeitswert besitzt. Durch einen gelben Balken unter den Charakter-Statuswerten wird angezeigt, wer als nächstes an die Reihe kommt.
Der Name ist Programm
Selbst den Namen der Reihe trifft man hier wieder in Form der Brave- und Default-Optionen. So können sogenannte Brave-Punkte, kurz BP, dafür eingesetzt werden, Mehrfach-Aktionen auszuführen. Zu Beginn eines Kampfs steht der Brave-Zähler auf null, womit eine Attacke möglich ist. Geht der Charakter in den Default-Modus, so spart er sich seine Aktion für die nächste Runde auf und bekommt so einen Brave-Punkt hinzu. Mit mehr als einem Brave-Punkt kann sich der Charakter vor einer Attacke beispielsweise buffen oder einen Manatrank runterkippen und erst dann attackieren. Das ergibt eine Menge Möglichkeiten, aber auch ein System, das ein gewisses Risiko in sich trägt.
Ebenso ist der Charakter jederzeit in der Lage, Punkte aus zukünftigen Runden zu benutzen. Gibt er solche Punkte aus, ist er danach dieselbe Anzahl an Runden nicht mehr an der Reihe. Das verlockt oftmals dazu, mit einer Dreier-Combo zu starten und die Monster so schnell wie es geht wegzuputzen. Besiegt man den Gegner dann aber nicht in einer Runde, steht man manchmal etwas blöd da. Hier gilt das alte Sprichwort: “Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.” Doch gerade zu Beginn wird das Default-System nicht wirklich benutzt und wirkt so leicht überflüssig. Spätestens bei Bosskämpfen oder schwierigen Monstern kommt einem das “Punkte sparen” auf einmal nicht mehr so belanglos vor.
Aber auch das Risiko, den Default-Befehl zu verwenden, bekommt im weiteren Verlauf des Spiels immer mehr Bedeutung. Denn auch Gegner besitzen diese Brave- und Default-Mechaniken und können zudem mit gefährlichen Angriffen oder Kontern ausgerüstet sein. So ergibt sich ein ausgeklügeltes Kampfsystem, das mit der Zeit immer mehr zum Programm wird und auf das man sich einstellen muss.
Planung ist alles
Eine Neuerung im Kampfsystem ist der Kampfstart mit Vorteil. Dafür machen wir einen kurzen Exkurs auf die Overworld-Map. Im Vergleich zu den Vorgängern tummeln sich hier nun die Monster, gegen die man kämpfen kann. Der neueste Teil der Reihe hat sich also von den im ersten Teil vorhandenen Random-Encountern getrennt. Die Art und Weise, wie man sich dem Gegner nähert, nimmt nun eine wichtige Rolle ein. Kommt die Heldengruppe in den Sichtradius eines Monsters, stürmt es wie ein Wilder auf die Gruppe zu und möchte kämpfen. Schleichen sich die üblen Halunken auch noch von hinten an, ist man im Nachteil und der Gegner greift zuerst an. Dasselbe kann der Spieler aber auch.
Zusätzlich gibt es da noch das gute alte Schwert. Auf der Overworld-Map ist der Spieler dazu in der Lage, einen Schwertschlag auszuführen. Damit zerschneidet er eigentlich Bäume und Gräser und findet dabei so manches Nützliches, wie Ausrüstung oder Tränke. Trifft er damit jedoch ein Monster, starten die Charaktere mit einem zusätzlichen Brave-Punkt. Ein gezielter Schlag auf den Hinterkopf des Monsters bringt den Spieler somit in eine komfortable Vorteilssituation. Er fängt zuerst an und hat einen extra Brave-Punkt. So rennt man nicht blindlings auf einen Gegner zu, sondern versucht ihn durch taktische Vorteile besser bekämpfen zu können.
Der letzte Punkt im Kampfsystem sind die Fähigkeiten der Charaktere. Wer kennt es nicht. Der Feuerball des Magiers oder der tobsüchtige Wirbelwind des Barbaren. In Bravely Default sind die verschiedenen Klassen nicht durch unterschiedliche Charaktere dargestellt, sondern durch den Job des jeweiligen Charakters.
Das Arbeitsamt lässt grüßen
Wie der Vorgänger kommt Bravely Default II mit einem Job-System daher. Dabei handelt es sich um ein Klassen-System. So ist keiner der Charaktere an eine Klasse gebunden, sondern kann im Laufe des Spiels verschiedene Jobs ausüben. Die Jobs erlangt der Spieler durch sogenannte Asteriske. Diese geben dem Träger die Fähigkeiten des jeweiligen Jobs. Diese Asteriske sind zumeist im Besitz verschiedener Charaktere in der gesamten Welt verteilt. Relativ offensichtlich sind die Charaktere mit dem ausgeprägtesten Look oftmals Asterisk-Träger und geben einen Ausblick auf die bald zu erhaltenden Kräfte. Die meisten Jobs erhält man durch Fortschritt in der Story und dem Bekämpfen der Träger. Es gibt aber auch Extrajobs, die beispielsweise durch ein Kartenspiel freigeschaltet werden können.
Zu Beginn startet der Hauptcharakter mit dem sogenannten Freiberufler-Job. Dieser gibt dem Spieler verbesserten Umgang mit Objekten oder zeigt die Anzahl an versteckten Kisten in einem Gebiet an. Ein Job bietet immer eine Anzahl an aktiven und passiven Fertigkeiten. Diese werden mit der Zeit freigeschaltet. Dafür steigt nach jedem Kampf, neben der Levelerfahrung, auch die Joberfahrung. Steigt der Charakter einen Level auf, erhöhen sich verschiedene Statuswerte des Helden, wie beispielsweise die Tragfähigkeit. Steigt der Joblevel, werden dadurch neue Jobfähigkeiten freigeschaltet.
Ein großer Bestandteil dieses Systems ist das Verteilen mehrerer Jobs in der Party. Ein Charakter kann neben dem Hauptjob auch einen Nebenjob erlernen. Diesen verbessert man zwar nicht beim Level-Up, man erhält aber dessen freigeschaltete Fertigkeiten. Kombiniert man beispielsweise den Vorkämpfer mit der Schildwache, erhält man einen Charakter, dem man nicht so einfach was auf die Mütze geben kann. Ein Weißmagier gepaart mit einem Geistmeister bekommt man eine ideale Mischung für einen Heiler. Durch die insgesamt 24 erlernbaren Jobs ergibt sich eine große Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten. Natürlich ergeben nicht alle Kombinationen einen großen Vorteil, aber so ist für jeden was dabei.
Chibiköpfe und Stillleben
Schaut man sich Bilder oder Trailer zu Bravely Default II an, fällt den meisten vermutlich sofort das Aussehen der Charaktere auf. Wo das Boxart mit sehr schön gezeichneten Charakteren daher kommt, sind die tatsächlichen Charaktere in einem Chibi-Look gehalten. Das heißt, der Kopf des Charakters wirkt im Vergleich zum Körper leicht zu groß. Im Vergleich zum Vorgänger sind diese aber deutlich detaillierter. Nicht für jeden etwas. Mich hat es nicht sehr gestört.
Das Aussehen der Monster hingegen könnte man als normal proportioniert bezeichnen, wenn man das bei Monstern überhaupt sagen kann. Das Design verhält sich so, wie man es aus vielen JRPGs kennt. Viele der Viecher werden in neuen Gebieten mit einer anderen Farbe und Namen erneut benutzt. Aber auch komplett neue Monster trifft man genauso regelmäßig.
Ein Blickfang sind die Königreiche, in denen sich die Spielenden in einer Mischung aus Stillleben und animierter Stadt umherbewegt. Hier kann man natürlich allerhand kaufen und verkaufen, Quest annehmen und in Gasthäusern ruhen. Die Grundideen der Städte sind recht schlicht gehalten. So gibt es neben dem ritterlich angehauchten Königreich Hacylonia zum Beispiel die Wüstenstadt Savalon. Abwechslung bieten hier eher die Geschichten rund um die Königreiche selbst. Durch die Macht der Kristalle ereilte jedes der Königreiche ein unterschiedliches Übel, welches die Helden beheben wollen. Das sorgt für interessante Kombinationen und wirkt nicht so generisch wie der Rest der Geschichte.
Auf die Ohren
Wem der Look des Spiels nicht komplett zusagt, der kann vielleicht etwas mit der Vertonung und dem Soundtrack anfangen. Diese ist in Bravely Default II nämlich ein weiterer Pluspunkt. In der hier getesteten englischen Sprachausgabe werden die Charaktere durch verschiedene britische Akzente lebendiger und interessanter gestaltet. Dazu kommt, dass bis auf kleine Ausnahmen, die meisten Gespräche voll vertont sind. Dies gilt für storyrelevante Quests aber auch für manche Nebenquest.
Der Soundtrack von Bravely Default II hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Sowohl die wechselnde Overworld-Musik, als auch die Variationen der Kampfmusik sind meiner Meinung nach sehr gut gelungen, sind passend zum Setting gewählt und wirken nicht fehl am Platze.
Was fehlt denn jetzt noch?
Aber auch in Bravely Default II gibt es an ein paar Ecken und Kanten Verbesserungsbedarf. Ich hätte mir zum Beispiel gewünscht, ein wenig besser meine Ausrüstung vergleichen zu können. Das geht zwar im Ausrüstungs-Menü, jedoch war ich dort manchmal etwas verloren. Gegen Mitte des Spiels hatte ich das System zwar verstanden, aber angefreundet habe ich mich damit noch nicht. Ähnliches trifft auf Statuseffekte und Lebensanzeige der Gegner im Kampf zu. Im Gefecht sind diese nicht andauernd zu sehen. Das führt dazu, dass man in ein Zusatzmenü wechseln muss, um zu schauen, unter welchen Effekten der Gegner gerade leidet. Manche nenne es Taktik, ich nenne es “leicht unübersichtlich”. Nach einer gewissen Zeit bekommt man auch hier den Bogen zwar raus, aber allgemein ist dort für mich ein wenig Verbesserungsbedarf.
An den Kämpfen selbst habe ich nichts auszusetzen. Wohlgemerkt sind diese teilweise sehr zeitfressend und schwierig, aber das ist für ein JRPG nichts Neues oder Schlechtes. Wenn ein Boss die gesamte Gruppe in einer Runde komplett auslöschte, war ich dann doch ein wenig überrascht.
Als weitere Kritik könnte man hier die etwas einfallslose Story anprangern. Auch wenn das Kampf- und Jobsystem sehr ausgeprägt sind, leidet hier die Story darunter. Oftmals erkennt man sofort, in welche Richtung das Ganze geht. Das “einfallslos” bezieht sich hier aber eher auf die allgemeine Story und den roten Faden. Im Normalfall sucht man nach einem Kristall, findet diesen und gibt dem Bösen auf die Mappe. Die einzelnen Story-Stränge in den einzelnen Königreichen fand ich aber dennoch sehr nett und interessant gestaltet.
Meisterwerk oder Einfallslos?
Viele werden zu Bravely Default 2 sagen, es sei ein klassisches RPG wie in alten Tagen. Andere wiederum werden es als sehr prüde und einfallslos bezeichnen. Letzteres kann ich persönlich nicht komplett unterschreiben. Das Rad hat Bravely Default zwar nicht neu erfunden und ich persönlich hätte mir ein wenig mehr Charakterentwicklung gewünscht, aber mir hat das Gesamtwerk sehr gut gefallen. Ich hatte Spaß am Kampf- und Jobsystem und habe gerne der Musik und den Charakteren zugehört. Die Geschichte ist bei Weitem nicht die Einfallsreichste. Schlecht war sie aber auch nicht. Mich hat sie zumindest nicht gestört.
So generisch manche Aspekte in Bravely Default II auch sein mögen… Macht das nicht den “klassischen JRPG-Charme” den wir erwarten, auch ein wenig aus? Der Bösewicht, der ohne jeden Zweifel nach Bösewicht aussieht, die Final Fantasy-typischen Zauber wie Feuer, Feura und Feuga und so weiter und sofort.
Natürlich kann ich nicht eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen, aber ich finde Bravely Default 2 ist ein technisches Meisterwerk mit schwächelnder Story. Wenn ihr keine Hollywoodreife Story erwartet und euch vielleicht ein wenig mehr mit dem Kampf- und Jobsystem identifizieren könnt, ist Bravely Default 2 ein äußerst gelungenes Spiel für euch, das viel Freude mit sich bringt.
PS: Wenn ihr alle Jobs besitzen wollt, gebe ich euch noch den Tipp, das Spiel nach dem Durchspielen nicht sofort zur Seite zu legen. Die eine oder andere Überraschung könnte noch auf euch warten.