Battlefield, Call of Duty, Spec Ops:The Line, Shootern, Squad
amzn.to/2EJ3LYl (WERBUNG)
+ ansehnliche Grafik, insbesondere mit "RTX ON"
+ cineastische Effekte und immersive Schlachtfelder
+ Bau von Barrikaden und Befestigungsanlagen
- Karten deutlich kleiner als in früheren Titeln
- lahme Einzelspieler-Kampagnen
- Insgesamt wenig Neuerungen
Battlefield V ist ein anständiger Ableger der Battlefield-Reihe. Jenseits der im Vorfeld geführten ideologischen Debatten bietet das Spiel gewohnt bombastische Battlefield-Kost, liefert im Gesamtpaket aber doch recht wenig substantielle Innovationen.
Lesezeit: 4 MinutenAch, was gab es doch wieder für ein riesiges Drama im Vorfeld. Battlefield V würde die Spielereihe zu Grabe tragen! Frauen in Weltkriegsshootern wären SJW-Blödsinn und überhaupt stand die Veröffentlichung von Battlefield V irgendwie mehr im Zeichen von Genderdebatten und potentieller toxischer Maskulinität als unter inhaltlichen Gesichtspunkten. Ich habe mir das Spiel in den letzten Tagen wirklich genauer angesehen und rückblickend kann ich wohl wissentlich sagen: “Das war eine Menge Lärm um Nichts.”
Ist schon wieder ein Jahr um?
Ein neues Jahr, ein neues Cal…Battlefield! Solltet ihr beizeiten mal in einen Dornröschenschlaf fallen und irgendwann in der Zukunft erwachen, dann sucht euch einfach den nächstbesten Elektronikhändler und erwerbt eine Kopie des aktuellen Battlefield-Ablegers. Solltet ihr Battlefield 30 in den Händen halten, dann habt ihr höchstwahrscheinlich die letzten 25 Jahre verschlafen. Ob sich innerhalb dieser Zeitspanne etwas Grundlegendes an der Serie geändert hat, können wir an dieser Stelle nicht beantworten, wohl aber, wie es um Battlefield V bestellt ist.
Ganz nach dem Motto “Alter Wein in neuen Schläuchen”, präsentiert sich der aktuelle Ableger der Reihe mit einer Reihe altbekannter und tatsächlich auch einiger neuer Features. Altbekannt und nach wie vor eines der Battlefield-Erfolgsrezepte, sind die großangelegten Schlachten, in denen ihr nicht nur als Infanterist, sondern auch mit Panzern und Flugzeugen mitmischen könnt. Im Vergleich zu früheren Battlefield-Teilen musste ich allerdings feststellen, dass die Maps zunehmend kompakter wurden und Gefechte zwischen zwei Panzern eher den Ausnahmefall darstellen.
Schade eigentlich, denn grafisch sieht Battlefield V ziemlich hübsch aus und das auch ohne die aufwendigen RTX-Effekte. Gebäude stürzen noch immer filmreif ein, Matsch verdreckt noch immer eure Klamotten, Waffen und Fahrzeuge und wenn um euch herum erst einmal alles explodiert, dann kommt auch erst wieder das richtige Battlefield-Feeling auf.
War-Stories, oder: Der moralische Geschichtsrevisionismus
Mit dabei sind auch wieder die War-Stories, kleinere Einzelspieler-Kampagnen, die euch das Schicksal einzelner Charaktere inmitten der Wirren des Zweiten Weltkriegs näherbringen sollen. Was mir in Battlefield 1 noch recht gut gefiel, ging mir in Battlefield V irgendwie auf die Nerven. Zu übersteuert und zu sehr moralisierend waren mir die Charaktere gezeichnet. Ein kleines Mädchen bekämpft im norwegischen Widerstand teuflische Nazihorden, ein eindimensionaler “Peter Müller” rumpelt mit seiner Panzerbesatzung durch das zunehmend vom Krieg gezeichnete Europa und alles ist immer furchtbar tragisch und zielt einzig und allein darauf ab, euch betroffen zu machen.
Da gab es bereits Spiele, die sich der Kriegsthematik wesentlich intelligenter zu bedienen wussten (Spec Ops: The Line), ohne der Spielerin oder dem Spieler die postmoderne Moralkeule in die Leistengegend zu donnern. Eine vertane Chance, denn einem AAA-Entwickler wäre eine würdige Auseinandersetzung mit der Thematik des Zweiten Weltkriegs durchaus zuzutrauen gewesen. Warum es nicht dazu kam, kann hier nicht abschließend beantwortet werden. Vielleicht ist das aber auch alles gar nicht so schlimm, denn die meisten Leute werden sich ohnehin nicht Battlefield V mit Hinblick auf eine grandiose Einzelspieler-Kampagne geholt haben. Glück gehabt, denn der Multiplayer-Modus ist nach wie vor die vordringliche Stärke des Spiels.
Überzeugender Multiplayer mit kleineren Übeln
So, kommen wir zu den erfreulicheren Dingen und stürzen uns endlich wieder mit bis zu 63 anderen Leuten ins Gefecht. Ja, das könnt ihr in Battlefield V nun auch als weiblicher Charakter und das macht die ganze Erfahrung inhaltlich weder besser noch schlechter. Ob ich mit meinem MG-34 als Frau am Abzug ziehe, macht für den oder die Getroffene keinen signifikanten Unterschied, denn die Patrone im Kaliber 7,92 × 57 mm kennt kein Geschlecht.
Allerdings kam ich in meinen Runden nicht umhin diese ganze Debatte noch einmal vor meinem inneren Auge Revue passieren zu lassen und da trieb es mir doch glatt ein breites Grinsen über das Gesicht. Auf der einen Seite werden Youtuber gebannt, weil sie in einem Videospiel einem weiblichen NPC ins Gesicht geschlagen haben und hier fahre ich also mit meinem Panzerkampfwagen VI durch französische Dörfer und Bauernhäuser und ballere hoch beschleunigte 88mm-Granaten in voll besetzte Geschützstellungen voller weiblicher Spielercharaktere und niemand zuckt auch nur mit der Wimper. Was lob’ ich mir die Doppelstandards!
Schnellere Gefechte und Wartezeiten
Unabhängig davon spielen sich die Multiplayer-Gefechte in Battlefield V zunehmend flotter. Durch die in der Regel recht kompakten Karten kommt es häufiger zu Scharmützeln und das leidliche Campen, bedingt durch das übliche Dutzend Scharfschützen pro Team, ist längst nicht mehr so dominant, wie es noch in Battlefield 1 war. Neu und irgendwie auch nervig ist allerdings die Wartezeit, die ihr nach jedem Ableben durchlaufen müsst. Einmal am Boden verrinnt nun ein Timer, den ihr entweder beschleunigen oder abbremsen könnt. Binnen dieser Frist können euch Sanitäter oder aber Mitglieder eures Squads erneut auf die Beine helfen. Ist allerdings niemand in der Nähe, dann liegt ihr einfach nur im Matsch und müsst auf den Ablauf des Timers warten. Ein zugegeben kleineres Übel, allerdings eines, das den Spielfluss deutlich stören kann.
Was auch stören kann, allerdings nur den Vormarsch des Feindes, sind Barrikaden und Befestigungen. Ein neues Feature und eines, das ich wirklich sehr gelungen finde. Jede Klasse kann nun an vordefinierten Punkten auf der Karte Befestigungen errichten. In der Regel befinden sich diese rund um die einzunehmenden Punkte und bieten euch neben Sandsackbarrieren allerhand andere Befestigungsoptionen. Mit ein paar Klicks habt ihr einen vormals von allen Seiten einsehbaren Punkt in eine kleine Festung verwandelt und habt ihr dann auch noch eine Panzerabwehrkanone und Panzersperren aufgestellt, lässt sich besagter Punkt gleich umso besser verteidigen. Dumm ist allerdings nur, wenn ihr gerade mit eurem Feldspaten zugange seid und euch dann ein Gegner von hinten überrascht. Ich traue mich gar nicht zu sagen, wie oft mir das in meiner Bauwut passiert ist und ich schäme mich noch heute!
Battlefield V ist ein anständiger Ableger der Spielreihe
Und unter dem Strich? Unter dem Strich ist Battlefield V recht anständig. Blenden wir das ganze Gezeter rund um die überemotional geführten Genderdebatten und toxischen Männerhorden einmal aus, liefert der Teil mit der Nummer fünf deutlich weniger Neuheiten, als man zunächst denken könnte. Die Karten sind geschrumpft, die Anzahl der Fahrzeuge auf den Karten ebenfalls und das damit korrelierende Gameplay nahm an Fahrt auf. Ein Umstand, an dem man entweder Gefallen findet, oder sich aber zunehmend an hektische Call of Duty-Gefechte erinnert fühlt. Wie auch immer man es auslegt, Battlefield V ist nach wie vor ein Spiel, das sich auf seine Stärken zu besinnen weiß und diese in imposanten Schlachten, Effektfeuerwerken und cineastischer Größe transportiert. Bewährte Features, die aber auch nicht darüber hinwegtäuschen können, dass sich jenseits aller politisierende Grabenkämpfe eben nur zu wenig im Battlefield-Universum getan hat. Ob Fluch oder Segen sei dahingestellt – mehr wäre allerdings in jedem Fall drin gewesen.