Lesezeit: 3 MinutenWir schreiben das 20. Jahrhundert. Auf den Straßen Britanniens wütet die spanische Grippe und allgemein ist die Stimmung eher so semi-optimistisch. Krankheit, Angst und Gewalt prägen die Straßen von London und zu allem übel treiben sich hier auch noch Vampire herum. Und einer dieser Blutsauger sind wir selbst. Als Doktor Jonathan Reid versuchen wir zwar einerseits die Bewohner Londons von der spanischen Grippe zu befreien, laben uns aber auch gleichzeitig an ihrem Blut. Anspielen konnte ich Vampyr auf der gamescom 2017 leider nicht. Stattdessen bekam ich eine circa 40 minütige Präsentation zu sehen, in der live gespielt und kommentiert wurde.
Vampyr
Als Vampir-Doktor reden, schlachten und bewegen wir uns durch das finstere London. Durch die Seuche geplagt wirkt alles sehr düster, dreckig und ungesund. Die Atmosphäre ist von Anfang an extrem dicht und die Optik super schön. In Dialogen werden uns, wie mittlerweile üblich, verschiedene Antworten angeboten, aus denen wir wählen können. Moralische Entscheidungen ändern Questverläufe und entscheiden über Leben und Tod. Das kommt nicht von ungefähr, denn das Entwicklerstudio hinter Vampyr entwickelte zuvor Life is Strange, dass ebenfalls bereits durch weitreichende Entscheidungen bestach. Im Gegensatz zu Max aus Life is Strange redet Dr. Reid aber nicht nur, sondern teilt auch ordentlich Schläge aus. So werden Gegner in bester Action-RPG-Manier mit Schlagstöcken oder der blanken Faust bearbeitet und in den Boden gestampft. Durch das vampirische Blut im Körper des Protagonisten können wir außerdem verschiedene Skills benutzen, die von Dashes über Täuschmanöver bis hin zu fast schön Magie-ähnlichen Fernkampfangriffen reichen. Beide dieser Kernsysteme kamen mir relativ bekannt vor, wirkten aber auch wirklich gut. Die Dialoge waren schön verschachtelt und belohnten erkundungsfreudige Spieler mit mehr Optionen. Wer sich beispielsweise zunächst in der Nachbarschaft umhört, kann einzelne Charaktere auf Ereignisse ansprechen, von denen man andernfalls nie erfahren hätte. Kämpfe wirken extrem dynamisch. Mich erinnerte das Ganze an Bloodborne mit Skills a la Dishonored. Nichts, was man noch nicht gesehen hat aber dennoch eine gute Mischung, an die ich sofort selbst Hand anlegen will.
Personalmangel im Bezirkskrieg
Das entscheidende Feature in Vampyr sind aber die Bezirke Londons und deren Einwohner. Die Spielwelt ist dabei in mehrere Gebiete unterteilt, die unabhängig von einander agieren. So ist beispielsweise die spanische Grippe in jedem Bezirk unterschiedlich stark präsent, was Einfluss auf die Gegner aber vor allem auf die NPCs hat. Denn jeder Bezirk besitzt eigene Einwohner, von denen jeder eine eigene Biographie und einen eigenen Tagesablauf besitzt. Zudem stehen die Bewohner in unterschiedlichen Verhältnissen zu einander und das Verbleiben des Einen hat Einfluss auf den Anderen. Im Falle der Präsentation bekamen wir die Docks zu sehen, in denen circa 15-20 Charaktere leben. Unter anderem finden wir hier eine alte Dame, die neben ihrem etwas rüpelhaften Sohn auch noch einen ruhigen Ziehsohn bei sich aufgenommen hat. Diese drei Charaktere stehen natürlich in einem Verhältnis und sollte der Mutter etwas zustoßen, wirkt sich das sowohl negativ auf den ganzen Bezirk aber natürlich speziell auf den Gemütszustand der beiden Jungs aus. Und hier kommen auch gleich unser Vampir-Dasein ins Spiel. Denn ein Vampir ernährt sich von Blut. Zum Beispiel von dem, dass durch alte Damen pumpt. So können wir jeden NPC aussagen und damit auch töten, müssen dann aber mit den Konsequenzen leben. Für die gigantische Menge Erfahrungspunkte die wir bekommen tauschen wir nämlich sämtliche Quests und Dialoge, die dieser Charakter noch gehabt hätte und die Auswirkungen auf andere Charaktere wollen auch beachtet werden. Das Leertrinken von unbeliebteren Charakteren kann sich so zum Beispiel auch positiv auf andere Charaktere aber gleichzeitig negativ auf den ganzen Bezirk auswirken. All das will bei diesen schwerwiegenden Entscheidungen beachtet werden und macht Vampyr für mich zu einem der absoluten Highlights der Messe und auch dieses Herbsts. Denn Vampyr erscheint bereits im November 2017 für PC, PS4 und Xbox One.
Ich bin ja ein großer Fan von Entscheidungen in Dialogen oder Konsequenzen durch meine Taten. Weiß aber auch, dass viele Versprechen von Entwicklern nicht eingehalten worden sind. Da bin ich mal gespannt wieviel Einfluss meine Entscheidungen am Ende wirklich haben.
Ich denke es wird sich eben primär auf das Wegfallen von Quests und Dialogen beschränken. Das ist aber auch okay finde ich. Man tauscht eine Questline, für die man am Ende z.B. ein Item bekommt gegen etwas mehr EXP. Sorgt eben für meiner Meinung nach ganz coole Entscheidung und erhöht halt auch den Wiederspielwert.
Der Status der Bezirke wirkt sich hingegen primär auf Gegneraufkommen und Stärke dieser aus. Also nichts weltbewegendes. Geht bei beidem auch eher darum moralischen Druck aufzubauen und Entscheidungen mehr Wert zu geben und weniger um wirkliche ernsthafte Konsequenzen.
Mir gefiel das aber alles wirklich gut.