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Power/Rangers – Dunkle Hommage oder Nostalgie Supergau?

von am 24. April 2015
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Lesezeit: 7 MinutenWir sehen ein Schlachtfeld, hören Gewehrfeuer, Schreie… eine Armklinge wird ausgefahren, während man sie aus der egoperspektive betrachtet und ein erschöpfendes Schnaufen hört. Im Hintergrund sieht man zwei riesige Mechs, gegeneinander kämpfen, bis einer von beiden explodiert. Dies ist der Anfang zum Fanfilm Projekt „Power/Rangers“, von Joseph Kahn. Und obwohl jetzt schon ein Hit, muss man sich fragen: Haben wir das wirklich gewollt?

Power Rangers: Eine Retroperspektive

Das Power Rangers Franchise blickt auf eine knapp 22 – jährige Fernsehgeschichte zurück und stellte damals nicht-Anime-Fans und „außer Asiaten“ das Prinzip des Sentai und Mech-Fights vor. Im Grunde genommen handelt es sich um Stock-Footage aus der japanischen Serie „Super Sentai“ welche an bestimmten Stellen mit amerikanischen Schauspielern nachgedreht wurde, um den westlichen Publikum, welches noch nicht wirklich mit japanischen Gebräuchen und Kulturgut vertraut war, entgegenzukommen (aka. Geld zu machen).

Ums kurz zu machen, die Power Rangers waren meist eine Gruppe Jugendlicher, (weil es eigentlich immer Jugendliche oder Kinder sind), welche mit übernatürlichen Kräften ausgestattet wurden, um die Erde (oder die Galaxie) vor dem Untergang (oder Versklavung), durch böse Außerirdische (oder Dämonen…oder beidem) zu retten. Meistens haben sie dazu den Monstern einfach kräftig die Kauleisten poliert oder sie Kindertauglich ins Nirwana gesprengt. Ich gebe zu, ich habe bis zur 6. Klasse geglaubt Menschen bluten nicht, sie sprühen Funken, wenn man verletzt wird. Dazu eine viel Laser, coole Moves und natürlich die volle Mega-Zord-Mecha-Action, gemischt mit einem abgefahrenem Soundtrack und schon hat man die Kids zu Tausenden samstagsmorgens vor der Mattscheibe gefesselt.

Interessant ist für uns in diesem Fall, dass die Gelddruckmaschine Power Rangers, nicht beim TV gestoppt hat, neeeeiin. Es ging weiter mit Merchandise. Viiiiel Merchandise. Kein Junge hatte nicht mindestens eine Mega-Zord-Figur, seinen Lieblingsranger und bestenfalls noch einen Morpher am Start. Die reichen und besonders coolen Jungs hatten dann auch noch die entsprechenden Waffen aus der aktuellsten Staffel (was sie einem immer schön ins Gesicht gerieben haben) und wer richtig fancy sein wollte, konnte sogar noch die Polly Pocket Version der transvestierenden Superhelden bekommen.


[Gallery]

Aber auch da hat es nicht aufgehört. Wie es sich für ein erfolgreiches Franchise gehörte, musste man multimedial auftreten. Und so haben Power Ranger Games bis heute, für alle gängigen Konsolen den Markt geflutet. Meistens wirklich nur für Fans ausgelegt, hatten selbst diese nicht immer spaß damit. Denn leider geben sich Entwickler, genau wie bei Filmversoftungen, mehr Mühe das Cover hübsch zu gestalten, als wirklich mit starkem Gameplay zu überzeugen. Vielleicht liegt das an straffen Zeitplänen („muss zum Staffel start raus“), vielleicht einfach an Faulheit, aber grundsätzlich sollte man sich überlegen, ob man die Abenteuer der bunten Kampfsportasseln nicht lieber mit dem coolen Spielzeug nachstellen sollte.

What’s that commotion about?

Aber worum geht es eigentlich? Was ist es, dass Fans (und auch Original Green Ranger Jason David Frank) so sehr hin und her reißt? Am besten macht ihr euch erst einmal selbst ein Bild davon und wir sehen uns gleich wieder (Achtung: danach rede ich über den Film und gebe schon mal eine Spoilerwarnung raus, solltet ihr das Video jetzt noch nicht sehen, lest den Artikel auch besser nicht weiter):

POWER/RANGERS UNAUTHORIZED [BOOTLEG UNIVERSE]

Jetzt ist es natürlich schwierig, so etwas wirklich objektiv zu bewerten (wie eigentlich alles im Leben, aber hier ist es natürlich noch einmal eine Nummer schwieriger, einfach durch den persönlichen Bezug, den das Thema zur eigenen Kindheit hat). Auf der einen Seite ist da der lütte Tony, der mit den Rangern aufgewachsen ist und sie geliebt hat. Und alles wofür sie standen. Klar, er ist irgendwann herausgewachsen, aber die Erinnerung bleibt. Diese farbenfrohen Kostüme, die einfache, aber packende Story, liebenswerte Charaktere, coole Martial-Arts- und Roboter-smashing-Monster-Action im morgendlichen Kinderprogramm hinterlässt einfach spuren.

Auf der anderen Seite ist da dieser innere Technik/Reboot Geek in mir. Der einfach nur sehen will wie alte Konzepte neu aufgelegt werden, ohne aber den Geist des Originals zu verlieren. Gerne auch etwas vollkommen Neues, Experimentelles, wenn es vernünftig umgesetzt ist. Deswegen feier ich auch die Effekte, die Schnitte, die Kämpfe (bis zu einem gewissen Punkt), den dunklen, erwachsenen, brutalen Ton des Films. Aber…was greift dieser Film letztendlich auf? Und für wen ist er gemacht?

Oberflächlich scheint der Film natürlich auf Effekthascherei zu setzen. Wir haben einige (sauber ausgeführte) Shaky-cam-Einstellungen, coole Kampfszenen, und das alles mit viel blutiger Gewalt durch Nackenschlitzer- und Kopschusseinstellungen. Dazu noch ein, zwei Prisen Verrat, der Tod aller bekannten Ranger aus der ersten Mighty Morphin Staffel und die Enthüllung von Rita Repulsa als Drahtzieherin des Ganzen. Irgendwie verstehe ich ein wenig, weswegen, viele Fans sich etwas aufgestoßen fühlen.

Aber Ich lasse jetzt auch mal den meinen inneren Fanboy zu Hause und werde nicht hysterisch darüber herziehen, wie die Macher denn auf die Idee kämen, den Rangern Maschinengewehre in die Hand zu drücken. Oder sie mit gewöhnlichen Messern und Schwertern kämüfen zu lassen. Das muss wohl dieses „Realitäts-Ding“ sein, was heute alle Remakes haben müssen. Juhu! Ich frag mich ja, was wäre, wenn man die Leute in den Anzügen einfach durch Soldaten ersetzt hätte. Ich sag euch mal, was passiert wäre. GAR NIX. Hätte keinen Unterschied gemacht! Wäre sogar viel passender gewesen. Daran sieht man nur was fürn generischer Schei….halt…irgendwas….ok…ähm… ich glaube ich muss mich an dieser Stelle entschuldigen, da ich wohl doch ein wenig im Fan-Boy-Rant-Modus gelandet bin… lieber schnell weiter im Text.

Ein Stück erwachsene Kindheit…oder?

Es ist wie es ist. Technisch gibt es an diesem Fanflim nichts ausszusetzen. Die Schauspieler sind OK, die Story (bzw die Idee dahinter) interessant, die Effekte gut und die Kämpfe bis auf einige Ausnahmen, sogar wirklich vernünftig inszeniert inszeniert. Aber es bleibt einfach nicht aus, dass Power/Rangers immer auch etwas seltsam anmutet. Ich hatte ja vorhin bereits erwähnt, dass man die Ranger auch durch einfache Soldaten in Camouflage – Körperpanzern ersetzen könnte. Und ich finde genau das ist es, was etwas schade ist. Klar über den Gewaltgrad könnte man sich aufregen. Das so viel „out – of – charakter“ gehandelt wird, ist für den Hardcore-Fan vielleicht auch alles andere als cool… aber die eine Sache, die mir wirklich den Spaß an dem ganzen verdirbt… oder mich zumindest mehr als eine Augenbraue heben lässt, ist dass dem Ganzen das „Phantastische“ genommen wurde.

Nostalgic Power Rangers Commercials

Power Rangers war als Kinderserie immer erfolgreich, weil es uns Kindern etwas Besonderes gegeben hat. Klischeehaft vielleicht, aber immer bunt. Ernst, aber immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Verlust war dort ebenso ein Thema wie Freundschaft. Auf ein Tief folgte immer ein neues Hoch und Hoffnung. Die Verwandlungen waren immer etwas Besonderes, das Rufen der Zords ein Ereignis und nirgendwo sonst sind Monster so schön explodiert. Dass so etwas auch im größeren Rahmen geht, und gut aussehen kann, zeigte 1995 der erste Power Rangers Film. Das soll nicht heißen, dass eine 18er Version nicht funktionieren kann, im Gegenteil, aber man muss eben drauf achten, was man beibehält, was man ändert und was man hinzufügt. In diesem Fall wirkt das Ganze ein wenig schizophren. Wir wollen Blood and Gore. Aber wir wollen das mit Power Rangers. Wir wollen Knarren und Auftragskiller und eine böse Regierung, aber mit Power Rangers. Wir wollen eine hochgradig Intelligente Antagonisten, die alle in den Wahnsinn treibt, aber mit Power Rangers.

Dass das nicht ganz klappen kann, liegt daran, dass das alles Nebeneinander, statt miteinander passiert. Sprich, statt zu sagen: „Wir wollen das und das und das, aber mit Power Rangers.“, hätte man sagen sollen: „Wir wollen Power Ranger, die das und das und das durch machen.“. Vielleicht war das auch die Intention des Films. Zu zeigen, was passieren kann, wenn jungen Menschen so viel Verantwortung und Kraft in die Hände gegeben wird und sie letztendlich daran zerbrechen, da sie nur ausgenutzt wurden oder nicht mit umgehen konnten. Aber leider scheint er sich irgendwo auf den Weg zum fertigen Produkt ein wenig verirrt zu haben.

Einen Blick Wert

Auch wenn Jason David Frank (der ursprüngliche Grüne Ranger), diesem Film nicht viel abgewinnen kann, und auch wenn ich diesem eher skeptisch gegenüber stehe (aber aus anderen Gründen, als unser guter „Tommy“), kann ich nur meine Empfehlung aussprechen sich diesen Flick einmal zu geben. Unterhaltsam ist er alle mal und die Mühe, die man da rein gesteckt hat, sollte man definitiv zu würdigen wissen. Vielleicht ebnet Power/Rangers ja auch einen Weg für einen Reboot des Franchises in Form eines Spielfilms, der es schafft, sowohl alten Fans zu gefallen, als auch ein neues Publikum für sich zu gewinnen. Immerhin, Herr der Ringe und Avengers sind mittlerweile auch im Jahr 2015 angekommen. Und das obwohl diese Beiden auch ihr Problem mit halbgaren Filmversionen und unausgegorenen Spielen hatten.

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