The Binding of Isaac, Stardew Valley, Enter the Gungeon
+ verrückte Prämisse
+ intuitives Gameplay
+ herausfordernde Kämpfe
+ sehr hohes Replay-Value
+ überzeugende Grafik
- etwas unangenehmes Aggro-Verhalten der Gegner
Auch wenn "Atomicrops" erst im Early Access verfügbar ist, haben wir es hier bereits mit einem voll ausgewachsenen Roguelike-Farmingsimulator zu tun. Zwar fehlen noch ein paar Texturen, das tut aber dem Spielspaß und dem Replay-Value keinen Abzug.
Lesezeit: 5 MinutenMit Atomicrops bringen uns Entwickler Bird Bath Games und Publisher Raw Fury ein Spiel, das zu gleichen Teilen Stardew Valley, The Binding of Isaac und farbenfroher Fiebertraum ist. Das Sähen von mutierten Kohlköpfen gehört hier genauso dazu, wie das Flirten mit mysteriösen Fremden oder Bullethell-Bosskämpfen. Was uns schon bei der gamescom 2019 gezeigt wurde, ist mittlerweile endlich im Early Access erschienen und überzeugt auch da.
Strahlende Aussichten
Stell dir vor, du bist ein einfacher Farmer. Dein Leben wird vom Land geleitet, das du bestellst. Du säst Kohlköpfe, Mais, Rosen. Ab und an pflanzt du vielleicht sogar einen Pfirsichbaum. Die Sonne scheint auf dich herab, währen du deine Felder gießt. Du schaust dich um und bist glücklich. Das hier ist nicht aufregend. Aber das macht nichts. Du bist der Hektik der Großstadt entkommen und hast ein einfaches Leben für dich gefunden. Du atmest tief durch, lässt die Landluft in deine Lungen strömen… und…
Die Welt geht unter. Bumm. Peng.
Nachdem du knapp den nuklearen Fallout überlebt hast, bist jetzt du der einzige Farmer weit und breit. Von deinen Feldern blicken dir ein paar Dutzend Augen entgegen. Plötzlich kommt ein Schuss von hinten, ein Schuss von der Seite, zehntausend Schüsse von überall her. Von… Maulwürfen? Und pinken Hasen? Und versucht grad diese riesige Schnecke deine lächelnden Kartoffeln zu verspeisen?
Du seufzt. Es macht keinen Sinn, der Idylle nachzutrauern. Du greifst deine Harke und das Maschinengewehr und machst dich an die Arbeit.
Was ist hier eigentlich los?
Willkommen in der Welt von Atomicrops. Ein Spiel, das ab Minute eins klar macht: Lass niemals deine Deckung fallen. Denn bereits während man die ersten Kartoffeln sät, hat es eine ganze Horde mutierter Maulwürfe auf den Spieler abgesehen. Es beginnt das große Multitasking. Multitasking, welches in der Theorie tatsächlich gar nicht mal so schwer ist. Denn Schießen und Sähen können simultan ausgeführt werden. Ganz zu schweigen vom Giessen, welches, bei voller Gießkanne, über knapp 20 Meter automatisch passiert. Wie das genau funktionieren soll, ist zwar fraglich, aber klar ist auch, dass der Fokus hier nicht auf Realismus, sondern auf einer guten Spielerfahrung liegt. Und die ist definitiv gegeben.
Die vier Strahlungszeiten
Das Spielgeschehen in Atomicrops ist in vier Jahreszeiten, mit jeweils drei “Leveln” unterteilt. Jedes Level steht für einen Tag, während dem man sein Gemüse sähen, und eine Nacht, in der man dieses Gemüse verteidigen muss. Hat man keine Samen, oder keine Lust auf Farming, kann man sich auch auf eine halsbrecherische Mission in die angrenzenden Ländereien begeben, wo man gegen allerlei mutiertes Ungeziefer antreten kann, um sich mit neuen Samen, Nutztieren, Items oder auch Traktoren auszustatten.
Wie erwähnt, ist jede dritte Nacht auch das Ende einer Jahreszeit. Heißt also nichts anderes, als dass in der dritten Nacht des Frühlings plötzlich ein gigantischer Schnecken-Boss bei den eigenen Feldern steht. Diesen gilt es mit allen Mitteln zu besiegen. In klassischer Roguelike-Manier fangen diese Bosse etwas schwierig an, und werden im Laufe des Spieles immer schwieriger. Dank der Dynamik des Spiels ist ein verlorenes Boss-Encounter auch kein wirkliches Drama, sondern mehr ein Ansporn, beim nächsten Mal geschickter zu sein.
Vegetal City
Am Ende jeder Nacht wird man per Hubschrauber abgeholt und kehrt zurück in die Stadt, in welcher man seine Waren verkaufen kann. Dieses Geld kann man dann für diverse Nützlichkeiten ausgeben. So gibt es einen Waffenhändler, der täglich zwei neue Waffen anbietet, die wiederum einen Tag halten werden. Was man hiervon erwarten kann, sind die klassischen SMGs, Schrotflinten oder Scharfschützen-Gewehre. Oder halt ein Rudel fliegender Eichhörnchen. Daneben befindet sich ein Stand, bei welchem man sich mit Samen verschiedenster Art, oder Picken versorgen kann, mit denen man die farmbare Fläche erweitern kann. Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit, sich Bretter zu besorgen, um Brücken zu neuen Gebieten zu reparieren, oder aber… man flirtet.
Denn ja, ganz im Stil von Stardew Valley, kann man sich auch hier mit Geschenken das Herz von Fremden erobern. Nur dass die Geschenke hier ausschließlich Rosen sind, die man selbst anpflanzen muss, und die Love-Interests tatsächlich Gegenleistungen erbringen, wenn man mit ihnen flirtet. Hat man genügend Rosen überbracht, besteht irgendwann die Möglichkeit zu heiraten. Ab dem Moment kommt Schatzi dann auch mit auf die Farm und hilft entweder beim Farmen oder beim Kämpfen, je nachdem welche der beiden Optionen man sich geangelt hat. Hier sei allerdings angemerkt, dass Heiraten mehr ein Lategame-Feature ist. Zumal es ein klein wenig Glück braucht, um 17 Rosen innerhalb kurzer Zeit anzupflanzen.
Kehrt man am Ende der dritten Nacht mit einem erfolgreich besiegten Bossmonster zurück, bedankt sich außerdem die Bürgermeisterin (Selber ebenfalls ein mutiertes… Radieschen?) mittels hilfreicher Items. Auch kann man in diesem Moment Glückspiel betreiben, Items kaufen, und und und.
Tatsächlich sind die Möglichkeiten anfangs fast ein wenig überwältigend. Zumal man bei den ersten Runden auch nicht unbedingt weiß, welche Items gut sind und welche man getrost liegen lassen kann. Denn besonders bei den Waffen gibt es ein paar wirklich unpraktische Optionen. Aber genau das gilt es eben über die ersten zehn bis – fünfzehn Runden herauszufinden und mit jedem Tod ein wenig zu lernen. Sehr lobenswert: während zwar ein Großteil der Items sehr nützlich ist, ist keines wirklich absolut overpowered. Selbst gute Items zerstören nie die gegebene Challenge.
Monströse Mutanten-Monstrositäten
Wie schon erwähnt, gilt es in der Nacht, die Felder vor angreifenden Horden an pinken Kaninchen-Schützen, -Bombardieren, -Snipern oder Schnecken und Maulwürfen, Wespen, Mücken… Kurz gesagt: Es gibt verdammt viele Monster. Und jede der vier angrenzenden Landschaften, wie zum Beispiel der Dschungel, die Wüste, oder die Tundra, verstecken wiederum nochmal einen ganzen Haufen spezialisierter Monster, mit ganz eigenen Angriffsmustern. Das garantiert zwar einen latenten Stress-Pegel, zum anderen aber auch, dass in Atomicrops selbst nach zehn Spielstunden noch immer etwas entdeckt werden kann.
Das einzige, was ich hier als tatsächlichen Minuspunkt anbringen würde, ist die wirklich abartig weite Aggro-Range der meisten Gegner. Denn nicht selten kommt es vor, dass ein Hasen-Sniper den Spieler über die gesamte Map ins Visier nimmt. Oder eben Monster, welche man in der vorigen Nacht aktiviert hat, am nächsten Morgen bei den Feldern auf einen warten. Denn fühlt sich ein Monster erst einmal angegriffen, beruhigt es sich anscheinend nicht mehr. Natürlich ist das wahrscheinlich als Mechanik gedacht, den Chaos-Faktor zu maximieren, aber gerade am Anfang ist das doch ein wenig überfordernd.
Atomikittens
Im allerneusten Patch, Version 0.10.5f4, der am 19. September veröffentlicht wurde, gibt es ausserdem ein wenig Fan-Service für alle Katzenliebhaber. Nachdem man während einer Runde einen etwas suspekten Herren aus den Fängen der Monster befreit hat, taucht dieser im Startscreen als Katzen-Händler auf. Die Katzen selbst kann man mit jeweils fünf Cornucopias, Items, welche bisher nutzlos waren, erwerben. Je nachdem wie gut man bei Bosskämpfen abgeschnitten hat, bekommt man mehr davon, und kann sich mehr Katzen besorgen, die man danach beim Katzenhändler hochleveln kann.
Nun… Tun die Katzen streng genommen… Nix. NOCH nix. Bis ihnen eine Funktion zugewiesen wird, kann man allerdings ziemlich gut damit angeben, wie viele Apokalypsen-Katzen man angesammelt hat.
Fazit
Atomicrops ist all das, was man sich von der Kombination aus Farming-Sim und Roguelike-BossRush wünschen kann und mehr. Nicht nur Gameplay, sondern auch der Sound, und die Grafik überzeugt auf ganzer Linie (auch wenn in der aktuellen Early Access-Version noch ein paar Texturen für Items fehlen). Angenehm automatisierte Farm-Mechaniken, herausfordernde aber nicht übermäßig frustrierende Kämpfe und ein knallbunter Haufen an ausgezeichnet designeten Monstern und Bosses garantieren lange Stunden Spielspaß. Wie schon erwähnt, kann man sich bereits jetzt die Early Access-Version holen und selbst ins nukleare Farm-Adventure hüpfen. Dies geschieht dann über den Epic Game Store auf dem PC. 2020 soll das Spiel allerdings auch für die PS4, die XBox One oder die Nintendo Switch spielbar sein.