Lesezeit: 3 MinutenEs ist Anfang Juni und wie jedes Jahr steht die Electronic Entertainment Expo, kurz E3, vor der Tür. Auch 2017 wird es hier wieder diverse Pressekonferenzen geben und erneut freue ich mich wahnsinnig darauf, die ganze Nacht wach zu bleiben und mir die neuesten Ankündigungen zusammen mit dem Rest der Welt im Live-Stream anzuschauen. Doch nicht nur meinen Eltern und meinen Arbeitskollegen muss ich jedes Jahr aufs Neue erklären, warum ich in dieser Woche unbedingt Urlaub brauche um mitten in der Nacht Streams anzuschauen und den ganzen Vormittag zu schlafen. Auch mir selbst ist irgendwie bewusst, dass das Ganze ziemlich absurd ist.
„Presse“-Konferenzen
Zu einer Pressekonferenz […] laden beispielsweise […] Unternehmen oder auch Privatleute des Zeitgeschehens Vertreter der Presse und Massenmedien ein.
Hier geht es doch schon los. Mit einer klassischen Pressekonferenz (Definition von Wikipedia) haben die auf der E3 nur noch wenig zu tun. Denn es geht hier nicht um brisante Themen, für die sich Presse und Massenmedien im Vorhinein interessieren. Stattdessen geht es um Neuankündigungen und Präsentationen, für die sich Presse, Massenmedien und die gesamte Menschheit hoffentlich danach interessieren. Die Themen sind vorher im Gegensatz zu “echten Pressekonferenzen” nicht bekannt und im besten Fall erhöhen Spekulationen über eben jene noch das Interesse der Zuschauer. Es geht nicht darum die Fragen der Presse zu beantworten. Die ist wenn überhaupt nur ein Mittelsmann um die Informationen an den Endkunden zu tragen. Denn worum es eigentlich geht ist Werbung. Werbung für die neuesten Produkte der Publisher und Konsolenhersteller. So ließt man am Ende vieler E3-Trailer direkt “Pre-Order now”. Die Presse kann mit diesem Aufruf wohl kaum gemeint sein, denn um die geht es hier gar nicht mehr. Aus gutem Grund laufen alle diese Pseudo-Pressekonferenzen weltweit in Live-Streams, werden öffentlich beworben und mit haufenweise Teasern angepriesen. Sony mietet seit einigen Jahren sogar ganze Kinosäle, in denen man die Sony E3 Experience auf der großen Leinwand genießen kann.
Für Werbung wach bleiben
Aber eigentlich nervt uns Werbung doch total. Wir installieren Ad-Blocker im Browser, kaufen uns Premium-Zugänge für Apps und schalten das klassische Fernsehen schon gar nicht mehr ein, um möglichst wenig Werbung sehen zu müssen. Wir hassen Werbung. Diese doofen Firmen, die nur unser Geld wollen und uns die ganze Zeit damit nerven, dass wir doch unbedingt ein neues Handy oder nen neuen Mixer brauchen. Doch zur E3 ist alles anders. Plötzlich lieben wir Werbung. Nehmen Urlaub, trinken literweise Kaffee und machen die Nacht durch. Alles nur um Werbung für neuen Videospiel-Kram als erster zu sehen. Und am nächsten Tag nervt es uns schon wieder, wenn genau diese Werbung dann vor einem YouTube-Video läuft.
Die Magie der E3
Ich glaube jeder, der schon einmal eine Pressekonferenz gesehen hat, ist sie darüber bewusst, wie absurd das aus oben genannten Gründen eigentlich ist. Aber dennoch schauen wir sie jedes Jahr wieder. Bei mir persönlich hat das schon fast eine rituelle Bedeutung. Die E3 ist jedes Jahr der erste Urlaub, den ich im Geschäft anmelde und das ist auch gut so. Denn ich liebe Videospiele und alles was dazu gehört. Ich liebe die Vorfreude auf neue Spiele. Ich liebe die Spekulationen mit Freunden vor der E3 und während der Konferenzen. Egal ob Teamspeak, Whatsapp, Twitter oder neben mir auf der Couch. Irgendwie sind zur E3 alle Leute gehyped und euphorisch. Und wenn Werbung das schafft, dann darf da am Ende auch gerne “Pre-Order Now” stehen.
Freut ihr euch auch schon auf die Streams der E3 und werdet ihr die Pressekonferenzen auch live verfolgen?
Das die Pressekonferenzen auf der E3 immer mehr dem Zwecke der Werbung dient, ist ein Phänomen, das ja schon seit längerem Einzug hält und wirklich neue Informationen, erhalten wir als Konsumenten nur noch sehr selten. Im Internet ist schließlich oft schon Monate im voraus bekannt welche Titel Publisher XY auf der E3 vorstellen wird. Ankündigen wie Death Stranding oder ein Nier 2 bilden da eine erfreuliche Ausnahme. Haben aber das Problem (Nier 2 hierbei ausgenommen, da es schon erschienen ist), dass sie einen Hype generieren wollen, der eigentlich auf nichts basiert. Es wird mit Marken, Namen oder einfach der Nostalgie geworben, ohne dabei jedoch wirklichen Inhalt zu liefern. Denn CGI-Trailer sind für mich keine Information. Informationen erhalte ich dann nach den Pressekonferenzen. Wenn ich Interviews lese, Gameplay.Footage mir anschaue und dergleichen mehr. Die “journalistische Arbeit”, wenn man sie denn so nennen will, beginnt als erst im Nachhinein.
Und um deine abschließende Frage zu beantworten. Ja ich freue mich auf die E3. IN diesem Jahr sogar besonders, weil es Publisher wie Microsoft oder Nintendo gibt, die zeigen müssen, dass sie für ihre neuen Systeme auch Titel liefern können, die einen Kauf rechtferigen werden. Zudem die spannende Frage, wie es mit VR weitergeht. Und natürlich der Wunsch nach neuen IPs von denen noch keiner weiß.