Lesezeit: 4 MinutenSommerloch du fieses, du willst doch bloß, dass wir die Wohnung verlassen. Aber nichts da, stattdessen wird mit Bound by Flame der neueste Titel aus dem Hause Spider gezockt. Ein episches Rollenspiel, mit der Möglichkeit, Einfluss auf den Verlauf der Story zu nehmen. Kommt uns bekannt vor, klingt aber wieder einmal vielversprechend und wirkt düster genug, der Sonne eins auszuwischen. Doch hält das Action-RPG auch, was es verspricht?
Ach ja, immer wieder diese Sache mit der Erwartungshaltung: Düsteres Action-RPG, ausgefeilt Kampfsystem, in einer Art mittelalterlichen Setting, mit der Möglichkeit durch verschiedene Entscheidungen innerhalb der Story Einfluss auf deren Ausgang und die Entwicklung des Charakters zu nehmen. Das Gut-Böse-Spiel eben, dass schon so oft von den unterschiedlichsten Entwicklern angepriesen wurde, aber selten auch nur im Ansatz überzeugen konnte. Nun also Bound by Flame, ein Action-RPG des kleinen, französischen Studios Spiders, dass ihren ersten großen Titel für die Xbox 360, PS3, PS4 und den PC veröffentlicht haben. Ich muss gestehen, meine Neugierde war geweckt, zumal ich spätestens seit Dragon’s Dogma dem mittelalterlichen Setting wieder deutlich positiver gegenüberstehe.
Harte Zeiten, miese Laune
In Bound by Flame schlüpft ihr in die (wahlweise männliche oder weibliche) Haut eines Söldners mit dem Spitznamen Vulcan, der ähnlich häufig lächelt, wie der scheinbar vom selben Planeten stammende Mr. Spock, dafür aber umso mieser gelaunt ist und in keinster Weise sympathisch. Aber seis drum, die Zeiten sind schließlich hart und Vulcan härter. Der fiese Eislord hat nämlich mit seiner Armee an Untoten nahezu die gesamte Menschheit, sowie die Elfen niedergestreckt und ist drauf und dran, auch den letzten Widerstand nieder zu ringen. Als letzten Ausweg versuchen es eine Gruppe Magier mit einem Ritual, bei dem allerdings einiges schief läuft und Vulcan fortan seinen Körper mit einem Feuerdemon teilen muss. Eislord – Feuerdemon?! Ihr ahnt worauf es hinaus läuft, oder? Die Kniff der gazen Story: Setz ihr vermehrt auf eure Feuerfähigkeiten, werdet ihr zum bösen Demon, bleibt ihr bei Schwert und Messer, werdet ihr zum strahlenden, Fässer und Truhen zertretenden Helden.
Ein Schlauch jagt den nächsten
So 08/15 aber doch irgendwie auch interessant diese Ausgangssituation klingen mag, die Ernüchterung folgt nur wenige Minuten nach Spielstart: Altbackende Grafik präsentiert ewig gleich aussehende Landschaften und resultiert in schlauchartigen Leveln. Bereits im zweiten Kapitel, einer Sumpflandschaft, wüsste man ohne Karte kaum noch, wo man sich aufhält, da jeder Meter dem anderen ähnelt. Ein Mix aus Grau, Grün, Nebelmatsch und immer wieder an der gleichen Stelle auftauchenden Gegnern. Keine Weitsicht. Hinzu kommen nervige Ladezeiten nach den einzelnen Levelabschnitten, bei denen man sich durchaus fragen darf, was genau da denn geladen wird. Neue Texturen mit Sicherheit nicht. Das ein oder andere mal musste ich wirklich überlegen, ob ich nicht gerade ein PS2-Spiel eingelegt habe. Und da ist es auch nur ein kleiner Trost, dass die PS4 und PC-Versionen offenbar ein wenig besser aussehen.
Klingt irgendwie hart und unfair, ist aber leider so. Beruhen also die Hoffnungen auf dem selbst in negativen Kritiken noch irgendwie positiv hervorgehobenen Kampfsystem. Das leider auch nicht wirklich überzeugen kann. In Bound by Flame habt ihr insgesamt drei Skilltrees, den des Kriegers, den des Assassinen und den des Demons. Je nachdem, wie ihr eure Punkte verteilt, hat das natürlich Einfluss auf die Kämpfe, wenn auch keine sonderlich großen. Entscheidet ihr euch zum Beispiel, eure Punkte vor allem in den Skilltree des Kriegers zu investieren, werdet ihr zwar etwas stärker, dies fällt aber im Kampf kaum auf. Umso mehr schon eure Fähigkeit Angriffe zu blocken und euch etwas schneller zu heilen. Und damit seid ihr eh den Großteil des Spiels beschäftigt, wenn man mal von den ganzen dämlichen Dialogen absieht, die leider viel zu lang und vor allem langweilig und belanglos sind.
Blocken, blocken, zuschlagen
Blocken, blocken, zuschlagen. Blocken, blocken, zuschlagen. Klingt nicht wirklich spannend und ist es auch nicht. Da aber selbst Standardgegner bereits auf dem zweiten von insgesamt vier Schwierigkeitsgraden unglaublich viel Energie haben und euch bereits mit wenigen Treffern ins Totenreich befördern, bleibt euch nicht viel mehr übrig als genau dies zu tun. Besonders, da man schnell von drei bis vier dieser Typen umringt ist. Da hilft auch der Bogen, dass Feuer und das Legen von Fallen nicht wirklich weiter. Ausgefeilt sieht anders aus, aber neben dem Crafting-System, in dem unter anderem eure Ausrüstung verbessern könnt, ist es durchaus noch der positive Aspekt des Spiels.
Fazit:
Zugegeben, es wurde viel gemeckert in diesem Test und wirklich leicht hat es dieser Titel zwischen all den teuren Triple A-Spielen mit Megabudget auch nicht, aber so wirklich etwas positives ist an Bound by Flame trotzdem nicht zu finden. Das gute ist, dass das Action-RPG bereits in der ersten Stunde alle Karten offen legt. Wem also unsere Warnung vor schlechten Grafik, den schlauchartigen Level, den vielen Ladezeiten, den öden und viel zu langen Dialogen, den mäßigen Kämpfen, dem schlechten Charakter- und Gegnerdesign und der unsympathischen Hauptfigur nicht abgeschreckt hat, der sollte sich das Spiel dann doch zumindest vorher mal irgendwo ausleihen, bevor er ganz tief in den Geldbeutel greift und das ganze dann eventuell schnell wieder bereut.
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