Lesezeit: 5 Minuten2012 hätte so ein schönes Jahr werden können. Ein Jahr nach dem 15jährigen Geburtstag der Reihe hat uns Capcom gleich dreimal mit Resident Evil-Stoff gefüttert: Resident Evil: Revelations, Resident Evil: Operation Racoon City und nicht zuletzt Resident Evil 6 wurden innerhalb von 10 Monaten rausgehauen. Der große Rundumschlag fing ja gar nicht mal schlecht an: Resident Evil: Revelations ist kein zeitloser Klassiker, aber ein solides Spin-Off geworden. Wenn ich damals beim Testen jedoch schon gewusst hätte, dass es das beste Resident Evil-Spiel des Jahres 2012 werden würde, wäre mir die Freude allerdings schnell wieder vergangen.
Ich habe diese Serie schon immer geliebt und selbst objektiv schlechte Spin-Offs wie Resident Evil: Gun Survivor gerne gespielt. Chris Redfield und seine Schwester Claire, Jill Valentine, Leon S. Kennedy, Albert Wesker, Ada Wong… Im Grunde waren diese ganzen Typen ja nur Abziehbilder gängiger Klischeefiguren. Trotzdem wuchsen mir die ganzen Charaktere einfach ans Herz. Wenn man in einer indizierten Dreamcast-Episode nach halber Spielzeit plötzlich Chris Redfield steuern durfte, war das einfach nur geil. Es war immer wie ein Wiedersehen unter guten, alten Freunden. Man hat soviel Scheiße miteinander erlebt: Alte Herrenhäuser in die Luft gejagt, in einer Polizeistation vor einem Riesen geflohen, mit knapper Not einer Atombombe entkommen… “Hmmm, was ist eigentlich aus Leon geworden? Wie jetzt, der übernimmt in Teil X wieder die Hauptrolle? Geilomat!” So bescheuert und abstrus die Geschichte rund um Zombies inzwischen auch geworden ist, mir hat diese Trash-Deluxe-Packung einfach immer wieder Spaß gemacht. Es ist ein bisschen wie bei John Sinclair: Im Grunde Schund, aber mit viel Liebe gemacht. So dämlich manche Ideen auch gewesen sein mögen, in sich geschlossen hat das Resident Evil-Universum gut funktioniert.
Im Jahre 2012 habe ich jedoch das Gefühl, dass Resident Evil aus Sicht von Capcom vor allem eines ist: Eine Geldkuh. Dass diese Spiele auch damals schon mit einer gewinnbringenden Absicht produziert wurden, möchte ich gar nicht abstreiten. Aber wenn ich mir Resident Evil 6 so anschaue, kann ich mir die hochbezahlten Marktforscher bildlich vorstellen, die unweigerlich mit dem Ergebnis des Spielerlebnisses verknüpft sind: “OK Leute, so sieht’s aus. Resident Evil 6. Wow. Wir wollen mit Teil 6 auf jeden Fall neue Märkte erschließen. Schauen wir uns mal die Genregrößen und erfolgreichsten Titel der letzten Jahre an… Call of Duty, Dead Space, alles tolle Spiele. Warum können wir das nicht auch? Passt auf, wir machen das so. Chris ist ja Soldat. Ach nee, eigentlich Mitglied einer Sondereinheit. Scheiß drauf, merkt eh kein Schwein. Wir machen jetzt aus Chris einen Soldaten, der nur mit Armee-Typen rumläuft, so wie in diesem Call of Duty. Das mag doch eh jeder. Und Action. Ganz viel Action. Wie wärs mit Zeitlupe, am besten mit einer Geiselnahme? Wie jetzt…nur Zombies als Gegner? Das will doch keiner mehr sehen. Wir brauchen Gegner, die schießen können! Dann könnten wir auch dieses Deckungssystem von Gears of War reinklöppeln. Zombie-Soldaten, das isses! Dann ist auch die Geiselnahme wieder drin, oder? Cool. Oh, Moment…Stimmt. Was, wenn Resident Evil-Fans aber nur ganz stinknormale Zombies wollen? Ach komm, bastelt ‘ne altmodische Leon-Kampagne rein, dann halten die auch die Schnauze. Unsere Hauptzielgruppe kennt die alten Teile doch eh nicht mehr.”
So oder so ähnlich ratterten die imaginären Texte durch meinen Kopf, als ich schließlich Resident Evil 6 spielte. Inzwischen habe ich das Spiel in jeder Kampagne durch. War es jetzt ein totaler Reinfall? Aus Fanboy-Sicht leider ja. Resident Evil 6 ist ein perfektes Beispiel dafür, was bei der Globalisierung schief gegangen ist. Auch wenn die alten Resident Evil-Teile durchaus westlichere Ansätze hatten als vergleichbare Spiele aus Japan: Der Elan, ein tolles, eigenständiges Videospiel zu erschaffen, war immer spürbar. Teil 6 fühlt sich letztendlich mehr denn je nur wie ein Massenprodukt an. Es wirkt kühl, marktorientiert und bleibt dabei (als in sich geschlossen Spiel) selbst völlig orientierungslos. Der Titel schlägt wild und ziellos in mehrere Richtungen um sich. Er will begeistern. Er will mehr sein. Er will sich gut verkaufen. Er schreit laut dem Spieler entgegen: “Schaut her: Strafing! Kräuter supereinfach mischen und einsetzen! Checkpunkte ohne Ende! Schlauchiger Spielspaß ohne Längen! Gegenseitige Wiederbelebung! Deckungssystem! Resident Evil ist jetzt genauso schön zugänglich wie jeder moderne Shooter auf dem Markt!”
Sicherlich hatte Resident Evil 4 seine spielerischen Macken. Aber das Spiel hat als solches damit funktioniert. Man konnte nicht strafen, aber die Gegner waren darauf angepasst. Es war gefühlt kein spielerischer Nachteil. Die Hater sagten “Panzersteuerung” dazu, für mich funktionierte dieses Gameplay innerhalb der Spielumgebung aber ausgeprochen gut. An Resident Evil 6 merkt man überdeutlich, warum die vermeintlichen Nachteile damals explizit Teil des Gameplays waren. Nahkampf war früher nicht immer möglich. Warum? Viel zu mächtig. Nahkampf ist jetzt immer möglich. Folge: Ihr benutzt kaum noch Schusswaffen. Das ist nur ein Beispiel, warum viele ausgemerzte Kritikpunkte der Vorgänger völlig neue Lücken ins Gameplay reißen. Springen wir noch etwas weiter in die Vergangenheit. Man konnte früher nur speichern, wenn man ein Farbband gefunden und mit einer Schreibmaschine benutzt hatte. Die Anzahl an Farbbändern und somit Speicherungen innerhalb der Kampagne waren somit begrenzt. So unkomfortabel das auch war: Du hattest immer Schiss. Die Erlösung, nach langer Durststrecke endlich wieder ein Farbband in einer Schublade aufzufinden und somit abspeichern zu können: Unbeschreiblich. Im aktuellsten Ableger gibt es Checkpunkte. Ganz einfach. Da man jeden Ort nur einmal aufsucht, muss man sich nicht mal mit den Gegnern rumärgern und kann einfach vorbeirennen. Ich habe den Schwierigkeitsgrad Profi fast nur mit Durchrennen beendet, da die Gegner offensichtlich selber völlig verblüfft waren, nicht attackiert zu werden. Sobald ihr sterbt, habt ihr ab dem letzten Checkpunkt wieder volle Energie. Daher hortet man Heilkräuter und Erste-Hilfe-Sprays ohne Ende, weil der Reset vom Checkpunkt euch sowieso heilt. Wenn man erstmal gerafft hat, wie einfach man das Spiel verarschen kann, kämpft man aktiv eigentlich nur noch mit den Endgegnern oder eingestreuten “Töte Gegnerwellen bis es automatisch weitergeht”-Sequenzen. Das mag jetzt alles auch noch so komfortabel wie nie zuvor zu steuern sein – gutes Spieldesign sieht anders aus.
Geht es also endgültig den Bach runter mit Resident Evil? Ganz beschissen war Nummero sechs jetzt auch nicht unbedingt: Es gab immerhin vier mehr oder weniger zeitlich gleichzeitig ablaufende Kampagnen, die erfreulich unterschiedlich ausfielen. Mit knapp 30 Stunden Spielzeit bekommt der Resident Evil-Freund das bislang umfangreichste Fanpaket der Serie. Nein, schlecht unterhalten habe ich mich eigentlich nie gefühlt. Die verschiedenen Storylines waren durchaus nett erzählt und endlich weiß ich, was eigentlich seit Teil zwei aus Sherry geworden ist. Und wenn Leon mit seiner Partnerin in einen Unfall mit einem Tanklaster gerät und die Kameraeinstellungen 1:1 aus dem Intro von Resident Evil 2 übernommen werden, muss man als alteingesessener Fan einfach vergnügt vor sich hin grinsen. Auch die Bosskämpfe mit immer abstruseren, nie enden wollenden Mutations-Stufen sind ein deutlicher Reminder, dass wir hier immer noch Resident Evil spielen. Lediglich die umherstehenden Blumentöpfe mit Kräutern wirken in diesem Versuch eines modernen Actionspiels stark antiquiert.
Resident Evil 6 ist letztendlich durch die Fans und den Markt so geformt worden, wie es sich nun spielt. Denn so toll wir alle die frühen Teile auch fanden: Schon bei Resident Evil 3: Nemesis wirkte das Gameplay veraltet. Und das war noch VOR Resident Evil: Code Veronica, dem Gamecube-Remake und Resident Evil Zero. Als dann Teil 4 erschien, revolutionierte Resident Evil wie schon der erste Teil das Gameplay der Action-Adventures. Seitdem hat nahezu jedes Third-Person-Actionspiel die Schulterperspektive aufgegriffen und lustigerweise blieb ausgerechnet Resident Evil auf der Strecke. Der fünfte Teil war lediglich ein optisches Update mit Koop-Modus. Was war passiert? Die Spieler waren schon Actionspielkracher wie Dead Space, Gears of Wars und Konsorten gewohnt und haben sich tierisch aufgeregt: Kein Strafing, kein Deckungssystem, blablabla. Also dachte man sich wohl, man könne alle Probleme lösen, indem man brav für jedes Problem eine Lösung einprogrammiert. Resident Evil konnte zwar in Teil eins und vier das Gameplay revolutionieren, aber in den Teilen dazwischen die selbst etablierten Spielmechaniken kaum sinnvoll weiterentwickeln – selbst, wenn es anderswo inzwischen schon deutlich besser gemacht wurde.
Momentan spiegelt Teil 6 das Problem vieler japanischer Spielentwicklungen wieder: Hilflosigkeit in einer globalisierten Videospielwelt. Vielleicht sollten sich die Japaner einfach abgewöhnen, in Richtung Call of Duty zu schielen und sich wieder auf die eigenen Stärken zurückbesinnen. Auch wenn mich Resident Evil 6 auf vielen Ebenen enttäuscht hat, bin ich zuversichtlich: Wenn eine japanische Videospielreihe bewiesen hat, dass sie auch dem westlichen Markt ordentlich einheizen und für Gameplay-Innovationen sorgen kann, dann ist es Resident Evil. Sieben Jahre nach Resident Evil 4 wird es jetzt langsam mal wieder Zeit für eine Revolution. Better Luck Next Time!
Resident Evil 4 ist schon sieben Jahre her, wow…wo ist die Zeit hin. Ein Zitat von den Kollegen von GameTube zu RE 6 das ich super fand war: “Jeder Kommentar der Charaktere ist ein Hilfeschrei der Entwickler” und ganz ehrlich, das glaube ich auch 🙂
Ach ich habe glaube ich schon alles gesagt, was man zum sechsten Ableger sagen kann… unterste Schublade was Spielspaß angeht…
Man fragt sich immer wieder, wie so etwas passieren kann. Wie kann ein Entwicklerstudio so sehr ins Klo greifen?
Entwickler und Publisher machen doch Fokus-Tests etc. hätte Capcom nicht da schon was auffallen müssen?
natürlich fällt es denen auf und ich bin mir sicher die Hälfte der Firma will wieder zu horror zurück, aber dann kriegen sie weniger Kohle, deswegen macht man was die breite Masse will und die breite Masse will REvil Action aus den Filmen…
Man darf auch nicht vergessen: Resident Evil 5 war der bislang erfolgreichste Teil der Serie.
Interessant hierzu auch der Kommentar von Serienschöpfer Shinji Mikami zu RE5, nachzulesen auf der Wikipedia:
„Ich werde es nicht spielen, da ich es möglicher Weise nicht leiden kann und weil es rein gar nicht so sein wird, wie ich mir ein solches Spiel vorstelle.“ Weiter sagt er: „Es würde mir nichts als Stress bereiten, aber ich denke, dass es den Spielern gefallen wird, nicht aber jemandem der die Resident-Evil-Serie mitentwickelt hat.“
Naja… ich bin eh kein Fan der Spiele, ganz einfach weil ich mit der Steuerung einfach nicht klar komme; dabei finde ich die Stories eigentlich ganz cool. Ich hab’s vier oder fünf mal versucht mit Resident Evil 4 warm zu werden, aber das hat einfach nicht geklappt.
Die PC-Version ist auch denkbar schlechteste Version dafür… 😉
Tja… als nicht-Konsolen-Besitzer blieb mir da nichts anderes übrig und ich war ja mal absolut nicht beeindruckt.
Ich finde die ganze Sache eben so traurig, wie schon oben daeetsrgllt. Es ist keinesfalls zu verstehen, wie man einem Ort, der ja auch zu des B rgermeisters Gemeinde geh rt, eine solche Veranstaltung, die, wie schon erw hnt, den Bekanntheitsgrad unseres kleinen Dorfes erh ht, wegnehmen kann. Und das alles nur, weil die F higkeit ber den Tellerand wegzuschauen offensichtlich fehlt.Schon seit Jahren finden hier in Pogre tolle und auch gro e Feste statt. Bis zu diesem Jahr hat die Parkplatzgr e noch nie jemanden gest rt. Und wer schon mal da war wei , dass es eher zu viele, als zu wenig gibt.Und auch bei der Lautst rke ist, soweit ich wei , auch fast jeder Pogre er gewillt, f r das eine Mal im Jahr ein Auge zuzudr cken. Das belegt auch die noch laufende Unterschriftensammlung, deren Gesamtergebniss hier nach Fertigstellung nochmals geposted (f r alle Selten-Internet-Nutzer ver ffentlicht/hingeschrieben!) wird.Naja und als Mitglied der Band Keimigkeit kann ich nur sagen: Die besten Fans sind eh in Pogre !!!Ergo > Pro Festival Pogre