Lesezeit: 7 MinutenNun endlich gehen die Abenteuer von Pit und seiner Göttin Platuna weiter. Medusa gilt es ein erneutes Mal zu bekämpfen und wer wäre für diese Aufgabe besser geeignet, als unser sympathischer Engel? Die Schlacht über und unter den Wolken beflügelt den 3DS und bringt ordentlich Action in die kleine Konsole. Kid Icarus: Uprising – ein Höhenflug oder eine Bruchlandung? Ich werd’s euch verraten!
Die Geschichte ist schnell erzählt. Medusa hat es 25 Jahre nach ihrem Sturz geschafft, wieder an die Oberfläche zu kommen und tyrannisiert mit ihrer Unterwelt-Armee die Menschheit. Das lassen die Götting Platuna und ihr himmlischer Gehilfe Pit natürlich nicht zu und bekämpfen die Bösewichte mit allen Mitteln.
Die Grafik
Hier stimmt grafisch alles. Sowohl die Level-Designs, als auch die Animationen innerhalb der Schlachten laufen flüssig und sehen richtig gut aus. Hier bietet Nintendo uns ein kleines Schmankerl für die Augen. Ob in den Flugsequenzen oder am Boden sehen die Texturen sauber aus und machen Spaß anzusehen. Der 3D-Effekt wird vollends ausgeschöpft und macht ordentlich was her. Hier merkt man, dass das Spiel der Vorzeige-Titel des 3DS ist. Auch, wenn man den Regler zwischendurch herunterschiebt, wird den Augen keine Ruhepause gegönnt, denn selbst dann ist das grafische Aufgebot fantastisch und funktioniert perfekt.
Dieses Lob beschränkt sich nicht nur auf die obere Anzeige, sondern auch auf den unteren Bildschirm. Denn dort spielt sich grafisch alles anders ab. Mit 2D-Grafiken werden die nebenher ablaufenden Dialoge bildlich dargestellt und das nicht zu knapp – vor allem, weil man jederzeit mit Platuna im Gespräch ist. Zu jeder Aussage und jeder Reaktion wird hier die passende Grafik des jeweiligen Charakters geliefert. Das belebt die Situation und die humorvollen Passagen spürbar.
Wie fliegt es sich so als Engel?
Der erste Gedanke, der einem in den Kopf schießt, wenn man im Menü gelandet ist, lautet: „Ach guck, das sieht ja aus, wie in Super Smash Brothers Brawl.“ Und das ist gar nicht so verkehrt, denn Kid Ikarus: Uprising ist von niemand geringerem, als Masahiro Sakurai entwickelt worden. Er und sein Team sind die Erfinder von Kirby und SSBB und haben damit ihr Können schon mehr als einmal unter Beweis gestellt. Dies spürt man visuell im Menü und spielerisch im Gameplay.
Die Menüs sind umfangreich, schlicht und lassen trotzdem Platz für ein wenig Herumstöbern. Denn zu entdecken gibt es so einiges. Zum Beispiel den Waffenaltar, an dem ihr Waffen miteinander kombinieren könnt. Hier ist jedoch ein wenig himmlisches Feingefühl gefragt, denn mit jeder Kombination können Fähigkeiten der jeweiligen Waffe verloren gehen und das ist bitter, wenn ihr hart für sie gekämpft habt. Aber wenn ihr es richtig macht, dann könnt ihr einiges aus ihnen herausholen.
Des weiteren gibt es noch eine Schatztruhe, in der alle Achievements in Form von Mosaiksteinen erscheinen. Je mehr ihr erreicht, desto mehr Steine verschwinden und decken das Bild dahinter auf. Das ist ganz nett, aber nicht unbedingt notwendig. Aber vielleicht wird dieses Feature interessanter, wenn man alle Kapitel durch hat und ein paar neue Ziele braucht.
Die Waffen, die man im Spielverlauf erhält, sind sehr abwechslungsreich. Dem Spieler werden verschiedenste Waffenarten geboten, von Nahkampfwaffen bis Bögen über Bomben ist alles vertreten und das macht Laune! Bevor die Waffe ausgerüstet wird kann sie ausprobiert werden und somit kann man sich an die Handhabung und die Effekte gewöhnen.
Der große Schwerpunkt liegt in der Kommunikation zwischen Göttin Platuna und Pit. Diese wird von Grafiken untermalt und läuft non-stop auf dem unteren Bildschirm ab. Das macht es etwas schwer, dem Ganzen zu folgen. Man hört den Dialog, während auf dem oberen Screen die ganze Action abläuft. Das kann einen schnell überfordern, denn durch die tolle Inszenierung auf beiden Seiten möchte man auch beiden folgen, was schier unmöglich ist und nicht einmal Göttinnen könnten den unermüdlichen Input bewältigen. Naja, ok,… vielleicht schon. Aber auch nicht besser als wir.
Das Hauptspiel ist in Kapitel aufgeteilt. Jedes bietet für sich eine eigene Welt, ein eigenes Dungeon und einen eigenen Soundtrack. Über das Gesamtpaket kann man demnach nicht meckern. Den Schwierigkeitsgrad kann vor jedem Kapitel selbst bestimmt werden. Das Prinzip gleicht einem Glücksspiel. Je tiefer der Grad gelegt wird, desto weniger Herzen wandern in den brodelnden Topf, desto weniger Herzen bekommt man Ende raus. Wer einen hohen Schwierigkeitsgrad wählt, bekommt natürlich auch eine Menge wieder heraus. Es gibt jeweils zu jedem Kapitel einen empfohlenen Grad, den ich immer gewählt habe,… natürlich nur aus Bequemlichkeit! Sonst bin ich immer die Kampfsau. Seltene Möglichkeiten Lebensenergie wieder aufzufrischen, schwerere Gegner und knifflige Wege erschweren einem schon so manche Passage und ich erinnere mich an viele Stellen, an denen ich mit feuchten Händen doch noch das Ende des Levels gesehen habe.
Ich muss sagen, dass mir, im Nachhinein und gefiltert durch einige Tage Kid Icarus-Abstinenz, der Soundtrack und der Humor am besten vom Gameplay gefallen hat.Mit diesen beiden Aspekten haben die Entwickler dem Spiel Leben und vor allem Spaß verliehen. Dadurch, dass das Spiel und seine Charaktere sich selbst nicht sonderlich ernst nehmen, entsteht die angenehme Spielatmosphäre, die man an diesem Spiel schätzen lernt.
Mir persönlich geschah es leider, das alles, was ich an diesem Titel so mochte, mit der Zeit Routine wurde und ich die Lust verlor. Übersättigt von tollen Soundtracks, witzigen Sprüchen und dem ganzen Geballer legte ich für einige Zeit wehleidig den 3DS beiseite. Und das ist ein seltsames Gefühl. Du magst das Spiel, du magst das Gefühl, dass es dir gibt und schlagartig hast du genug. Das Glas ist voll und du hast keine Lust, die die Sache madig zu machen, es bis zum erbrechen zu spielen. Ich habe genossen und weiß, dass ich noch so einiges an schmackhaften Gaming-Stunden in meinem 3DS übrig habe. Das ist ok.
Die Steuerung
Im Lieferumfang enthalten sind nicht nur lustige AR-Karten (irgendwie bin ich hier nicht die richtige Zielgruppe), sondern auch ein hilfreicher 3DS-Halter aus Plastik. Dieser ist auch bitter nötig, wenn man mit der Standart-Steuerung spielt. Denn nichts ist schlimmer, wenn einem die linke Hand weg fault, während man unter heftigen Beschuss der Unterwelt-Armee um sein Leben fliegt. Mit der linken Schultertaste feuert man los, mit dem Schiebepad bewegt man Pit und mit der rechten Hand zielt man auf dem Touchpad, wohin Pit schießt und geht. Die Belegung der Tasten ist okay, aber nichts für lange Zock-Sessions, denn nach spätestens zwei Kapiteln ist jegliches Blut aus der linken Hand gewichen. Dies lässt sich durch neuer Belegung einigermaßen beheben, aber wer das Spiel einige Zeit gespielt hat, wird verstehen, warum der Plastikhalter zur Erleichterung mitgeliefert wurde. Er erleichtert. Wirklich.
Langstreckenflug
Kid Icarus: Uprising verfügt insgesamt über mehr als 20 Kapitel und damit mehr als 10 Stunden Spielspaß. Angesichts meiner Erfahrung wäre ich auch mit weniger zufrieden gewesen. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Kapitel verschieden aufzubauen, denn meistens laufen sie nach dem selben Schema ab. Dadurch, das es in jedem Kapitel eine Tür gibt, die sich nur mit einem bestimmten vorher gewählten Schwierigkeitsgrad öffnen lässt, ist die Wiederspiel-Motivation gegeben und verführt auch dazu, die Latte etwas höher zu legen.
3 Engel für Platuna
Der Multiplayer ist bei diesem Titel in zwei Teile geteilt. Man hat zum Einen die Möglichkeit, in 3er-Teams gegeneinander anzutreten oder im scharfen Versus-Kampf Kräfte messen. Das Ganze geht Lokal oder auch online. Hier tritt jeder mit seinen eigenen Waffen an, was keinen unmittelbaren Nachteil bietet, denn je nachdem, wie stark die jeweilige Waffe ist, desto mehr Schaden kann man erleiden. Ziel ist es, den Engel der gegnerischen Mannschaft zu besiegen oder den höchsten Punktestand zu erringen.
Fazit
Kid Icarus: Uprising ist ein fantastisches Spiel, dass dem 3DS Flügel verleiht. Mit einer klasse Grafik, dem passenden Soundtrack und witzigen Anekdoten und Dialogen macht der Engel ordentlich was her. Bis auf die nach einiger Zeit schmerzhafte Steuerung, meinem Motivationsknick ab dem 15. Kapitel und dem sich wiederholenden Level-Aufbau kann man an diesem kleinen Juwel nichts aussetzen. Es lohnt sich, die Kanone in die Hand zu nehmen, die Federn fest zu schnüren und sich auf die Unterwelt-Armee gefasst zu machen. Wenn Nintendo diesen Titel als Launch-Spiel zum 3DS angeboten hätte, wäre alles sicherlich anders verlaufen. Wir werden es nie erfahren. Aber bis wir Zeitsprünge machen können, kann ich euch nur empfehlen, euch die Wartezeit mit Pit & Co. Zu vertreiben!