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Binary Domain – Mein Feind, der Roboter

von am 10. März 2012
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Lesezeit: 5 MinutenKönnen Computer ein eigenes Bewusstsein entwickeln? Diese Frage geistert wohl schon seit der Erfindung des Science-Fiction-Genres in den Köpfen kreativer Autoren herum. In der Story von Binary Domain greift Sega einmal mehr diese These auf. Wie mit dieser Frage umgegangen wird und wie gut das Spiel geraten ist, verraten wir euch in diesem ausführlichen Test!

Die Story: “Ghost in the Shell” meets “I, Robot”

Wir schreiben das Jahr 2080. Die Behörden in Genf sind beunruhigt: Es tauchen verstärkt Roboter auf, die als Menschen getarnt unter das Volk gemischt wurden. Diesen Modellen wurde ein derart starkes menschliches Bewusstsein einprogrammiert, dass diese sich nicht einmal selber ihrer maschinellen Herkunft bewusst sind. Ein klarer Verstoß gegen Paragraph 21, wenn es nach den neuen Genfer Konventionen geht. Um der Herkunft der sogenannten “Seelenlosen” auf den Grund zu gehen, wird eine Spezialeinheit – die sogenannte “Rost”-Crew – Richtung Tokyo geschickt. Ihr Ziel: Der im Verdacht stehende Roboterhersteller Amada Industries.

Blechbüchsen Roll!

Ihr übernehmt im Spiel die Rolle von Dan Marshall und dürft mit ihm und einigen im Verlauf der Story immer wieder wechselnden “Rost”-Team-Mitgliedern der Roboter-Armee kräftig das Fürchten lehren. Wie die ganze Geschichte verläuft und wer am Schluss alles überlebt, hängt von euch ab. Immer wieder werdet ihr im Laufe der Handlung von euren Team-Mates angequatscht und um eure Meinung gebeten – je nachdem wie ihr antwortet, gewinnen oder verlieren eure Mitstreiter euer Vertrauen. Auf dem Schlachtfeld kann sich jedoch auch euer vermeintlich bester Kumpel gegen euch wenden, wenn es zuviel Friendly Fire hagelt. Aber wie läuft eigentlich das Gameplay in Binary Domain so ab?

Das Gameplay: Gears of War 3 meets “Terminator”

Um es möglichst kurz zu halten: Kennt ihr Gears of War 3? Dann werdet ihr kein Tutorial brauchen, denn Binary Domain hat das Shoot’n’Cover-Gameplay praktisch 1:1 kopiert. Ihr geht in Third Person-Schulter-Ansicht gegen die Roboter-Übermacht vor, könnt hinter jede vor euch liegende Deckung hechten, einen effektiven Nahkampf-Angriff ausführen, blablabla – alles was man halt so kennt. Segas Entwicklerteam Yakuza Studio macht keine Experimente, spielerisch setzt Binary Domain auf Bewährtes. Alles funktioniert so, wie es soll – neue Maßstäbe werden aber nicht gesetzt. Dafür sind die verschiedenen Roboter-Varianten aber ein herrlich zu bekämpfender Gegner: Bei den humanoid gebauten Robotern kann jedes Körperteil weggeballert werden, was unterschiedliche Auswirkungen hat. Bei abgetrennten Beinen kriechen die Blechbüchsen noch in bester Terminator-Manier mit tödlicher Absicht auf euch zu. Schießt ihr hingegen den Kopf ab, wirds besonders lustig: Dann wendet sich nämlich der Feind von euch ab und richtet seine Waffe auf seine Blechkumpel. Herrlich. Obwohl die Kämpfe an sich nicht besonders abwechslungsreich sind, machen sie durch die Gliedmaß-Abtrenn-Action immer wieder irrsinnig viel Spaß.

“Angriff!”… “Angriff!”…GRRRR… “ANGRIFF!!!”… Ach komm scheiß auf Sprachsteuerung.

DAS Killerfeature von Binary Domain sollte die Spracherfassung des Spielers werden. Via Headset könnt ihr euren Mitstreitern antworten und Befehle entgegenbrüllen. Ich habe die Xbox 360-Version gespielt und kein Headset, aber Kinect. Nachdem ich aber den Kinect-Sensor zur besseren Erkennung praktisch direkt vor meiner Nase platziert hatte und selbst dann nach zig Versuchen keinen “Angriff”-Befehl geben konnte, wurde mir die Geschichte zu blöd. Sämtliche Sprachbefehle können auch bequem mittels Schulterbuttons eingegeben werden, was für meinen Geschmack wesentlich zügiger funktioniert. Vielleicht tue ich dem Spiel aber auch Unrecht, kann sein das die Spracherkennung eher fürs Headset gedacht ist – probiert’s aus.

War hier etwa Meister Proper zugange?

Grafisch kommt Binary Domain aalglatt daher. Die High-Tech-Level-Komplexe wirken sehr karg, klinisch und blankgeputzt, unterstreichen aber dadurch ganz gut die Atmosphäre des Settings. Die Charakter- und Gegnermodelle können da schon mehr überzeugen. Passable Gesichtsanimationen, herumfliegende Gegnerschrott-Teilchen, gewaltige Bosskämpfe halten euch bei Laune – grafisch ist der Titel zwar in keinem Bereich weltbewegend, dafür ist das Gebotene solide Actionspiel-Kost und kommt löblicherweise mit kaum vorhandenen Ladezeiten aus. Die Sounduntermalung kann allerdings nicht so ganz mithalten: eine eher schwache deutsche Sprachausgabe, uninspirierte Musik und schwache Soundeffekte trüben etwas die gut acht Stunden umfangreiche Kampagne.

Waffentuning mit Erfolgs-Garantie

Geübte Spieler dürften selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad keine Probleme bekommen. Neben der großzügigen Selbstheilung helfen euch im Falle des Falles auch erwerbliche Medikits oder eure Buddies wieder auf die Beine. Da ihr im Laufe des Spieles an Terminals eure Waffen und euch selbst durch Nanomaschinen permanent aufrüstet, werdet ihr bald wesentlich stärker sein als euch lieb ist – selbst zig stürmende Standard-Gegner können euch dann nicht mehr schocken. Das hat zwar einen ganz coolen “ich werde immer krasser”-Effekt, wenn ihr später mit wenigen Schüssen eure Feinde massenhaft in Elektroschrott verwandelt, besonders fordernd ist das Spiel gegen Ende jedoch kaum noch.

Einsames Dosenwerfen

Wenn der Begriff “Team Squad-basierender Shooter” im Raum steht, liegt ein umfangreicher Multiplayer-Modus nicht fern – hier enttäuscht Binary Domain jedoch sehr mit einem sowohl on- als auch offline gänzlich fehlenden Koop-Modus. Dies macht zwar bei der ganzen Vertrauensebene-Geschichte innerhalb der Kampagne Sinn, aber wenigstens einen Arcade-Modus der ganzen Stages hätte man doch bestimmt mit Koop-Action einpflegen können. So bleibt euch nur ein Art Horde-Modus und die üblichen Multiplayer-Geschichten übrig – insgesamt nichts besonders aufregendes.

Fazit

Trotz kleinerer Schwächen ist Binary Domain insgesamt doch eine sehr runde Sache. Wer auf das Killer-Roboter-Setting abfährt, bekommt hier evtl. sogar das bessere Gears of War 3-Erlebnis. Denn die Cyberpunk-Story funktioniert mit der japanophilen Animeästhetik für meinen Geschmack wesentlich besser als der ständig nervende Pathos des Gameplay-Vorbilds. Klar werden auch hier blöde Sprüche gerissen und alberne Onliner vom Stapel gelassen, nur halt mit weniger Stars & Stripes. Glücklicherweise besteht euer Team auch nicht nur aus austauschbaren Kleiderschränken, denn neben zwei Damen gesellt sich später sogar ein friedlicher Roboter-Cowboy aus Frankreich zu euch. Ja, ihr habt richtig gelesen. Und er hat einen französischen Akzent. Was bei einem Roboter total Sinn macht. Geil oder? Sowas können halt nur die Japaner.

Wenn ihr also vom Gears of War 3-Gameplay noch nicht genug bekommen habt und dringend eine Ersatzdroge braucht – greift zu.

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