Lesezeit: 7 MinutenSeit 25 Jahren und 16 Titeln fesselt uns die Welt von Hyrule mit immer neuen Abenteuern, die unser Held Link bestreiten muss. Dieses Mal wachen wir auf einer Insel namens Wolkenhort auf, die hoch über einem verschlossenem Wolkenmeer schwebt. Der Haupthandlungsstrang beginnt mit einem Wirbelsturm, in den Link und Zelda geraten und dabei voneinander getrennt werden. Hier fängt für unseren Helden die gefahrenvolle Suche nach seiner Kindheitsfreundin an.
Malerischer Stil vs. Pixelmatsch
Wie soll man es finden, wenn 2011 ein Spiel released wird, das grafisch so unausgeglichen ist? Skyward Sword ist das traurige Beispiel für gewollt malerische Grafik, die schlecht umgesetzt wurde. Ich persönlich habe mit dem Niveau von The Legend of Zelda: Twilight Princess gerechnet und bin daher zum Teil von den groben Texturen enttäuscht. Wohingegen die malerische Darstellung von weit entfernten Zielen definitiv zum Look des Spieles passt. Diese werden stark reduziert, vom Pointillismus inspiriert, gezeichnet und bringen sich harmonisch in die Umgebung mit ein. Was leider am stärksten für Irritierung sorgt, ist die Charaktergestaltung. Schrill, bunt und irgendwie… verstörend kommen die Bewohner von Wolkenhort und dem Erdreich daher. Mal ist es eine gigantische lila Nase, mal ist es eine fragwürdige Frisur – zumindest das, wofür man den Zustand halten möchte, der sich auf so manchem Kopf abspielt. Das Skurrilste zeigt sich erst spät in Form der Gesichtsanimationen von Links Gefährtin Phai. Der Geist, der im Schwert unseres Helden wohnt, beehrt uns gelegentlich mit ihrer gesanglichen Begleitung zu unserem Harfenspiel. Die Animation erinnert hier an eine Bauchrednerpuppe und das ist nun wirklich nicht mehr zeitgemäß. Dieser letzte Tropfen lässt das Fass der Toleranz dann doch überlaufen und hinterlässt den fauligen Geschmack der Enttäuschung.
Mit dem Orchester über den Wolken
Ein Traum geht in Erfüllung – endlich begleitet ein Orchester Links Abenteuer. Mit einem wunderschönen Haupt- und individuellen Boss-Themes lassen sich Rätsel leichter lösen und Gegner schneller besiegen. Ein kleines Manko ist jedoch der schwache Wiedererkennungswert (Hauptthema und schon aus anderen Titeln bekannte Tracks ausgenommen), was der Atmosphäre jedoch nicht schadet. Zum 25-jährigen Jubiläum lässt sich Nintendo natürlich nicht lumpen und haut mit einer limitierten Edition auch eine CD raus, auf der orchestrierte Stücke vergangener und aktueller Zelda-Titel zu hören sind. Daumen hoch, Nintendo! Gut gemacht. Jetzt fehlt nur noch eine gepflegte Sprachausgabe und die Welt ist gerettet.
Fuchtel, fuchtel – Schwing, schwing
Zum Glück habe ich nichts Zerbrechliches in der Nähe meiner Gamercouch stehen, denn in Skyward Sword geht es dank MotionPlus heiß her. Fliegen, zeichnen, schwimmen, musizieren, pusten – das neue Feature wird auf Gedeih und Verderb eingesetzt. Die jedoch wichtigste Funktion bleibt der Schwertkampf. Dieser zeichnet sich durch höhere Präzisionsarbeit und taktisches Vorgehen aus. So muss man nun den Schwachpunkt des Gegners genau treffen und ihn damit außer Gefecht setzen. Manche Monster schützen sich mit ihren Waffen, andere mit ihrem undurchdringlichen Panzern. Hier ist richtiges Timing und Gegneranalyse gefragt, denn die Bösen schlafen nicht und lassen keine Gelegenheit aus, Fehltritte zu bestrafen.
Das Schwert ist nicht nur zum kämpfen da. Die Göttin hat sich nicht lumpen lassen und schuf Phai, um den Auserwählten auf seiner Reise beratend zur Seite zu stehen. Leider nimmt sie ihre Aufgabe etwas zu genau und neigt dazu, die Informationen der Cutscenes nochmals zu erläutern und dies noch mit unnötigen Prozentangaben zu schmücken. Irgendwie wird man mit ihr nicht so warm, wie mit ihren indirekten Vorgängen aus den vorhergegangenen Titeln.
Neu ist vor allem das Speichersystem. An Vogelsäulen könnt ihr nun euren Spielstand speichern, vom Erdreich ins Wolkenreich fliegen oder als Warp-Station nutzen. Warpen? Jawohl! Wenn ihr also vom Wolkenreich in ein schon bekanntes Gebiet fliegt, könnt ihr euch zu einer der zahlreichen Vogelstatuen warpen lassen. Das ist praktisch und spart Zeit. Vor allem bei den typischen Zwischendurch-Sammel-Quests ist die Warp-Option ein Segen.
Geht euch manchmal die Puste aus? Dann geht es euch genauso wie Link. Denn sobald er einen schweren Gegenstand bewegt oder das Efeu hochklettert, wird seine schwindende Ausdauer angezeigt. Diese kann man zwar durch spezielle Früchte, die hier und da wachsen, wieder aufladen, jedoch rate ich euch, mit der Kraft haus zu halten, denn schnell geratet ihr in eine brenzliche Situation, in der nur ein Sprint euch retten kann. Diese Erweiterung steigert den Schwierigkeitsgrad und sorgt definitiv dafür, dass ihr ins schwitzen kommt.
Ich packe ein: Tränke, Schild, Peitsche… – moment mal!
Neben den gewohnten Zelda Items findet unser spitzohriger Freund das ein oder andere neue Werkzeug, wie z. B. eine Peitsche, den Magischen Krug (eine Art Blase-Sauger) oder Grabklauen. Vor allem letzteres ist eine spannende Kiste. Überall in den Tempeln und ihrer Umgebung findet man kleine, mit einem Kreuz markierte Stellen, aus denen ihr Herzen oder Rubine hervorgraben könnt. Dies ist, wie ich ich finde, ein praktischer Zusatz und eine gelungene Abwechslung zu Gräsern, Bäumen etc. Leider ist die Peitsche hingegen eher unnötig, da sie im Prinzip eine Mischung aus Greifhaken und Magischen Krug ist. Ihr könnt euch also mit dem neuen Item an einer Vorrichtung festhalten und entlang hangeln oder Schalter betätigen. Der Magische Krug ist eine Art Blase-Staubsauger, mit dem man Sand einsaugen, Wind blasen und bestimmte Gegner eliminieren kann. Es bringt, wie die Grabklauen neuen Wind in die leider limitierte Item-Tasche. Ja, ihr habt richtig gelesen. Statt dem gewohnten Inventar muss man in Skyward Sword sich nach und nach Item-Taschen leisten, mit denen es möglich ist, mehr Kram mit sich zu tragen. Die Alternative hierzu wäre das Lager in Wolkenhort. Aber wer möchte schon mitten im Tempel feststellen, dass er just in diesem Moment das Werkzeug benötigt, das er daheim gelassen hat?
Das Inventar und die damit verbundene Tastenbelegung ist gewöhnungsbedürftig. Es fühlt sich so an, als wenn man mehr als einmal wichtige Sekunden mit ungewollter Item-Suche oder nervösem Gefuchtel, das in geladenes Fluchen übergeht. Jedoch ist das nicht der einzige Schwachpunkt. Oft möchte das Spiel einfach nicht, dass man schon beim ersten Mal sein Ziel erreicht. Sei es beim schwimmen, fliegen oder springen, manchmal bringt einen die doch zum Teil hölzerne Steuerung gerade in entscheidenen Momenten zur Weißglut.
Eine lange Reise
Mit mind. 35 Spielstunden für die Hauptquest kommt Skyward Sword mit einem beträchtlichen Umfang an Story daher. Manchmal ist sie etwas vorhersehbar oder wirkt zäh, ist aber im Großen und Ganzen gelungen. Mit der angedeuteten Romanze zwischen Link und Zelda ist für mich persönlich ein langersehnter Wunsch in Erfüllung gegangen. Es kommt jedoch der leise Verdacht auf, dass die Entwickler sich nicht so recht getraut haben, das Ding durchzuziehen. Aber es ist ein Anfang gesetzt… Hach, wie schön!
Fazit
In Sachen Schwertkampf hat Nintendo definitiv einen Schritt nach vorne gemacht. Die Umsetzung der MotionPlus-Kampfsimulation ist gelungen und haucht dem Controller neues Leben ein. Die Warpfunktion der Vogelsäulen, die Grabklauen und der Magische Krug sind tolle Ergänzungen zum gewohnten Gameplay. Die Grafik ist leider, in meinen Augen, ein großer Griff ins Klo. Natürlich ist die Wii nach wie vor kein Grafikmonster, aber man hätte sich doch ein wenig mehr Mühe geben können. Die vielen kleinen Schwächen, wie Charakteranimation, Tastenbelegung und starkes Backtracking stören jedoch den Spielfluss und sorgen, jedenfalls bei mir, leider für chronisches Seufzen und Augenrollen. Der anfängliche viel versprechende Spielspaß mündet leider nach und nach in Frust und Langeweile – das kann selbst der gelungene Soundtrack nicht retten. Irgendwie erschweren die Umstände und der zähe Anfang das Aufkommen von Magic Moments oder überhaupt dem Gefühl, das einem sonst ein Zelda-Titel gegeben hat. Der 16. Titel der Zelda-Reihe ist nicht der Schlechteste, aber haut mich auch nicht mehr vom Hocker – es wirkt wie der fünfte Tag Spaghetti mit Tomatensauce in der Woche. Bleibt nur noch die Hoffnung, dass Nintendo auf der Wii U all das wieder glattbügelt, was bei Skyward Sword schief gelaufen ist und ein paar Überraschungen parat hält.
Tja, ich kann mich deinem Urteil nur anschließen…
Heute hab ichs unter Qualen auch endlich mal durchgespielt und bis zum Schluss auf den “nach 10 Stunden wirds geil”-Moment gewartet – vergebens.
Die Story zieht sich wie Kaugummi, erst soll man in drei Bereichen nach Zelda suchen, dann soll man nochmal in dieselben Bereiche gehen und nach drei Flammen suchen, danach soll man NOCHMAL in DIESELBEN Bereichen gehen und Drachenlieder suchen bis es endlich ins überfällige und recht lahme Finale geht. Mal ehrlich Nintendo, was hat euch denn da geritten in Sachen Backtracking!?
Warum der Titel so gehypt wird, kann ich nicht nachvollziehen. Die MotionPlus-Unterstützung ist meiner Meinung nach völliger Quark, “echten” Schwertkampf gibt es hier auch nicht – Befehle wie von oben nach unten schwingen oder seitwärts schwingen wären auch ohne das MotionPlus-Zubehörteil möglich gewesen, reine Volksverarsche.
Der teils orchestrale Score ist noch das schönste am ganzen Spiel, grafisch wirkt dagegen heute sogar noch ein Ocarina of Time harmonischer. Für mich ist Skyward Sword DER Flop des Jahres 2011 in Sachen Erwartungshaltung, schön dass du dich nicht vom Markenhype hast blenden lassen und mal Butter bei die Fische gibts: Sieben Punkte hat dieses Spiel redlich verdient, denn mehr als guter Durchschnitt ist es nicht.
Ich bin wirklich äußerst gespannt, wie das auf der Wii U weitergeht. Ich sende Stoßgebete, dass Nintendo wieder aufholt