Lesezeit: 4 MinutenWillkommen im Jahr 1987!
Die Atari-Story ist in ihrem 15. Jahr angekommen.
Zur Erinnerung – oder für all jene, die jetzt erst dazustoßen – hier noch einmal die Gelegenheit, die ersten beiden Teile unseres Firmenrückblicks zu lesen:
Atari – 37 Jahre Gaming – Teil I (1972-1977)
Atari – 37 Jahre Gaming – Teil II (1977-1986)
Anfang der 80er Jahre war Atari durch den Videospiel-Crash gehörig ins Straucheln geraten.
Eigentümer Warner bekam nach einer halben Milliarde Dollar Verlsut aus dem Jahr 1983 das Nervenzipperlein und fand in Ex-Commodore-Gründer Jack Tramiel einen willigen Käufer.
Er erkannte das Potenzial der Firma und bereitete Atari auf den Sprung in die 16-Bit-Ära vor.
Bereits im Januar 1985 erblickte der Atari ST – auch als “Jackintosh” bekannt – das Licht der Welt.
Der 16-Bit-PC sollte entscheidend zum Überleben des angeschlagenen Konzerns beitragen.
Obwohl 1985 auch sein stärkster Konkurrent, der Commodore Amiga, auf den Markt kam und dieser mit besserer Grafik aufwarten konnte, wurde der Atari ST ein Dauerrenner, der bis 1992 zahllose Varianten und Nachfolger hervorbrachte. Insgesamt verkaufte er sich 6 Millionen Mal und ist damit erfolgreicher als sein Herausforderer.
Wir befinden uns im Jahre 1987.
Für den Atari ST ist es das erfolgreichste Jahr überhaupt.
Das Echtzeit-Rollenspiel Dungeon Master revolutioniert in den USA das RPG-Genre und MIDI-Maze vernetzt 16 Computer über die Sound-Schnittstellen zum ersten Multiplayer-Ego-Shooter überhaupt.
Mit den Bitmap-Brothers (Speedball, Cadaver) und Eric Chahi (Another World) wurden weitere wichtige Spiele auf den ST gezaubert. Viele andere namhafte Spieleschmieden programmierten jetzt für den Atari ST, der es bis zum Ende seiner Laufzeit auf über 1.000 Spiele brachte.
Zum Vergleich: das NES/Famicom von Nintendo brachte es auf 1.400 Spiele.
Vor allem die MIDI-Schnittstelle und sein geringer Preis sorgten für seine lange Erfolgsgeschichte. Musiker und Musikproduzenten waren dem Atari ST quasi hörig.
1987 kommt mit dem Mega ST ein Desktop-Kraftmeier mit neuen Grafik-Beschleuniger-Chips und 4MB Speicher (aufrüstbar bis 60 MB) auf den Markt.
1989 kommen mit dem 1040STe (eine aufgebohrte 4096-Farben-Version) und dem STacy sogar eine Laptop-Variante mit Monochrom-Display und Trackball heraus.
1990 folgt dem ST der Atari TT, ein kompatibler Nachfahre mit neuer CPU und neuen Grafik-Modi.
1991 wird mit dem Mega STe der Desktop-PC neuaufgelegt, diesmal mit einer 16 MHz CPU.
Der Falcon aus dem Jahre 1992 ist der letzte ST-kompatible Atari und trotz besserer Grafik kommerziell erfolglos.
Eine weitere Verknüpfung zwischen Atari, Amiga und Commodore lautete zunächst auf den Namen Handy und ist den meisten Zockern wohl als Lynx bekannt.
Das waren zu viele Infos auf einmal?
Kein Problem.
Epyx war 1978 von Jim Connelley und Jon Freeman gegründet worden und hatte nach ersten Rollenspiel-Erfolgen Anfang der 80er Jahre mit dem Kauf von Starpath, dem Erfinder des VCS-Superchargers Spielkonsolen-Duft gewittert.
Außerdem feierte Epyx mit Sportspielen wie Summer Games, Winter Games und California Games irrwitzige Erfolge auf beinahe jeder Spielplattform, allen voran aber dem C64 von Commodore.
Epyx wollte mit aller Macht in den Hardware-Sektor und luchst dem Amiga-Entwicklungsteam die beiden Tüftler Dave Needle und RJ Mical ab. Ihr Projekt Handy entwickeln Needle und Mical bei Epyx zu Ende, die 1988 in Atari einen begeisterten Käufer finden. Ab sofort heißt das tragbare Gerät Lynx und kommt 1989 für stolze 200 US-Dollar auf den Markt.
Eigentlich ist es dem nur halb so teuren Konkurrenten Game Boy aus dem Hause Nintendo technisch überlegen.
Immerhin kann das Lynx (die Fachliteratur kennt sowohl der Lynx, als auch das Lynx) Spiele in Stereo-Sound, in Farbe und in 16-Bit darstellen. Und der Handheld ist durch seine Form auch für Linkshänder hervorragend geeignet.
Diese technischen Glanzleistungen wurden jedoch leider zum Boomerang, denn die überlegene Hardware-Power zahlte der Kunde mit sechs Batterien im vier-Stunden-Takt.
Das Atari Lynx II ab 1991 ist da schon sparsamer.
Außerdem ist es leichter und kleiner geworden.
Die Spieleunterstützung der breiten Masse bleibt dem heimlichen König der Handhelds jedoch versagt. Nur 85 Spiele, meist Atari-Eigenentwicklungen (davon 30 Spielhallen-Umsetzungen) schaffen es auf das Lynx.
Lemmings gehört mit zu den erfolgreichsten Lynx-Spielen.
Eine komplette Liste der Spiele findet ihr hier: http://www.atari-computermuseum.de/software_lynx.htm
Mangelndes Marketing, die Nintendo-Allmacht und ein schlechtes Spielesortiment bringen das Lynx jedoch zu Fall.
1993 wird die Entwicklung weiterer Spiele eingestellt und der Ausflug in die Gefilde des mobilen Gaming endete.
Nur eine kleine Fan-Gemeinde entwickelt tapfer über das Jahr 1993 hinaus Spiele für das Atari-Handheld.
Seit Beginn der 90er Jahre verspürt Atari heftigen und eiskalten Gegenwind im heißumkämpften Lager der PCs.
Die Intel-basierten Rechner sind auf dem Vormarsch.
Dazu wird die Firma vom Weggang zweier Persönlichkeiten geschwächt.
Mit Shiraz Shivji (einer der Väter des C64 und des Atari ST) geht ein wichtiger Teil von Ataris Innovationskraft.
Ihm folgte Alwin Stumpf, der lange Jahre als Geschäftsführer für Atari tätig war.
Qualitätsprobleme mit neuen Monitoren sowie eine anschließende Entlassungswelle bei der Atari Deutschland GmbH beruhigten die Lage keineswegs. Ende 1992 zog sich Atari aus einem der damals wichtigsten Märkte, Deutschland, sowie aus vielen anderen europäischen Ländern komplett zurück. Lediglich der niederländische Standort blieb erhalten, um den Vertrieb in Europa noch zu steuern.
Damit endet der dritte Teil unseres Atari-Firmenrückblicks.
Teil Vier (21. Juni) wird sich mit dem Atari Jaguar und dem Ausverkauf der Marke Atari beschäftigen.
englich der drite teil von atari.ich hab eine frage gibt es uberhaupt eine neue sendung von dennis